Es gibt Geschichten, die sind eigentlich fast zu gut, um wahr zu sein. Allerorten verschwinden die letzten Nonnen aus den (einst) katholischen Krankenhäusern, womit ein wichtiges Stück Pflege-Geschichte und -Kultur verloren geht. In vielen Kliniken kann man sich kaum noch dran erinnern – wie es einmal war, als Ordensschwestern den gesamten Pflegebereich unter ihren Fittichen hatten. Zum Beispiel das Marien-Krankenhaus in Bergisch Gladbach, wo die letzten Nonnen vor 35 Jahren gesichtet wurden – weil die Franziskanerinnen aus Aachen einfach keinen Nachwuchs mehr hatten. Dabei hatten sie seit der Gründung des Krankenhauses in der Kaiserzeit die Pflege mehr oder weniger komplett erledigt.

Ein geschlossenes Kapitel. Stimmt. Aber das Buch der MKH-Geschichte ist noch lange nicht geschlossen – und am Freitag wurde ein wunderbares neues Kapitel eröffnet: Die Nonnen kehren nicht nur zurück, es wurde sogar ein kleines Kloster innerhalb des Marienkrankenhauses gegründet. Ein großer Erfolg für Kreisdechant Norbert Hörter, der vor allem für diese Neubelebung der alten Tradition gesorgt hatte.

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Die Nonnen kehren zurück und ein Kloster im Marienkrankenhaus wurde gegründet.

Diesmal kommen die Nonnen jedoch noch weiter weg als aus Aachen.  Die fünf Schwester vom “Orden vom Heiligsten Herzen Jesu”, die schon vor einem Monat eingezogen sind, kommen aus Indien. Genau gesagt aus Palai, im südindischen Bundesstaat Kerala. Es war der Apostel Thomas gewesen, der bis an die indische Malabarküste gepilgert und dort den christlichen Glauben eingeführt hat. Daraus entstand die Syro-Malabarische Kirche, die als so genannte Ostkirche dem Papst untersteht.

Der Orden der “Sacred Heart Sisters” wurde vor genau 100 Jahren vom Priester Mathäus Kathalikkattil gegründet.  Derzeit umfasst der Orden fast 3300 Schwestern.

Inzwischen bewegen sich die Reisenden in Sachen Glauben längst in entgegengesetzte Richtung. Die ersten “Sacred Heart Sisters” aus Indien kamen 1988 nach Trier, inzwischen arbeiten sie im St. Paulus-Heim und im St. Petrus-Krankenhaus in Bonn, weitere Niederlassungen gibt es in  St. Augustin, Neuss, Wissen, Siegburg, Engelskirchen – und jetzt eben auch in Bergisch Gladbach.

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Am Freitag nun wurde das Kloster mit seiner eigenen kleinen Kapelle vom Kölner Weihbischof Manfred Melzer eingesegnet. Dazu war auch die “ehrwürdige Schwester Alphonsa”, die Provinzialoberin aus Palai nach Bergisch Gladbach gekommen.

MKH-Geschäftsführer Benedikt Merten wies in seiner Rede auf die Besonderheit des Ereignisses hin:

“Gerade erst wurde nach langer Tradition das Benediktiner-Kloster in Siegburg geschlossen. Aber hier und jetzt, im Jahre 2011, knüpfen wir an eine Tradition an, die im Marien-Krankenhaus im Jahre 1975 bereits beendet wurde, als nämlich die Aachener Franziskanerinnen sich nicht mehr in der Lage sahen ihren Dienst zu verrichten.  Und nun, über 35 Jahre später, dürfen wir die Neugründung eines Konvents, kirchenrechtlich eines Klosters miterleben. Eine großartige Sache!”

Merten profitiert von dem Neuzugang, wie er offen einräumte, auch “aus personalwirtschaftlicher Sicht”. In Zeiten des Fachkräftemangels sei es nicht so einfach, gut ausgebildete und erfahrene Krankenschwestern zu bekommen. Aber noch wichtiger sei etwas ganz anderes. Merten:

“Das spirituelle Leben, die religiöse Ansprache und die Begleitung unserer Patienten bekommen wertvolle bereichernde Impulse. Gerade noch haben wir im Rahmen unseres Leitlinienprozesses unsere Werte herausgestellt, sind uns dieser bewußt geworden. Ich bin davon überzeugt, dass durch Ihr Wirken die Werte unseres Hauses noch greifbarer, sichtbarer und noch spürbarer werden. Die Herzlichkeit, mit der Sie ehrwürdige Schwestern auf die Patienten und Mitarbeiter zugehen, ist einfach ansteckend.”

Dem kann man sich nur anschließen – und den fünf neuen Ordenschwestern in Bergisch Gladbach ein besonders herzliches Willkommen bereiten.

Ich interessiere mich für alle Themen rund um die Gesundheit (und damit leider auch Krankheit). Da ich selbst im Gesundheitswesen tätig bin, hier aber auch mal Kritik üben möchte, bleibe ich anonym. Sie können mich aber über das Bürgerportal per Mail erreichen: info@in-gl.de

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