VNP–Schriften 1 - Verein Naturschutzpark eV
VNP–Schriften 1 - Verein Naturschutzpark eV
VNP–Schriften 1 - Verein Naturschutzpark eV
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>VNP–Schriften</strong> 1<br />
Schriftleitung: Dr. Thomas Kaiser<br />
Niederhaverbeck 2007<br />
Dirk Mertens, Traute Meyer, Stefan Wormanns, Mathias Zimmermann<br />
14 Jahre<br />
Naturschutzgroßprojekt Lüneburger Heide
2 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
Impressum<br />
VNP-Schriften, Band 1<br />
Niederhaverbeck 2007<br />
Herausgeber: <strong>Verein</strong> <strong>Naturschutzpark</strong> e.V.<br />
Niederhaverbeck 7<br />
29646 Bispingen<br />
Schriftleitung: Dr. Thomas Kaiser<br />
Autorinnen und Autoren: Dirk Mertens, Traute Meyer, Stefan Wormanns,<br />
Mathias Zimmermann<br />
Adressen der Autorinnen und Autoren: <strong>Verein</strong> <strong>Naturschutzpark</strong> e.V.<br />
Niederhaverbeck 7<br />
29646 Bispingen<br />
Weitere Mitwirkende: S. Albers, A. Frerichs, U. Englert, J. Hallmann,<br />
Dr. A. Koopmann, M. Peisert (alle <strong>Verein</strong> <strong>Naturschutzpark</strong><br />
e.V.)<br />
Titelfoto: Dirk Mertens<br />
ISBN 978-3-00-020718-1<br />
Der Herausgeber übernimmt keine Gewähr für die Richtigkeit, die Genauigkeit und Vollständigkeit<br />
der Angaben sowie für die Beachtung privater Rechte Dritter. Die in den Beiträgen<br />
dieser Schriftenreihe geäußerten Absichten und Meinungen müssen nicht mit denen des Herausgebers<br />
übereinstimmen.<br />
Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des <strong>Verein</strong>s <strong>Naturschutzpark</strong> e.V.<br />
Bezug über <strong>Verein</strong> <strong>Naturschutzpark</strong> e.V., Niederhaverbeck 7, 29646 Bispingen, Tel.<br />
05198/987030, Fax 05198/987039.<br />
Zitiervorschlag:<br />
MERTENS, D., MEYER, T., WORMANNS, S., ZIMMERMANN, M. (2007): 14 Jahre Naturschutzgroßprojekt<br />
Lüneburger Heide. –VNP-Schriften 1: 139 S.; Niederhaverbeck.
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 3<br />
Vorwort<br />
Mit der Veröffentlichung „14 Jahre Naturschutzgroßprojekt Lüneburger Heide“ erscheint<br />
Band 1 der neuen Schriftenreihe „VNP-Schriften“, herausgegeben vom <strong>Verein</strong><br />
<strong>Naturschutzpark</strong> e.V. (VNP).<br />
Weder beim VNP noch bei der Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz (NNA) existierte<br />
bisher ein festes Publikationsorgan, das auch umfangreiche Arbeiten mit Bezug<br />
zur Lüneburger Heide und zu den Hohen Tauern veröffentlichen könnte. In der Regel<br />
war es daher bisher nur möglich, kürzere Beiträge in den einschlägigen Zeitschriften<br />
und Schriftenreihen zu publizieren, beispielsweise in den NNA-Berichten, den Mitteilungen<br />
aus der NNA oder der VNP-Zeitschrift „Naturschutz und Naturparke“. Damit<br />
blieben diverse umfangreiche Ausarbeitungen der interessierten Öffentlichkeit weitgehend<br />
verschlossen.<br />
Mit den unregelmäßig erscheinenden VNP-Schriften sollen zukünftig solche Ausarbeitungen<br />
allgemein zugänglich gemacht werden, insbesondere<br />
vom VNP erstellte Berichte und Ausarbeitungen zum Beispiel zum naturkundlichen<br />
Monitoring,<br />
von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des VNP erarbeitete sonstige fachliche Unterlagen,<br />
im Auftrage des VNP erstellte Gutachten und vom VNP mit getragene Projekte,<br />
vom VNP mit betreute Diplom- und Doktorarbeiten.<br />
Das Themenfeld der Veröffentlichungen umfasst naturkundliche, landschaftspflegerische,<br />
denkmalpflegerische und regionalplanerische Arbeiten mit Bezug zum Naturschutzgebiet<br />
„Lüneburger Heide“ und den VNP-eigenen Flächen in den Hohen Tauern.<br />
Die Bände der VNP-Schriften werden in mehreren wissenschaftlichen Bibliotheken<br />
gesammelt und sind damit zumindest über Fernleihe allgemein verfügbar. Mit der<br />
Herausgabe werden keine kommerziellen Ziele verfolgt. Die Abgabe erfolgt daher<br />
zum Selbstkostenpreis.<br />
Hans Joachim Röhrs Dr. Thomas Kaiser<br />
Vorsitzender des <strong>Verein</strong>s <strong>Naturschutzpark</strong> e.V. Schriftleitung
4 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 5<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Seite<br />
1. Einleitung 9<br />
2. Allgemeine Angaben zum Projektgebiet 11<br />
3. Planung und Zielsetzung des Projektes 12<br />
3.1 Zielaussagen des Pflege- und Entwicklungsplanes 12<br />
3.2 Fortschreibung des Pflege- und Entwicklungsplanes 25<br />
4. Projektumsetzung 29<br />
4.1 Grunderwerb und langfristige Pacht 29<br />
4.2 Bewirtschaftungsauflagen –der Landschaftspflegehof Tütsberg 33<br />
4.3 Biotoplenkende Maßnahmen 37<br />
4.3.1 Maßnahmen in Wäldern 37<br />
4.3.2 Maßnahmen an Fließgewässern 45<br />
4.3.3 Maßnahmen an Stillgewässern 54<br />
4.3.4 Maßnahmen in Talräumen (zumeist Grünland) 55<br />
4.3.5 Maßnahmen in Heideflächen 69<br />
4.3.6 Entwicklung der ehemaligen militärischen Übungsbereiche (Rote Flächen) 88<br />
4.3.7 Anlage von Kleingewässern 92<br />
4.3.8 Maßnahmen in Mooren 92<br />
4.4 Anschaffung von Gerät zur Durchführung von Pflegemaßnahmen 98<br />
5. Ergebnisse begleitender Monitoring-Untersuchungen 103<br />
5.1 Bestandsentwicklung ausgewählter Leitvogelarten 103<br />
5.2 Floristische Daueruntersuchungen an ausgewählten Zielarten 120<br />
6. Ausblick auf die zukünftige Entwicklung des Projektgebietes 126<br />
6.1 Fortsetzung der Pflegemaßnahmen 126<br />
6.2 Erfolgskontrollen 127<br />
7. Zusammenfassung 133<br />
8. Quellenverzeichnis 134
6 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
Verzeichnis der Tabelle<br />
Seite<br />
Tab. 1: Aktuele Nutzungsverteilung im Naturschutzgebiet „Lüneburger Heide” und<br />
im Kerngebiet des Naturschutzgroßprojektes. 11<br />
Tab. 2: Räumliche Differenzierung der Maßnahmenplanung für die Heiden. 26<br />
Tab. 3: Handlungssteuernde Parameter für die jährliche Maßnahmenplanung. 28<br />
Tab. 5: Tierbestand und Beweidungsintensität im Naturschutzgebiet „Lüneburger<br />
Heide“. 71<br />
Tab. 6: Jahresbilanzen des Flächenvolumens der maschinellen Heidepflege durch den<br />
VNP. 78<br />
Verzeichnis der Abbildungen<br />
Seite<br />
Abb. 1: Kerngebietsabgrenzung und aktuelle Nutzungsverteilung. 10<br />
Abb. 2: Landschaftswandel im Naturschutzgebiet Lüneburger Heide. 12<br />
Abb. 3: Mittelverteilung für biotoplenkende Maßnahmen. 37<br />
Abb. 4: Lage des Beweidungsprojektes und der Einzelkoppeln südöstlich von Undeloh. 56<br />
Abb. 5: Rinderbeweidung im Umfeld Wilsede (Schlangengrund, um 1900). 57<br />
Abb. 6: Biotoptypenverteilung in der Schwarze Beeke-Koppel. 58<br />
Abb. 7: Biotoptypenverteilung in der oberen Radenbachkoppel. 59<br />
Abb. 8: Biotoptypenverteilung in der so genannten Mündungskoppel. 59<br />
Abb. 9: Biotoptypenverteilung in der Wilseder Koppel. 60<br />
Abb. 10: Bislang wurden zwei Hengstfohlen im Radenbachtal geboren. 64<br />
Abb. 11: Stickstoffbilanz der Heiden, Magerrasen und durchweideten Waldbereiche. 73<br />
Abb. 12: Stickstoff-Bilanz der Heiden, Magerrasen und durchweideten Waldbereiche. 79<br />
Abb. 13: Die Höhenschichten des Pietzmoores sind auf der Grundlage einer Lasermessung<br />
ermittelt worden. 94<br />
Abb. 14: Bestandsentwicklung des Birkhuhns (Tetrao tetrix). 104<br />
Abb. 15: Bestandsentwicklung des Rebhuhns (Perdix perdix). 105<br />
Abb. 16: Bestandsentwicklung der Wachtel (Coturnix coturnix) 106<br />
Abb. 17: Bestandsentwicklung des Kranichs (Grus grus). 106<br />
Abb. 18: Bestandsentwicklung des Kiebitzes (Vanellus vanellus). 107
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 7<br />
Seite<br />
Abb. 19: Bestandsentwicklung des Großen Brachvogels (Numenius arquata). 108<br />
Abb. 20: Bestandsentwicklung des Ziegenmelkers (Caprimulgus europaeus). 109<br />
Abb. 21: Bestandsentwicklung des Wendehalses (Jynx torquatus). 110<br />
Abb. 22: Bestandsentwicklung des Grünspechtes (Picus viridis). 111<br />
Abb. 23: Bestandsentwicklung des Kleinspechtes (Picoides minor) 111<br />
Abb. 24: Bestandsentwicklung der Heidelerche (Lullula arborea) ohne Berücksichtigung<br />
der Roten Flächen 3a/b. 113<br />
Abb. 25: Bestandsentwicklung der Heidelerche (Lullula arborea) mit Berücksichtigung<br />
der Roten Flächen 3a/b. 113<br />
Abb. 26: Bestandsentwicklung des Braunkehlchens (Saxicola rubetra). 114<br />
Abb. 27: Bestandsentwicklung des Schwarzkehlchens (Saxicola torquata). 115<br />
Abb. 28: Bestandsentwicklung des Steinschmätzers (Oenanthe oenanthe). 117<br />
Abb. 29: Bestandsentwicklung des Neuntöters (Lanius collurio). 118<br />
Abb. 30: Bestandsentwicklung des Raubwürgers (Lanius excubitor). 119<br />
Abb. 31: Bestandsentwicklung des Lungen-Enzians (Gentiana pneumonanthe) im<br />
Naturschutzgebiet „Lüneburger Heide“. 121<br />
Abb. 32: Bestandsentwicklung beim Enzian-Ameisenbläuling (Maculinea alcon). 122<br />
Abb. 33: Aktuelle Wuchsorte der Quendel-Seide (Cuscuta epithymum). 123<br />
Abb. 34: Aktuelle Vorkommen der Schwarzwurzel (Scorzonera humilis). 125
8 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
Danksagung<br />
Dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, vertreten<br />
durch das Bundesamt für Naturschutz, und dem Land Niedersachsen danken wir für<br />
die erheblichen finanziellen Mittelzuweisungen für die Planung und Umsetzung des<br />
Naturschutzgroßprojektes.<br />
Bei den Projektbetreuerinnen und Betreuern des Bundesamtes für Naturschutz, des<br />
Niedersächsischen Umweltministeriums und der ehemaligen Bezirksregierung Lüneburg<br />
(jetzt Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz)<br />
möchten wir uns für die gute Zusammenarbeit in den letzten 14 Jahren bedanken.<br />
Weiterhin danken wir für die Unterstützung durch die Niedersächsische Fachbehörde<br />
für Naturschutz, die Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz und das Forstamt<br />
Sellhorn sowie durch die Landkreise Harburg und Soltau-Fallingbostel.<br />
Ein besonderer Dank gilt den engagierten Mitgliedern des <strong>Verein</strong>s <strong>Naturschutzpark</strong><br />
e.V. (VNP), die durch ihre Spendenbereitschaft erst die Finanzierung des Eigenanteiles<br />
des <strong>Verein</strong>s ermöglicht haben. Durch zahlreiche ehrenamtliche Pflegeeinsätze wurde<br />
zur Projektumsetzung beigetragen. Die Umsetzung des Naturschutzgroßprojektes<br />
wurde fachlich von der Kommision „Naturschutz und Landschaftspflege“ des VNP<br />
begleitet. Alle hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des VNP haben mit<br />
ihrem Engagement wesentliche Beiträge zur Umsetzung des Naturschutzgroßprojektes<br />
geleistet.
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 9<br />
1. Einleitung<br />
Das Naturschutzgroßprojekt „Lüneburger Heide“ wurde Ende 1991 nach zweijährigen<br />
Vorarbeiten unter der Trägerschaft des <strong>Verein</strong>s <strong>Naturschutzpark</strong> e.V. (VNP) in das<br />
Förderprogramm des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit<br />
zur Errichtung und Sicherung schutzwürdiger Teile von Natur und Landschaft<br />
mit gesamtstaatlicher Bedeutung aufgenommen (HAGIUS 1997). Abgeschlossen wurde<br />
das vom Bundesamt für Naturschutz betreute Naturschutzgroßprojekt am 31. Dezember<br />
2004.<br />
1922 wurden 200 km² der Lüneburger Heide durch eine Verordnung der preußischen<br />
Regierung zum Naturschutzgebiet erklärt. Durch eine Verordnung der Bezirksregierung<br />
Lüneburg im Juni 1993 wurde das Naturschutzgebiet noch vergrößert und besitzt<br />
jetzt eine Fläche von 234,4 km² (V.ROEDER 1997). Innerhalb dieser Fläche wurde auf<br />
der Grundlage der Erfassungen und festgelegten Entwicklungsziele des für das Naturschutzgroßprojekt<br />
erstellten Pflege- und Entwicklungsplanes (KAISER et al. 1995, vergleiche<br />
KAISER 1997, 1999a, 1999b) ein Kerngebiet festgelegt, in dem Flächenankäufe<br />
und biotoplenkende Maßnahmen durch das Naturschutzgroßprojekt gefördert werden<br />
konnten. Bereits 1993 wurde diese Kerngebietsfläche um über 1.400 ha vergrößert, da<br />
mit dem Ende der militärischen Nutzung der so genannten Roten Flächen 1 bis 3 großräumige<br />
potenzielle Entwicklungsareale für Heiden zur Verfügung standen.<br />
Kleinere Anpassungen des Kerngebietes wurden auch in späteren Jahren noch durchgeführt.<br />
Diese begründeten sich mit dem hohen naturschutzfachlichen Wert einzelner<br />
Grünland- und Waldbestände, der aufgrund des Schwerpunktes der Erfassungen im<br />
Rahmen des Pflege- und Entwicklungsplanes bei Heiden, Fließgewässern und Mooren<br />
zu Beginn der Projektlaufzeit nicht bekannt war.<br />
Zum Ende der Projektlaufzeit 2004 wurde eine Fläche von 12.078 ha dem Kerngebiet<br />
des Großprojektes zugerechnet (Abb. 1). Dieser Flächenumfang liegt knapp über der<br />
Hälfte der Fläche des Naturschutzgebietes „Lüneburger Heide”.<br />
Das Projektgebiet liegt in einem der ältesten und größten Naturschutzgebiete Deutschlands.<br />
Es enthält neben anderen für die Geestlandschaft der norddeutschen Tiefebene<br />
typischen Lebensräumen die größten zusammenhängenden, aus der historischen Heidebauernwirtschaft<br />
hervorgegangenen Zwergstrauchheiden Mitteleuropas.<br />
Die vorliegende Veröffentlichung umfasst eine leicht überarbeitete Fassung des Endberichtes<br />
für das Naturschutzgroßprojekt, das der <strong>Verein</strong> <strong>Naturschutzpark</strong> im Sommer<br />
2006 dem Bundesamt für Naturschutz vorgelegt hat.
10 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
Abb. 1: Kerngebietsabgrenzung und aktuelle Nutzungsverteilung.
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 11<br />
2. Allgemeine Angaben zum Projektgebiet<br />
Die Tab. 1 verdeutlicht den hohen Waldanteil des Naturschutzgebietes “Lüneburger<br />
Heide”. Das Naturschutzgebiet ist eines der größten Waldschutzgebiete Deutschlands<br />
(in seiner Waldfläche fast entsprechend derjenigen des Nationalparks Harz). Nur 22 %<br />
der Naturschutzgebietsfläche werden von Heiden, Sandmagerrasen oder offenen<br />
Moorflächen eingenommen.<br />
Bei der Grundlagenerhebung für den Pflege- und Entwicklungsplan wurden die Heiden<br />
und Moore (speziell der Pietzmoor-Komplex) sowie die Talräume als besonders<br />
wertgebend aus Sicht des Biotop- und Artenschutzes erkannt. Zusätzlich wurde für die<br />
Fließgewässer ein großes Entwicklungspotenzial im Rahmen der Abwicklung des Projektes<br />
gesehen. Diese Lebensräume bilden den Förderschwerpunkt des Projektes.<br />
Wälder wurden in das Kerngebiet vorrangig unter dem Gesichtpunkt einer Vernetzung<br />
der Heideflächen oder einer Auflichtung für heidetypische Arten aufgenommen, ansonsten<br />
aber weitgehend ausgespart. Entsprechend sinkt der prozentuale Waldanteil in<br />
Bezug auf das Kerngebiet beträchtlich, während er für die Heide stark ansteigt (Tab.<br />
1).<br />
Tab. 1: Aktuele Nutzungsverteilung im Naturschutzgebiet „Lüneburger Heide”<br />
und im Kerngebiet des Naturschutzgroßprojektes.<br />
Quelle: Luftbildauswertung/Gesamtflächennutzungsnachweis VNP 2006.<br />
Nutzungsform Naturschutzgebiet Kerngebiet des Natur-<br />
Lüneburger Heide schutzgroßprojektes<br />
Fläche [ha] Prozentanteil Fläche [ha] Prozentanteil<br />
Wald/Gehölz 15.257,3 66 4.525,3 37<br />
Heiden, Magerrasen, offene Moorflächen<br />
5.215,0 22 5.185,0 43<br />
Ackerland 1.423,0 6 1.113,5 9<br />
Grünland 1.284,7 5 1.106,8 9<br />
Wasserflächen 70,0 < 1 67,8 < 1<br />
Verkehrs- und Siedlungsflächen 150,0 1 80,0 1<br />
Summe 23.440,0 100 12.078,4 100<br />
Obschon im Rahmen des Naturschutzgroßprojektes umfangreiche Maßnahmen zur<br />
Heideerweiterung durch den VNP durchgeführt wurden, lässt sich dieses in der prozentualen<br />
Verteilung der Lebensraumtypen bezogen auf das Kerngebiet nicht nachvollziehen.<br />
Dies liegt an der besonderen Situation, welche sich im Projektgebiet durch
12 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
die Einbeziehung militärischer Übungsflächen ergab. Diese Flächen stellten mit einem<br />
Gesamtflächenanteil von 3.100 ha einschließlich der durch Panzer geschaffenen Rohbodenflächen<br />
von etwa 2.300 ha zwar ein gewaltiges Entwicklungspotenzial für den<br />
Naturschutz, doch gelang es auch über die Mittel des Großprojektes nicht, Zugriff auf<br />
alle Flächen zu erlangen. Etwa 200 ha in privater Hand bewaldeten zwischenzeitlich,<br />
was in etwa der Fläche entspricht, die durch Mittel des Großprojektes in den Altheiden<br />
von Vorwaldstadien und Wäldern zu Heiden zurück entwickelt wurde. Faktisch wurde<br />
die Heidefläche im Naturschutzgebiet während der Projektlaufzeit jedoch um etwa<br />
2.000 ha erhöht. Den Landschaftswandel im Naturschutzgebiet “Lüneburger Heide”<br />
veranschaulicht die Abb. 2.<br />
Flächenanteile in %<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
Naturschutzgebiet Lüneburger Heide<br />
0%<br />
1776 1850 1890 1926 1960 2006<br />
Jahr<br />
Sonstiges<br />
Wehsand<br />
Heide<br />
Grünland<br />
Moor<br />
Abb. 2: Landschaftswandel im Naturschutzgebiet „Lüneburger Heide“ (durch eigene<br />
GIS-Auswertung erweitert auf Grundlage von KOOPMANN 2001 und<br />
PELZER 1975).<br />
3. Planung und Zielsetzung des Projektes<br />
3.1 Zielaussagen des Pflege- und Entwicklungsplanes<br />
Die Vorbereitungen zur Bewilligung eines Naturschutzgroßprojektes erforderten zwei<br />
Jahre. 1992 wurde mit den Bestandserfassungen zur Erstellung eines Pflege- und Entwicklungsplanes<br />
begonnen. Der Pflege- und Entwicklungsplan (vergleiche KAISER<br />
1997, 1999a, 1999b) wurde nach vierjähriger Bearbeitungszeit im April 1996 durch<br />
das Bundesamt für Naturschutz bewilligt. Die Planerstellung wurde von Arbeitsgruppen<br />
begleitet.<br />
Acker<br />
Wald
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 13<br />
Auch wenn in den zum Teil sehr großen Arbeitsgruppen in Bezug auf Einzelfragestellungen<br />
oft nur nach sehr langwierigen Verhandlungen ein Entwicklungsziel formuliert<br />
werden kann, so erwies sich die Entscheidung, zunächst einen weithin abgestimmten<br />
Pflege- und Entwicklungsplan zu erarbeiten im Rückblick als richtig. Die in den Diskussionsprozess<br />
während der Planungsphase investierte Zeit konnte im Rahmen der<br />
Umsetzung vieler Maßnahmen wieder eingespart werden. Kritik an Einzelmaßnahmen<br />
blieb zumindest nach einem Verweis auf das abgestimmte Planwerk eher die Ausnahme.<br />
Somit konnten in den sieben Jahren der Umsetzungsphase sehr viele Projekte mit<br />
extrem geringem Verwaltungsaufwand verwirklicht werden.<br />
Ziel des Projektes war die Sicherung wertvoller Biotope im Naturschutzgebiet durch<br />
Ankauf oder langfristige Pacht. Vorrangig wurden Flächen angekauft, die für den Erhalt<br />
oder die Entwicklung von Heiden, Magerrasen, Fließgewässern oder Mooren von<br />
besonderer Bedeutung sind.<br />
Als Grundlage für die Maßnahmenplanung und zukünftige Erfolgskontrollen wurde<br />
ein Leitbild für den Gesamtraum entwickelt, das den aus Naturschutzsicht anzustrebenden<br />
Ideal-Zustand des Projektgebietes beschreibt. Es stellt die Bedeutung des Projektgebietes<br />
für den Naturschutz in einen überregionalen Rahmen und untersucht die<br />
Verträglichkeit möglicher Entwicklungsrichtungen untereinander. So können grundlegende<br />
Aussagen über den anzustrebenden Soll-Zustand entwickelt werden (KAISER<br />
1999a). Das Leitbild für den Gesamtraum wurde in Form von Entwicklungszielen für<br />
die aus Naturschutzsicht relevanten Landschaftseinheiten weiter konkretisiert. Diese<br />
leiten sich aus vorliegenden Bestandsdaten (Flora, Vegetation, Fauna, aktuelle und<br />
menschliche Nutzung, standörtliche Verhältnisse) ab. So können Aussagen zum angestrebten<br />
menschlichen Einfluss, zur Soll-Ökotoptypen-Ausstattung und zur Soll-<br />
Artenausstattung getroffen werden.<br />
Im Folgenden werden die Zielaussagen für die jeweiligen Lebensräume dargestellt<br />
(aus KAISER et al. 1995).<br />
Moor (Hoch- und Übergangsmoore)<br />
Sämtliche Moore weisen von menschlichen Entwässerungsmaßnahmen unbeeinflusste<br />
hydrologische Verhältnisse und mit Ausnahme einiger Kleinstmoore einen weitestmöglich<br />
natürlichen Zustand auf.
14 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
Anzustrebende Eigenschaften, die auf alle Moortypen zutreffen:<br />
Abiotische Faktoren:<br />
geringer Gehalt an verfügbaren Nährstoffen,<br />
niedriger pH-Wert,<br />
ungestörte hydrologische Verhältnisse.<br />
Biotische Faktoren:<br />
Vorkommen von Bulten-Schlenken-Komplexen, Torfmoos-Rasen, Moorschlenken<br />
und Glockenheide-Anmoor (moortypische Vegetation)<br />
Vorkommen von spezialisierten Tierarten der Hoch- und Übergangsmoore<br />
Schaffung einer ausreichend großen Pufferzone (Breite mindestens 50 –200 m)<br />
Anlage von beruhigten Zonen für die Fauna, insbesondere im Randbereich der<br />
Moore<br />
Anzustrebende Eigenschaften für den Pietzmoor-Komplex:<br />
Entwicklung zum selbstregulierten Moor, in das der Mensch zukünftig nicht mehr<br />
eingreifen soll,<br />
positive Wasserbilanz, in der die Niederschlagssumme den Abfluss und die Verdunstung<br />
übersteigt,<br />
Schaffung von feuchten Brachflächen, die durch Schafbeweidung offen gehalten<br />
werden mit einem hohen Anteil an blütenreichen, krautigen Pflanzen in der Randzone<br />
der Moore, da sie ein unentbehrlicher Nahrungsbiotop für viele Moor-<br />
Tierarten darstellen. Dieses darf aber nicht auf Kosten der Moore geschehen beziehungsweise<br />
zu deren Entwässerung führen.<br />
Anzustrebende Eigenschaften für Kleinsthochmoore:<br />
Niederschlagsabhängige Wasserversorgung des Moores aus der Umgebung,<br />
Ericetum-Gürtel um Moorkörper,<br />
Erhalt von Mooren, die derzeit ein moortypisches Artenspektrum aufweisen, als<br />
typisches Element der Heidelandschaft ohne unmittelbares Angrenzen der Wälder,<br />
sondern Gestaltung des Übergangsbereiches zwischen Wald und Moor durch lockere<br />
Bestockung mit standortangepassten, naturraumtypischen Baumarten unter<br />
Belassung der natürlichen Strauchschicht,<br />
für Moore, die derzeit kein moortypisches Artenspektrum aufweisen oder sich bereits<br />
zu Kiefern-/Birkenbruchwäldern entwickelt haben, wird der Naturzustand<br />
(Bewaldung) angestrebt, sofern es sich mit anderen Entwicklungszielen (zum Beispiel<br />
Heiden) vereinbaren lässt.<br />
Anzustrebende Eigenschaften für Heidemoore:<br />
Kontinuierliche beziehungsweise relativ gleichmäßige Grund- und Quellwasserverhältnisse<br />
in Bezug auf Menge und Qualität der Quellwasserschüttung,
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 15<br />
Erhalt von Mooren, die derzeit ein moortypisches Artenspektrum aufweisen, als<br />
typisches Element der Heidelandschaft ohne unmittelbares Angrenzen der Wälder,<br />
sondern Gestaltung des Übergangsbereiches zwischen Wald und Moor durch lockere<br />
Bestockung mit standortangepassten, naturraumtypischen Baumarten unter<br />
Belassung der natürlichen Strauchschicht,<br />
für Moore, die derzeit kein moortypisches Artenspektrum aufweisen, wird der Naturzustand<br />
(Bewaldung) angestrebt, sofern es sich mit anderen Entwicklungszielen<br />
(zum Beispiel Heiden) vereinbaren lässt.<br />
Fließgewässer und naturnahe Talräume<br />
Fließgewässer einschließlich ihrer Talräume weisen in der Regel von der Quelle bis<br />
zum Austritt aus dem Projektgebiet einen weitestmöglich natürlichen Zustand auf.<br />
Abiotische Faktoren:<br />
Naturnahe Quellstrukturen im eigentlichen Quellgebiet der Fließgewässer und an<br />
den Talrändern, überwiegend Sickerquellen, aber auch Tümpelquellen;<br />
naturnahes Gewässerprofil (Sohle, Ufer) mit geringem Freibord und überwiegend<br />
uneingeschränkter Eigendynamik der Bäche;<br />
naturnaher Feststofftransport unter anderem durch geringe Erosion im Einzugsgebiet<br />
der Fließgewässer und damit geringe Sand- und Schwebstofffrachten;<br />
naturnahe, stabile und vielfältige Struktur des Bachbettes mit hohem Anteil an kiesigem,<br />
in der Endmoräne auch steinigem Sediment, sowie organischem Hartsubstrat<br />
(Erlenwurzeln, Totholz);<br />
stufenlos durchgängiges Sedimentlückensystem in der Bachsohle von der Quelle<br />
bis zur Mündung, auch für die substratgebundene limnische Fauna (keine anthropogenen<br />
Wanderhindernisse, stromab wie stromauf);<br />
naturraumtypisches Strömungsbild mit vielfachem kleinräumigem Wechsel von<br />
Fließgeschwindigkeit und Wassertiefe;<br />
ausgeglichene Wasserführung im Jahresgang;<br />
hohe Wasserqualität (geringer Gehalt an Nähr- und sonstigen Stoffen);<br />
pH-Wert im schwach sauren bis neutralen, in Quellzonen in Heidemooren auch im<br />
schwach sauren bis sauren Bereich;<br />
sommerkalte Temperaturverhältnisse mit geringen Schwankungen der Tages- und<br />
Jahresamplitude;<br />
naturnahe Belichtungsverhältnisse (überwiegend Beschattung während und Besonnung<br />
außerhalb der Vegetationsperiode durch den gewässerbegleitenden Erlenbewuchs).
16 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
Im Talraum ganzjährig oberflächennahe, gering schwankende Grund- und Quellwasserstände,<br />
die aus dem Niederschlag und dem der Niederung lokal in großer<br />
Menge zufließenden Hangwasser gespeist werden;<br />
die Talsohle wird von hydromorphen Böden, überwiegend Gleye, zum Teil auch<br />
Anmoor-Gleye, und in Teilbereichen Niedermoor, eingenommen;<br />
es findet kein anthropogener Nähr- und Feststoffeintrag von umliegenden Flächen<br />
in den Talraum und von dort in die Fließgewässer statt. Im Gegenteil erfolgt eine<br />
Festlegung von organischem Material durch die fortschreitenden Vermoorungsprozesse<br />
im Talraum;<br />
in Abhängigkeit von der jeweiligen Talform (Kerbtal, Muldental, Sohlental) ist in<br />
der Talsohle ein kleinflächig wechselndes, bewegtes Mirkorelief vorhanden.<br />
Flora und Vegetation, Fauna:<br />
Naturnahe Vegetation in den Fließgewässern und vor allem auch an den Ufern als<br />
Basis der limnischen Nahrungsnetze (hauptsächlich allochthoner Eintrag von Erlenblättern);<br />
naturraum- und standorttypische Zoozönosen in den Fließgewässern.<br />
Die Talräume sind bis auf die unten genannten Ausnahmen entsprechend den Einheiten<br />
der potenziellen natürlichen Vegetation vollständig bewaldet und unterliegen<br />
den ungestörten natürlichen Aufbau- und Zerfallsphasen. Es sind die naturraumtypischen<br />
Zönosen derartiger Wälder entwickelt;<br />
in ausgewählten Bereichen innerhalb einzelner Talräume sind offene Moorheiden,<br />
Binsen- und Seggenrieder, nasse Hochstaudenfluren und extensiv bewirtschaftete<br />
mesophile Feucht- und Nassgrünländer vorhanden. Einzelne derzeit in solchen Offenländern<br />
vorhandene talraumtypische Gehölze und Gehölzgruppen können toleriert<br />
werden. Außerdem sind in einigen Talräumen Heidemoore und Kleinsthochmoore<br />
Teil dieser offenen Bereiche. Offene Talraumabschnitte sind nur dort vorhanden,<br />
wo diese aus Gründen des Schutzes von an Offenland gebundener Pflanzenarten<br />
und –gesellschaften oder des Tierartenschutzes von hoher Bedeutung sind.<br />
In den Offenländern kommen die entsprechenden Talraum- und moortypischen<br />
Vegetations- und Faunenelemente vor;<br />
im Kontakt zu diesen Offenlandbereichen in den Talräumen sind offene Übergänge<br />
zu angrenzenden Heiden, Magerrasen, Mooren und Grünländern überall dort vorhanden,<br />
wo Tierarten vorkommen, die auf derartige Übergänge angewiesen sind;<br />
in Talräumen, in denen der erforderliche Erlenbewuchs an den Fließgewässern zu<br />
einer Beeinträchtigung von Lebensräumen vom Aussterben bedrohter, stark gefährdeter<br />
und gefährdeter Vogelarten führen würde, wird er auf möglichst kurzen<br />
Fließstrecken durch einen nur lückigen galeriewaldartigen Erlensaum oder durch<br />
Weiden- oder Gagelgebüsche ersetzt;
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 17<br />
die Holmer Teiche bleiben überwiegend bestehen und werden als Voraussetzung<br />
für die Existenz der dort vorhandenen Zönosen weiterhin extensiv bewirtschaftet;<br />
für die aus Gründen des Fließgewässerschutzes zurückzubauenden Stillgewässer<br />
mit aus Artenschutzsicht sehr bedeutsamen Tier- oder Pflanzenvorkommen müssen<br />
in der Regel aus naturschutzfachlicher Sicht ausreichende Ausweichlebensräume<br />
geschaffen werden. Dies können neben teilrückgebauten Teichen zum Beispiel gekammerte<br />
ehemalige Gräben sein;<br />
alle anderen Stillgewässer, die nicht aus Gründen des Fließgewässerschutzes vollständig<br />
zurückgebaut werden müssen sondern lediglich zu verkleinern sind (Teilrückbau)<br />
oder weiter bestehen können, machen eine ungestörte Verlandungssukzession<br />
durch und sind durch das Vorkommen an die entsprechenden Milieubedingungen<br />
angepasster Vegetation und Tiergruppen charakterisiert;<br />
naturraumuntypische und nicht heimische Arten fehlen ebenso wie andere oben<br />
nicht aufgeführte Ökotoptypen (insbesondere Acker, Intensiv-Grünland, Nadelwaldbestände).<br />
Räumliche Verteilung:<br />
Zusammenhängende Offenlandflächen in den Talräumen mit einer hohen Bedeutung<br />
für talraumtypische Offenlandzönosen. Derzeit in offenen Talraumabschnitten vorhandene<br />
einzelne Moorgebüsch- oder Bruchwaldbestände im vorhandenen Umfang werden<br />
toleriert:<br />
Gut ausgeprägtes Nassgrünland: Talraum Schmale Aue –Mündungsbereich Radenbach;<br />
nördliches Ufer unterer Radenbach; Seeve-Bereich der Großen Wiese.<br />
Die Flächen sind gleichzeitig wichtiger Lebensraum gefährdeter Tagfalter- und<br />
Heuschreckenarten;<br />
gut ausgeprägte feuchte mesophile Grünländer: Talraum Schmale Aue –Mündungsbereich<br />
Radenbach und Kienmoorbach; Talraum der Haverbeeke; Talraum<br />
des Wehlener Moorbaches. Die Flächen sind zum Teil wichtiger Lebensraum gefährdeter<br />
Tagfalter- und Heuschreckenarten;<br />
zusammenhängende Offenlandbereiche mit in ausreichendem Maß extensiv genutzten<br />
Nass- und feuchten mesophilen Grünländern: Talraum Schmale Aue –<br />
Mündungsbereich Kienmoorbach und Radenbach; Radenbachtalraum; Talräume<br />
Fastmoor- und Vossmoorbach; oberer und unterer Talraum der Brunau;<br />
offene Talräume mit nur lückigen galeriewaldartigen Erlenbeständen oder niedrig<br />
wachsenden Weiden- und Gagelgebüschen in möglichst kurzen Abschnitten: Talräume<br />
Radenbach, Wilseder-, Fastmoor- und Vossmoorbach: Lebensräume oder<br />
unverzichtbarer Teillebensraum von Birkhuhn, Großer Brachvogel und Kiebitz;<br />
nach oben genannten Kriterien offen zu haltende Talraumabschnitte schließen die<br />
Vorkommen der auf derartige Offenlandökotope angewiesenen Reptilien, Heuschrecken<br />
und Tagfalter ein;
18 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
Talraumabschnitte, die nicht für die Entwicklung des jeweiligen Fließgewässers<br />
benötigt werden, weil es sich um grabenartige anthropogen über ihren eigentlichen<br />
Quellbereich hinaus verlängerte Fließgewässer mit Entwässerungsfunktion handelt:<br />
Brunauquellgebiet, oberer Wümmelauf (bereits eingesetzte Wiedervermoorung<br />
nach Schließung von Entwässerungsgräben und Anlage von flachen Geländemulden<br />
- langfristig wird eine Moorentwicklung angestrebt), Böhme: gleiches Entwicklungsziel<br />
am Rand des Pietzmoor-Komplexes, Kienmoorbach: Entwicklung<br />
offener, extensiv genutzter Grünländer, einzelner Feuchtbrachen und Niedermoorsumpfflächen<br />
im Kontakt zu den angrenzenden offenen Heiden und dem Kienmoor;<br />
aus Moorschutzgründen offen zu haltende kleine Moore in den Talräumen: bestehende<br />
kleine Heidemoore: Dierkshausener Bach, Grubenbach, nördlicher Quellarm<br />
des Weseler Baches, an der Wümme und Brunau, Kleinsthochmoor im oberen<br />
Wümmetal: große Heidemoore: Offenhaltung bei Auftreten zu starker Verbuschung.<br />
Offenland feuchter Standorte der Talräume<br />
(Grünland-, Niedermoor- und Sumpfökotope)<br />
Offenland feuchter Standorte tritt kleinflächig in den Bachtälern (nach Möglichkeit<br />
schwerpunktmäßig in Ortsrandlagen) auf, wo dessen Bewirtschaftung eine Fortsetzung<br />
der Unterhaltung der Fließgewässer oder der Talraumentwässerung nicht erfordert. Die<br />
Bäche werden in diesen Abschnitten in der Regel zumindest von einem galeriewaldartigen<br />
Erlensaum begleitet.<br />
Heide (einschließlich alter, trockener Ackerbrachen)<br />
Große und in der Regel zusammenhängende Flächen des Projektgebietes werden von<br />
Heiden (einschließlich Magerrasen und Offensandbereiche) eingenommen und repräsentieren<br />
alle Standorttypen. Die Heiden führen aber in der Regel nicht zu einer Isolation<br />
von Wäldern alter Waldstandorte.<br />
Ökotop- beziehungsweise Vegetationstypen:<br />
Erhalt beziehungsweise Entwicklung der kompletten für die Lüneburger Heide typischen<br />
Ökotop- beziehungsweise Vegetationstypenvielfalt der Zwergstrauchheiden,<br />
insbesondere großflächig auch der Pionierstadien mit Offensandbereichen,<br />
Silbergrasfluren und allenfalls sehr lockerer Zwergstrauchvegetation sowie artenreicher<br />
Lehmheiden in räumlich-zeitlicher Dynamik; dagegen Zurückdrängen der<br />
weitläufigen Bereiche mit mächtigen Rohhumusauflagen;
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 19<br />
Zulassen der Entwicklung weitläufiger Buschlandschaften, besonders als fließende<br />
Wald-Heide-Übergangsbereiche und als Pufferbereiche am Rande der Talräume<br />
der Fließgewässer;<br />
Zurückdrängen der dichten Wacholderhaine, sofern nicht als Sichtschutz zur Abschirmung<br />
von Störwirkungen erforderlich.<br />
Flora und Fauna:<br />
Vorkommen der für die den Entwicklungszielen entsprechenden zwergstrauchheidentypischen<br />
Tier- und Pflanzenarten in überlebensfähigen Populationen;<br />
kein Vorkommen von biotopuntypischen und vor allem von nicht heimischen Arten.<br />
Räumliche Verteilung:<br />
Flächenausweitung um Heiden, die von den standörtlichen Gegebenheiten her aktuell<br />
unterrepräsentiert sind (vor allem Lehmheiden und Wehsandbereiche) und<br />
Verbindung der aktuell vorhandenen Heideflächen durch Einbeziehung der Roten<br />
Flächen und teilweise auch von Wäldern (besonders bei Vorhandensein einer nicht<br />
standortheimischen Bestockung sowie bei erst vor relativ kurzer Zeit von Heide in<br />
Wald überführten Flächen, dagegen nicht im Bereich alter Waldböden, bei besonders<br />
naturnaher Waldbestockung oder kulturhistorisch bedeutsamen Waldtypen<br />
und bei Vorkommen seltener waldtypischer Arten) oder andersartig genutzten Flächen;<br />
nicht großräumig verbindbare Heideflächen werden durch Schneisen von ausreichender<br />
Breite (in Bereichen mit Birkhuhn-Vorkommen 500 m) oder über sehr<br />
licht gestellte Kiefernbestände vernetzt, sofern eine einzelfallbezogene Abwägung<br />
keine abweichenden Zielvorstellungen erbringt;<br />
die Mindestgrößen der Heideflächen müssen in der Regel die Ausbildung eines<br />
typisch entwickelten Offenland-Klimas zulassen.<br />
Rolle des Menschen:<br />
Der Mensch muss die Heiden aufgrund ihres anthropo-zoogenen Ursprungs als<br />
Sukzessionsstadien einer in Richtung Wald führenden Entwicklung durch eine an<br />
die Heidebauernwirtschaft angelehnte Pflege erhalten. Dieses schließt Dynamik in<br />
der Entwicklung und räumlichen Verteilung im Rahmen der zum Heidesystem gehörenden<br />
Sukzessionsabfolgen nicht aus.<br />
Wald<br />
Wälder nehmen möglichst große und zusammenhängende Flächen des Projektgebietes<br />
ein, die alle Waldstandorttypen repräsentieren. Neben Wirtschaftswäldern, in denen
20 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
die Belange von Naturschutz und Forstwirtschaft weitestmöglich vereinbart werden,<br />
treten auch Naturwälder und kulturhistorisch bedeutsame Waldtypen wie Stühbüsche<br />
und Hutewälder auf. Die Wälder führen in der Regel nicht zu einer Isolation von Heide-Teilflächen.<br />
Entwicklungsziele:<br />
Großflächige Wälder, die der natürlichen Entwicklung ohne direkte menschliche<br />
Einflussnahme überlassen werden und die auch nicht durch Wege erschlossen sind<br />
(Naturwald),<br />
großflächige Wälder aus den Baumarten der potenziellen natürlichen Waldgesellschaften<br />
(einschließlich der dem Klimaxwald vorgeschalteten Pionier- und Sukzessionsstadien<br />
unter Ausschluss florenfremder Gehölze), in denen Erschließung, Verjüngung,<br />
Pflege und Nutzung mit größtmöglicher Rücksicht auf die natürlichen<br />
Verhältnisse und ihre Eigenentwicklung erfolgen, in denen aber auch Waldbestände<br />
aus Lichtbaumarten (vor allem Kiefer und Eiche) aus geschichtlichen und Artenschutzgründen<br />
entgegen der natürlichen Entwicklung erhalten bleiben,<br />
Waldbestände, die aus natürlichen Pionierstadien hervorgegangen sind, besonders<br />
in räumlicher Verzahnung von Wald und Heide,<br />
Waldbestände, die aus historischen Bewirtschaftungsformen hervorgegangen sind<br />
oder in denen diese nachgeahmt werden –bei Neuanlagen in räumlicher Verzahnung<br />
mit Heideflächen,<br />
aufgelichtete oder zwischenzeitlich kahlgeschlagene Bestände in ausgewählten<br />
Verbindungsräumen zwischen Wald und Heide, in denen Lichtbaumarten dominieren,<br />
Wald-Heide-Übergangsbereiche ohne Schattbaumarten, die entweder stark aufgelichtet<br />
sind oder von Zeit zu Zeit kahlgeschlagen werden, um sie dann wieder für<br />
längere Zeit der natürlichen Sukzession zu überlassen,<br />
im Wald eingeschlossene waldfreie Flächen mit besonderen Lebensgemeinschaften<br />
oder Standortverhältnisen („Sonderbiotope“ im Sinn der Waldbiotopkartierung)<br />
sowie Vorkommen bedrohter Arten im Wald und außerhalb, die ihre jeweils angemessene<br />
Sonderbehandlung erfahren.<br />
Stillgewässer<br />
Stillgewässer existieren als Lebensraum seltener Tier- und Pflanzenarten in Bereichen,<br />
in denen kein Konflikt mit dem Fließgewässer- oder Moorschutz auftritt.
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 21<br />
Holmer Teiche:<br />
Fortführung der Nutzung (Mensch als Teil des Entwicklungszieles) zum Erhalt<br />
einer der Bewirtschaftungsweise angepassten Lebensgemeinschaft, die gleichermaßen<br />
durch Intensivierung wie Stilllegung bedroht ist;<br />
Erhaltung der Strukturvielfalt des Gebietes mit offenen Wasserflächen, ausgedehnten<br />
Röhrichtbeständen, Groß- und Kleinseggenriedern, Feuchtgebüschen, Erlenund<br />
Birkenbrüchen, bodensauren Eichenmischwäldern und mit einem kleineren<br />
Heidemoor;<br />
Vorkommen des für das Gebiet beziehungsweise durch die Bewirtschaftung typischen<br />
Pflanzen- und Tierarteninventars;<br />
die negativen Einflüsse auf den Weseler Bach und die Seeve sind auf ein verträgliches<br />
Maß reduziert.<br />
Moorgewässer:<br />
Entwicklung zum Heidemoorweiher,<br />
hohe Wasserqualität (geringer Gehalt an Nähr- und sonstigen Stoffen),<br />
pH-Wert im sauren bis schwach sauren Bereich,<br />
natürlich bedingter schwankender Wasserstand, jedoch keine vollständige Austrocknung,<br />
geringe Wassertiefe (nicht wesentlich mehr als 50 cm),<br />
möglichst geringe Beschattung und geringer Laubeintrag,<br />
Zonierung der Vegetation in untergetauchte Torfmoos-Gesellschaft mit teilweiser<br />
Durchdringung von Schwimmblatt-Pflanzen, Torfmoos-Rasen, Seggenrieder, Glockenheide-Anmoor,<br />
Hoch- und Heidemoore, Sandheiden oder Erlen- beziehungsweise<br />
Birkenbrüche nährstoffarmer Standorte,<br />
die natürliche Sukzession der Moorgewässer wird zugelassen,<br />
eine Pufferzone von 50 m ist einzurichten, wenn Nutzflächen angrenzen.<br />
Die Entwicklungsziele gelten für folgende oligo-/dystrophe Stillgewässer: Die drei<br />
südlichen Hörpeler Teiche als natürlich entstandene Stillgewässer, der Schlatt in der<br />
Heidelandschaft nordöstlich des Wulfsberges, das Stillgewässer unmittelbar südlich<br />
des Radenbaches, das Stillgewässer westlich von Ollsen, das Stillgewässer im Heidemoor<br />
südöstlich von Benninghöfen, ein kleineres Moorgewässer im Seeve-Quellmoor,<br />
Gewässer (zumeist wassergefüllte Torfstiche) im Pietzmoor-Komplex, relativ neu angelegte<br />
oligotrophe Stillgewässer im Staatsforst Sellhorn, Revier Niederhaverbeck, im<br />
Klosterforst Soltau und unter günstigen Voraussetzungen einige der neu angelegten<br />
Stillgewässer oberhalb des Seeve-Quellgebietes, an der Este und im Twießelmoor und<br />
unter günstigen Voraussetzungen einige Stillgewässer der Roten Flächen.<br />
Stillgewässer der offenen Heidelandschaft:<br />
Entwicklung zum Lobelien-Heideweiher,
22 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
pH-Wert im schwach sauren Bereich,<br />
natürlich bedingter schwankender Wasserstand mit zeitweiliger Austrocknung,<br />
geringe Wassertiefe (zwischen 50 bis 100 cm), aber keine ausgedehnten Flachwasserzonen,<br />
ungestörte Einwirkung des Windes (Lage in Windexposition),<br />
keine Beschattung und Laubeintrag,<br />
naturnahe Struktur mit charakteristisch ausgeprägter Vegetation,<br />
Zonierung der Vegetation in Unterwasser-Rasen mit Arten der Lobelien-<br />
Gesellschaft im nordöstlichen Uferbereich, Wassernabel-Igelschlauch-Gesellschaften<br />
und teilweise torfmoosreiche Gesellschaften im südwestlichen Uferbereich,<br />
Schnabelseggen-Ried und lockere Schilfröhrichte, Hundstraußgras-Grauseggen-Sumpf,<br />
Glockenheide-Anmoor, Sandheiden,<br />
Das Entwicklungsziel gilt für folgende Stillgewässer des Projektgebietes: Der nördlichste<br />
Hörpeler Teich, unter günstigen Voraussetzungen einige Stillgewässer der Roten<br />
Flächen.<br />
Sonstige Stillgewässer ohne Fließgewässeranschluss:<br />
Erhalt aus Gründen des Artenschutzes,<br />
hohe Wasserqualität, insbesondere kein übermäßiger Gehalt an Nährstoffen,<br />
charakteristisch ausgeprägte Vegetation,<br />
Zonierung der Vegetation in Schwimmblatt-Gesellschaften, Teichröhrichte, im Uferbereich<br />
Seggen- und Binsenrieder,<br />
naturnahe Gestaltung der unmittelbaren Umgebung, wobei der Gehölzanteil bei<br />
nicht im Wald liegenden Stillgewässern wegen der Beschattung des Laubeintrages<br />
nicht zu hoch sein sollte,<br />
naturnahe Struktur mit Buchten, Auskolkungen und Flachwasserzonen sowie einem<br />
möglichst langen, abwechslungsreichen Uferlinienverlauf bei gestaltbaren<br />
Stillgewässern,<br />
natürlich entstandene Tümpel werden sich selbst überlassen,<br />
bei den künstlich angelegten, besonnten Tümpeln wird eine natürliche Vegetationsentwicklung<br />
zugelassen, zu gegebener Zeit werden geeignete Ersatzstandorte<br />
geschaffen.<br />
Stillgewässer mit Fließgewässeranschluss:<br />
Die zukünftige Entwicklung der Stillgewässer ist dem Fließgewässerschutz unterzuordnen:<br />
Teilrückbau und möglichst Erhalt als abflusslose Senken,<br />
vorübergehend werden Stillgewässer, wenn Artenschutzgründe dieses fordern, als<br />
Ausbreitungszentrum für Tier- und/oder Pflanzenarten erhalten.
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 23<br />
Landwirtschaftliche Nutzflächen (soweit nicht bereits vorstehend dargestellt)<br />
Ackerland tritt kleinflächig auf den Hochlagen in siedlungsnahen Lagen bevorzugt im<br />
Bereich historischer Ackerstandorte auf, wobei die Bewirtschaftungsintensität und die<br />
angebauten Feldfrüchte sich am Zustand des Ackerlandes zur Zeit der Heidebauernwirtschaft<br />
orientieren. Eine Dränung oder Beregnung dieser Flächen erfolgt nicht.<br />
Ökotop- beziehungsweise Vegetationstypen:<br />
Die für die Standorte des Projektgebietes, insbesondere die der nährstoffarmen<br />
Sandböden, charakteristische auf extensive Ackernutzung angewiesene Ackerbegleitvegetation<br />
wird erhalten und entwickelt;<br />
die Vegetation von mehrjährigen extensiv beweideten Brachestadien wird erhalten<br />
und entwickelt;<br />
Lesesteinhaufen werden erhalten und entwickelt;<br />
in den Ackerfluren gelegene, gliedernde, kleine Gehölzbestände und krautige oder<br />
grasreiche Säume werden erhalten und entwickelt;<br />
Ackerrandstreifen werden erhalten und entwickelt, solange nicht auf der gesamten<br />
beackerten Fläche ausreichende Entwicklungsbedingungen für die typischen Ackerwildkrautgesellschaften<br />
gegeben sind;<br />
als Grünland genutzte Flächen sollen weiterhin als Dauergrünland genutzt werden.<br />
Flora und Fauna:<br />
Die in den Entwicklungszielen beschriebenen ackertypischen Tier- und Pflanzenarten<br />
finden günstige Lebensraumbedingungen;<br />
ackeruntypische Arten fehlen;<br />
Arten der trocken-mageren Ackerbrachen finden auf den mehrjährigen Brachen<br />
günstige Lebensraumbedingungen;<br />
auf den als Grünland genutzten Flächen bestehen günstige Entwicklungsbedingungen<br />
für die Fauna und Flora derartiger frischer bis trockener Grünländer.<br />
Räumliche Verteilung:<br />
Die Ackerflächen orientieren sich in ihrer Lage an den traditionellen Ackerlagen,<br />
die auch zur Zeit der Heidebauernwirtschaft schon beackert wurden;<br />
sie liegen im siedlungsnahen Bereich in enger Durchdringung mit den trockenen<br />
Grünländern und Heiden und sind Bestandteil der typischen Nutzflächenabfolge<br />
von der Siedlung in die Umgebung;<br />
darüber hinaus sind Ackerflächen auch in Hochlagen vorhanden, wo sie nicht zu<br />
Störungen anderer Landschaftselemente führen. Sie haben dort wie auch in den<br />
siedlungsnahen Lagen zum Teil eine wichtige Funktion als Vernetzungselement in<br />
der Offenlandschaft;
24 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
anlehmige Äcker werden zu Lehmheiden entwickelt;<br />
den Mooren und Talräumen fehlen Ackerflächen;<br />
die Ackerfluren sind kleinteilig gegliedert;<br />
mehrjährige beweidete Brachestadien sind in die Fruchtfolge integriert;<br />
im Bereich der Flächen des Landschaftspflegehofes werden zu dem alte Ackerfrüchte<br />
und alte Landsorten angebaut;<br />
auf einzelnen sehr kleinen Flächen des Landschaftspflegehofes bei Wilsede wird<br />
die traditionelle Wirtschaftsweise der Heidebauernwirtschaft im Rahmen museumsdorfähnlicher<br />
Verhältnisse demonstriert;<br />
derzeit beackerte ehemalige Moorstandorte sollen in Dauergrünland umgewandelt<br />
werden.<br />
Siedlungsbereiche<br />
In ihrer historisch gewachsenen Ausdehnung enthalten die Siedlungsbereiche zahlreiche<br />
Elemente von kulturhistorischer Bedeutung vorrangig aus der Zeit der Heidebauernwirtschaft<br />
und Strukturen, die das Vorkommen einer artenreichen, an Siedlungen<br />
gebundenen Flora und Fauna ermöglichen (zum Beispiel Hofgehölze, unbefestigte<br />
Steinmauern).<br />
Bauliche Situation:<br />
Die Siedlungen werden geprägt durch das Vorkommen zahlreicher siedlungstypischer<br />
Elemente von kulturhistorischer Bedeutung. Daneben sind auch moderne<br />
Gebäude vertreten, die den zeitgemäßen Nutzungsanforderungen entsprechen;<br />
nicht mit dem Fließgewässerschutz zu vereinbaren sind die Mühlenteiche und<br />
-wehre in Sudermühlen und Dierkshausen, die dort nur weiter bestehen können, sofern<br />
Wege gefunden werden, die eine Störung der Fließgewässerzönosen auf ein<br />
verträgliches Maß begrenzen.<br />
Ökotop- beziehungsweise Vegetationstypen:<br />
Alte Hofgehölze aus Buchen und Eichen sind in allen Ortslagen vertreten;<br />
dörfliche Ruderalfluren und Trittgesellschaften sind begünstigt durch einen niedrigen<br />
Versiegelungsgrad verbreitet;<br />
trocken aufgesetzte Feldsteinmauern bieten Lebensraum für die charakteristischen<br />
Moose und Blütenpflanzen.<br />
Flora und Fauna:<br />
Die für dörfliche Siedlungen typischen Floren- und Faunenelemente finden gute<br />
Lebensraumbedingungen.
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 25<br />
Räumliche Verteilung:<br />
Die Entwicklungsziele für die Siedlungen umfassen alle derzeit vorhandenen Siedlungen<br />
im Projektgebiet. Eine Ausweitung der Siedlungen erfolgt nicht. Eine bauliche<br />
Ergänzung kann nur zur Binnenentwicklung erfolgen und muss dann in Art<br />
und Ausführung der gewachsenen historischen Bausubstanz soweit wie möglich<br />
angepasst sein und darf das Orts- und Landschaftsbild oder wertvolle Biotopstrukturen<br />
nicht beeinträchtigen.<br />
Rolle des Menschen:<br />
Der wirtschaftende Mensch ist unerlässliche Voraussetzung für das Erreichen der<br />
Entwicklungsziele. Dabei kommt dem Erhalt der Landwirtschaft als traditioneller<br />
Nutzungsform eine besondere Bedeutung zu, weil sie den Charakter der Siedlungen<br />
wesentlich prägt. Das Wiederauflebenlassen historischer Nutzungsformen im<br />
eng begrenzten museumsdorfähnlichen Rahmen ist Teil der Entwicklungsziele. Zur<br />
Demonstration traditioneller Wirtschaftsweisen wird auf kleinen Flächen die Ausübung<br />
der Dreeschwirtschaft angestrebt. Auch die Wiederherstellung der Ziegelei<br />
auf Hof Möhr als damals einzigem Gewerbebetrieb im Projektgebiet ist in diesem<br />
Zusammenhang anzustreben.<br />
3.2 Fortschreibung des Pflege- und Entwicklungsplanes<br />
Für Einzelflächen wurden Änderungen des Pflege- und Entwicklungsplanes seitens<br />
des VNP beantragt und bewilligt. Da man im Rahmen des Pflege- und Entwicklungsplanes<br />
zumeist nur grundlegende Ziele für verschiedene Landschaftseinheiten und<br />
Biotope festlegte, ist eine Überarbeitung dieses Werkes in den kommenden Jahren<br />
nicht nötig. In Einzelfällen, so etwa in Fragen des Beweidungsmanagements ergeben<br />
sich aus dem Pflege- und Entwicklungsplan konkrete Managementvorgaben. Diese<br />
werden sich nicht immer den sich verändernden ökologischen und ökonomischen<br />
Rahmenbedingungen anpassen lassen.<br />
Der Pflege- und Entwicklungsplan gibt innerhalb der Heiden häufig sehr exakte raumbezogene<br />
Entwicklungsziele entsprechend den erfassten Vorkommen der bei den umfangreichen<br />
Bestandserhebungen nachgewiesenen Leitarten vor. Nach heutiger Einschätzung<br />
wurde hierbei die große Dynamik, der Heiden unterliegen, unterschätzt.<br />
Wer unter diesen Gegebenheiten versucht, besonders bedeutsame Zönosen und Landschaftszustände<br />
an einem Ort zu konservieren, muss scheitern. Entsprechend den Verhältnissen<br />
während der Heidebauernwirtschaft wird daher heute eine Dynamik in der<br />
Entwicklung und räumlichen Verteilung der Heiden angestrebt, die ein zeitliches und<br />
räumliches Nebeneinander der gesamten Sukzessionsbandbreite der Heiden ermöglicht.
26 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
Um größere Verluste individuenarmer Bestände seltener Arten bei der Durchführung<br />
von Pflegemaßnahmen zu verhindern und die komplette Bandbreite der Heideentwicklungsphasen<br />
und Lebensräume im Gebiet zu erhalten, sind jährliche Bestandserhebungen<br />
der Strukturen und Zielarten unumgänglich.<br />
Vor diesem Hintergrund wurden die Aussagen des Pflege- und Entwicklungsplanes<br />
zum Heidepflegemanagement weiter ausgearbeitet. Im Rahmen eines Forschungsprojektes<br />
des Bundesforschungsministeriums zu Feuer und Beweidung wurden die folgenden<br />
Grundlagen des heutigen Pflegemanagements in Ergänzung zu den Aussagen<br />
des Pflege- und Entwicklungsplanes erarbeitet (KAISER 2004).<br />
Die jährliche Planung der Pflegemaßnahmen umfasst die Auswahl der durch Beweiden,<br />
Plaggen, Schoppern, Mähen, Brennen und Entkusseln zu pflegenden Flächen sowie<br />
die flächenbezogene Festlegung der Beweidungsintensität auf den Weideflächen<br />
im Rahmen der Vorgaben der Tab. 2. Dabei bestimmen die jährlich im Gelände zu<br />
überprüfenden in Tab. 3 zusammengestellten handlungssteuernden Parameter Art und<br />
Umfang der zu ergreifenden Pflegeverfahren, soweit es im Rahmen der finanziellen<br />
und personellen Kapazitäten möglich ist. Die jährliche Erfassung der handlungssteuernden<br />
Parameter ist sinnvollerweise um ein vertiefendes Monitoring-Programm zu<br />
ergänzen, das der nachvollziehbaren Erfolgskontrolle der Heidepflegemaßnahmen<br />
dient. Nähere Hinweise dazu finden sich bei KAISER (2005) sowie PRÜTER &<br />
WÜBBENHORST (2005).<br />
Tab. 2: Räumliche Differenzierung der Maßnahmenplanung für die Heiden (aus<br />
KAISER 2004: 218).<br />
Beim gleichzeitigen Zutreffen mehrerer Zuordnungskriterien sind die entsprechenden Besonderheiten<br />
der Maßnahmenplanung zu kombinieren.<br />
Zuordnungkriterien Besonderheiten der Maßnahmenplanung<br />
1. Heide ohne eines<br />
der unter 2. bis 8.<br />
genannten Zuordnungskriterien<br />
Ganzjährige unterschiedlich intensive Beweidung mit Heidschnucken und<br />
einigen Ziegen im Hütebetrieb mit Ausnahme einiger gesondert ausgewiesener<br />
Weideruhezonen, wobei auf Teilflächen die Beweidungsintensität<br />
so hoch sein muss, dass die Zwergsträucher immer wieder von unten<br />
frisch nachtreiben und kaum verholzen und damit über lange Zeit als Futtergrundlage<br />
erhalten bleiben (Höhe der Zwergsträucher hier in der Regel<br />
etwa 10 bis 15 cm), während bei geringerer Beweidungsintensität mechanische<br />
Pflegemaßnahmen und kontrolliertes Brennen ergänzend durchzuführen<br />
sind, außerdem bedarfsweise eingesetzte mechanische Pflegemaßnahmen<br />
(Plaggen, Schoppern, Mähen, Entkusseln) sowie kontrolliertes<br />
Brennen –Mähen nur bei noch vitaler Besenheide.<br />
Darüber hinaus kann Mähen auch auf frisch abgestorbenen Heideflächen<br />
sinnvoll sein, sofern es gleich im folgenden Winter erfolgt, um eine zusätzliche<br />
Rohhumusanreicherung zu vermeiden.
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 27<br />
Zuordnungkriterien Besonderheiten der Maßnahmenplanung<br />
2. Heide mit überdurchschnittlichhoherWahrscheinlichkeit<br />
für Brutvorkommen<br />
des Birkhuhns(Brutvorkommen<br />
oder Balzplätze<br />
der letzten<br />
Jahre)<br />
3. Heide in potenziellen<br />
Bruthabitaten von<br />
Großem Brachvogel<br />
oder Kiebitz<br />
4. Heide mit ausgeprägtem<br />
Mikrorelief<br />
oder Bodendenkmä-<br />
lern<br />
5. Randflächen zu<br />
Wald auf allen größeren<br />
Heideflächen,<br />
bevorzugt bei Südexposition<br />
der Waldränder<br />
und bevorzugt<br />
auf von Pfeifengras<br />
dominierten<br />
Flächen<br />
6. Heide unmittelbar<br />
oberhalb von Mooren<br />
und Gewässern<br />
in erosionsgefährde-<br />
ten Hanglagen<br />
7. Heide mit Weg und<br />
Vorkommen störempfindlicherTierarten<br />
(zum Beispiel<br />
Birkhuhn)<br />
8. Heide mit unmittelbar<br />
angrenzender<br />
Straße<br />
Keine Beweidung während der Brut- und Jungenaufzuchtzeit (temporäre<br />
Weideruhezone) oder ganzjähriger Verzicht auf Beweidung (ganzjährige<br />
Weideruhezone), um die Störwirkungen und mögliche Gelegeverluste zu<br />
minimieren. Ansonsten siehe 1.<br />
Keine Beweidung während der Brut und Jungenaufzuchtzeit (temporäre<br />
Weideruhezone), um die Störwirkungen und mögliche Gelegeverluste zu<br />
minimieren. außerhalb dieser Zeit besonders intensive Beweidung, um die<br />
für diese Arten wichtigen niedrigen Strukturen zu schaffen. Auf Heidestadien<br />
mit hohen Zwergsträuchern wird in diesem Entwicklungszieltyp aus-<br />
nahmsweise verzichtet. Ansonsten siehe 1.<br />
Verzicht auf Plaggen, Schoppern und Mähen im Rahmen der Pflegemaßnahmen,<br />
um das Mikrorelief oder die Bodendenkmäler nicht zu zerstören.<br />
Ansonsten siehe 1.<br />
Zulassen einer stärkeren Verkusselung mit Gehölzen, die jedoch allenfalls<br />
kurzzeitig bis zum Kronenschluss führen darf. Die Wahl der Flächen begründet<br />
sich aus dem besonders hohen Entwicklungspotenzial (sonnenexponierte<br />
Standorte, fließender Heide- Wald-Übergang) und der besonderen<br />
Schwierigkeit, Pfeifengrasbestände in zwergstrauchdominierte Offenlandstadien<br />
umzuwandeln. Ansonsten siehe 1.<br />
Verzicht auf Plaggen, Schoppern und Brennen, um schädliche Stoffeinträge<br />
in die Moore oder Gewässer zu vermeiden. Ansonsten siehe 1.<br />
Zulassen einer stärkeren Verkusselung oder dichter Wacholderhaine im<br />
Umfeld der Wege, um Störwirkungen zu vermindern. Ansonsten siehe 1.<br />
Zulassen einer stärkeren Verkusselung oder dichter Wacholderhaine im<br />
Umfeld der Straße, um Störwirkungen und Schadstoffimmissionen zu<br />
vermindern. Gleichzeitig dient der größere Strauchreichtum dazu, die<br />
Straße zu verbergen, um das Landschaftsbild der historischen Kulturlandschaft<br />
nicht zu beeinträchtigen. Ansonsten siehe 1.
28 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
Tab. 3: Handlungssteuernde Parameter für die jährliche Maßnahmenplanung (aus<br />
KAISER 2004: 219).<br />
Unter Berücksichtigung der Hinweise von LÜTKEPOHL (1993, 2001, 2002) LÜTKEPOHL & KAISER<br />
(1997) sowie KAISER & WOHLGEMUTH (2002).<br />
handlungssteuernde<br />
Parameter<br />
junge lückige Heide- und<br />
Magerrasenstadien ohne<br />
Rohhumusauflagen und<br />
ohne<br />
polster<br />
mächtige Moos-<br />
ältere Heidestadien mit<br />
hohen Zwergsträuchern,<br />
unterschiedlicher Vitalität<br />
der Besenheide und<br />
Mächtigkeit der Rohhumusauflagen<br />
dichtere Vorkommen von<br />
Drahtschmiele (Deschampsia<br />
flexuosa)<br />
oder Pfeifengras (Molinia<br />
caerulea) mit unterschiedlicher<br />
Mächtigkeit<br />
der Rohhumusauflagen<br />
Verkusselung mit Waldgehölzen<br />
Erfassungsansatz<br />
stichprobenhafte Begehungen<br />
zu beliebiger<br />
Jahreszeit<br />
stichprobenhafte Begehungen<br />
zu beliebiger<br />
Jahreszeit<br />
stichprobenhafte Begehungen<br />
zu beliebiger<br />
Jahreszeit<br />
stichprobenhafte Begehungen<br />
zu beliebiger<br />
Jahreszeit<br />
Wacholder-Vorkommen stichprobenhafte Begehungen<br />
zu beliebiger<br />
Jahreszeit<br />
Vorkommen der Brombeere<br />
(Rubus fruticosus<br />
agg.) (Störzeiger)<br />
stichprobenhafte Begehungen<br />
während<br />
der Vegetationsperiode<br />
Folgerungen für die jährliche Maßnahmenplanung<br />
bei einem Flächenanteil von über 50 % der Gesamtfläche<br />
Verzicht auf Plaggen, Schoppern,<br />
Mähen und Brennen (außer zur Bekämpfung<br />
von Störzeigern oder dichten Drahtschmielenoder<br />
Pfeifengras-Beständen), bei einem Flächenanteil<br />
unter 10 % prioritärer Einsatz der<br />
vorgenannten Maßnahmen.<br />
bei einem Flächenanteil von über 50 % der Gesamtfläche<br />
Intensivierung der Beweidung<br />
und/oder prioritäre Anwendung von Plaggen,<br />
Schoppern, Mähen und Brennen (Plaggen und<br />
Schoppern besonders bei Rohhumusmächtigkeiten<br />
> 3 cm, Mähen nur bei noch vitaler Heide*,<br />
bei einem Flächenanteil unter 10 % (außer<br />
Heide in potenziellen Bruthabitaten von Großem<br />
Brachvogel oder Kiebitz gemäß Tab. 2, Pkt. 3)<br />
Extensivierung der Beweidung oder vollständiger<br />
Weideverzicht (außer zur Bekämpfung von<br />
Störzeigern oder dichten Drahtschmielen- oder<br />
Pfeifengras-Beständen)<br />
* Mähen kann auch auf frisch abgestorbenen<br />
Heideflächen sinnvoll sein, sofern es gleich im<br />
folgenden Winter erfolgt, um eine zusätzliche<br />
Rohhumusanreicherung zu vermeiden.<br />
Intensivierung der Beweidung (besonders zum<br />
Zeitpunkt des Frühjahrsaustriebs der Gräser),<br />
bei von Drahtschmiele oder Pfeifengras stark<br />
dominierten Heidedegenerationsstadien mit<br />
mächtigen Rohhumusauflagen (> 3 cm) Plaggen<br />
oder Schoppern von Teilflächen, bei einem Flächenanteil<br />
über 25 % prioritärer Einsatz dieser<br />
Maßnahmen<br />
Entkusselung, sobald der Gehölzbewuchs den<br />
Offenlandcharakter der Heide beeinträchtigt<br />
(sofern er keine besonders abschirmende Funktion<br />
gemäß Tab. 2, Pkt. 7 und 8, hat), prioritärer<br />
Einsatz dieser Maßnahme bei weitgehendem<br />
Kronenschluss der Gehölze<br />
Auflichtung dichter Wacholderhaine (sofern sie<br />
keine besonders abschirmende Funktion gemäß<br />
Tab. 2, Pkt. 7 und 8, haben), prioritärer Einsatz<br />
dieser Maßnahme bei weitgehendem Kronenschluss<br />
der Wacholder<br />
bei festgestellten Ausbreitungstendenzen Intensivierung<br />
der Beweidung, bedarfsweise Zurückdrängen<br />
dichter Einzelbestände durch wiederholtes<br />
Mähen, Schoppern oder Plaggen
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 29<br />
handlungssteuernde<br />
Parameter<br />
Vorkommen des Landreitgrases(Calamagrostiszeiger)<br />
epigejos) (Stör-<br />
Vorkommen der Kulturheidelbeere<br />
(Vaccinium<br />
angustifolium x V. corymbosum)<br />
(Störzeiger)<br />
Erfassungsansatz<br />
stichprobenhafte Begehungen<br />
während<br />
der Vegetationsperio-<br />
de<br />
stichprobenhafte Begehungen<br />
während<br />
der Vegetationsperiode<br />
Folgerungen für die jährliche Maßnahmenplanung<br />
bei festgestellten Ausbreitungstendenzen intensive<br />
Beweidung zum Zeitpunkt des Frühjahrsaustriebs<br />
bei festgestellten Ansiedlungstendenzen Rodung<br />
der Heidelbeersträucher<br />
Außerdem sollte zukünftig ein besonderes Augenmerk auf stoffhaushaltliche Betrachtungen<br />
gerichtet werden. In Abhängigket von dem vermutlich je nach Standort wechselnden<br />
Nährstoff-Minimumfaktor (DIEMONT et al. 1997, HÄRDTLE & FRISCHMUTH<br />
1998, HÄRDTLE et al. 2004) sowie von dem auf der Fläche vorhandenen Nährstoffangebot<br />
und dessen Pflanzenverfügbarkeit kann es sinnvoll sein, die Pflegemaßnahmen<br />
zu variieren (vergleiche NIEMEYER et al. 2004, FOTTNER et al. 2004 und SIEBER et al.<br />
2004). Hier gilt es noch zu klären, ob mit vertretbarem Aufwand zu erfassende Parameter<br />
existieren, die als handlungssteuernde Parameter geeignet wären, für die jährliche<br />
Maßnahmenplanung und –ausführung wichtige Hinweise zu liefern.<br />
Für die Wälder des VNP wird derzeit ein Pflege- und Entwicklungsplan erarbeitet, der<br />
auf Grundlage der Aussagen des bestehenden Pflege- und Entwicklungsplanes konkretere<br />
Zielaussagen trifft.<br />
4. Projektumsetzung<br />
4.1 Grunderwerb und langfristige Pacht<br />
Bei der Gründung des VNP vor fast 100 Jahren war Naturschutz nur möglich, wenn<br />
man auch Grundeigentümer war. Bereits 1906 wurde auf Vermittlung von Pastor Wilhelm<br />
Bode der Totengrund bei Wilsede von Prof. A. Thomsen für Naturschutzzwecke<br />
angekauft. Der frühe Grunderwerb war der Grundstein für das Naturschutzgebiet „Lüneburger<br />
Heide“.<br />
Ohne kontinuierlich vorangetriebenen Grunderwerb gäbe es heute weder ein international<br />
bedeutendes Naturschutzgebiet „Lüneburger Heide“ noch derartig großflächige,<br />
zusammenhängende Heideflächen. Durch den kontinuierlichen Grunderwerb sind in<br />
der Lüneburger Heide die größten, aus kulturhistorischen Nutzungsformen hervorgegangenen,<br />
zusammenhängenden Heideflächen Mitteleuropas von 5.200 ha Größe erhalten<br />
geblieben.
30 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
Durch das Naturschutzgroßprojekt Lüneburger Heide konnte von 1991 bis 2004 eine<br />
Grundfläche von 1.531 ha erworben und eine Grundfläche von 931 ha langfristig für<br />
30 Jahre angepachtet werden. Dadurch konnte ein wesentlicher Beitrag zum Erhalt der<br />
biologischen Vielfalt im Naturschutzgebiet „Lüneburger Heide“ geleistet werden.<br />
Der Landkauf wurde in 114 Einzelverträgen abgewickelt. Der Flächenzuwachs durch<br />
Ankäufe im Rahmen des Naturschutzgroßprojektes betrug 20 % des <strong>Verein</strong>sbesitzes.<br />
Unter Hinzurechnung der 931 ha langfristige Pachten, die in 41 Verträgen gefasst sind,<br />
beträgt der Flächenzuwachs insgesamt 28 %.<br />
Insgesamt wurden im Rahmen des Projektes 9.329.761,61 Euro für Grunderwerb ausgegeben.<br />
Die Nebenkosten machten dabei 389.262,78 Euro aus. 74 % der Gelder kamen<br />
vom Bund, 16 % vom Land Niedersachsen und 10 % vom VNP. Die Ankäufe<br />
betrafen die verschiedenen Biotoptypen wie folgt:<br />
Wald 877 ha,<br />
Ackerland 111 ha,<br />
Grünland 178 ha,<br />
Heide und Moor 364 ha,<br />
Gewässer 0,5 ha,<br />
Verkehrswege 1 ha.<br />
Für langfristige Anpachten wurden insgesamt 1.352.397,50 Euro ausgegeben. Die Anpachtungen<br />
betrafen die verschiedenen Biotoptypen wie folgt:<br />
Wald 119 ha,<br />
Ackerland 54 ha,<br />
Grünland 54 ha,<br />
Heide und Moor 703 ha,<br />
Verkehrswege 1 ha.<br />
Eigentum an Grund und Boden ist für den nachhaltigen Naturschutz ein äußerst wichtiger<br />
Aspekt. Die Vorteile des Grunderwerbes werden nachfolgend aufgeführt:<br />
Dauerhafte Sicherung der Flächen für den Naturschutz,<br />
günstigste Möglichkeit zur Durchführung biotoplenkender und -entwickelnder<br />
Maßnahmen nach Vorstellungen des Naturschutzes,<br />
bester Schutz vor Gefährdung durch Rohstoff- und Bodenabbau, Bebauung oder<br />
Ausspähung von Bodenschätzen,
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 31<br />
Möglichkeit des Nutzungstausches von Flächen zur Arrondierung bestimmter naturschutzfachlich<br />
sinnvoller Landschaftskomplexe,<br />
freiwilliger Landtausch ebenfalls zur Arrondierung bestimmter Landschaftskomplexe,<br />
da etliche Bauern nicht bereit sind, Flächen zu verkaufen aber bereit sind zu<br />
tauschen; gerade unter dem Aspekt, dass Bauern ökonomisch weniger wertvolle<br />
Flächen, die für den Naturschutz interessant sind, gerne gegen besser nutzbare Flächen<br />
tauschen (zum Beispiel Moorflächen oder feuchtes Grünland),<br />
beabsichtigte Nutzungsumstellung oder Nutzungsänderungen sind häufig nur auf<br />
angekauften Flächen möglich (beispielsweise Wiedervernässung von Grünlandzügen<br />
oder Heideerweiterungsflächen),<br />
eine zusätzliche Wertsteigerung wird erreicht, wenn es gelingt, Flächenarrondierungen<br />
in der Größenordnung über 75 ha zu bekommen; dort lässt sich kraft Gesetz<br />
ein Eigenjagdbezirk bilden.<br />
Neben den essenziellen Vorteilen des Grunderwerbes gibt es allerdings auch einige<br />
negative Aspekte:<br />
Beim Grunderwerb entstehen etliche Nebenkosten wie Grunderwerbsteuer, Beurkundungs-<br />
und Grundbuchgebühren, gegebenenfalls auch Vermessungskosten,<br />
wenn nicht vollständige Flurstücke aufgekauft werden.<br />
Bedient man sich bei der Kaufabwicklung eines Maklers oder einer Landgesellschaft,<br />
entstehen auch Courtagekosten.<br />
Beim Grunderwerb entstehen auch dauerhafte Folgekosten, die je nach Wertigkeit<br />
und Lage des Grundstückes unterschiedlich hoch ausfallen können. An Folgekosten<br />
können auftreten Beiträge zu Wasser- und Bodenverbänden, zu landwirtschaftlichen<br />
Berufsgenossenschaften, gegebenenfalls zu Forstbetriebsgemeinschaften<br />
und zu Versicherungen.<br />
Auch im Rahmen der Verkehrssicherheitspflicht können nicht unerhebliche Kosten<br />
anfallen. Bleibt schlussendlich auch noch die Grundsteuer zu nennen.<br />
Wird man durch Ankäufe größerer Grundbesitzer und handelt es sich bei den Ankäufen<br />
um Flächen, die anschließend einer Dauerpflege unterliegen wie Heiden,<br />
Magerrasen und Streuobstwiesen, ist sicherzustellen, dass durch nachfolgende<br />
Konzepte und Finanzierung auch eine Dauerpflege gesichert ist.<br />
Grundstücke können durch Grunddienstbarkeiten im Grundbuch belastet sein (zum<br />
Beispiel Abbauberechtigungen, Nutzungsrechte, Wegerechte oder Leitungsrechte).<br />
Grundstücke können noch mit Pachtverträgen belegt sein, die durch Ankauf nicht<br />
sofort abzulösen sind. Kauf bricht nicht Pacht! Diese Pachtverträge oder Pachtbedingungen<br />
sind genau abzuprüfen, gegebenenfalls abzulösen oder beim Kaufpreis<br />
zu berücksichtigen.<br />
Auch über Vornutzung der Grundstücke muss man sich im Klaren sein. Bei militärisch<br />
genutzten Flächen können erhebliche Mängel bestehen (Altlasten wie Muni-
32 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
tion, Munitionsteile, Sprengstoffreste und Militärschrott). Es kann zu Vergrabungen<br />
gekommen sein, vom harmlosen Hausmüll bis hin zu chemischen Kampfstoffen.<br />
Auch alte Hausmülldeponien in ortsnahen Lagen können Grundstücke anschließend<br />
ökologisch wie ökonomisch sehr stark belasten.<br />
Zur Sicherung der zweckmäßigen Verwendung der Grundstücke wurde in allen Ankaufsverträgen<br />
in Abteilung II des Grundbuches nachfolgende Grunddienstbarkeit eingetragen:<br />
Grundstücke dürfen nur in Übereinstimmung mit den Interessen des Naturschutzes<br />
genutzt werden. Hiernach dürfen Veränderungen der Erdoberfläche, des<br />
Wasserhaushaltes, des wildwachsenden Pflanzen- und wildlebenden Tierbestandes<br />
nicht vorgenommen werden. Ausgenommen hiervon sind die biotopentwickelnden und<br />
-lenkenden Maßnahmen, die der Erhaltung, Sicherung und Entwicklung des Biotops<br />
dienen. Insbesondere sind Änderungen des Biotoptyps zu unterlassen. Pflegemaßnahmen,<br />
die der Aufrechterhaltung des hiernach vorgesehenen Zustandes dienen, sind zu<br />
dulden. Die Bundesrepublik Deutschland oder von ihr ermächtigte Stellen können<br />
Ausnahmen von den Unterlassungspflichten zulassen.<br />
Ebenfalls wurde ins Grundbuch in der Abteilung III eine Buchgrundschuld eingetragen<br />
zugunsten der Bundesrepublik Deutschland in Höhe von 70 % des Kaufpreises sowie<br />
zu Gunsten des Landes Niedersachsen in Höhe von 19,90 % des Kaufpreises.<br />
Ab dem Jahre 2000 war es auch möglich, langfristige Pachtverträge mit Grundeigentümern<br />
abzuschließen. Diese Möglichkeit war eine sehr wichtige Ergänzung zum<br />
Grunderwerb. Die langfristige Pacht war ausschließlich über 30 Jahre möglich und der<br />
Pachtzins wurde in einer Summe im Voraus gezahlt. Nach einer grundsätzlichen Bewertung<br />
wurden für bestimmte Biotoptypen einheitliche Pachtwerte in Zusammenarbeit<br />
mit der oberen Naturschutzbehörde festgesetzt. Einheitliche Pachtpreise für gleiche<br />
Biotoptypen waren wichtige Grundlage für eine gute Akzeptanz der Langpacht-<br />
Verträge. Die Vertragspartner wussten genau, dass alle gleich behandelt wurden und<br />
niemand bevorzugt wurde. Einheitliche Pachtpreise sorgten für Vertrauen und rasche<br />
Vertragsabschlüsse. Der Pachtpreis pro Jahr wurde für 30 Jahre summiert und anschließend<br />
mit 4,5 % abgezinst. Der an den Verpächter fließende Auszahlungsbetrag<br />
wurde nach dem Rentenbarwertfaktor berechnet.<br />
Die 30jährige Langpacht hat große Akzeptanz gefunden, da etliche Grundeigentümer<br />
ihre Flächen nicht verkaufen, trotzdem aber dem VNP die Nutzung an den Flächen<br />
langfristig ermöglichen wollten. Andere Bauern konnten nicht verkaufen, da mit einem<br />
Verkauf ihre Eigenjagd gefährdet gewesen wäre oder es noch ein grundbuchlich gesichertes<br />
Altenteil auf dem Hof gab.
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 33<br />
Der häufige Nachteil in Pachtverträgen, dass das Pachtobjekt nach Ablauf der Pachtzeit<br />
in dem Zustand zurückzugeben ist, in dem man der Pächter es erhalten hat, wurde<br />
in den Pachtverträgen des Großprojektes nicht aufgenommen. Der VNP hat in seinen<br />
Pachtverträgen folgende <strong>Verein</strong>barung bei Rückgabe der Pachtgrundstücke aufgenommen:<br />
„Die Pachtgrundstücke werden nach Beendigung des Pachtverhältnisses in<br />
dem Zustand übergeben, wie er sich aufgrund der durchgeführten Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen<br />
ergeben hat.“ Dieser Paragraph wurde von alen Pächtern akzeptiert.<br />
Im Vergleich zum Grunderwerb entstehen beim Abschluss von Pachtverträgen keine<br />
weiteren Nebenkosten. Auch die sonst beim Eigentum anfallenden Folgekosten wie<br />
Beiträge zu Wasser- und Bodenverbänden, Forstbetriebsgemeinschaften und Landwirtschaftlicher<br />
Berufsgenossenschaft fallen nicht an, ebenfalls keine Grundsteuern.<br />
Die nachfolgende Dauerpflege bei Flächen der historischen Kulturlandschaft ist allerdings<br />
gleich.<br />
Für Verhandlungen und Abschluss von Grunderwerb und langfristige Pachtungen gilt<br />
gleichermaßen: Vertraulichkeit und fairer Umgang miteinander. Verkäufer und Verpächter<br />
legen gleichermaßen Wert auf eine gute Beratung, vorausschauende, terminlich<br />
Eingrenzung der Abläufe bis zur Bezahlung und eine offene, nachvollziehbare<br />
Wertermittlung.<br />
4.2 Bewirtschaftungsauflagen –der Landschaftspflegehof Tütsberg<br />
In Bezug auf die Folgebewirtschaftung angekaufter Flächen stellt das Naturschutzgroßprojekt<br />
Lüneburger Heide unter den Großprojekten gewiss eine Besonderheit dar.<br />
Der VNP als Projektträger übernimmt die angekauften oder angepachteten Flächen<br />
nahezu komplett in die Eigenbewirtschaftung. Da Flächenkauf bestehende Pachtverträge<br />
nicht bricht, sind einzelne Flächen zur Zeit noch in konventioneller Bewirtschaftung.<br />
Die bestehenden Pachtverträge laufen jedoch in den kommenden Jahren aus,<br />
womit auch die wenigen Restflächen, die noch nicht der Bewirtschaftung des vereinseigenen<br />
Landschaftspflegehofes unterliegen, übernommen werden. Der <strong>Verein</strong> ist<br />
durch seine Satzung zu naturschonender Bewirtschaftung verpflichtet. Als Beispiel für<br />
die Wirtschaftsweise des Landschaftspflegehofes, der einen gesunden Mittelweg zwischen<br />
Ökonomie und Ökologie finden muss, seien im Folgenden die Grundzüge der<br />
Ackerflächenbewirtschaftung erläutert.<br />
Beim überwiegenden Teil der angekauften oder gepachteten Äcker wird keine Umnutzung<br />
angestrebt. Die Untersuchungen im Rahmen des Pflege- und Entwicklungsplanes<br />
machen deutlich, dass der Reiz und die Artenvielfalt der Heidelandschaft auch durch
34 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
die enge Vernetzung von Acker und Heide zustande kommt. Ein Erhalt der Heide ohne<br />
einen Biomassenaustrag (Stallmist, Mahdgut, Plagg- oder Schoppermaterial) ist dauerhaft<br />
nicht zu realisieren. Somit ergab sich auch durch das Naturschutzgroßprojekt die<br />
einmalige Chance, über eine Umstrukturierung des vereinseigenen landwirtschaftlichen<br />
Betriebes Hof Tütsberg und eine günstige Nutzungsverteilung von Acker, Grünland<br />
und Heide mit modernen Mitteln eine ökonomisch und ökologisch tragfähige<br />
Bewirtschaftung der Heiden zu realisieren. Das Konzept zur Führung eines solchen<br />
Betriebes wurde 1998 vom heutigen Leiter des Landschaftspflegehofes Dr. A. Koopmann<br />
im Rahmen einer Dissertation erarbeitet (KOOPMANN 2001).<br />
Der 1986 eingerichtete Landschaftspflegehof des VNP bewirtschaftet zur Zeit rund<br />
360 ha Ackerland und 370 ha Grünland im engeren Sinne (beziehungsweise über 560<br />
ha Grünland im weiteren Sinne, das heißt einschließlich der Magerrasen- und aller<br />
Feuchtgrünland-Flächen). Außerdem gehören zum Landschaftspflegehof Tütsberg die<br />
sechs Heidschnucken-Herden (2.600 Muttern mit Nachzucht), 100 Ziegen, 20 Mutterkühe<br />
(mit Nachzucht) und elf Pferde.<br />
Aber nicht nur durch seine Größe sondern auch durch seine Bewirtschaftung unterscheidet<br />
sich der Landschaftspflegehof von den konventionell bewirtschafteten Betrieben<br />
in der Umgebung: Mit der Einrichtung des Landschaftspflegehofes hat sich der<br />
VNP folgende Ziele gesteckt:<br />
Umweltschonende Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Nutzflächen hinsichtlich<br />
der Naturgüter Boden, Wasser und Luft,<br />
Erhalt der durch die historische Heidebauernwirtschaft geprägten Heidelandschaft,<br />
zu der auch immer die Äcker gehörten, auf denen die Heidebauern unter anderem<br />
den Brotroggen für ihre Wirtschaft erzeugen mussten,<br />
Erhalt der standorttypischen Ackerlebensgemeinschaft,<br />
Entwicklung eines ökonomisch tragfähigen Konzeptes –ein wichtiger Schritt in<br />
dieser Hinsicht war 1998 die Umstellung auf ökologischen Landbau (Anbauverband<br />
Bioland).<br />
Bei der Bewirtschaftung der Ackerflächen werden beispielsweise folgende Grundsätze<br />
verfolgt (Auswahl):<br />
Die Bodenbearbeitung und die Fruchtartenwahl leiten sich aus den natürlich bedingten<br />
Standortverhältnissen ab. Nach einer Phase der nichtwendenden Bodenbearbeitung<br />
ist man inzwischen wieder zur Bodenbearbeitung mit dem Pflug zurückgekehrt.<br />
Unter anderem zur Verringerung der Bodenerosion gehen die Äcker in der<br />
Regel begrünt durch den Winter. Trotz der geringen Bodengüte (mit eingeschränk-
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 35<br />
ter Palette der anbaufähigen Kulturpflanzen) ist die Vielfalt bei den Kulturpflanzen<br />
mit jährlich mehr als zehn verschiedenen Druschfrüchten hoch.<br />
Chemische Pflanzenschutzmittel werden nicht angewendet. An die Stelle der chemischen<br />
Unkrautbekämpfung ist die mechanische Unkrautregulierung und der Anbau<br />
„kampfkräftiger“ Kulturpflanzenarten und –sorten getreten, zum Beispiel<br />
Sommerroggen, Buchweizen und Vollblatt-Erbse „Grana“.<br />
Eine künstliche Beregnung findet nicht statt. Vor 1986 wurden die Äcker um Hof<br />
Tütsberg beregnet und unter anderem Zuckerrüben auf ihnen angebaut.<br />
Die Düngung ist beschränkt auf den Ausgleich des Nährstoffentzugs. Soweit möglich<br />
werden nur betriebseigene Dungstoffe verwendet. Die Umstellung des Betriebes<br />
auf Ökologischen Landbau hatte eine viel höhere Wertschätzung des Schafmistes,<br />
aber auch der sonstigen bei der Pflege der Heide- und Grünlandflächen anfallenden<br />
Biomassen zur Folge. Verursacht wurde dies durch die im Vergleich zu<br />
chemisch-synthetisch hergestellten Stickstoffdüngern mit 2 bis 3 €/kg N hohen<br />
„Schatenpreise“ für Stickstoff (bei Zukauf organischer Handelsdünger oder bei N-<br />
Fixierung durch Leguminosenanbau). Es kommt so wie in der historischen Heidebauernwirtschaft<br />
zu einem Nährstofftransfer von den ausgedehnten Heideflächen<br />
auf die vergleichsweise kleinen Ackerflächen (historische Heidebauernwirtschaft =<br />
Nährstoffkonzentrationswirtschaft).<br />
Bei der Ausbringung von Dünger werden Randwirkungen auf angrenzende Flächen<br />
vermieden. Viele der Äcker grenzen an eutrophierungsgefährdete Heide- oder<br />
Moorflächen.<br />
In Anlehnung an die historische Heidebauernwirtschaft werden alte Kulturpflanzen<br />
angebaut. Neben großflächig Roggen und Saat-Hafer werden heute auf Hof Tütsberg<br />
regelmäßig auch Buchweizen, Lein und Sandhafer ausgesät.<br />
Es werden standortangepasste und gesunde Sorten angebaut. Auf den Flächen, auf<br />
denen die historische Heidebauernwirtschaft nachgeahmt wird, sollen nach Möglichkeit<br />
Sorten angebaut werden, die vor 1950 gezüchtet wurden, beispielsweise<br />
„Norddeutscher Champagner“-Roggen, 1896 in den Handel gekommen; Sandhafer,<br />
Herkunft „aus Hanstedt“.<br />
Auf noch festzulegenden Flächen im Raum Wilsede wird die historische Wirtschaftsweise<br />
der Heidebauernwirtschaft demonstriert (Dreeschwirtschaft und periodisches<br />
Umbrechen). Durch die Nachahmung der historischen Heidebauernwirtschaft<br />
wurde und wird ein „Fenster in die Vergangenheit“ geöfnet. Besonders die<br />
Fläche bei Benninghöfen kommt nicht nur bei den Hofführungen sehr gut an, sondern<br />
hat sich darüber hinaus auch zu einem beeindruckenden Standort für die<br />
Lammkraut-Gesellschaft entwickelt, der Licht liebenden Ackerwildkrautgesellschaft,<br />
die früher fast immer unter den lichten Roggenäckern der nordwestdeutschen<br />
Geest anzutreffen war, die heute aber von HOFMEISTER & GARVE (1998) zu<br />
den schutzwürdigsten Pflanzengesellschaften Deutschlands gezählt wird.
36 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
Zur Förderung der Ackerbegleitflora werden ausgewählte Ackerrandstreifen ohne<br />
Zufuhr von Düngemittel bewirtschaftet. Bei einer Kartierung der Ackerbegleitflora<br />
wurden auf 27 Schlägen von Hof Tütsberg 195 Arten, darunter 111 Ackerwildkräuter<br />
und 23 kultivierte Arten gefunden. Im Mittel waren es 56 Arten je Schlag und<br />
Jahr bei einem Minimalwert von 18 Arten und einem Maximalwert von 83 Arten<br />
(KOOPMANN 2001). Insgesamt wurden 13 Arten nachgewiesen, die auf der seinerzeit<br />
gültigen niedersächsischen Roten Liste der gefährdeten Farn- und Blütenpflanzen<br />
(GARVE 1993) standen. Vom Acker-Filzkraut (Filago arvensis) und vom Kahlen<br />
Ferkelkraut (Hypochaeris glabra) sind mehrere Standorte bekannt. Die gleichfalls<br />
stark gefährdeten Arten Lammkraut (Arnoseris minima) und Saat-Hohlzahn<br />
(Galeopsis segetum) kommen sogar auf gut einem Drittel beziehungsweise auf fast<br />
60 % der untersuchten Schläge von Hof Tütsberg vor. Bei 63 pflanzensoziologischen<br />
Aufnahmen an 44 Standorten wurde das für die historische Heidebauernwirtschaft<br />
typische Teesdalio-Arnoseridetum minimae (Lammkraut-Gesellschaft) angetroffen.<br />
Damit kann die Lammkraut-Gesellschaft auf den Äckern von Hof Tütsberg<br />
wohl nicht mehr als akut gefährdet gelten.<br />
Zum Ackerwildkrautschutz wurde auf Hof Tütsberg ein mehrstufiges Konzept mit unterschiedlichen<br />
Intensitätsstufen entwickelt, die von Ökologischem Landbau über Ackerrandstreifen<br />
bis zu Ackerreservaten reichen:<br />
Ökologischer Landbau:<br />
Der Herbizidverzicht und die aufgrund von Stickstoffmangel vergleichsweise lichten<br />
Kulturpflanzenbestände bieten selbst im Schlaginneren vielen Arten ausreichend gute<br />
Entwicklungsbedingungen. Dies gilt beispielsweise für Acker-Hundskamille (Anthemis<br />
arvensis), Dach-Pippau (Crepis tectorum) und Acker-Hederich (Raphanus raphanistrum).<br />
Ackerrandstreifen:<br />
Für die stark gefährdeten Arten (siehe oben) bedarf es weiterer Intensitätsverringerungen:<br />
So werden inzwischen praktisch alle Ackerrandstreifen ohne Düngung bewirtschaftet.<br />
Im Wintergetreide wird zudem meist mit dem Striegel eine Spur versetzt gefahren<br />
beziehungsweise das Vorgewende / der Ackerrandstreifen überhaupt nicht bearbeitet.<br />
Feldflorareservate durch Nachahmung der historischen Heidebauernwirtschaft:<br />
Besonders auf den nährstoffarmen Böden im Raum Tütsberg hat sich die Nachahmung<br />
der Heidebauernwirtschaft sehr positiv auf die Ackerbegleitflora ausgewirkt. Von den<br />
Ackerrandstreifen unterscheidet sich die Heidebauernwirtschaft durch extrem lichte<br />
Bestände (Mistdüngung nur einmal zu Beginn der zehnjährigen, roggendominierten<br />
Feld-Gras-Wirtschaft), den völligen Striegelverzicht, die geringe Bodenbearbeitungs-
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 37<br />
intensität (zum Teil Bodenbearbeitung nur mit Pferdeanspannung) und den sehr geringen<br />
pH-Wert (keine Kalkung).<br />
4.3 Biotoplenkende Maßnahmen<br />
Die Abb. 3 schlüsselt die für biotoplenkende Maßnahmen eingesetzten Geldmittel auf.<br />
6,54%<br />
28,51%<br />
Mittelverteilung für Biotoplenkende Maßnahmen<br />
3,07%<br />
8,10%<br />
9,22%<br />
8,34%<br />
4,49%<br />
6,18%<br />
0,79%<br />
4,53%<br />
20,23%<br />
Abb. 3: Mittelverteilung für biotoplenkende Maßnahmen.<br />
4.3.1 Maßnahmen in Wäldern<br />
Läutern von Nadelwaldbereichen<br />
Gewässer<br />
Moore<br />
Talauen<br />
Heideerweit.<br />
Heide<br />
Lärmschutz<br />
Schafe / Stall<br />
Rote Flächen<br />
Großviehbew.<br />
Traubenk.<br />
Waldentwickl.<br />
Viele der im Rahmen des Naturschutzgroßprojektes angekauften Flächen befanden<br />
sich aus Sicht des Naturschutzes in einem besonders naturfernen Zustand. Häufig wurde<br />
durch die Vorbesitzer mit Douglasie, Japanlärche, Weißfichte oder Strobe unterpflanzt.<br />
Vielfach handelte es sich jedoch auch um Kiefernstangenhölzer, die nach extrem<br />
dichter Aufforstung nie durchforstet wurden.<br />
Um diese Bestände in Waldformen zu überführen, die auch für den Naturschutz von<br />
hohem Wert sind, wurden hier starke Durchforstungen durchgeführt. Die „Exoten“<br />
wurden im Zuge dieser Maßnahmen möglichst komplett aus den Beständen entfernt. In<br />
vielen Fällen war vollständige Entnahme jedoch im ersten Durchforstungsdurchgang<br />
nicht möglich, da die Nachbarbestände andernfalls nicht mehr stabil geblieben wären,
38 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
oder durch den anwachsenden Verkaufswert des geläuterten Bestandes die Maßnahme<br />
in einigen Jahren wesentlich kostengünstiger abgeschlossen werden kann.<br />
Die Absicht der Läuterungen verfolgten je nach Lage des Bestandes zwei konträre<br />
Zielrichtungen:<br />
1. Heidenahe Waldbestände, Erstaufforstungen oder Wälder mit Vernetzungsfunktion<br />
für Heiden wurden stark aufgelichtet. Die erhöhte Besonnung des Bodens<br />
führt zu einer gesteigerten Humuszersetzung, so dass der Aufbau von Rohhumusschichten<br />
verhindert wird und sich eine artenreichere Bodenvegetation einstellen<br />
kann. In einzelnen Beständen spiegelt das Arteninventar den Erfolg dieser<br />
Maßnahmen bereits wieder. So etablierten sich in drei Abteilungen der<br />
Schierhorner Fuhren Bestände des Sprossenden Bärlapps (Lycopodium annotinum);<br />
in den Egestorfer Fuhren konnten sich nach einer besonders intensiven<br />
Durchforstung (mit anschließender Räumung des Geästes) auch seltene Flechtenarten<br />
ansiedeln.<br />
Die Auslichtung der zumeist mit sehr dichtem Pflanzabstand begründeten Bestände<br />
sichert darüber hinaus für die Zukunft kräftige, sturmfeste Baumindividuen,<br />
die ein hohes Alter mit entsprechendem Stammdurchmesser erreichen können.<br />
Solche Baumindividuen sind von hohem Wert für den Artenschutz. Durch<br />
die forstlichen Eingriffe sollen in diesen heidenahen Wäldern lichte Strukturen<br />
entwickelt beziehungsweise erhalten werden.<br />
2. In einer Reihe von Flächen diente die intensive Durchforstung der Vorbereitung<br />
einer Unterpflanzung mit Eichen oder Buchen. So soll die Entwicklung zum naturnahen<br />
Laubholzwald gefördert beziehungsweise der Einwanderung unerwünschter<br />
Arten wie Fichte, Douglasie oder Spätblühender Traubenkirsche entgegengewirkt<br />
werden.<br />
Oft wurde bei der Durchforstung die gezielte Entnahme unerwünschter, standortfremder<br />
Baumarten in den Beständen mit umgesetzt.<br />
In der Regel waren die vorstehend aufgeführten Entwicklungsziele und die entsprechenden<br />
Defizite im Waldbestand Grundlage für die Läuterungsmaßnahmen. In einigen<br />
Bereichen kamen weitere Gründe hinzu:<br />
Schierhorner Fuhren:<br />
Die Schierhorner Fuhren nehmen bezüglich des Umfanges der hier für waldbauliche<br />
Entwicklungsmaßnahmen eingesetzten Mittel im Rahmen des Naturschutzgroßprojektes<br />
eine Sonderstellung ein. Der 158 ha große Waldbestand konnte bereits 1992 durch
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 39<br />
Mittel des Naturschutzgroßprojektes angekauft werden. Hier stockte ein 50- bis 70jähriger<br />
Kiefernwald bei der Übernahme sehr dicht (angepflanzt waren hier über<br />
10.000 Bäume pro ha). Zudem waren Douglasien bereits vereinzelt in den Bestand<br />
eingebracht worden und die Strauchschicht wurde bereits zu großen Anteilen durch die<br />
Spätblühende Traubenkirsche gebildet.<br />
Eine der ersten Maßnahmen im Rahmen des Großprojektes war daher mit starken<br />
Durchforstungen dem Ziel gewidmet, hier einen Waldbestand zu schaffen, in dem die<br />
Überhälter starke Stämme und Kronen ausbilden können. Die Fremdländer wurden -<br />
soweit es die Standfestigkeit der Bestände zuließ - zurückgedrängt.<br />
Bei der Durchforstung und Läuterung dieser Fläche wurden vorrangig Douglasien und<br />
Lärchen entnommen. Durch diese Maßnahmen konnte der Bestand auf eine Unterpflanzung<br />
mit Buchen und Eichen vorbereitet werden. Jeder zur Durchforstung anstehende<br />
Bestand musste hier aufgrund des dichten Auftretens der Spätblühenden Traubenkirsche<br />
zunächst von diesen Pflanzen befreit werden, um durch erhöhte Lichtzufuhr<br />
diese Art nicht weiter zu fördern.<br />
Nordrand der Döhler Fuhren:<br />
Die Döhler Fuhren sind an ihrem Nord- und Westrand durch eine lange Grenzlinie mit<br />
der Heide gekennzeichnet. Bis zum Beginn der Maßnahmen im Rahmen des Großprojektes<br />
waren diese Bestände durch eine scharfe Waldkante zu Heide und in vielen<br />
Teilflächen durch recht dichte Bestände gekennzeichnet. Der Waldbestand der Döhler<br />
Fuhren geht jedoch zu einem großen Anteil nicht auf Aufforstungen sondern eine zunächst<br />
lockere Ansaat aus Aufforstungen der Nachbarschaft zurück. Entsprechend finden<br />
sich hier in der oberen Baumschicht starke, standfeste Baumindividuen. Der Kronenbereich<br />
dieser noch recht locker gewachsenen Pioniere wird jedoch längst von den<br />
in ihrem Schutz aufgewachsenen Kiefern (und vereinzelten Fichtenbeständen) erreicht.<br />
Aufgrund dieser Ausgangsbedingungen konnten in den Döhler Fuhren durch die<br />
Durchforstung wieder lichte Verhältnisse im Bodenbereich sowie ein sehr tief gestaffelter<br />
Waldrand geschaffen werden. Die Maßnahmen konnten nach Stabilisierung des<br />
Bestandes im Winter 2005/06 im Rahmen des so genannten Birkhuhnprojektes zum<br />
Abschluss gebracht werden. Heute ist die Grenzlinie der Döhler Fuhren zur Heide bereits<br />
eines der besten Beispiele für den durch den Pflege- und Entwicklungsplan angestrebten<br />
strukturreichen, geschwungenen und tief gestaffelten Waldrand.<br />
Waldbereich zwischen Sahrendorfer- und Sudermühler Heide:<br />
Dieser Waldgürtel trennt die Sudermühler von der Sahrendorfer Heide. Nach dem Ankauf<br />
durch Großprojektmittel sah man sich hier einigen Problemen gegenüber: Die<br />
Sudermühler Heide ist eines der am stärksten frequentierten Heidegebiete des Natur-
40 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
schutzgebietes. Die Sahrendorfer Heide wird bisher nur durch einzelne Wanderer und<br />
Kutschen genutzt, die weite Distanzen zurücklegen. Entsprechend konnten beispielsweise<br />
Birkhühner als verhältnismäßig störungsempfindliche Tiere in den vergangen<br />
Jahren fast ausschließlich im Bereich der Sahrendorfer Heide beobachtet werden. Eine<br />
Vernetzung beider Heiden muss also in einer Form erfolgen, die keinen erhöhten Besucherdruck<br />
für die Sahrendorfer Heide zur Folge hat.<br />
Aus diesem Grunde wurde zunächst einmal eine schrittweise Auflichtung des Waldbestandes<br />
eingeleitet. Aufgrund der Dichte des Bestandes nach der Übernahme konnte<br />
diese Auflichtung im Rahmen der Laufzeit des Großprojektes nur eingeleitet werden,<br />
da die im engen Bestand aufgewachsenen Bäume zunächst eine entsprechende Standfestigkeit<br />
entwickeln müssen. Bei der Erstdurchforstung wurden zusätzlich eingesprengte<br />
Parzellen mit Japanischen Lärchen, Douglasien und anderen Kulturen entnommen.<br />
In einem weiteren Schritt wurde eine erste schmale Vernetzungsachse zwischen beiden<br />
Heiden geschaffen. Diese führt jedoch über zwei umzäunte Weiden, so dass durch die<br />
Waldentnahme kein attraktiver neuer Wanderweg zwischen den Heiden entstand. Im<br />
Abschlussjahr des Großprojektes konnte im Winter 2004/05 im Rahmen einer weiteren<br />
Durchforstung (für die jedoch keine öffentlichen Mittel mehr in Anspruch genommen<br />
werden mussten) der Waldbestand weiter aufgelichtet werden. Speziell die Waldränder<br />
wurden hierbei weiter in Richtung eines lichten Bestandes entwickelt. Parallel zu einem<br />
bereits vorhandenen Verbindungsweg wurde mit der Schaffung einer weiteren<br />
offenen bis halboffenen Verbindungsachse zwischen den Heiden begonnen.<br />
Umfeld Egestorfer Torfmoorbach:<br />
Der Quellbereich dieses Bachlaufes war durch Fichtenanpflanzungen und extrem dichte<br />
Aufforstungen stark beschattet. Mit dem Ankauf dieser Fläche im Rahmen des<br />
Großprojektes ergab sich die Möglichkeit, durch eine sehr scharfe Durchforstung wieder<br />
Licht an den Bachlauf zu bringen. Heute - nur wenige Jahre nach diesen Arbeiten -<br />
wird der Bachlauf hier bereits wieder durch Erlen und Eichen gesäumt. Einzelne<br />
Torfmoospolster bildeten sich aus.<br />
Unterpflanzungen und Anlagen von Laubholzkulturen<br />
Auch wenn im Rahmen des Pflege- und Entwicklungsplanes keine detaillierten Aussagen<br />
zur Waldentwicklung getroffen wurden, so wurde zumindest das generelle Ziel<br />
einer Entwicklung der Kiefernwälder in Richtung der potenziellen natürlichen Vegetation<br />
für all jene Standorte festgelegt, bei denen keine Zielkonflikte mit lichtbedürftigen<br />
Heidearten zu erwarten sind.
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 41<br />
Im Rahmen des Naturschutzgroßprojektes wurden Unterpflanzungen und die Anlage<br />
von Laubholzkulturen durchgeführt (3,7 ha Traubeneichen-Kulturen, 8,4 ha Buchen-<br />
Unterpflanzungen). In der Regel wurde die Entwicklung der heutigen Kiefernwälder<br />
der fortschreitenden natürlichen Sukzession überlassen. So wachsen heute in fast allen<br />
Bereichen des Naturschutzgebietes (auch auf magersten Standorten in Dünenbereichen)<br />
zumindest vereinzelt Buchen und Eichen auf.<br />
In einer Reihe von großräumigen, geschlossenen Waldbeständen wurden, gefördert<br />
durch Mitel des Naturschutzgroßprojektes oder des <strong>Verein</strong>s „Klimaschutz durch<br />
Wald“, Buchen- und/oder Eichenunterpflanzungen durchgeführt. Diese Maßnahme<br />
soll einerseits helfen, die immer wieder aufkeimenden Traubenkirschen auszudunkeln,<br />
andererseits kann so die Entwicklung des Waldbestandes in Richtung der potenziellen<br />
natürlichen Vegetation gefördert werden. Ohne entsprechende Initialunterpflanzungen<br />
würden Fichte und Douglasie, die häufig in den Nachbarbeständen reichlich vorkommen,<br />
die nächste Baumgeneration bilden. Entsprechende Bestände sind extrem dunkel<br />
und artenarm.<br />
Die eingebrachten Laubholzkulturen konnten in der Anfangsphase nur durch Umzäunungen<br />
vor dem massiven Wildverbiss geschützt werden. Sporadisch aufkeimendes<br />
Laubholz durch natürlichen Sameneintrag wurde radikal verbissen. Zwischenzeitlich<br />
konnten fast überall im Naturschutzgebiet die Umzäunungen wieder abgebaut werden.<br />
Die Kombination eines erhöhten Wildabschusses in Verbund mit dem durch die Pflanzungen<br />
stark erhöhten Laubholzanteil in den Wäldern ermöglicht heute auch eine natürliche<br />
Einwanderung von Buchen und Eichen in die Nadelwaldbestände der ersten<br />
Waldgeneration nach den Heideaufforstungen.<br />
Besonders in solchen Bereichen, in denen Wälder des VNP an Bestände der Klosterforst<br />
und einzelner Privatwaldbesitzer stoßen, wurde durch Buchenunterpflanzungen<br />
gezielt eine Schattholzzone geschaffen, die es den in den Nachbarbeständen massiv<br />
auftretenden Traubenkirschen erschwert, in den Wäldern des VNP (und des Forstamtes<br />
Sellhorn) einzuwandern.<br />
Waldrandgestaltung<br />
Der Pflege- und Entwicklungsplan dokumentiert als eines der größten Defizite aus<br />
Sicht des Artenschutzes die mangelnde Vernetzung von Wald und Heide. Mit Ausnahme<br />
weniger Waldränder konnte zu Beginn der Großprojektlaufzeit an der Grenze<br />
zwischen Wald und Heide nur von gradlinigen und steilen Waldkanten gesprochen<br />
werden.
42 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
Die angestrebte tiefe Staffelung der Waldränder kann auf zwei Wegen erreicht werden:<br />
1. Zu Ungunsten der Heide, indem durch Pflanzung oder natürlichen Anflugwald<br />
vor der Waldkante der Aufwuchs eines lockeren Waldmantels ermöglicht wird,<br />
2. zu Ungunsten des Waldes, der in seinem Randbereich sehr stark aufgelichtet<br />
wird.<br />
Beide Methoden wurden im Naturschutzgebiet angewandt, wobei aufgrund der höheren<br />
Wertigkeit der Heide aus Sicht des Biotopschutzes der Waldrand zumeist in den<br />
Waldbestand verlagert wurde. Wald-Heide-Grenzen, die entlang von Privateigentum<br />
verlaufen, bei dem die angrenzenden Waldbesitzer nicht zu einer Auslichtung ihrer<br />
Waldränder bereit waren, wurden hingegen im Bereich der Heide mit Gehölzen angereichert.<br />
Besonders günstige Bedingungen zur Gestaltung der Waldränder waren in den ehemaligen<br />
militärischen Übungsbereichen gegeben. Aufgrund des Durchfahrens der Waldränder<br />
durch die Panzer hatten sich hier bereits vielfach lichte Strukturen, geschwungene<br />
Waldränder und standfeste Altbaumindividuen gebildet. Nach Beendigung der<br />
militärischen Nutzung kam in diesen „Panzerforsten“ zwar sehr masiv ein Kiefernanflug,<br />
kombiniert mit Grauerlen und Spätblühenden Traubenkirschen aus den Erosionsschutzpflanzungen<br />
auf, doch konnte dieser Anflugwald zwischenzeitlich wieder weitgehend<br />
entnommen werden, so dass das Ziel strukturreicher und tief verzahnter Wald-<br />
Heide-Übergänge in den ehemaligen Roten Flächen bereits besonders gut umgesetzt<br />
werden konnte. Aufkommende Birken und Eichen belegen heute das Bild dieser<br />
Waldmäntel.<br />
Auch bezüglich des Beweidungsmanagements wurde die starre Grenze zwischen Wald<br />
und Heide zwischenzeitlich vielfach aufgehoben. Auch wenn durch maschinellen Eingriff<br />
ein Waldrand dauerhaft licht und tief gestaffelt erhalten werden kann, so ist unstrittig,<br />
dass sich unter dem Einfluss heutiger Nährstoffdepositionen ohne einen Nährstoffaustrag<br />
dauerhaft keine typischen Zönosen der Heide-Wald-Übergangsbereiche<br />
entwickeln oder erhalten können. In einzelnen Bereichen kommt auch das Feuer zur<br />
Strukturanreicherung von Waldrandabschnitten zum Einsatz, wobei diese Methode im<br />
Naturschutzgebiet aus Gründen der Brandsicherheit und der öffentlichen Akzeptanz<br />
anders als in den benachbarten militärischen Übungsbereichen wohl kaum bis in den<br />
Hochwald hinein angewandt werden kann.<br />
Auch wenn es noch einige Jahre dauern wird, bis die Waldränder entsprechend den<br />
Vorgaben des Pflege- und Entwicklungsplanes entwickelt sein werden, so lassen sich<br />
positive Ergebnisse der durchgeführten Maßnahmen bereits heute ablesen. Zum Bei-
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 43<br />
spiel stiegen die Populationsdichten von Vogelarten, die entsprechende Übergangszonen<br />
präferieren, wie Grünspecht, Ziegenmelker oder Heidelerche in den Waldrandbereichen<br />
deutlich an, wobei einige Arten innerhalb der Wälder im gleichen Zeitraum<br />
aufgrund deren fortschreitender Sukzession zum Schattwald deutlich zurückgingen.<br />
Roden von Spätblühenden Traubenkirschen<br />
Die Spätblühende Traubenkirsche (Prunus serotina) ist im Naturschutzgebiet in fast<br />
allen Lichtwaldbereichen vertreten. Da Fressfeinde dieser aus Nordamerika stammenden<br />
Art in Mitteleuropa weitgehend fehlen, breitet sie sich auf geeigneten Standorten<br />
in der Strauchschicht der Wälder bis zur vollständigen Dominanz aus. Ein Entwicklungsziel<br />
alter Kiefernwälder mit einer kraut- oder beerstrauchreichen Bodenvegetation<br />
kann ohne die gezielte Bekämpfung der Spätblühenden Traubenkirsche heute nicht<br />
mehr erfolgversprechend angestrebt werden. In Einzelbereichen wuchert das austriebsfähige<br />
Gehölz derart dicht, dass selbst ein Buchenunterbau nur mit großen Verlusten<br />
realisierbar ist. Ein Unterbau oder eine natürliche Verjüngung durch Eichen, die als<br />
Laubbaum den lichten Charakter einzelner Waldstandorte erhalten können, ist nicht<br />
möglich.<br />
Durch Bekämpfung der Spätblühenden Traubenkirsche sowohl von Seiten des Staatlichen<br />
Forstamtes Sellhorn als auch des VNP konnte schon vor Beginn der Projektlaufzeit<br />
ein recht großer Kernbereich des Naturschutzgebietes weitgehend traubenkirschenfrei<br />
gehalten beziehungsweise geschaffen werden. Im Rahmen der durch das Naturschutzgroßprojekt<br />
geförderten Erstinstandsetzungsarbeiten wurde vor diesem Hintergrund<br />
der Bekämpfung dichter Traubenkirschenbestände in den Ankaufsflächen<br />
hohe Priorität eingeräumt.<br />
Besonders großen Aufwand erforderte die Bekämpfung der Traubenkirschen im Umfeld<br />
der Schierhorner Fuhren. Hier und in den Erosionsschutzpflanzungen der militärischen<br />
Übungsflächen waren Traubenkirschen in großem Umfang angepflanzt worden.<br />
In den Waldbereichen war diese Maßnahme nach Abschieben der großen Windwurfflächen<br />
von 1972 auf den Stubbenwällen die gängige Methode. Durch die Traubenkirschen<br />
sollten so Brandschutzschneisen entstehen und rasch neue Deckung für das Wild<br />
aufwachsen. Bereits wenige Jahre nach diesen Anpflanzungen begann die Einwanderung<br />
in benachbarte Bestände.<br />
Auf Heideflächen, die an entsprechend dicht durch Traubenkirschen unterstandene<br />
Wälder angrenzen (zum Beispiel Wehlener Heide) ist ein um ein vielfaches erhöhter<br />
Entkusselungsaufwand zu verzeichnen.
44 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
Im Raum Schneverdingen wurde am Barrler Kirchweg ein Gatter um einen etwa 1 ha<br />
großer Kiefernbestand angelegt. Der Bestand war durch Traubenkirschen besonders<br />
dicht bestanden. Das Gatter wurde als Versuchsfläche zur Bekämpfung der Traubenkirsche<br />
durch intensive Schnuckenbeweidung eingerichtet. Der Traubenkirschenbestand<br />
war zuvor bodennah abgesägt worden, trieb jedoch wie erwartet in hoher Dichte<br />
wieder aus. Das erhoffte kurzfristige Ergebnis einer erfolgreichen Traubenkirschenbekämpfung<br />
blieb zunächst aus. Die Schnucken schafften es zwar, einen großen Teil der<br />
Stockausschläge so zu verbeißen, dass sie abstarben, doch nur wenn sie durch Futtermangel<br />
wirklich dazu gezwungen werden, ist der Beweidungsdruck durch die Heidschnucken<br />
so hoch, dass die gesamte Pflanze abstirbt. Im Verlauf der Jahre wurde die<br />
Traubenkirsche innerhalb des Gatters heute weitgehend komplett aus den etwas lichteren<br />
Bereichen durch die Schnucken verdrängt. Hier treten heute Flechtenrasen und<br />
kleinere Besenheide-Bestände zwischen den Kiefern auf. Nur in den dichten, dunklen<br />
Teilen des Gatters konnte sich die Traubenkirsche bis heute halten, da die Schnucken<br />
diese Waldbereiche aus Beifuttermangel meiden.<br />
Als Fazit dieses Versuches bleibt festzuhalten, dass eine Traubenkirschenbekämpfung<br />
durch Heidschnucken in der Fläche durch gezieltes Koppeln der Tiere in Problembeständen<br />
nicht möglich ist, da die Tiere nicht radikal genug verbeißen, dass die Beweidung<br />
das Sämlingsaufkommen dieser Art jedoch komplett unterbinden kann, und auch<br />
stärkere Rohumus-/Streuauflagen in lichten Kiefernwaldbereichen unter dem Einfluss<br />
von Tritt und Nährstoffentzug durch Beweidung nach einigen Jahren abgebaut werden.<br />
Da sich in einigen Beständen, so beispielsweise in den Schierhorner Fuhren, die Traubenkirsche<br />
bereits großflächig mit Altbäumen etabliert hatte und neben den Wurzelaustrieben<br />
nach einem ersten Rodungsdurchgang auch zahllose Sämlinge aufgingen,<br />
mussten hier mehrere Arbeitsdurchgänge verteilt über einige Jahre erfolgen. Heute<br />
sind die Altbäume in den meisten Ankaufsflächen weitgehend gerodet worden, Sämlinge<br />
und einzelne übersehene Samenträger werden auch in den kommenden Jahren<br />
noch zu roden sein, doch der Aufwand dieser Arbeiten reduziert sich von Jahr zu Jahr.<br />
Entnahme von Douglasien und Lärchenbeständen<br />
Speziell die Douglasie steht als Schattbaumart im Naturschutzgebiet häufig den Zielen<br />
des Biotop- und Artenschutzes entgegen. Unterpflanzungen mit Douglasien entwickeln<br />
sich zumeist binnen weniger Jahre zu monotonen Beständen, deren Krautschicht<br />
bis auf wenige schattenverträgliche Arten, die die Nadelstreu abbauen, verarmt.<br />
Ziel des Pflege- und Entwicklungsplanes ist für den Waldbestand zwischen Sahrendorfer-<br />
und Sudermühler Heide ein abschnittsweiser Komplettabtrieb sowie eine extreme
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 45<br />
Auflichtung der Altkieferbestände, um eine Heidevernetzung zu erreichen. Die Entnahme<br />
der fremdländischen Baumarten sowie die scharfe Durchforstung des Altkieferbestandes<br />
zur Förderung standfester Baumindividuen waren hierzu ein erster<br />
Schritt.<br />
Abbruch eines Wochenendhauses<br />
Mit dem Ankauf einer Fläche in Inzmühlen gelang es, eines der im Gebiet bestehenden<br />
Wochendhäuser aufzulösen . Die Abriss- und Entsorgungskosten der Gebäude wurden<br />
über das Großprojekt abgewickelt. Die Fläche lässt heute nur noch bei sehr guter<br />
Kenntnis der Vergangenheit die ehemalige Bebauung erahnen.<br />
4.3.2 Maßnahmen an Fließgewässern<br />
Gewässerrenaturierung Brunau<br />
Die Brunau hatte als Fließgewässer innerhalb des Naturschutzgebietes am stärksten<br />
unter der Nutzung der Roten Flächen als Panzerübungsgelände zu leiden. Durch den<br />
Fahrbetrieb war die gesamte Fläche der Brunauheide vegetationslos geworden. Bei<br />
Starkregenereignissen ergossen sich somit gewaltige Mengen an Sand in den Bachlauf.<br />
Gleichzeitig ergaben sich extreme Flutwellen. Somit sahen sich die Britischen Truppen<br />
gezwungen, eine ganze Kette von Rückhalteteichen, Sandfängen und Staustufen in<br />
den Bachlauf einzubringen, der zur Aufnahme der Flutwellen stark ausgebaut und eingetieft<br />
werden musste.<br />
Nach Abzug der Truppen 1993 sollte das Gewässer soweit möglich wieder rückgebaut<br />
werden. Ein großer Teil dieser Arbeiten wurde bereits von den militärischen Arbeitskräften<br />
durchgeführt (STUBBE 2000). Leider wurde im Rahmen dieser Arbeiten auch<br />
der Benninghöfer Bach, der als Entwässerungsgerinne für das Tütsberger Grünland<br />
fungiert, extrem eingetieft. Auch die Drainagestränge anliegender Acker- und Grünlandflächen<br />
waren zwischenzeitlich den extremen Ausbautiefen angepasst worden.<br />
Im Rahmen des Naturschutzgroßprojektes wurde der Bachlauf soweit als möglich in<br />
seiner Sohle wieder angehoben. Somit konnte zumindest die stark entwässernde Wirkung<br />
auf das hochwertige Brunaumoor reduziert beziehungsweise gestoppt werden.<br />
Die ausgebaute Talniederung wurde wieder auf ihre natürliche Breite reduziert und ein<br />
Sohlabsturz durch eine Sohlgleite ersetzt.
46 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
Heute sind weite Abschnitte der Brunau wieder recht naturnah. Eine Serie von Untersuchungen<br />
im Rahmen studentischer Praktika der Universität Lüneburg belegt die positive<br />
Entwicklung des Gewässers in Bezug auf die Tierwelt des Gewässers (REUSCH<br />
1994).<br />
Ein Abschluss der Renaturierungsarbeiten innerhalb der Naturschutzgebietsgrenzen<br />
steht noch aus. Dieser wird erst dann möglich werden, wenn es gelingt, die verbliebenen<br />
Anliegerflächen aufzukaufen, da die Flächenbewirtschafter hier auf ihrem Recht<br />
einer gesicherten Wasserabnahme der Drainagestränge beharren.<br />
Gewässerrenaturierung Sprengebach<br />
Als erstes Fließgewässer innerhalb des Naturschutzgebietes überhaupt gelang es, am<br />
Sprengebach den gesamten Talverlauf in den Besitz des VNP oder der öffentlichen<br />
Hand zu überführen. Dieses Gewässer war jedoch in einem besonders schlechten Zustand:<br />
Auf über 800 m Länge war der Unterlauf innerhalb des Hörpeler Grünlandes<br />
verrohrt beziehungsweise grabenartig ausgebaut worden. Das Gewässer, welches im<br />
Oberlauf und Quellbereich einige sehr naturnahe Bereiche aufweist, war somit für<br />
Gewässerorganismen komplett vom System der Schmalen Aue abgekoppelt worden.<br />
Im Rahmen des Großprojektes wurde die Verrohrung vollständig entnommen und nur<br />
an einer Stelle durch einen Übergang ersetzt. Das Bachbett wurde entsprechend dem<br />
anzunehmenden natürlichen Verlauf neu modelliert und mit einem Kiesbett ausgestattet.<br />
Auf eine Begrünung durch Bepflanzung wurde verzichtet. Heute fließt das Gewässer<br />
durch einen dichten Erlengürtel. Die Grünlandflächen parallel zum Gewässer werden<br />
nicht mehr gedüngt. Eine Reihe von temporär wasserführenden Mulden wurde<br />
innerhalb des Grünlandes angelegt.<br />
Heute sind die einstmaligen Fettwiesen entlang des Sprengebaches bereits so weit ausgehagert,<br />
dass eine Nutzung als Heuwiese nur noch in feuchten Jahren möglich ist.<br />
Das Grünland wird von Kiebitzen als Brutraum genutzt, und der Sprengebach bietet<br />
seit Jahren Brutraum für ein Kranichpaar. Entgegen der ursprünglichen Planung im<br />
Pflege- und Entwicklungsplan soll das Grünland entlang der Schmalen Aue und dem<br />
Sprengebach weiterhin erhalten werden. Entlang der Fließgewässer soll ein breiter Erlensaum<br />
für Beschattung sorgen.<br />
Auch nach Abschluss des Großprojektes sind am Sprengebach noch eine ganze Reihe<br />
von Maßnahmen umzusetzen, um hier neben der Wümme ein zweites Fließgewässer<br />
innerhalb des Naturschutzgebietes barrierefrei zu entwickeln. Innerhalb der Waldbereiche<br />
ist die Entnahme der den Bachlauf häufig komplett überschattenden Fichten
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 47<br />
erforderlich. Der VNP konnte diese Maßnahme auf seinen Flächen im Winter 2005/06<br />
umsetzen.<br />
Aufgrund einiger für den Artenschutz besonders wertvoller Stillgewässer, die teilweise<br />
noch vom Sprengebach durchströmt werden, sind die Maßnahmen zur Erlangung einer<br />
Durchgängigkeit des Gewässers im Bereich des Forstamtes mit großem Planungsaufwand<br />
verbunden (Nahrungshabitat des Schwarzstorches, Brutplatz des Kranichs, größere<br />
Moorfroschpopulation, Entwicklungsgewässer von Kleiner und Nordischer<br />
Moosjungfer [Leucorrhina dubia, L. rubicunda], Kleinem Blaupfeil [Orthetrum coerulescens]<br />
und Später Adonislibelle [Ceriagrion tenellum]). Einzelne Abstürze und Verrohrungen<br />
sollten jedoch ohne großen Planungsaufwand in den kommenden Jahren<br />
beseitigt werden.<br />
Gewässerrenaturierung Schmale Aue<br />
Die Schmale Aue entspringt außerhalb des Naturschutzgebietes in einem Intensivgrünlandkomplex<br />
mit angrenzender Ackerwirtschaft im Umfeld der Ortschaft Volkwardingen.<br />
Da der Quellbereich durch den Ausbau zum Entwässerungsgraben gegenüber der<br />
natürlichen Situation weit nach oben verlagert wurde, wird heute auch die Landesstraße<br />
212 durch den Bachverlauf gekreuzt. Der extrem tiefe und geradlinige Verlauf der<br />
Aue in diesem Bereich führt zu einer starken Sandfracht. Bedingt durch einmündende<br />
Drainagen aus dem benachbarten Intensivgrünland und einigen Ackerschlägen ist die<br />
Aue in diesem Bereich extrem nährstoffbelastet.<br />
Da auch aufgrund der trennenden Wirkung der Autobahn letztendlich entschieden<br />
wurde, das Kerngebiet für das Naturschutzgroßprojekt mit der Naturschutzgebietsgrenze<br />
abzuschließen, war die Möglichkeit einer Minderung der belastenden Einflüsse<br />
des Gewässers im Rahmen einer Renaturierung des Oberlaufes mit vorausgehendem<br />
Erwerb der anliegenden Flächen nicht gegeben. Um dennoch die negativen Einflüsse<br />
auf das Gewässer minimieren zu können, dessen strukturelle Entwicklung innerhalb<br />
des Naturschutzgebietes, vor allem jedoch im weiteren Verlauf sehr positive Ansätze<br />
zeigt, wurde ein Bündel von Maßnahmen am Eintritt des Gewässers in das Schutzgebiet<br />
durchgeführt:<br />
Einrichtung eines Sandfanges am Einlauf des Bachlaufes in das Naturschutzgebiet,<br />
Einrichtung eines Versumpfungsbeetes zur Minderung der Nährstoffbelastung des<br />
Gewässers,<br />
Wiederanströmung des ursprünglichen Gewässerverlaufes auf einer Länge von 350<br />
m,
48 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
völlige Neugestaltung eines grabenartig ausgebauten Abschnittes des Gewässerbettes<br />
auf etwa 250 m Länge,<br />
Einbringung von Kies als natürliches Sohlsubstrat in den renaturierten Abschnitten,<br />
Sohlaufhöhung und einseitige Uferaufweitung auf einer Länge von 350 m.<br />
Die Maßnahmen am Gewässerbett zeigten bereits ein Jahr nach ihrer Umsetzung bei<br />
einer ersten chemisch-physikalischen Beprobung zur Erfolgskontrolle des Projektes<br />
gute Erfolge (HÜBNER 1999). So stieg der Sauerstoffgehalt des Wassers an allen Probestellen<br />
deutlich an. Erstaunlich rasch erfolgte auch die Wiederbesiedelung des Gewässers<br />
durch die Wirbellosenfauna. 1999 konnten bereits die folgenden bestandsgefährdeten<br />
Arten im bearbeiteten Gewässerabschnitt nachgewiesen werden:<br />
Trichoptera (Köcherfliegen): Beraeodes minutus, Hydropsyche saxonica, Ironoquia<br />
dubia und Molannodes tinctus;<br />
Coleoptera (Käfer): Lacccobius striatulus;<br />
Heteroptera (Wanzen): Notonecta obliqua;<br />
Odonata (Libellen): Erythromma najas.<br />
Der Anlage des Versumpfungsbeetes war jedoch nur in den ersten beiden Jahren ein<br />
Erfolg in Bezug auf eine Filterfunktion für das durch Nährstoffe belastete Fließgewässer<br />
beschieden. Bedingt durch die großen Sandfrachten, die das Gewässer bei Starkregenereignissen<br />
mit sich führt und die bei solchen Strömungsbedingungen nicht im<br />
Sandfang abgesetzt werden, war der Zufluss in das Versumpfungsbeet bereits recht<br />
bald versandet. Aufgrund der schlechten Erreichbarkeit dieses Abschnittes musste<br />
nach einigen Versuchen auf eine Abfuhr des Sandes aus diesem Bereich verzichtet<br />
werden. Die Mulden des Versumpfungsbeetes haben sich zwischenzeitlich jedoch zu<br />
einem strukturreichen Kleingewässer- Bruchwald-Biotopkomplex entwickelt.<br />
Um das Problem der Sand- und Nährstoffbelastung der Schmalen Aue, welches sich<br />
durch fortschreitende Umnutzung des anliegenden Grünlandes in Ackerland noch verstärken<br />
wird, zu beheben, wird der VNP weiterhin im Bereich östlich der Autobahn<br />
versuchen, Flächen anzukaufen. Der Landkreis Soltau-Fallingbostel wurde seitens des<br />
VNP zusätzlich aufgefordert, anstehende Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen in diesem<br />
Bereich für die Flächensicherung und den Rückbau des Gewässers zu konzentrieren.<br />
An mehreren Stellen innerhalb des Naturschutzgebietes wurde die Durchgängigkeit<br />
des Fließgewässers durch Sohlabstürze und Verrohrungen noch zu Beginn der Projektlaufzeit<br />
unterbrochen. Durch Maßnahmen des Projektes konnten diese Querbauwerke<br />
im Gewässer weitgehend beseitigt werden. In Einzelfällen konnte auf Übergänge nicht
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 49<br />
verzichtet werden, hier wurden die Verrohrungen entnommen und durch Brücken ausgetauscht.<br />
Die Schmale Aue ist somit auf einem langen Abschnitt innerhalb des Naturschutzgebietes<br />
auch für flugunfähige Wasserorganismen wieder durchwanderbar geworden. Es<br />
verblieben bisher nur ein Messgerinne oberhalb des Döhler Weges und die Stauhaltung<br />
an der Sudermühle. Der VNP wird sich in den kommenden Jahren auch für eine<br />
Durchgängigkeit des Gewässers an diesen verbliebenen Punkten einsetzen.<br />
Gewässerrenaturierung Große Aue<br />
Die Große Aue ist innerhalb des Naturschutzgebietes zu einem vollständig begradigten<br />
Graben ausgebaut worden. Der heutige Gewässerbeginn liegt weit über dem ursprünglichen<br />
Quellbereich. Die Gewässersohle liegt extrem unter dem natürlichen Niveau.<br />
Da während der Laufzeit des Großprojektes leider nicht alle Grundstücke im Umfeld<br />
des Gewässers erworben werden konnten, wurde das Gesamtareal zunächst nivelliert,<br />
um eventuelle Auswirkungen der Renaturierung des Gewässers auf benachbarte<br />
Grundstücke ausschließen zu können. Das Nivellement, das mit einer Abschätzung der<br />
Grundwasserpegelerhöhung durch die Maßnahme gekoppelt wurde, brachte eine Reihe<br />
sehr erfreulicher Ergebnisse:<br />
Innerhalb der den heutigen Graben begleitenden Bruchwälder und Grünlandzüge<br />
sind noch größere Abschnitte des ehemaligen Gewässerverlaufes als Mulde erhalten<br />
geblieben, deren Wiederbeschickung durch die Große Aue mit geringem Kostenaufwand<br />
zu realisieren ist.<br />
Die geplante Verschüttung beziehungsweise Kammerung des über den natürlichen<br />
Quellbereich hinaus führenden Grabens hat eine erhebliche Verbesserung der hydrologischen<br />
Situation für das Umfeld zur Folge. Es ist demzufolge möglich, auch<br />
den Hoch- und Übergangsmoorkomplex des Großen Moores wieder gut mit Wasser<br />
zu versorgen und somit den einsetzenden Mineralisierungsprozess zu stoppen.<br />
Das erforderliche Material zur Anhebung der Gewässersohle ist zum größten Teil<br />
als Uferdamm entlang des Grabens durch häufiges Ausbaggern erhalten geblieben.<br />
Bei einer Renaturierung entfallen somit große Kosten für die Ersatzeinbringung<br />
abgeschwemmten Bodens.<br />
Der Dränbereich des Grabens (der heutigen Großen Aue) ist sehr viel größer als<br />
zunächst angenommen, eine Renaturierung des Bachlaufes hat somit einen Rückstau<br />
im gesamten Talsohlenbereich zur Folge.
50 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
Gerade der vierte Punkt bedeutet, dass eine großräumige Renaturierung erst bei einem<br />
vollständigen Erwerb der anliegenden Flächen möglich ist. Aus diesem Grunde wurde<br />
im Rahmen des Großprojektes auf einen Maßnahmenbeginn in diesem Bereich verzichtet.<br />
Die für die Voruntersuchung eingesetzten Gelder sind dennoch sinnvoll verausgabt<br />
worden. Aufgrund der Untersuchung wurde der hohe Wert der geplanten Maßnahme<br />
eindrucksvoll verdeutlicht: Eine Umsetzung sichert den Fortbestand eines der größten<br />
Heidemoore Niedersachsens mit besonders ausgedehnten Moorlilienbeständen. Ein<br />
Hochmoorareal kann voraussichtlich dauerhaft gesichert werden, der Mineralisierungsprozess<br />
in den ausgedehnten und zur Zeit in Teilarealen bezüglich der Vegetation<br />
noch sehr typischen Erlen- und Birkenbruchwaldkomplexen kann gestoppt werden.<br />
Ein Fließgewässer, das Teil des in weiten Teilen als FFH-Gebiet ausgewiesenen Gewässersystems<br />
Böhme ist, wurde im Quellbereich renaturiert.<br />
In Absprache mit der unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Soltau-<br />
Fallingbostel soll daher versucht werden die Flächeneigner bei erforderlichen Ausgleichs-<br />
und Ersatzmaßnahmen hier in die Pflicht zu nehmen. Der VNP wird sich besonders<br />
prioritär um Ankäufe in diesem Bereich bemühen, um die Renaturierung der<br />
Aue möglichst bald umsetzen zu können.<br />
Gewässerrenaturierung Hornbach<br />
Der Hornbach ist ein aus östlicher Richtung kommender Zufluss zur Schmalen Aue<br />
zwischen Döhle und Sudermühlen. Der grabenartige Bachlauf wurde durch einen Stau,<br />
der aus dem in der Umgebung anstehenden Bodenmaterial aufgeschüttet wurde, in sein<br />
noch vorhandenes natürliches Bett zurückverlegt. Aufgrund von Beschwerden des Oberliegers<br />
wurde ein Nivellement erstellt, das einen Rückstau bis in die privaten Grünlandbereiche<br />
belegte. Damit der Wasserstand künftig reguliert werden kann, musste<br />
der Damm mit einem Mönch versehen werden.<br />
Gewässerrenaturierung Wilseder Bach und Schwarze Beeke<br />
Direkt anliegend an den Ortsbereich Wilsede entspringt der Wilseder Moorbach. Zu<br />
Beginn des Großprojektes war hiervon jedoch nichts ersichtlich. Auf einer Länge von<br />
über 400 m war das Gewässer verrohrt. Kam es an die Oberfläche, so verlief es als<br />
Graben mit nahezu senkrechten Seitenwänden oft bis zu einem Meter unter dem Geländeniveau.<br />
Nach Umsetzung der oben aufgeführten Maßnahmen schlängelt sich der<br />
Wilseder Moorbach heute in diesem Abschnitt wieder naturnah durch den Talgrund.
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 51<br />
Die Entnahme der Verrohrung hat jedoch nicht nur Auswirkungen auf den bearbeiteten<br />
Bereich. Bedingt durch den heute wieder gegebenen Abfluss im naturnahen Verlauf<br />
wird auch die Gewässerchemie positiv beeinflusst: Glücklicherweise muss der<br />
Wilseder Bach heute nicht mehr die Abwässer des Ortes aufnehmen, da dieser über<br />
Druckrohrleitungen an überörtliche Kläranlagen angeschlossen wurde. Doch auch das<br />
Oberflächenwasser führt aufgrund des Kutschverkehrs im Ort häufig höhere organische<br />
Belastungen mit sich. Der Wilseder Bach als Oberlauf der Schwarzen Beeke kann<br />
heute wieder im Grünlandbereich zum Abbau dieser Stickstoff- und Phosphateinträge<br />
beitragen, so dass die sensiblen Moorbereiche entlang des Unterlaufes der Schwarzen<br />
Beeke heute wesentlich geringer belastet werden.<br />
Wenn sich in den kommenden Jahren das Bett des Wilseder Baches einigermaßen<br />
festgelegt hat und somit die Sandfracht abnimmt, wird der <strong>Verein</strong> die aktuell geschlossene<br />
Umflut um den Feuerlöschteich, der zur Zeit als Sandfang dient, unterhalb des<br />
Dora-Hinrichs-Weges wieder öffnen. Somit kann ein weiteres Fließgewässer des Naturschutzgebietes<br />
von der Mündung zumindest bis zu einem seiner Quellbereiche<br />
komplett durchgängig erhalten werden.<br />
Unterhalb des Dora-Hinrichs-Weges wird der Wilseder Bach als Schwarze Beeke benannt.<br />
Auch dieses Gewässer wurde in der Vergangenheit leider grabenartig ausgebaut.<br />
Der Bachlauf wurde jedoch im oberen Drittel seit Jahrzehnten nicht mehr ausgebaggert,<br />
so dass das Gewässer heute bereits wieder recht naturnah verläuft. Auf Höhe<br />
der Einmündung des Vossmoorbaches konnten die Gewässer in der Vergangenheit nur<br />
mit Hilfe dreier Verrohrungen überquert werden. Diese Rohrleitungen wurden im<br />
Rahmen des Projektes entnommen. Da zwei der Übergänge weiterhin zur Heidepflege<br />
erforderlich sind, wurden hier Holzbrücken gebaut.<br />
Im unteren Drittel sind Schwarze Beeke und Vossmoorbach grabenartig ausgebaut.<br />
Am Vossmoorbach wurde daher im Rahmen der Entnahme der Verrohrungen durch<br />
Anhebung der Gewässersohle ein Initial für eine natürliche Laufentwicklung geschaffen.<br />
Die Schwarze Beeke verläuft in ihrem grabenartig ausgebauten Bereich zum größten<br />
Teil durch das Beweidungsprojektgebiet mit Rindern und Pferden. Da die Grünlandfläche<br />
aufgrund der guten Nährstoffversorgung gegenüber der umliegenden Heide<br />
von den Rindern besonders häufig aufgesucht wurde, war hier mit einem starken Uferabtritt<br />
zu rechnen. Die Entscheidung, den Grabenabschnitt nicht maschinell zu renaturieren,<br />
erweist sich bereits heute, nur zwei Jahre nach der Aufnahme der Großviehbeweidung,<br />
als richtig. Die unnatürlich steilen Gewässerufer wurden in vielen Bereichen<br />
bereits abgetreten, das Gewässer beginnt sich aus eigener Kraft ein neues Bett zu suchen.<br />
Der Kies, der beim Ausbau entlang der Ufer in kleinen Wällen mit abgelegt<br />
wurde, wird durch die allmähliche Zufuhr von Ufermaterial recht gut freigespült. Ein
52 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
Sandfang am Ende des Grabenabschnittes verhindert eine übermäßige Belastung der<br />
unteren Gewässerabschnitte.<br />
Bereits heute wird deutlich, dass in Abschnitten, in denen sich das Gewässer ein naturnahes<br />
Bett geschaffen hat, die Trittbelastung der Rinder kaum noch Folgen für das<br />
Gewässer mit sich bringt. Pionierarten wie die Borstige Moorbinse (Isolepis setacea)<br />
haben sich hingegen bereits angesiedelt.<br />
Rückbau von Strömungshindernissen am Wehlener Moorbach<br />
Der Wehlener Moorbach konnte nur im untersten Abschnitt und in einem Quellbereich<br />
durch den VNP erworben beziehungsweise langfristig angepachtet werden. In den hier<br />
vorhandenen Grünlandzügen des Talraumes wurde der grabenartig ausgebaute Bachlauf<br />
mehrfach durch Betonröhren für Überfahrten geführt. Im Rahmen des Großprojektes<br />
konnten diese Strömungshindernisse, die gleichzeitig Zwangspunkte bezüglich<br />
der Eintiefung der Sohllage darstellten, beseitigt werden. An Stellen, die dies zur Bewirtschaftung<br />
der anliegenden Flächen unbedingt erforderlich machten, wurden die<br />
Durchlässe durch Brücken ersetzt.<br />
Obschon der VNP als Unterlieger für die Wasserabnahme der Oberliegenden verantwortlich<br />
ist und somit eine Gewässerunterhaltung durchführen muss, konnte der Wasserstand<br />
des Bachlaufes so um über einen halben Meter angehoben werden. Bei den<br />
abschnittweise durchgeführten Unterhaltungsmaßnahmen wurde zusätzlich ein Wiedereinsetzen<br />
des natürlichen Mäandrierens des Baches initiiert, so dass das Gewässer<br />
in dem Bearbeitungsabschnitt heute bereits wieder recht naturnah erscheint.<br />
Solange die Rinderhaltung im oberhalb der VNP-Flächen gelegenen Grabenverlauf<br />
des Moorbaches aufrecht erhalten bleibt, ist eine Gewässerunterhaltung erforderlich.<br />
Dieser Grünlandzug hat einige Bedeutung für die wenigen verbliebenen Wiesenbrüter<br />
im Naturschutzgebiet. So brüteten hier in den vergangenen Jahren oftmals Kiebitze<br />
und - wenn auch nur sporadisch - Bekassinen. Eine Ankaufmöglichkeit von Flächen in<br />
diesem Bereich ist aktuell eher unrealistisch, sollte jedoch im Falle ihres Eintrittes genutzt<br />
werden.<br />
Rückbau von Strömungshindernissen im Weseler Bach<br />
Auch für den Weseler Bach wurde im Rahmen des Pflege- und Entwicklungsplanes<br />
eine Reihe von Maßnahmen aufgelistet, um die Durchgängigkeit einzelner Abschnitte<br />
dieses Fließgewässers zu erhöhen. Unter den Fließgewässern, die im Naturschutzge-
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 53<br />
biet einen längeren Verlauf haben, stellt dieser Bachlauf eine Ausnahme dar, da hier<br />
während der Projektlaufzeit auf die Umsetzung von Maßnahmen verzichtet wurde.<br />
Der VNP hat am Weseler Bach zur Zeit nur auf wenige hundert Meter des Gewässers<br />
Zugriff. Zur Zeit würde eine Umsetzung weiterer Maßnahmen am Bachlauf, wie etwa<br />
das Ablassen einzelner Teiche, keinen Sinn ergeben, da somit keine längeren Fließgewässerabschnitte<br />
renaturiert werden können und auch den vorhandenen Teichen einige<br />
Bedeutung aus Sicht des Artenschutzes zukommt. Floristisch sind hier beispielsweise<br />
die Vorkommen des Gewöhnlichen Wasserschlauches (Utricularia vulgaris), des Einfachen<br />
Igelkolbens (Sparganium emersum) und des Schmalblättrigen Rohrkolbens<br />
(Typha angustifolia) zu nennen.<br />
Der Weseler Bach wird sich, wie bereits im Rahmen des Pflege- und Entwicklungsplanes<br />
erläutert, kaum mehr zu einem durchgängigen Fließgewässer zurückentwickeln<br />
lassen. Nicht nur den Holmer Teichen kommt hierbei in Abwägung der Zielkonflikte<br />
des Artenschutzes für Maßnahmen an diesem Fließgewässersystem extrem hohe Bedeutung<br />
zu, auch die anderen im Hauptgerinne liegenden Stillgewässer werden von<br />
einer Vielzahl seltener Arten angenommen und können aufgrund der Enge des Talraumes<br />
nicht umgangen werden.<br />
Innerhalb des Naturschutzgebietes sollten jedoch dennoch viele Maßnahmen am Bachlauf<br />
umgesetzt werden, um zumindest die zum Teil recht langen und bezüglich des<br />
Bachbettes sehr naturnahen Abschnitte des Gewässers miteinander zu verbinden. Vorrangig<br />
erscheint hier vor allem die Entnahme der dichten Fichtenbestände aus den engen<br />
Bachtälern.<br />
Rückbau von Strömungshindernissen an der Seeve<br />
Die Maßnahmen an der naturnah ausgeprägten Seeve beschränkten sich auf die Entnahme<br />
von Strömungshindernissen und den Bau einer Brücke.<br />
Renaturierung der Haverbeeke<br />
Die Haverbeeke war im Grünlandabschnitt an zwei Stellen durch Verrohrungen für<br />
Überfahrten eingeengt. Beide Verrohrungen wurden entnommen und durch Brücken<br />
ersetzt, da ein beliebter Wanderweg den Bachlauf querte. An der zweiten Stelle war<br />
eine Überfahrt zur Bewirtschaftung des Grünlandes erforderlich.
54 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
4.3.3 Maßnahmen an Stillgewässern<br />
Einige Stillgewässer im Gebiet sind im Laufe der Jahre stark verschlammt und wurden<br />
durch Mittel des Großprojektes zum Teil zur Schonung ihrer Organismen in mehreren<br />
Arbeitsabschnitten entschlammt.<br />
Erfolgversprechend sind diese Maßnahmen am Schlangengrundteich in Wilsede und<br />
am Dorfteich in Oberhaverbeck. Alle Gewässer zeichnen sich heute wieder durch gute<br />
Wasserqualität aus. Die Besonderheit des Schlangengrundteiches mit dem gleichzeitigen<br />
Vorkommen der drei heimischen Braunfrösche Grasfrosch (Rana temporaria),<br />
Moorfrosch (R. arvensis) und Springfrosch (R. dalmatia) sowie der Molcharten<br />
Teichmolch (Triturus vulgaris), Fadenmolch (T. helveticus), Bergmolch (T. alpestris)<br />
und Kammmolch (T. cristatus) mit guten Beständen konnte erhalten bleiben. Die Zahl<br />
der Laichballen des Springfrosches nahm sogar leicht zu.<br />
Einen besonders guten Eindruck macht auch der quellige Dorfteich in Oberhaverbeck.<br />
Das kristallklare Wasser gibt schon ein Jahr nach der Maßnahme wieder den Blick auf<br />
eine besonders reichhaltige submerse Vegetation frei. Bei diesem Gewässer wurde auf<br />
die Umsetzung einer Entschlammung in zwei Arbeitsabschnitten verzichtet. Stattdessen<br />
wurden aus besonders wasserpflanzenreichen Bereichen des Gewässers vor Umsetzung<br />
der Maßnahme einige Baggerschaufeln Material sichergestellt und nach Ausschieben<br />
des Teiches, der hierzu kurz abgepumpt wurde, noch am gleichen Tage wieder<br />
eingebracht.<br />
Leider ließ das Jahr 2005 für dieses Gewässer nur wenig Zeit für eine eingehendere<br />
Erfolgskontrolle. Immerhin konnten im tieferen Wasser größere Armleuchteralgenbestände<br />
und einige Kleinfische ausgemacht werden. Die Bestände des Einfachen Igelkolbens<br />
(Sparganium emersum) haben sich gut vermehrt und neben Erdkröte (Bufo<br />
bufo) und Grasfrosch (Rana temporaria) konnten in diesem Frühjahr auch die vier<br />
heimischen Molcharten wieder im Gewässer angetroffen werden.<br />
Etwas mehr Zeit wird die Einstellung einer interessanten Flora und Fauna am Tütsberger<br />
Teich erfordern, da dieses Gewässer bereits sehr stark durch Faulschlamm belastet<br />
war und auch vor der Entschlammung nur noch Ubiquisten aufwies.
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 55<br />
4.3.4 Maßnahmen in Talräumen (zumeist Grünland)<br />
Abbau von Stacheldraht<br />
Auf nahezu allen im Rahmen des Naturschutzgroßprojektes zugekauften oder angepachteten<br />
Grünlandflächen verblieben bei der Übernahme die Zäune. Der meist dreireihig<br />
gezogene Stacheldraht stellt einerseits eine Gefahr für viele Vögel dar und ist<br />
andererseits ein Hindernis für die Schnuckenherden. Da aus Gründen des Artenschutzes<br />
nicht nur die Wald-Heide-Übergänge fließend gestaltet werden sollen, sondern<br />
auch Übergänge zwischen Grünland und Wald nach Möglichkeit nicht in Form scharfer<br />
Grenzen entwickelt werden, ist die Entnahme des Drahtes auch aus diesem Grund<br />
zwingend.<br />
Das Drahtvolumen, das nach Ablauf der landwirtschaftlichen Nutzung auf den Flächen<br />
verbleibt, ist erschreckend. So wurden während der Laufzeit des Naturschutzgroßprojektes<br />
und zu einem großen Anteil auch gefördert mit diesen Mitteln weit über 150 km<br />
Draht im Naturschutzgebiet beseitigt. Neben den Stacheldrähten in den Talräumen<br />
waren dies auch Knotengeflechtzäune in Wäldern, die zum Schutz forstlicher Kulturen<br />
errichtet wurden sowie entsprechende Zäune, die zunächst für die Etablierung von Heckenstreifen<br />
entlang von Ackerflächen unverzichtbar waren.<br />
Einführung einer Beweidung der Talräume von Radenbach und Schmaler Aue<br />
Ein großes Projekt im Rahmen der ersteinrichtenden Maßnahmen war die Etablierung<br />
einer großräumigen Rinder- und Pferdebeweidung mit Schwerpunkt in den Talniederungen<br />
des Radenbaches und der Schmalen Aue (Abb. 4, vergleiche WORMANNS<br />
2004).<br />
Im Rahmen der Pflege- und Entwicklungsplanung wurde für diesen Bereich das bestehende<br />
Mosaik aus Wald und Offenland als besonders wertvoll erkannt. Bachparallel<br />
finden sich hier besonders viele Feucht- und Nassbrachen, die in der Vergangenheit<br />
zum großen Teil als Rieselwiesen und nachfolgend als Rinderweiden oder Mähwiesen<br />
genutzt wurden.<br />
Wie in vielen anderen Bereichen, so ist auch die Milchviehhaltung im Naturschutzgebiet<br />
ein aussterbender landwirtschaftlicher Betriebszweig. Mehr und mehr Grünländer<br />
fielen im Naturschutzgebiet in den vergangenen Jahren aus der Nutzung. Die Flächen<br />
konnten nach und nach durch den VNP erworben oder langfristig angepachtet werden.<br />
Heute bewirtschaften nur noch zwei Rinderhalter Flächen im Umfeld von Radenbach
56 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
und Schmaler Aue. Diese werden ihre Betriebe nach aktuellen Vorstellungen noch bis<br />
zur Rente erhalten und dann aufgeben, da eine Hofnachfolge nicht in Sicht ist.<br />
Abb. 4: Lage des Beweidungsprojektes und der Einzelkoppeln südöstlich von Undeloh.<br />
Aus Sicht des VNP, der satzungsgemäß die historische Kulturlandschaft der Lüneburger<br />
Heide erhalten will, bestand somit dringender Handlungsbedarf. Hinzu kam, dass<br />
durch den aktuellen Schnuckenbestand weite Heideflächen parallel des Radenbaches<br />
nicht sinnvoll gepflegt werden können, da hier kein geeigneter Stall zur Verfügung<br />
steht und die bestehenden Bestandsgrößen, die durch die Stallgrößen festgelegt sind,<br />
nicht durch eine Aufstockung der Herdengrößen dem Bedarf angepasst werden können.<br />
Vor allem die Rinder gehörten in der Zeit der historischen Heidebauernwirtschaft<br />
in Ortsnähe durchaus zu den Nutztieren, die auch in der Heide ihr Auskommen finden<br />
mussten und diese mit prägten (Abb. 5).<br />
Da die Nasswiesen aufgrund der Gefahr der Übertragung von Krankheiten wie der<br />
Moderhinke kein günstiges Beweidungsgebiet für Heidschnucken stellen und da das<br />
Bild der historischen Kulturlandschaft in diesem Bereich durch Rinder oder Pferde<br />
geprägt wurde, lag es auf der Hand, eine Variation der in den vergangenen Jahren in<br />
vielen Gebieten erfolgreich eingeführten Großviehbeweidungsprojekte zu etablieren.
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 57<br />
Abb. 5: Rinderbeweidung im Umfeld Wilsede (Schlangengrund, um 1900).<br />
Durch Mittel des Naturschutzgroßprojektes wurde somit der Bau einer Zauntrasse um<br />
ein etwa 140 ha großes Areal finanziert, das einen besonders weiten Ausschnitt der in<br />
der Lüneburger Heide vorkommenden Biotope beinhaltet.<br />
Probleme bereitete die Auswahl geeigneter Tiere für dieses Projekt. Bei den Pferden<br />
entschied sich der <strong>Verein</strong> für Dülmener Wildpferde. Durch die Zucht dieser Robustrasse<br />
kann der VNP zum Erhalt eines seltenen genetischen Stammes beitragen. Entscheidend<br />
für die Auswahl der Tiere war jedoch auch, dass sich sowohl die klimatischen<br />
Verhältnisse als auch die Landschaftstypen im Meerfelder Bruch und im vorgesehenen<br />
Beweidungsareal sehr ähneln.<br />
Bei der Suche nach einer geeigneten Rinderrasse waren besonders viele Aspekte zu<br />
berücksichtigen: An erster Stelle stand - wie bei allen Beweidungsprojekten mit dem<br />
Ziel einer ganzjährigen Außenhaltung in „freier Wildbahn“ - die Erfordernis einer besonderen<br />
Genügsamkeit und Robustheit. Nachforschungen ergaben, dass die ursprünglich<br />
in der Lüneburger Heide gehaltene Rinderrasse einem kleinrahmigen roten Rind<br />
entsprach, das einige Ähnlichkeit mit dem Roten Höhenvieh besaß. Diese Rasse ist<br />
jedoch bereits seit langem ausgestorben, verdrängt durch die Deutsche Schwarzbunte,<br />
die heute allerdings in reiner Zuchtform ebenfalls als bedrohte Rasse gilt, für die Heidebereiche<br />
jedoch als zu anspruchsvoll eingeschätzt wurde. Da das Beweidungsgebiet<br />
von einem stark frequentierten Wanderweg durchlaufen wird, mussten darüber hinaus
58 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
sehr friedfertige Tiere gefunden werden. Ein weiteres Auswahlkriterium war die Vermarktungsfähigkeit<br />
der Tiere. Da seit der BSE-Krise schwarze Farbvarianten bei Rindern<br />
nur noch sehr schlechte Preise erzielen, fiel auch dieser Farbschlag aus. Letztendlich<br />
entschied man sich für eine hornlose Kreuzung aus Galloway und Shorthorn. Das<br />
Galloway soll hier die Robustheit, das Shorthorn den Fleischgeschmack und Rahmen<br />
bringen. Um Akzeptanz für diese Tiere zu erhalten, erhielten sie den Namen „Wilseder<br />
Rote“.<br />
Die Einzäunung in Form einer großen zusammenhängenden Weide war bedingt durch<br />
den Zuschnitt der Flächen und kreuzende Fahrwege nicht möglich. So entstanden<br />
durch das Naturschutzgroßprojekt vier Koppeln, die sich auch in ihrer Biotopzusammensetzung<br />
sehr unterscheiden (Abb. 6 bis 9):<br />
12<br />
Schwarze Beeke Koppel<br />
0,26<br />
7,001<br />
15,988<br />
Abb. 6: Biotoptypenverteilung in der Schwarze Beeke-Koppel.<br />
3,877<br />
3,52<br />
mesophiles<br />
Grünland<br />
Naßgrünland und<br />
Bachlauf<br />
Trockene<br />
Sandheide<br />
Pfeifengrasdomina<br />
nzbestände<br />
Moorheide<br />
Kiefernheide
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 59<br />
1,180<br />
0,411<br />
13,415<br />
1,776<br />
Obere Radenbachkoppel<br />
2,165 0,416<br />
4,376<br />
0,216<br />
0,871<br />
3,407<br />
7,046<br />
Abb. 7: Biotoptypenverteilung in der oberen Radenbachkoppel.<br />
16,724<br />
0,776<br />
2,386<br />
2,934<br />
Mündungskoppel<br />
2,399<br />
10,692<br />
12,982<br />
0,372<br />
1,709<br />
10,814<br />
mesophiles Grünland<br />
Naßgrünland<br />
Niedermoor<br />
Borstgrasrasen<br />
Pfeifengrasdominanzbest<br />
and<br />
Trockene Sandheide<br />
Silbergrasfluren<br />
Eichen-Birkenwald<br />
Kiefernwald<br />
Erlenbruchwald und<br />
Bachlauf<br />
Ohrweidengebüsch:<br />
mesophiles Grünland<br />
Naßgrünland<br />
Niedermoor<br />
Pfeifengrasdominanz<br />
bestände<br />
Trockene Sandheide<br />
Moorheide<br />
Eichenwald:<br />
Fichtenwald<br />
Kiefernwald<br />
Erlenbruchwald<br />
Abb. 8: Biotoptypenverteilung in der so genannten Mündungskoppel.
60 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
Eine vierte Koppel wurde gefördert durch Mittel des EU-Programmes LEADER+ in<br />
Wilsede eingerichtet. Diese Koppel umfasst neben Grünland entlang des Wilseder<br />
Moorbaches vor allem einen historischen Hutewaldkomplex mit Alteichen und Scheitelbuchen.<br />
4,370<br />
1,290<br />
Wilsede<br />
1,800<br />
Abb. 9: Biotoptypenverteilung in der Wilseder Koppel.<br />
5,410<br />
mesophiles<br />
Grünland<br />
Naßgrünland<br />
Trockene<br />
Sandheide<br />
Eine detaillierte Bestandsaufnahme verschiedenster Artengruppen vor Einstieg in das<br />
Projekt war aus zeitlichen und finanziellen Gründen nicht möglich. Um Gefahren, die<br />
von einer großräumigen Beweidung auf die Tier- und Pflanzenwelt ausgehen könnten,<br />
anhand aktueller Daten beurteilen zu können, erfolgte im Jahr der Einführung des Projektes<br />
eine Biotoptypenkartierung einschließlich einer Standorterfassung gefährdeter<br />
Gefäßpflanzen (KAISER 2003b). Die gegenüber der etwas gröberen Erfassung im<br />
Rahmen des Pflege- und Entwicklungsplanes erneut durchgeführte Biotoptypenkartierung<br />
belegte wiederum das äußerst kleinräumige Mosaik verschiedenster Biotoptypen.<br />
Deutlich wurde im Vergleich mit den Daten von 1993 jedoch auch der starke Anstieg<br />
an Grünlandbrache-Stadien.<br />
Große Sorge bereiteten bereits in der Planungsphase die langen Fließgewässerabschnitte<br />
innerhalb des Projektgebietes. Um auch hier Entscheidungsgrundlagen für<br />
eventuell erforderliche Eingriffe zu erhalten, wurde eine erneute Erfassung der Fließgewässerorganismen<br />
mit gleicher Methodik wie im Rahmen der Untersuchungen für<br />
den Pflege- und Entwicklungsplan beauftragt. Im Vergleich der Funddaten mit denje-<br />
Wald
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 61<br />
nigen des Pflege- und Entwicklungsplanes wird deutlich, dass das Arteninventar von<br />
Schmaler Aue und Radenbach sich nur geringfügig in Richtung desjenigen eines natürlichen<br />
Heidebaches verschoben hat (REUSCH 2004). Eine parallel zu dieser Arbeit<br />
in Auftrag gegebene Gewässerstrukturgütekartierung (CORING & SCHOSSING 2004)<br />
zeigt, dass zumindest der Radenbach noch in weiten Abschnitten nicht nur bezüglich<br />
des Sohlsubstrates in einem recht naturfernen und gegenüber einem naturnahen Verlauf<br />
stark eingetieften, begradigten Bett fließt.<br />
Obschon aufgrund der steilen Böschungen mit starker Ufererosion zu rechnen war,<br />
entschied sich der <strong>Verein</strong> zunächst dafür, auf Gewässerauszäunungen komplett zu verzichten<br />
und die Gewässer im Rahmen häufiger Begehungen im Auge zu behalten. Solange<br />
die Tiere bis in den August hinein reichlich frisches Futter innerhalb der Heiden<br />
und der trockeneren Grünlandstandorte fanden, ergaben sich keinerlei Probleme mit<br />
Uferabtritten. Ab August 2004 wurde jedoch deutlich, dass die Schäden an den Uferböschungen<br />
in den eingetieften Gewässerbereichen recht massiv ausfielen. Prinzipiell<br />
bedeutet dieser Uferabtritt durch Anhebung der Sohle und Schaffung von Initialen für<br />
ein natürliches Mäandrieren eine Beschleunigung der Regeneration des Bachbettes hin<br />
zu einem naturnahen Verlauf. In einer längeren Übergangsphase ist diese „Gewäserrenaturierung“<br />
jedoch mit einer starken Sandbelastung des Unterlaufes verbunden.<br />
Diese ließe sich allerdings zu großen Teilen durch Sandfänge im untersten Abschnitt<br />
des Beweidungsgebietes reduzieren. Wie rasch sich ein solcher Effekt der Sohlanhebung<br />
durch Uferabtritt einstellen kann, zeigte sich bereits nach dem ersten Beweidungsjahr:<br />
Ein Oberlieger beschwerte sich über den sich verschlechternden Abfluss<br />
aus seinen Flächen.<br />
Der <strong>Verein</strong> hatte sich in der Vergangenheit sehr intensiv gegen Viehtränken im Bachbett<br />
gewandt. Um hier in der Öffentlichkeit nicht an Glaubwürdigkeit zu verlieren,<br />
wurden beide Bachläufe nahezu auf voller Länge innerhalb des Beweidungsgebietes<br />
einseitig ausgezäunt. An den nach der Eingewöhnungsphase nun deutlich erkenntlichen<br />
bevorzugten Querungen der Gewässer durch die Tiere wurden Brücken als Übergänge<br />
gebaut. Diese einseitige Auszäunung erwies sich als erfolgreich. Der Abtritt der<br />
Ufer hat sich auch an den nicht ausgezäunten Bachseitenschnitten deutlich verringert.<br />
Das heute noch bestehende Maß erhöht die Strukturvielfalt im Uferbereich und schafft<br />
Lebensraum für entsprechend angepasste Arten. So konnte etwa die Borstige Schuppensimse<br />
(Isolepis setacea) im zweiten Jahr nach Beweidungsbeginn wieder an einigen<br />
Uferabschnitten nachgewiesen werden.
62 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
„Nährstofmanagement“ in Hinblick auf einen dauerhaften Heideflächenerhalt<br />
Während in der Vergangenheit die Nutzungen der Grünländer in den Talräumen und<br />
der Heiden räumlich und in Bezug auf die Wirtschaftsweise getrennt waren, ist mit<br />
diesem Beweidungsprojekt eine Form der Bewirtschaftung entstanden, die beide Biotopkomplexe<br />
(sowie zusätzlich einige Waldtypen) umfasst. Probleme könnten hier in<br />
Bezug auf die angestrebte Nährstoffarmut der Heiden eventuell in einer Übergangsphase<br />
entstehen, in der noch ein sehr hoher Nährstoffgradient zwischen den ehemals<br />
intensiv gedüngten Mähwiesen der Talräume und des Umlandes besteht. Im Gegensatz<br />
zu den Heidschnucken, die bei der in der Heide üblichen nächtlichen Stallhaltung große<br />
Mengen an organischer Substanz aus den Flächen austragen, ist bei der ganzjährigen<br />
Koppelhaltung von Rindern und Pferden ein solcher Effekt nicht gegeben.<br />
Um einen zusätzlichen Eintrag von Nährelementen aus dem Grünland in Heiden, Offensandbereiche<br />
oder Heidemoore zu reduzieren und einen Austrag aus dem Gesamtsystem<br />
zu realisieren, wurden Anteile aller mähbaren Grünlandareale innerhalb der<br />
Koppeln ausgezäunt und gemäht. Bereits in der dritten Vegetationsperiode macht sich<br />
dieser Austrag aus den Mahdflächen gegenüber benachbarten konventionell bewirtschafteten<br />
Flächen durch einen recht schütteren Bewuchs bemerkbar.<br />
Zumindest in den ersten beiden Winterhalbjahren war eine Zufütterung der Rinder erforderlich.<br />
Die Pferde hingegen benötigten auch im schneereichen Winter 2006 keine<br />
Zufütterung. Heu und Silage für die Fütterung machten bisher jedoch maximal ein<br />
Viertel der im Sommer auf den Flächen geworbenen Futtermenge aus.<br />
Die Hufe und Klauen der Pferde und Rinder bewirken eine wesentlich stärkere Verletzung<br />
der Narbe und der Rohhumusschicht als dies bei der Schafbeweidung der Fall ist.<br />
Entsprechend ist davon auszugehen, dass auch der Anteil der ausgewaschenen Nährelemente<br />
in den Koppeln wesentlich höher liegt als in den durch Hütehaltung gepflegten<br />
Heideflächen.<br />
Entgegen dem Verhalten der Schafe zeigt sich zumindest bei den Pferden eine deutliche<br />
Präferierung einiger Bereiche bei der Kotabgabe. Dauerhaft sind hier kleinräumig<br />
entsprechend nitrophile Pflanzenarten zu erwarten, die bisher innerhalb der großräumigeren<br />
Heiden nur an Brandplätzen vorkommen.<br />
Innerhalb der zur Zeit noch recht großräumig vergrasten Heiden des Beweidungsprojektgebietes<br />
wird weiterhin geplaggt und geschoppert. Je nach Aufwuchs in den Koppeln<br />
wird der Tierbesatz zwischen den Flächen variiert. Die obere Radenbachkoppel<br />
wird in den Monaten April und Mai nur durch geringe Besatzdichte beweidet. In dieser<br />
Zeit kommen beispielsweise die Orchideen wie das Breitblättrige- oder das Gefleckte
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 63<br />
Knabenkraut (Dactylorhiza majalis, D. maculata) hier zur Blüte. Auch andere Arten<br />
des Feuchtgrünlandes, welches hier einen besonders hohen Flächenanteil ausmacht,<br />
können sich entwickeln. Ab Juni steht dann in der Heide und auf den Grünlandflächen<br />
soviel Futter, dass der Beweidungsdruck in den Nassgrünländern nicht mehr zu einer<br />
intensiveren Abgrasung führt. Es kommt dennoch durch die Ganzjahresbeweidung<br />
nicht zur Anreicherung einer Streuschicht in den Flächen, da diese über den Winter<br />
immer wieder aufgesucht werden.<br />
Auffällig ist, dass die Tiere Feuchtbrachen wie Mädesüßfluren bisher nahezu komplett<br />
meiden. Ein einmaliges Mulchen oder Mähen der Flächen ist jedoch in der Regel bereits<br />
ausreichend, damit die Tiere sie als Futterflächen annehmen. Da einige Flächen<br />
bisher bewusst nicht entsprechend hergerichtet wurden, besteht die Hoffnung, auch das<br />
Arteninventar der Mädesüßfluren, die für Tagfalter im Verbund mit den benachbarten<br />
Heiden ein wichtiges Nahrungshabitat darstellen, erhalten zu können.<br />
Die Heidekoppel an der Schwarzen Beeke wird vor allem im Zeitraum von Mitte Mai<br />
bis Mitte Juli recht intensiv beweidet. In diesem Zeitfenster wird das Pfeifengras von<br />
den Tieren besonders gut verbissen. Die Überschneidung dieser intensiveren Nutzungsphase<br />
mit der Brutzeit des Birkhuhnes wurde aufgrund des massiven Auftretens<br />
des Pfeifengrases bewusst akzeptiert. Da sich im Umfeld der Koppel große temporäre<br />
Weideruhezonen befinden, die in dieser Zeit von der Hütehaltung ausgespart sind,<br />
verbleiben den Birkhühnern ausreichend Rückzugsmöglichkeiten. Als Nahrungshabitat<br />
wird die Koppel jedoch häufig genutzt. Es besteht hier die Hoffnung, dass von der<br />
Anreicherung an Insekten über den Kot der Tiere auch ein positiver Effekt auf das<br />
Nahrungsangebot während der Aufzuchtsphase der Birkhühner ausgeht.<br />
Die Möglichkeit, die Tiere in unterschiedlichen Koppeln zu halten, erleichtert die<br />
Zucht. Durch Absonderung der Jungbullen wird ein Decken der eigenen Elterntiere<br />
verhindert. Vor Wintereinbruch können die Kälber abgesetzt werden. Dies spart für<br />
die Muttertiere das kraftzehrende Säugen der Kälber während des Winters, das ansonsten<br />
nur bei intensiver Zufütterung möglich ist. Besonders wichtig ist auch die Möglichkeit,<br />
die Rinder von den wesentlich robusteren Pferden trennen zu können. Da die<br />
Pferde in der Gemeinschaftshaltung die dominanten Tiere sind, kommen die Rinder<br />
bei einer Zufütterung zunächst nicht an das Futter heran. Es muss unnötig viel zugefüttert<br />
werden, da die Pferde ja gar nicht auf Zusatzfutter angewiesen sind. So wurde im<br />
Winter 2005/06 auch der große Waldbereich im Südteil der Mündungskoppel abgetrennt.<br />
Hier hielten sich die Pferde nun den längsten Teil des Winters auf. Erstmalig<br />
sind nun auch im Wald Spuren einer Beweidung ersichtlich. Die Effekte dieser Waldweide<br />
werden sich allerdings erst nach Jahren in einer signifikanten Änderung des<br />
Waldbildes niederschlagen.
64 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
Erste Beobachtungen und Ergebnisse des Beweidungsprojektes Radenbachtal<br />
Obschon die Beweidung erst im dritten Jahr durchgeführt wird, haben sich bereits heute<br />
interessante Änderungen in der Akzeptanz des Projektes, im Artengefüge sowie im<br />
Landschaftsbild durch dieses Projekt ergeben. Rinder und Pferde kommen gut mit den<br />
Bedingungen im gekoppelten Areal zurecht. In den vergangenen beiden Haltungsjahren<br />
traten keinerlei schwerwiegenden Krankheiten bei den Tieren auf. Einzig Behandlungen<br />
gegen Haarlinge und Wurmbefall waren erforderlich.<br />
Durch Mittel des Naturschutzgroßprojekte wurde ein Grundstock von vier Kühen, drei<br />
Absetzern, fünf Färsen mit Kalb, sechs trächtigen Färsen sowie ein Bulle angeschafft.<br />
Bis heute ist die Herdengröße auf 20 Kühe, 12 Färsen, 18 Kälber und einen Bullen<br />
angestiegen<br />
Der Grundstock der durch Mittel des Naturschutzgroßprojektes erworben Dülmener<br />
Pferde belief sich auf vier Stuten, durch Mittel des Förderprogrammes LEADER+<br />
konnte der Ankauf von drei weiteren Stuten kofinanziert werden. Der aktuelle Bestand<br />
der Dülmener beträgt neun Stuten, zwei Junghengste, zwei Hengstfohlen und ein Stutfohlen.<br />
Trotz dieses geringen Pferdebestandes ist der VNP somit heute bereits zu einem<br />
der größten Haltern von Dülmener Pferden geworden und trägt maßgeblich zum<br />
Rassenerhalt bei (Abb. 10).<br />
Abb. 10: Bislang wurden zwei Hengstfohlen im Radenbachtal geboren.
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 65<br />
Mit dem vorgenannten Tierbestand dürfte die aus Sicht des Artenschutzes optimale<br />
Besatzdichte für die Flächen ungefähr erreicht seien. Die zur Verfügung stehenden<br />
Biotope werden mit Ausnahme der Erlenbruchwälder (deren Beweidung auch nicht<br />
gewünscht ist) komplett von den Tieren genutzt, wobei ein Schwerpunkt auf den Heiden<br />
und Grünlandflächen liegt. Hochstaudenfluren und Moorbereiche wurden bisher<br />
nur in geringem Umfang zur Weide genutzt. Haben die Rinder die Wahl, so ergibt sich<br />
im Winter ein Aufenthaltsschwerpunkt innerhalb der Heiden. Im Frühjahr werden<br />
nach dem Grasaustrieb dann vorrangig Grünlandflächen aufgesucht und nach dem<br />
Pfeifengrasaustrieb ist kein bevorzugter Aufenthaltsbereich zwischen beiden Lebensräumen<br />
mehr auszumachen.<br />
Zufütterung wirkt sich äußerst ungünstig auf die Ausnutzung des Weideareals durch<br />
Rinder und Pferde aus. Das weite Umherstreichen der Herde zur Nahrungssuche wird<br />
dann durch ein Warten im Umfeld der Zufütterstätten abgelöst. Sicherlich wird die<br />
Weidegebietsausnutzung in einem gewissen Umfang auch durch die Bereitstellung<br />
von Mineralsalzen beeinflusst, doch suchen die Tiere die Leckstellen zumeist nur für<br />
kurze Zeiträume auf. Der tägliche Bewegungsradius der Pferde ist deutlich größer als<br />
derjenige der Rinder.<br />
Für einige bisher streckenweise dominant aufgetretene Pflanzenarten ist besonders<br />
durch den winterlichen Verbiss bereits ein deutlicher Rückgang der Deckung festzustellen.<br />
Das Pfeifengras (Molinia caerulea), welches sich in einigen Heideflächen aufgrund<br />
seiner Dominanz zur Problemart entwickelte, wird vor allem von den Rindern<br />
(solange es grün ist) sehr gerne gefressen. In der Oberen Radenbachkoppel sorgte dieser<br />
Verbiss binnen eines Jahres für ein Absterben von etwa einem Drittel der Pfeifengrasbulten,<br />
die verbliebenen Bulten sind in ihrer Vitalität gegenüber den Vergleichspflanzen<br />
außerhalb des Zaunes deutlich eingeschränkt. Die Drahtschmiele (Deschampsia<br />
flexuosa) wird von den Rindern gefressen, nachdem sie fruchtet.<br />
Heide wird von Rindern und Pferden gleichermaßen gerne gefressen. Bereits heute<br />
sind die Heidepflanzen innerhalb des Beweidungsareals deutlich kürzer als Nachbarbestände<br />
vormals gleicher Struktur außerhalb. Vor allem die agilen Pferde, jedoch<br />
auch die Rinder reißen mit Hufen beziehungsweise Klauen die Vegetationsnarbe und<br />
die Rohhumusschichten wesentlich häufiger auf als dies bei den Heidschnucken der<br />
Fall ist. Auf den kleinen freigelegten Mineralbodenflächen kommt die Heide vielfach<br />
zur generativen Vermehrung.<br />
Großseggenriede und Binsen werden besonders von den Pferden im Winter speziell<br />
bei Schneelagen besonders intensiv verbissen, solange sie im Verbund mit Grünland<br />
liegen. So sind bei den Flatterbinsenbeständen (Juncus effusus) deutlich rückläufige<br />
Tendenzen ersichtlich. Auch die Rinder verbeißen Flatterbinsen. Sie schädigen die
66 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
Horste allerdings nicht so sehr, da sie nicht so tief verbeißen. Waldsimsenbestände<br />
(Scirpus sylvaticus) werden von beiden Arten mit Vorliebe verbissen, einige dieser<br />
Bestände sind bereits nur noch rudimentär vorhanden.<br />
Im Gegensatz zu den Heidschnucken wird das Borstgras (Nardus stricta) von den<br />
Pferden im Winter häufig gefressen. Da hierbei häufig mit den Hufen gearbeitet wird,<br />
sorgt dieser scharfe winterliche Verbiss für ein Absterben einzelner Pflanzen.<br />
In den Grünlandflächen treten vermehrt Kratzdisteln (Cirsium arvense, C. vulgare) als<br />
Weideunkräuter auf.<br />
Der angestrebte Verbiss an Gehölzen zum Offenerhalt der Landschaft trat bisher nur in<br />
sehr geringen Umfang auf. Auch wenn ältere Gehölze bisher von den Tieren fast nicht<br />
geschädigt wurden, so konnte ein starker, gezielter Verbiss von Sämlingen beobachtet<br />
werden.<br />
Die zuvor genannten Auswirkungen sind sicherlich nur kleine Bausteine im Wirkungsgeflecht<br />
diese Projektes. Der <strong>Verein</strong> ist bemüht, sich aus den Beobachtungen ein<br />
Bild von den Auswirkungen dieser neuen Bewirtschaftungsform zusammenzusetzen,<br />
um durch Variationen im Beweidungsmanagement die neuen Chancen für den Artenschutz<br />
optimal zu nutzen. So wurde im vergangenen Jahr versucht, im ehemals durch<br />
ein Glockenheide-Anmoor geprägten Bereich des Hangmoores über eine kurze, sehr<br />
intensive Beweidung durch die Rinder die dort heute vorherrschenden Pfeifengrasbestände<br />
wieder zurückzudrängen. Dieser Versuch mit einer temporären Auszäunung<br />
soll in diesem Jahr noch einmal wiederholt werden.<br />
Akzeptanz<br />
Im ersten Jahr nach seiner Einführung war das Projekt vor allem von Kritik und Neugier<br />
begleitet. Dies lag vor allem an der Auszäunung. Zäune hatte es in den Heideflächen<br />
der Lüneburger Heide bisher nur in Ausnahmefällen gegeben. Die neu errichtete<br />
Zauntrasse, die entlang der Wanderwege mit Querriegeln zum Schutz der Besucher<br />
vor den Stromlitzen versehen werden musste, leuchtete zunächst weit in die Landschaft.<br />
Heute fällt der leicht eingewachsene Zaun kaum noch als Fremdkörper auf.<br />
Auch an die Umlegung eines Wanderwegeabschnittes haben sich Einheimische und<br />
Besucher rasch gewöhnt. Der Gang durch einen Abschnitt der Koppeln wurde eher als<br />
kleines Abenteuer denn als Schikane aufgefasst. Einzelne Kutscher bieten ihren Besuchern<br />
heute neben der klassischen Fahrt nach Wilsede auch eine Tour durch das Radenbachtal<br />
an.
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 67<br />
Vor allem im Kreise von Fachgruppen des In- und Auslandes findet das Projekt und<br />
sein Fortgang großes Interesse. Gegenüber den klassischen Großviehbeweidungsprojekten<br />
nach niederländischem Vorbild ist hier vor allem der Versuch des VNP von Interesse,<br />
eine Pflegeform für Flächen mittlerer Größenordnung und ungünstigen Einzelparzellen<br />
zu etablieren, die zwischen der althergebrachten Rinderhaltung und den<br />
Großviehbeweidungsprojekten vermittelt.<br />
Tendenzen im Hinblick auf die Bestandsentwicklung<br />
gefährdeter Tier- und Pflanzenarten<br />
Die Beweidung der Feuchtbrachen hat in Kombination mit den durchgeführten Pflegeschnitten<br />
innerhalb der Feucht- und Nasswiesen bereits zu einer deutlichen Verschiebung<br />
der Artenzusammensetzung in der Vegetation geführt. Vor allem einjährige Arten<br />
wie die Traubige Trespe (Bromus racemosus), der Große Klappertopf (Rhinanthus<br />
angustifolius), das Weiße Schnabelried (Rhynchospora alba) und der Rundblättrige<br />
Sonnentau (Drosera rotundifolia) kamen vor der Wiedereinführung der Beweidung<br />
nur noch mit einigen wenigen Individuen im Gebiet vor. Sie bilden heute zumindest<br />
auf einigen Flächen Massenbestände aus oder verzeichnen zumindest eine deutliche<br />
Bestandszunahme. Auch die Bestände des Breitblättrigen sowie des Gefleckten Knabenkrautes<br />
(Dactylorhiza majalis, D. maculata) zeigen einen enormen Anstieg an Blüten.<br />
Ein deutlicher positiver Effekt ist auch bei Beständen der Thymianseide (Cuscuta epithymum)<br />
zu beobachten. Sie kam 2005 auf Plagg- und Schopperflächen im Gebiet in<br />
sehr hoher Anzahl vor. Bei einer Fläche konnte ein direkter Vergleich unter gleichen<br />
Bedingungen mit einem Bereich getroffen werden, der durch Schafbeweidung gepflegt<br />
wird, da die Plaggfläche beim Zaunbau in etwa halbiert wurde. Es ergab sich ein enormer<br />
Unterschied bezüglich des Auftretens der Seide. Innerhalb der Rinderbeweidungsfläche<br />
wurden etwa 150 Individuen dieser Art auf der Fläche gezählt, außerhalb<br />
bei in etwa gleicher Bearbeitungsflächengröße nur zehn.<br />
Noch keine sicheren Aussagen sind über die Bestandsentwicklungen des Behaartenund<br />
des Englischen Ginsters (Genista pilosa, G. anglica) möglich. Auch auf Flächen<br />
die vorübergehend starken Verbiss ausgesetzt waren, konnten sich beide Arten sehr<br />
rasch regenerieren, so dass ihnen gegenüber den Gräsern durch die aktuelle Beweidungsintensität<br />
ein Konkurrenzvorteil entstehen dürfte. Aufgrund der verbesserten<br />
Keimbedingungen ist für den Lungen-Enzian (Gentiana pneumonanthe) eine Verbesserung<br />
der Bestandssituation in Folge der Wiederaufnahme der Beweidung zu erwarten.
68 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
Als Verlierer unter den bestandsbedrohten Pflanzenarten des Beweidungsprojektgebiete<br />
steht bisher nur der Schlangen-Knöterich (Bistorta officinalis) fest. Hier waren bis<br />
2004 nur zwei Standorte mit wenigen Individuen innerhalb der Flächen bekannt. An<br />
beiden Wuchsorten wurde die Blüte in den Folgejahren radikal verbissen. Sehr wahrscheinlich<br />
sind darüber hinaus negative Auswirkungen der Beweidung bei den Vorkommen<br />
der Niedrigen Schwarzwurzel (Scorzonera humilis) und des Kammfarnes<br />
(Dryopteris cristata), wobei die letztgenannte Art voraussichtlich vorrangig unter der<br />
Trittbelastung leidet.<br />
Auch die Auswirkungen auf die Bestände der Moorlilie (Narthecium ossifagum) sind<br />
permanent zu beobachten, um rechtzeitig eingreifen zu können. Die Art wird von den<br />
Rindern einerseits gerne verbissen, andererseits meiden sie die nassen Moorbereiche<br />
während langer Phasen im Jahresverlauf. Ein einmaliger Verbiss scheint recht gut verkraftet<br />
zu werden. Hier gilt es Erfahrungen zu sammeln, da die expandierenden Pfeifengrasbestände,<br />
die auch die Moorlilienstandorte gefährden, am effektivsten durch<br />
Beweidung zurückgedrängt werden können. Für den im gleichen Biotop vorkommenden<br />
Lungen-Enzian (Gentiana pneumonanthe) ist (solange die Bestände nur aus wenigen<br />
Pflanzen bestehen) entscheidend, dass diese nicht in der Blütezeit abgeweidet<br />
werden. Da ein Verbiss bei dieser Art jedoch in den seltensten Fällen ein Absterben<br />
der mehrjährigen Pflanze zur Folge hat, ist bei gesicherten Beständen ein vereinzelter<br />
Verbiss in der Blütezeit kein Problem.<br />
Wirtschaftlichkeit des Projektes<br />
Da der Einzäunungsbereich einen sehr hohen Prozentanteil an Biotopen umfasst, für<br />
deren Weidenutzung weder aus der Agrarförderung noch aus den aktuellen Naturschutzprogrammen<br />
eine Förderung erfolgt, konnte das Ziel einer für den <strong>Verein</strong> (abgesehen<br />
von der Ersteinrichtung kostenneutralen Landschaftspflege) bisher noch nicht<br />
erreicht werden. Ein entscheidender Finanzfaktor sind hierbei die langen Fahrzeiten zu<br />
den Koppeln für die Tierbetreuung. Dieser Faktor wird sich nur unwesentlich erhöhen,<br />
wenn weitere Flächen in das Areal einbezogen würden. Aktuell werden daher konzeptionelle<br />
Überlegungen zur Erweiterung der Beweidungsfläche um einen Grünlandkomplex<br />
angestellt. Die Vermarktung der Rinder fand bisher guten Absatz. Sollte es<br />
gelingen, die Kosten der Tierbetreuung noch etwas zu reduzieren und die förderfähige<br />
Beweidungsfläche durch Einbeziehung weiteren Grünlandes zu erhöhen, so wird es<br />
durchaus realistisch, einschließlich der Abschreibung für den Zaun keinen Zuschussaufwand<br />
seitens des <strong>Verein</strong>s für dieses Projekt zu benötigen. Würden all jene Flächen<br />
innerhalb des Beweidungsareals, für die aus Sicht des Arten- oder Landschaftsschutzes<br />
eine Erhaltung des Offenlandcharakters angestrebt wird, maschinell gepflegt, so lägen<br />
die jährlichen Kosten deutlich über denjenigen des Beweidungsprojektes.
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 69<br />
Vorläufiges Fazit der Einführung des Beweidungsprojektes<br />
Wie erfolgreich dieses Projekt ist, wird sich erst in einigen Jahren beurteilen lassen.<br />
Die bisherigen Ergebnisse geben jedoch Anlass zu einer recht optimistischen Einschätzung.<br />
Wie zu erwarten war, entwickeln sich die Heiden innerhalb der Beweidungskoppeln<br />
anders als diejenigen des Umfeldes, die durch Heidschnucken beweidet<br />
werden. Noch ist völlig offen, ob es dauerhaft gelingt, über die Beweidung mit Rindern<br />
und Pferden eine durch Besenheide dominierte Fläche zu erhalten oder wiederherzustellen.<br />
Die Geschwindigkeit, in der sich durch die neue ganzjährige Beweidungsform<br />
Verschiebungen in Struktur und Artengefüge sowohl der Heiden als auch<br />
des Grünlandes ergeben ist überraschend. In jedem Fall ist dieses Projekt ein Beitrag<br />
zu mehr Vielfalt innerhalb der Heidelandschaft des Naturschutzgebietes.<br />
Anlage einer Hecke<br />
Heckenpflanzungen wurden durch das Naturschutzgroßprojekt in Bereichen gefördert,<br />
wo Heide oder Grünland an konventionell bewirtschaftetes Ackerland stößt und somit<br />
Dünge- und Herbizideinträge die entsprechenden Flächen belasten könnten.<br />
Eine 325 m lange Heckenpflanzung im Bereich Undeloh hat sich bis heute gut entwickelt.<br />
Nach Möglichkeit wurde zur Pflanzung autochthones Pflanzenmaterial verwendet.<br />
Vor allem die im Naturschutzgebiet seltenen Blütensträucher werden heute bereits<br />
von einer großen Anzahl von Insekten genutzt. Die Hecke wird allerdings erst im höheren<br />
Alter ihren ganzen Wert für viele Tierarten entfalten.<br />
4.3.5 Maßnahmen in Heideflächen<br />
Nach Abschlus des Naturschutzgroßprojektes steht im Naturschutzgebiet „Lüneburger<br />
Heide“eine Fläche von 5.140 ha an Heiden und Sandmagerrasen für den Biotopund<br />
Artenschutz zur Verfügung. Dies erscheint als gewaltige Fläche, doch vor dem<br />
Hintergrund der Dynamik und strukturellen Vielfalt der Heiden kann auch bei dieser<br />
Flächengröße das historische Arteninventar dieses Biotopkomplexes nur dann erhalten<br />
werden, wenn es gelingt, ein besonders vielfältiges Strukturenmosaik innerhalb der<br />
Heiden zu schaffen beziehungsweise zu erhalten.<br />
Obschon es dem VNP nicht zuletzt durch die Mittel des Naturschutzgroßprojektes gelang,<br />
großräumige Heiden zu sichern, repräsentiert dieser Landschaftsausschnitt nur
70 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
recht bruchstückhaft die einstige Vielfalt der Heiden. So sind Binnendünen und Wehsandbereiche<br />
nur in sehr kleinen Flächen innerhalb des Gebietes repräsentiert und artenreichere<br />
Lehmheiden kommen in typischer Ausprägung ebenfalls kaum in der heutigen<br />
Heide vor. Standorte, deren Bodensubstrate geeignet sind durch entsprechende<br />
Lebensgemeinschaften wiederbesiedelt zu werden, sind heute durch Wälder oder Äcker<br />
geprägt.<br />
Wichtig ist daher die Umsetzung eines Heidepflegekonzeptes, das unter Berücksichtigung<br />
standörtlicher Bedingungen der Vielfalt charakteristischer Lebensgemeinschaften<br />
der Heide einen dauerhaften Lebensraum sichert. Hierbei ist durch weitestgehend ökonomische<br />
Wirtschaftsweise ein strukturreiches (nur in Ausnahmefällen statisches) Mosaik<br />
eng mit einander verzahnter Lebensräume zu schaffen. Schon aus der Geschichte<br />
der Heiden kommt der Beweidung der Flächen durch Schafe die zentrale Rolle für die<br />
Entwicklung und den Erhalt der Heiden zu. Doch auch mechanische Verfahren zur<br />
Biomassenentnahme und der Heidebrand lassen sich auf historische Vorbilder zurückführen.<br />
Sie trugen entscheidend zum heutigen Landschaftsbild der Heiden und der Zusammensetzung<br />
ihres Arteninventars bei. Beide Typen der Pflegemaßnahmen erfuhren<br />
im Rahmen des Naturschutzgroßprojektes eine Förderung.<br />
Beweidung der Heiden durch Heidschnucken<br />
Die Beweidung der Heiden stellte im vergangenen Jahrhundert über Jahrzehnte die<br />
einzige Pflegemethode zu ihrem Erhalt dar. Die Erstellung von Konzepten zum Erhalt<br />
der Heidelandschaft muss in hohem Maße die recht wechselvolle Geschichte der Heidschnuckenbeweidung<br />
(Tab. 5) und der Prozesse, die sich hieraus ableiten sowie deren<br />
Auswirkungen auf das Ökosystem berücksichtigen.<br />
Leider konnten ab 1997 aufgrund der vielen Privathalter durch Befragung nur noch für<br />
die Jahre 1990, 1971 und 1960 gesicherte Herdenbestandszahlen ermittelt werden. Für<br />
den Zeitraum vor 1960 ist bekannt, dass die Schafzahlen im Naturschutzgebiet deutlich<br />
niedriger lagen und in der Zeit zwischen dem 1. Weltkrieg bis einige Jahre nach<br />
dem 2. Weltkrieg keine Heidschnuckenbeweidung in nennenswerter Größenordnung<br />
im Gebiet stattfand. Ab 1960 konnten immerhin die im Gebiet weidenden Herdenzahlen<br />
ermittelt werden. Die größte Beweidungsintensität wurde hiernach in der „Toepfer<br />
Ära“ von 1970 bis 1989 ereicht. Während dieser Phase weideten bis zu 15 Herden im<br />
Gebiet. Da die militärischen Übungsflächen nicht zur Verfügung standen, konzentrierte<br />
sich diese Beweidung auf die etwa 3.000 ha große Altheidefläche.
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 71<br />
Tab. 5: Tierbestand und Beweidungsintensität im Naturschutzgebiet „Lüneburger<br />
Heide“.<br />
Jahr Beweidungsfläche<br />
einschl.<br />
(ehem.)<br />
Übungsfläche*<br />
(ehem.)<br />
Übungsfläche<br />
normierte<br />
beweidete<br />
Heide**<br />
Bestand<br />
Mutterschafe<br />
am<br />
1. Jan.***<br />
Bestand<br />
(Alt-)<br />
Tiere****<br />
am<br />
1. Jan.<br />
Beweidungsintensität(bezogen<br />
auf die<br />
normierte beweidete<br />
Heide)<br />
Beweidungsintensität<br />
bezogen<br />
auf Altheideflächen<br />
[ha] [ha] [ha] MutAlttie- (3000 ha)<br />
Alttietern/hare/hare/ha<br />
1960 4325 1645 3223 2650 3525 0,82 1,09 1,12<br />
1980 4001 1110 3258 3499 4864 1,07 1,49 1,62<br />
(1971) (1971)<br />
1990 3193 477 2874 2250 2870 0,78 1,00 0,96<br />
1997 3200 1000 2400 1320 1650 0,55 0,69 0,55<br />
1998 3160 1060 2418 1650 2100 0,68 0,87 0,70<br />
1999 3160 1065 2420 1480 1900 0,61 0,78 0,63<br />
2000 3160 1070 2421 1350 2050 0,56 0,85 0,68<br />
2001 3165 1070 2421 1430 2340 0,59 1,00<br />
2002 3167 1071 2450 1668 2762 0,68 1,13<br />
2003 3335 1100 2675 1724 2730 0,64 1,02<br />
2004 5000 2850 3575 2061 2671 0,58 0,74<br />
2005 5056 2900 3896 2056 3213 0,53 0,82<br />
ab 2000<br />
großräumigerer<br />
Einbezug<br />
der ehemaligenmilltärischenÜbungsflächen<br />
* Beweidungsfläche nach Befragung ehemaliger Schafhalter und anschließender Flächenberechnung<br />
per GIS.<br />
** Um einen Ausgleich für den geringeren Futterwert der (ehemaligen) Panzerübungsflächen gegenüber<br />
den Altheiden zu schafen, wurden sie bei der „normierten beweideten Heide“ nur mit dem Faktor<br />
0,3 berücksichtigt. Ab 2003 und folgende wird dieser Faktor aufgrund der zunehmenden Vegetationsdeckung<br />
der ehemaligen militärischen Übungsflächen pro Jahr um 0,1 erhöht.<br />
*** Private Herden nach LÜTKEPOHL (schriftliche Mitteilung), Herden der Toepfer Landbau KG und des<br />
VNP nach eigenen Unterlagen.<br />
**** Summe der Mutterschafe, Jährlinge, Böcke und Hammel, das heißt ohne neugeborene Lämmer.<br />
Fehlende Daten bei den privaten Herden wurden geschätzt aufgrund der Verhältnisse zwischen Alttieren<br />
und Mutterschafen für die betreffenden Zeiträume in den Herden des VNP beziehungsweise der<br />
Toepfer Landbau KG.<br />
Diese fast 20-jährige Phase intensivster Beweidung mit der zusätzlichen Pflegeanordnung<br />
einer möglichst einheitlichen Beweidungsintensität der Gesamtfläche hatte massive<br />
Auswirkungen auf die Zusammensetzung von Fauna und Flora der Heiden. WIL-<br />
KENS (1981) bewertet die Heiden des Naturschutzgebietes als faunistisch verarmt.<br />
Tatsächlich kamen viele Arten nur noch in kleinen Restbeständen vor. Einige Arten<br />
wie der Steinschmätzer profitierten jedoch recht augenscheinlich von der Intensivbeweidung.
72 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
Der absolute Tiefpunkt der Beweidungsintensität wurde 1996 erreicht. Zu diesem<br />
Zeitpunkt weideten nur noch drei Herden im Gebiet, was bei einem angenommenen<br />
Alttierbestand von 450 Schnucken einem Stickstoff-Austrag von maximal 13.500<br />
kg/ha entsprechen würde.<br />
Der systematische Aufbau neuer Herden durch den VNP wurde durch die Auswirkungen<br />
der Lungenadenomatose extrem erschwert. Dennoch wuchs der Schnuckenbestand<br />
von 1996 bis heute kontinuierlich an, obschon weitere Privathalter ihre Herden aufgaben.<br />
In den Jahren 2000 bis 2003 wurde neben der heute neuen Fläche im Bereich<br />
Grasengrund ein Gebiet von 1.335 ha komplett von einer Beweidung ausgespart. Da<br />
diese Flächen, die zu einem großen Anteil in Altheiden lagen, innerhalb weniger Jahre<br />
extrem vergrasten, wurde das Beweidungskonzept parallel zum Aufbau weiterer Herden<br />
umgestellt. So konnten auch die vorrangig mit Mitteln des Naturschutzgroßprojektes<br />
erworbenen und renaturierten Heiden aus den ehemaligen militärischen Übungsflächen<br />
einer Beweidung zugeführt werden.<br />
Die Beweidung mit der Grauen Gehörnten Heidschnucke bleibt auch künftig das wichtigste<br />
Element zur Erhaltung der Heiden im Naturschutzgebiet. Ziel ist hier jedoch<br />
nicht mehr der in den Siebziger Jahren geforderte Erhalt gleichmäßig auf einer Höhe<br />
gehaltener Heide über das gesamte Gebiet, sondern ein in seiner Intensität abgestuftes<br />
Beweidungsschema. Dieses soll einerseits stark überweidete Flächen (Wehsandbereiche,<br />
extrem schüttere Heidevegetation) schaffen und erhalten, andererseits jedoch auch<br />
die gesamte Bandbreite bis hin zu kleinen Totalruhezonen in Bezug auf die Beweidung<br />
zulassen. Die Schäfer werden hierbei angewiesen, mit Vorrang solche Bereiche zu<br />
beweiden, die durch mechanische Pflegemaßnahmen oder Brand kaum zu erhalten<br />
sind. Dies können zum Beispiel dichte Wacholderheiden, steilere Hangschultern oder<br />
findlingsreiche Heiden sein, die etwa aus Gründen des Schutzes der Flechten nicht<br />
gebrannt werden sollen. Eine angesichts der Flächengrößen deutliche Unterbeweidung<br />
weiter Teile der Heiden ist gewollt, sie soll durch Feuer und mechanische Pflegemaßnahmen<br />
wie Plaggen, Schoppern oder Mahd ausgeglichen werden.<br />
Entscheidend für den dauerhaften Erhalt der Heiden ist, dass es gelingt, den atmogenen<br />
Einträgen an Nährelementen - besonders Stickstoff - Austräge an Biomasse in<br />
gleicher Höhe entgegen zu stellen. Das Diagramm in Abb. 11 stellt das Verhältnis atmosphärischer<br />
Stickstoffeinträge zu den durch Schafbeweidung und Landschaftspflegemaßnahmen<br />
bewirkten Austrägen dar. Die dunkelblaue Linie beziffert mit 110.000<br />
kg den Wert an Reinstickstoff, der sich durch atmogene Einträge jährlich auf die Lebensgemeinschaften<br />
der Heiden, Magerrasen sowie der durchweideten Wald-Heide<br />
Übergangsbereiche (5.500 ha) auswirkt. Der zugrunde gelegte Depositionswert von 20<br />
kg pro Jahr und ha errechnet sich aus den im Naturschutzgebiet gemessenen Eintragswerten<br />
von 21,83 kg abzüglich der unter Heiden gemessenen Stickstoff-Verluste im
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 73<br />
Sickerwasser (FOTTNER et al. 2004). Dieser Wert ist im nordwestdeutschen Vergleich<br />
erfreulich niedrig. Er wird entsprechend Ergebnissen älterer Messungen in den achtziger<br />
Jahren deutlich über 30kg/a ha gelegen haben, in den sechziger Jahren war er hingegen<br />
deutlich geringer (NLWKN 2006). Da jahresbezogen keine exakten Werte für<br />
das Gebiet verfügbar waren, wurde für die Grafik der aktuelle Eintragswert als Mittelwert<br />
für den Betrachtungszeitraum angenommen.<br />
Die hellblaue Linie markiert den Stickstoff-Eintragswert auf der im entsprechenden<br />
Jahr tatsächlich durch Schafe beweideten Fläche abzüglich der Flächen, die durch den<br />
militärischen Übungsbetrieb offen erhalten wurden und auch in den ersten Jahren nach<br />
dem Übungsbetrieb durch erheblich erhöhte Stickstoff-Austräge über das Sickerwasser<br />
gekennzeichnet waren. Sie entspricht bezüglich der zugrunde gelegten Hektarzahlen<br />
der normierten beweideten Heidefläche in Tab. 5.<br />
Reinstickstoff in kg<br />
120000<br />
110000<br />
100000<br />
90000<br />
80000<br />
70000<br />
60000<br />
50000<br />
40000<br />
30000<br />
20000<br />
10000<br />
N Bilanz der Heiden, Magerrasen und durchweideten Waldbereiche<br />
0<br />
1960 1971 1990 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006<br />
Kg NEintrag / Heiden<br />
(5500ha)<br />
Kg NEintrag auf<br />
normierter Heide<br />
KG NAustrag durch<br />
Schnuckenbeweidung<br />
Stickstoffbilanzen auf Basis der Ergebnisse eines Forschungsprojektes des Bundesforschungsministeriums<br />
(KEIENBURG & PRÜTER 2004).<br />
Abb. 11: Stickstoffbilanz der Heiden, Magerrasen und durchweideten Waldbereiche.<br />
MOCKENHAUPT (2003) sowie FOTTNER et al. (2004) wiesen anhand der Herde Wilsede-Undeloh<br />
abzüglich der Eintragswerte durch Exkremente einen Austrag an Reinstickstoff<br />
über die gefressene Biomasse von etwa 20 kg pro Jahr und Hektar nach. Die<br />
Herde bewirtschaftete eine damalige Beweidungsfläche von 450 ha. Da der Altschaf-
74 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
bestand dieser Herde im Untersuchungszeitraum bei 450 Tieren lag, errechnet sich ein<br />
Austragswert pro Alttier von 20 kg.<br />
Die magentafarbene Linie in Abb. 11 zeigt entsprechend dem durch die Arbeiten von<br />
MOCKENHAUPT (2003) sowie FOTTNER et al. (2004) errechneten Austragswert pro<br />
Alttier die Gesamtmengen des Austrages durch den jeweiligen Altschnuckenbestand<br />
im Naturschutzgebiet. Der Vergleich der Werte dieser Linie mit der durch hellblaue<br />
Farbe gekennzeichneten Linie des Stickstoff-Eintrages in die normierte Beweidungsfläche<br />
gibt Aufschluss über die Beweidungsintensität bezogen auf den Futterwert der<br />
Flächen. Dieser Teilflächenbezug ermöglicht vor dem Hintergrund der in einigen Jahren<br />
sehr großräumigen totalen Weideruhezonen eine ungefähre Abschätzung der Beweidungsintensität<br />
in den tatsächlich beweideten Flächen. Deutlich wird die extrem<br />
hohe Beweidungsintensität 1971.<br />
Die Grafik zeigt, dass beginnend mit dem Jahr 1986 der zuvor sehr intensive Nährstoffaustrag<br />
über die Beweidung aufgrund der in diesem Jahr stark zurückgehenden<br />
Herdenbestände (Aufgabe der Bewirtschaftung durch die Toepfer Landbau KG) bei<br />
weitem nicht mehr die Einträge kompensiert. Die Herdenaufgaben der Privathalter in<br />
den Folgejahren verringern den Anteil der über die Beweidung ausgetragenen Nährstoffe<br />
weiter. Als Folge kommt es zu einem flächenhaften Absterben der Heiden und<br />
zu einer massiven Vergrasung. In den Folgejahren wird mit Ausnahme des Jahres<br />
2002 auch in Relation zur normierten Heidefläche deutlich weniger Stickstoff über<br />
Beweidung ausgetragen als aus der Luft hinzukommt. Zu beachten ist hier, dass der<br />
tatsächliche Eintragswert in die Heiden deutlich höher liegt.<br />
Durch den Aufbau weiterer Schnuckenherden und die Vergrößerung der Stallfläche<br />
gelang es jedoch, den Austrag an Nährstoffen aus den Flächen in den Jahren ab 1996<br />
wieder kontinuierlich zu erhöhen. Ein großer Anteil der etwa 110.000 kg Reinstickstoff,<br />
die jährlich in die Beweidungsfläche eingetragen werden, kann heute durch die<br />
Schnuckenbeweidung wieder ausgetragen werden.<br />
Durch Mittel des Naturschutzgroßprojektes wurden die folgenden Maßnahmen zu<br />
Herdenerhaltung und Aufbau des Schnuckenbestandes im Projektgebiet unterstützt:<br />
Bau eines Auslaufes am Weseler Schafstall,<br />
Bau eines Schafstalles auf dem Hof Tütsberg,<br />
Sanierung der Schnuckenherde Tütsberg,<br />
Ankauf einer Schnuckenherde zur Beweidungseinführung der Roten Flächen 3a<br />
und 3b.
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 75<br />
Vor einigen Jahren wurde ein großer Teil der Schnuckenherden in der Lüneburger<br />
Heide durch die Lungenadenomatose befallen. Für den größten Teil der privaten Heidschnuckenhalter<br />
war dies der Anlass, die Heidschnuckenhaltung aufzugeben.<br />
Auch die Herden des VNP waren betroffen. Im Verlaufe der Jahre sank die Mortalitätsrate<br />
durch diese Krankheit innerhalb der befallenen Herde zwar deutlich, doch die<br />
Haltung wurde sehr unwirtschaftlich. Um das genetische Potenzial des Tierstammes<br />
zumindest in Anteilen zu erhalten, wurde in einem Gemeinschaftsprojekt mit dem<br />
Landkreis Harburg und der Tierärztlichen Hochschule Hannover eine befallene Herde<br />
durch mutterlose Aufzucht der Lämmer saniert. Weitere gesunde Herden wurden<br />
durch den VNP in den Folgejahren zugekauft beziehungsweise nach und nach durch<br />
Zukäufe aufgebaut. Der Aufbau einer dieser Herden als Ersatz für eine befallene Herde<br />
wurde durch Großprojektmittel gefördert. Mit dem Jahr 2006 gelang es, alle sechs<br />
Herden des Gebietes wieder zu sanieren beziehungsweise neu aufzubauen. Aufgrund<br />
der Ansteckungsgefahr, die von befallenen Herden für gesunde ausgeht, musste dieser<br />
Herdenaufbau sehr rasch umgesetzt werden und konnte somit nur zu einem Teil durch<br />
eigene Nachzucht erfolgen.<br />
Die Anschaffung des Grundstockes einer weiteren Heidschnuckenherde einschließlich<br />
einer Ziegengruppe, für die erst in den letzten Jahren des Großprojektes „rekultivierten“<br />
Heideflächen der im Süden des Naturschutzgebietes gelegenen Roten Flächen<br />
bildet die entscheidende Grundlage, um diese zur Zeit noch extrem pflegeintensiven<br />
Flächen dauerhaft in Heide überführen zu können. Die Ziegen übernehmen hierbei<br />
eine entscheidende Rolle bei der Gehölzbekämpfung. Sie schälen auch größere Kiefern,<br />
die von den Heidschnucken nur marginal befressen würden. Ohne die Förderung<br />
durch das Großprojekt wäre die Entwicklung der 550 ha großen Heideflächen, die aus<br />
den Roten Flächen 3a und 3b hervorgingen, nicht möglich gewesen. Auch mit dieser<br />
Förderung stellte die Kofinanzierung des durch LEADER+ Mitteln geförderten Heidschnuckenstalles<br />
sowie die vollständige Eigenfinanzierung des Baues eines Wohnhauses<br />
für die Schäfer für den <strong>Verein</strong> finanziell eine nur schwer zu kompensierende<br />
Belastung dar.<br />
Eine Förderung zum Stallneubau erfuhr der <strong>Verein</strong> jedoch im Rahmen des Projektes<br />
für die Tütsberger Heidschnuckenherde. Diese Herde trägt die Hauptlast der Pflegearbeiten<br />
in den über 1.000 ha großen ehemaligen militärischen Übungsflächen rund um<br />
den Hof Tütsberg. Ein Stallneubau war hier aus folgenden Gründen besonders vordringlich:<br />
Erstens muss in diesem Bereich eine besonders große Herde stationiert werden,<br />
um das ebenfalls besonders große Hütegebiet, in dem durch intensiven Tritt auch<br />
einige Wehsandbereiche offen zu erhalten sind, überhaut effektiv zu pflegen. Zweitens<br />
war die Dachkonstruktion des alten Stalles bereits weitgehend abgängig und eine Neueindeckung<br />
eines Stalles, mit dem bezüglich des Platzangebotes die geltenden EU-
76 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
Haltungsvorschriften nicht hätten eingehalten werden können, war nicht sinnvoll. Drittens<br />
sind die reetgedeckten Schafställe zwar landschaftsästhetisch schön, doch aufgrund<br />
ihrer schlechten Durchlüftung einer der entscheidenden Gründe für das Auftreten<br />
von Lungenkrankheiten bei den Schafen.<br />
Die Förderung der Heidschnuckenhaltung war eine wichtiger Grundlage zum langfristigen<br />
Erhalt der durch das Naturschutzgroßprojekt durchgeführten Erstinstandsetzungsmaßnahmen,<br />
besonders für die ehemaligen militärischen Übungsbereiche<br />
Biomassenaustrag durch mechanische Pflegemaßnahmen<br />
Die Erfassung der Rohhumusauflagen im Rahmen des Pflege- und Entwicklungsplanes<br />
erbrachte ein erschreckendes Bild bezüglich des Zustandes der „Altheideflächen“<br />
im Naturschutzgebiet (KAISER et al. 1995, LÜTKEPOHL & KAISER 1997). Von den insgesamt<br />
betrachteten etwa 3.000 ha hatte sich auf über 2.000 ha eine mehrere Zentimeter<br />
starke Rohhumusschicht aufgebaut. Das starke Anwachsen dieser Rohhumusauflagen<br />
geht vermutlich bereits auf eine Phase nach dem 1. Weltkrieg zurück, in der die<br />
Schnuckenhaltung im Gebiet weitgehend zum Erliegen kam. Die Plaggwirtschaft kam<br />
nach beiden Kriegen jeweils für wenige Jahre wieder auf, hatte aber im vergangenen<br />
Jahrhundert kaum noch eine Bedeutung.<br />
Unter anderem als Folge des Anwachens der Rohhumusauflagen konnten viele typische<br />
Tier- und Pflanzenarten der Heiden kaum noch nachgewiesen werden. Beispiele<br />
hierfür sind unter den Pflanzen die Niedrige Schwarzwurzel (Scorzonera humilis), die<br />
Quendel-Seide (Cuscuta epithymum), der Keulenbärlapp (Lycopodium clavatum), die<br />
Arnika (Arnica montana) und die einstmals in den Heiden verbreiteten Flachbärlappe.<br />
Extrem selten wurden auch viele Bodenflechten wie das Islandmoos (Cetraria islandica)<br />
oder Hornflechten wie Cetraria aculeata und Cetraria muricata.<br />
Auch in der Tierwelt sind sehr viele der heidetypischen Arten auf die trockenwarmen<br />
mikroklimatischen Verhältnisse angewiesen, die sich nur über mineralischem Untergrund<br />
einfinden. Zu nennen sind hier unter anderen die Ödlandschrecken, von denen<br />
im Rahmen des Pflege- und Entwicklungsplanes nur noch die Blauflügel-<br />
Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens) im Gebiet - bezeichnenderweise in einer<br />
Sandabgrabung - nachgewiesen werden konnte. Vom Stierkäfer (Typhoeus thyphoeus)<br />
über den Waldsandlaufkäfer (Cicindela sylvatica), von der Zinnoberroten Röhrenspinne<br />
(Eresus cinnaberinus) über verschiedenste Wolfspinnen (zum Beispiel aus der Gattung<br />
Arctosa) bis hin zu zahlreichen Stechimmen wie dem Bienenwolf (Philanthus<br />
triangulum), aber auch Wirbeltiere wie Zauneidechse (Lacerta agilis), Kreuzotter (Vi-
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 77<br />
pera berus) oder Steinschmätzer (Oenanthe oenanthe) und nicht zuletzt auch das<br />
Birkhuhn (Tetrao tetrix) sind auf rohhumusarme trockenwarme Heiden angewiesen.<br />
Aus Artenschutzgründen war es daher ein wichtiges Anliegen, im Rahmen der Umsetzung<br />
des Naturschutzgroßprojektes durch Rohhumusauflagen unbelastete Sandheiden<br />
neu zu schaffen beziehungsweise auszuweiten. Als geeignete Maßnahmen, um den<br />
Nährstoffaustrag aus den Heiden zu erhöhen, kamen Heidemahd, Heidebrand, Schoppern<br />
und Plaggen in den unterschiedlichsten Techniken und Umsetzungsformen zum<br />
Einsatz. Da durch Mittel des Naturschutzgroßprojektes nur ersteinrichtende Maßnahmen<br />
förderfähig sind, wurde durch dieses Programmes nur die Umsetzung solcher Arbeiten<br />
gefördert, die eine Langzeitwirkung erzielen. Dies sind Plagg- und Schoppermaßnahmen.<br />
Beide Maßnahmen wurden ab 1998 in erheblichen Umfang umgesetzt.<br />
Seit 1985 konnten durch mechanische Pflegemaßnahmen und Heidebrand etwa 1.000<br />
ha bearbeitet werden (ausgenommen sind Maßnahmen zur Gehölzbekämpfung). Über<br />
840 ha hiervon in den vergangenen zehn Jahren während der Großprojektlaufzeit (Tab.<br />
6).<br />
Die Abb. 12 zeigt die Entwicklung des Stickstoffaustrages durch Beweidung und mechanische<br />
Pflegeverfahren. Der Abb. 11 wurde hierzu durch die gelbe Linie eine Darstellung<br />
des sowohl über Beweidung als auch durch mechanische Pflegemaßnahmen<br />
erreichten Stickstoff-Austrages hinzugefügt. Den errechneten Austragswerten liegen<br />
hierbei die im Rahmen des BMBF-Forschungsprojektes „Feuer und Beweidung“ ermittelten<br />
durchschnittlichen Austragswerte je Hektar für die im Naturschutzgebiet angewandten<br />
Techniken zugrunde (siehe KEIENBURG & PRÜTER 2004). Diese wurden<br />
mit den für die angegebenen Jahre ermittelten Flächengrößen der jeweiligen Pflegemaßnahmen<br />
multipliziert und anschließend summiert. Deutlich wird der Effekt des<br />
Naturschutzgroßprojektes ab dem Jahr 2000, durch welches mechanische Pflegemaßnahmen<br />
wie Plaggen und Schoppern in großem Umfang realisiert werden konnten.<br />
Somit konnten erstmals seit 1990 den Altheiden und ihrer Randbereiche wieder mehr<br />
Nährstoffe (speziell Stickstoff) entnommen werden als durch atmogene Einträge hinzukamen.<br />
Bezogen auf die Heiden und Wald-Heide-Übergangsbereiche der Gesamtheidefläche<br />
des Naturschutzgebietes wurde dieses Ergebnis sogar erstmals seit Aufgabe<br />
der Heidebauernwirtschaft, also seit über 100 Jahren realisiert.
78 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
Tab. 6: Jahresbilanzen des Flächenvolumens der maschinellen Heidepflege durch<br />
den VNP.<br />
Jahr<br />
Heidemahd<br />
Heidebrand<br />
Schoppern<br />
Plaggen<br />
Flächenangaben in ha<br />
Einsatz<br />
Scheibenegge<br />
Fräsen<br />
1985 10,9 8,6<br />
1986 3,2 3,2 2,6<br />
1987 5 17 2,9<br />
1988 2 0,3<br />
1989 3,5 0,2 1<br />
1990 19,8 1,4<br />
1991 41,9<br />
1992 10,8 3,4<br />
Entkusseln<br />
der<br />
Altheide<br />
AuslichtenWacholder<br />
MulchenvonKiefern<br />
Entkusseln<br />
Rote<br />
Flächen<br />
Heideerweiterung<br />
aus<br />
Forsten<br />
1993 3 0,8 2,5 80 10<br />
1994 6 6 6,5 85 3<br />
1995 11,4 106,5<br />
1996 24,5 9,4 4 107,5 10,8 1,4<br />
1997 60,8 5 8 5 101,4 15<br />
1998 86,9 5,9 104<br />
1999 18,64 2,56 0,97 106,5 14 128 10,9<br />
2000 39 6,06 20,87 111,85 7 71,4 201<br />
2001 54,42 1,06 25,93 31,24 115 5 94 126<br />
2002 34,33 12,5 18,68 40,34 231 126,7 450 410<br />
2003 15,72 30,1 14,5 31,5 20 200 248<br />
2004 30,12 7,93 14,497 41,29 135 70 484<br />
2005 42,6 39 30 14,55 175 10 350<br />
Summe<br />
553,63 151,99 146,127 240,06 10,9 14,1 1223,4 163,5 753,4 1819 40,3<br />
Die Abb. 12 veranschaulicht, dass die alleinige Beweidung zumindest in Bezug auf<br />
den Nährstoffaustrag nur bei extremer Intensität den dauerhaften Bestand der Heiden<br />
sichert. In Kombination mit anderen Maßnahmen wie Mahd, Brand, Schoppern und<br />
Plaggen kann jedoch das notwendige Austragsvolumen erreicht werden. Werden diese<br />
Maßnahmen nicht zu großräumig angewandt, so erhöhen sie den Strukturreichtum der<br />
Heiden in hohem Umfang.
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 79<br />
Reinstickstoff in kg<br />
160000<br />
150000<br />
140000<br />
130000<br />
120000<br />
110000<br />
100000<br />
90000<br />
80000<br />
70000<br />
60000<br />
50000<br />
40000<br />
30000<br />
20000<br />
10000<br />
0<br />
1960 1971 1990 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006<br />
Kg N Eintrag / Heiden<br />
(5500ha)<br />
Kg N Eintrag auf<br />
normierter Heide<br />
KG N Austrag durch<br />
Schnuckenbeweidung<br />
KG N Austrag durch<br />
Beweidung und<br />
Pflegemaßnahmen<br />
Stickstoffbilanzen auf Basis der Ergebnisse eines Forschungsprojektes des Bundesforschungsministeriums<br />
(KEIENBURG & PRÜTER 2004).<br />
Abb. 12: Stickstoff-Bilanz der Heiden, Magerrasen und durchweideten Waldbereiche.<br />
Das Plaggverfahren<br />
Der Erfolg von Plaggmaßnahmen zur Revitalisierung von durch Humusauflagen oder<br />
starke Vergrasung degenerierten Heiden war bereits zu Beginn der Laufzeit des Großprojektes<br />
bekannt. Im Rahmen eigener Versuche seitens des VNP waren in den Jahren<br />
ab 1985 verschiedenste Verfahren zur mechanischen Heidepflege ausprobiert und<br />
durch pflanzensoziologische Bestandsaufnahmen in ihrer Wirkung auf die Flora untersucht<br />
worden (siehe KAISER & STUBBE 2004). Letztlich erwiesen sich nur solche Verfahren<br />
als erfolgreich, bei denen die Akkumulationsbereiche der organischen Substanz<br />
ausgetragen wurden. Flächen, bei denen mischende Verfahren zur Anwendung kamen<br />
(wie etwa das Pflügen oder Fräsen), zeigen hingegen auch heute - 20 Jahre nach ihrer<br />
Durchführung - sofern sich überhaupt Heidekraut durchsetzen konnte - noch eine Artenzusammensetzung,<br />
die deutlich von derjenigen typischer Sandheide abweicht. Auch<br />
aus den Niederlanden waren 1995 bereits eine Reihe von Techniken bekannt, um mit<br />
modernen Mitteln den Humusabtrag der historischen Heidebauernwirtschaft nachzuahmen.
80 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
Während der Projektlaufzeit des Naturschutzgroßprojektes konnten insgesamt über<br />
187 ha geplaggt und 96 ha geschoppert werden. Aus Mitteln des Großprojektes konnten<br />
hiervon 62 ha Plaggflächen und 64 ha Schopperflächen realisiert werden.<br />
Beim Plaggverfahren wird der Aufwuchs, der organische Bodenhorizont und je nach<br />
Intensität auch noch ein mehr oder minder großer Anteil des durch Humus angereicherten<br />
Mineralbodenhorizontes abgetragen.<br />
Bedingt durch das zur Vergabe anstehende Auftragsvolumen konnte die Technik des<br />
zum flacheren Plaggen eingesetzten Fräsverfahrens durch zwei in der Heidepflege<br />
spezialisierte Firmen kontinuierlich verbessert werden. Heute passt sich dieses Verfahren<br />
dem Grobrelief einer Bearbeitungsfläche weitgehend an. Die Bearbeitungstiefe<br />
kann je nach Erfordernis des Rohhumusabtrages während der Fahrt gesteuert werden.<br />
So wird das Relief der Fläche wesentlich weniger geschädigt als in den Anfangsjahren<br />
dieser Technik. Das Austragsvolumen konnte auf das absolut erforderliche Maß zurückgeschraubt<br />
werden. Im Schnitt werden bei Anwendung der Plaggmaschine etwa<br />
700 m³ pro Hektar ausgetragen. Große moderne Plaggmaschinen bewältigen dieses<br />
Volumen mit einer Bearbeitungsbreite von maximal 1,8 m in einem Arbeitsgang. 1,5<br />
ha bis 2 ha Tagesleistung können somit bei günstigem Flächenzuschnitt und ausreichend<br />
gestellter Abfuhrkapazität erreicht werden.<br />
Die Abfuhr erfolgt aufgrund der gesteigerten Leistungsfähigkeit der Plaggmaschine<br />
nur noch parallel zur Plaggarbeit durch eine Kette von abnehmenden Schleppern mit<br />
niederdruckbereiften Mulden. Somit entfällt das in der Vergangenheit häufig durch<br />
Reptilienschützer berechtigterweise kritisierte Zwischenlagern des Plaggmaterials am<br />
Rande der Fläche.<br />
Durch die zeitliche Bindung des Plaggens an die Abfuhr und die geringe Tragfähigkeit<br />
von Heideflächen und Wegen bei feuchter Witterung ist der Unternehmer für die<br />
Durchführung der Maßnahme allerdings auf Schönwetterphasen angewiesen. Der Beginn<br />
der Plaggmaßnahmen wurde daher auf Mitte Oktober vorgezogen, da erfahrungsgemäß<br />
im Januar und Februar der Boden nur an wenigen Tagen soweit abtrocknet,<br />
dass eine Abfuhr ohne große Schäden möglich ist.<br />
Bei Flächengrößen von weniger als einem Hektar steigt der Preis pro Fläche stark an,<br />
da das Verfahren zur Einsparung langer Wendezeiten auf lange Bearbeitungsflächen<br />
angewiesen ist. Plaggflächen, die zur Bearbeitung durch Plaggmaschinen vorgesehen<br />
sind, werden daher möglichst lang und eher schmal geplant.<br />
Neben der Vergabe von Flächen an spezialisierte Plaggfirmen wurden auch Tiefbaufirmen<br />
an den Ausschreibungen zur Heidepflege beteiligt. Sie sind immer dann kon-
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 81<br />
kurrenzfähig gegenüber den Spezialbetrieben, wenn das Relief einen Einsatz der<br />
Plaggmaschinen erschwert, nur kurze Bearbeitungsstrecken möglich sind oder wenn<br />
Auflagen über 5 cm Stärke (zuzüglich Bewuchs) abzutragen sind, wodurch mehrere<br />
Arbeitsgänge mit der Plaggmaschine erforderlich werden. Tiefbaufirmen bringen Raupen<br />
und/oder Bagger zum Einsatz. Die Bearbeitung mit dem Gräder kam in den vergangenen<br />
Jahren nicht mehr zum Tragen, da dieses Gerät sich dem Flächenrelief meist<br />
nicht ausreichend anpasst. Mit dem Bagger kann das Grobrelief einer Fläche (etwa bei<br />
Dampfflugrinnen) beim Abziehen der Humusauflage komplett nachempfunden werden.<br />
Der Arbeitsgang bei der Kombination von Raupen und Bagger sieht immer zunächst<br />
das Zusammenziehen der Auflage in breiten Mieten vor, die dann bei geeigneter<br />
Witterung abgefahren werden. Da die Tiefbauunternehmen gerade in Frostphasen<br />
häufig große freie Personal- und Abfahrkapazitäten haben, konnte in den vergangenen<br />
Jahren auch beim Einsatz von Baggern und Raupen innerhalb der Bearbeitungssaison<br />
abgefahren werden.<br />
Andere Abtragsverfahren (zum Beispiel Schürfkübelraupen oder die Bearbeitung der<br />
Flächen in mehreren Arbeitsgängen etwa durch oberflächliches Mulchen mit schweren<br />
Forstmulchern) erbrachten das geforderte Ergebnis, erwiesen sich in der Nachkalkulation<br />
der Unternehmen jedoch als nicht konkurrenzfähig.<br />
Durch Bagger oder Raupen abgeplaggte Flächen bleiben oft über mehrere Jahre weitgehend<br />
vegetationsfrei, da durch die Bearbeitungstiefe die Samenbank der Heide mehr<br />
oder minder vollständig entfernt wurde.<br />
Das Schopperverfahren<br />
Das Schoppern unterscheidet sich vom Plaggen ausschließlich durch die Bearbeitungstiefe.<br />
Häufig kommen die gleichen Maschinen wie beim Plaggen zum Einsatz, auch<br />
wenn die beiden auf dieses Pflegeverfahren spezialisierten Firmen eigenes Gerät für<br />
das Schoppern entwickelt haben.<br />
Das Verfahren vermittelt in seiner Intensität zwischen der Heidemahd und dem Plaggen<br />
von Heideflächen. Ziel ist es, den Aufwuchs und den O-Horizont zwar weitgehend<br />
abzutragen, im Boden verbleibt jedoch noch genug vom Wurzelstock des Heidekrautes,<br />
dass die Pflanze verjüngt wieder austreibt. Obschon dieses Verfahren nicht so<br />
nachhaltig wie das des Plaggens wirkt, gibt es einige Gründe es weiterhin anzuwenden:<br />
So werden durch das Schopperverfahren Schichten der Samenbank freigelegt, die<br />
seit Jahrzehnten überdeckt waren, vielfach jedoch noch keimfähige Samen von Arten<br />
beinhalten, die heute weitgehend aus den Heiden verschwunden sind. Schoppermaterial<br />
kann darüber hinaus zum Beispiel in Anlehnung an die historische Heidebauern-
82 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
wirtschaft auf Ackerflächen ausgebracht werden und stellt zumindest potenziell ein<br />
Torfersatzprodukt dar. Ein weiterer Vorteil der Schoppermaschine gegenüber der<br />
Plaggmaschine liegt in den Möglichkeiten ihres Einsatzes. Da pro Hektar nur 400 bis<br />
600 m³ anfallen und dieses Material ein wesentlich geringeres Gewicht besitzt als<br />
Plaggmaterial, wurde bei der Konstruktion der Maschinen ein integriertes Aufnahmevolumen<br />
von 12 m³ vorgesehen. Somit sind kleinere Bearbeitungsflächen rentabel bearbeitbar.<br />
Da kein zweiter Schlepper zur Abnahme des Materials im Parallelbetrieb<br />
fahren muss, kann darüber hinaus auch noch in gehölzreicheren Heiden (speziell Wacholderheiden)<br />
gearbeitet werden. Kulturhistorische Spuren sowie das Bodenrelief<br />
bleiben recht weitgehend durch die Bearbeitung ungeschädigt.<br />
Häufig stellt sich auf Schopperflächen in kühlfeuchten Lagen zunächst für einige Jahre<br />
eine Dominanz der Blaubeere (Vaccinium myrtillus) ein. Die Heidelbeere stellt eine<br />
wichtige Nahrungsgrundlage einiger Tierarten dar, was ebenfalls ein Argument für den<br />
Einsatz der Schoppermaschine sein kann. Auch die Niedrige Schwarzwurzel (Scorzonera<br />
humilis) und der Englische Ginster (Genista anglica) profitieren vom Schopperverfahren.<br />
Kompostierung von Humusmaterialien aus der Heidepflege –<br />
Kompostplatz in Undeloh<br />
Innerhalb des Naturschutzgroßprojektes wurden Möglichkeiten untersucht, bisherige<br />
Torfprodukte durch im Rahmen der Heidepflege (Schopperarbeiten) im Naturschutzgebiet<br />
„Lüneburger Heide“ ohnehin anfalendes Material zu ersetzen und zu vermarkten.<br />
Unter anderem wurde an der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau in Bad<br />
Zwischenahn untersucht, ob Schoppermaterial aus der Heidepflege für Topfkulturen<br />
von Moorbeetpflanzen einsetzbar ist (BELTZ 2000). Festgestellt wurde, dass ein sehr<br />
großer Vorteil des Materials im niedrigen pH-Wert liegt. Außer bei Torf findet man<br />
dies bei keinem anderen Ausgangsmaterial. Selbst Rindenhumus aus Nadelbaumrinde<br />
hat recht hohe pH-Werte um 5 bis 7. Das Problem der nötigen Unkrautfreiheit des Materials<br />
muss weiter untersucht werden. Insgesamt konnte festgestellt werden, dass nach<br />
den Erfahrungen davon ausgegangen werden kann, dass sich das untersuchte Schoppermaterial<br />
als Substratzuschlagsstoff zu Torf für kalkmeidende Pflanzen wie Heidegewächse<br />
eignet.<br />
Grundsätzlich ist ein Bedarf an sauren Substraten auf dem Markt vorhanden. Derzeit<br />
wird Rododendron-Erde größtenteils als Kultursubstrat auf Torfbasis angeboten. Das<br />
Produkt ist ein Gemisch aus Hochmoortorf, Ton, Kalk, Guano und allen wichtigen<br />
Pflanzennährstoffen. Ein Ersatz von Torfprodukten durch Biokomposte wird auch vom<br />
Niedersächsischen Umweltministerium als Vorteil hervorgehoben. Ein Recycling von
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 83<br />
Schoppermaterial für saure Substrate ist daher vorteilhaft und hat sicher auch eine<br />
Marktchance. Untersucht wurden zudem die möglichen Auswirkungen auf das<br />
Grundwasser durch die Anlage von Kompostmieten von Schoppermaterial (CORD-<br />
LANDWEHR 2001, ING.-BÜRO BEUSSE & SCHMIDT 2002).<br />
Die Ergebnisse aller Versuche mündeten in einen Bauantrag des VNP, nahe der Ortschaft<br />
Undeloh einen Kompostplatz für Schoppermaterial anzulegen. Kompostiert<br />
werden sollten dort etwa 5.000 t Schoppermaterial pro Jahr aus der Heidepflege des<br />
VNP im Naturschutzgebiet „Lüneburger Heide“. Eine Lieferung von Fremdmaterial<br />
aus anderen Gebieten war nicht vorgesehen. Durch die Art der geplanten baulichen<br />
Gestaltung und der Abwasserreinigung der Kompostierungsanlage wurden keine erheblichen<br />
Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft erwartet. Die Widerstände in<br />
den politischen Entscheidungsgremien gegen dieses geplante Projekt waren jedoch<br />
derart massiv (unter anderem wurde ein hoher Fahrverkehr in der Zulieferung mit Heidepflegematerial<br />
zum Kompostplatz befürchtet), dass der VNP den Bauantrag zurückziehen<br />
musste.<br />
Obwohl der VNP einen Kompostplatz an dem geplanten Standort nicht hat realisieren<br />
können, verfolgt der <strong>Verein</strong> weiterhin das Ziel, die Möglichkeiten dieser sinnvollen<br />
Nutzung von Heidepflegematerial zu nutzen. Geeignete Alternativstandorte werden<br />
weiterhin geprüft. Eine Vermarktungsmenge von jährlich rund 20.000 m³ Schoppermaterial<br />
ist als realistisch anzusehen. Die Realisierung eines derartigen Kompostplatzes<br />
hätte bezüglich der sinnvollen und wirtschaftlichen Nutzung und Vermarktung von<br />
Heidepflegematerial eine Art Pilotfunktion für andere Heidelandschaften Deutschlands<br />
und Europas.<br />
Heidebrand<br />
Da der Brand von Heideflächen aufgrund der relativ geringen Wirkungsdauer dieser<br />
Maßnahme als Dauerpflegemaßnahme zu werten ist, konnten entsprechende Pflegeeinsätze<br />
nicht im Rahmen des Naturschutzgroßprojektes abgewickelt werden. Feuer ist<br />
jedoch auch traditionell ein recht bedeutendes Pflegeinstrument zum Erhalt der Heiden.<br />
Auch Artenschutzgründe sprechen dafür, dem Heidebrand in einem Bündel von<br />
Pflegemaßnahmen Raum zu gewähren. So gilt nicht nur die Besenheide (Calluna vulgaris)<br />
als Brandkeimer, auch von Bärlappen (Lycopodium spec., Diphasiastrum spec.)<br />
und Bärentraube (Arctostaphylos uva-ursi) ist bekannt, dass ihre Bestände auf Brandereignisse<br />
positiv reagieren. Auch für viele Insekten wird dies angenommen; so gehen<br />
etwa CLAUSNITZER & CLAUSNITZER (2005) davon aus, dass der Rückgang der Heideschrecke<br />
(Gampsocleis glabra) in Verbindung mit der Aufgabe der Brandnutzung zu
84 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
sehen ist, da die Art heute nur noch in Arealen mit regelmäßig auftretenden Brandereignissen<br />
nachgewiesen werden kann.<br />
Vor diesem Hintergrund wurden die Anschaffung eines Pumptankwagens, eines<br />
Forstmulchers und eines Schwaders im Rahmen des Projektes mit finanziert, die den<br />
VNP in die Lage versetzen, Brandsicherheitsschneisen anzulegen und Feuer selbständig<br />
einzudämmen.<br />
Im Naturschutzgebiet „Lüneburger Heide“ ist ein großräumiger Brand von Flächen<br />
über 3 ha Größe wie er in vielen anderen Gebieten (zum Beispiel Diepholzer Moorniederung,<br />
Truppenübungsplatz Munster, Schießbahn Reinmetall) üblich ist, aus verschiedenen<br />
Gründen nicht möglich:<br />
Weite Bereiche des Naturschutzgebietes sind durch Wacholdervorkommen gekennzeichnet,<br />
die in dieser Größenordnung europaweit einzigartig sind und durch<br />
Brände leicht vernichtet werden können.<br />
Die angrenzenden Kiefernwälder sind besonders leicht entzündlich. Berufsfeuerwehren<br />
mit entsprechender Geländeausrüstung wie auf den militärischen Übungsplätzen<br />
stehen im Gebiet jedoch nicht zur Verfügung.<br />
Aufgrund des hohen Tourismusaufkommens fänden großräumige Brände keine<br />
Akzeptanz.<br />
Im Laufe der Jahre hat sich für die besonderen Bedingungen der Heiden des Naturschutzgebietes<br />
die im nachfolgenden beschriebene Technik des Flächenbrandes als<br />
günstig erwiesen:<br />
Eine Heidefläche mit geeignetem Aufwuchs beziehungsweise ein Pfeifen- oder<br />
Borstgrasareal wird mit dem Forstmulcher (Arbeitsbreite 2,6 m) zweimal ummulcht.<br />
Am mulchenden Schlepper wird im Heckbetrieb ein besonders robuster Schwader<br />
eingesetzt, der das Mulchgut einschließlich eines Moosanteiles im Schwad an den<br />
Außenrand der Brandsicherheitsschneise ablegt.<br />
Sofern aufgrund einer langanhaltenden Trockenheit oder des Aufkommens stärkeren<br />
Windes erhöhte Brandgefahr gesehen wird, wird die Brandsicherheitsschneise<br />
zusätzlich durch den Pumptankwagen befeuchtet.<br />
Das Anzünden der vorgesehenen Brandfläche erfolgt immer zunächst durch ein<br />
Gegenwindfeuer, da dieses sich zumeist nach einigen Metern totläuft. Später wird<br />
dann durch ein Mitwindfeuer die Fläche abgebrannt. Der Wasserwagen steht für<br />
eventuelle Übergriffe des Feuers bereit.
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 85<br />
Die Aufnahme des Schwads am Brandsicherheitsstreifen erfolgt durch einen landwirtschaftlichen<br />
Ladewagen nach Möglichkeit noch am selben Tag wie der Flächenbrand.<br />
So ist eine zusätzliche Bewachung der Fläche für ein eventuelles Wiederaufflammen<br />
aus Glutnestern sichergestellt. In einigen Fällen kann der Pickup<br />
des Ladewagens das gemulchte Material nicht in ausreichender Menge aufnehmen.<br />
In diesen Fällen wird der Schwad durch einen Anbauhäcksler auf einen Anhänger<br />
geblasen.<br />
Das anfallende organische Material der Brandsicherheitsstreifen wird an Feldrändern<br />
des Landschaftspflegehofes abgelagert, und im Rahmen der Stallmistdüngung<br />
mit ausgebracht (je ha fallen etwa 300 m³ an). Bei weiteren Entfernungen zwischen<br />
Brandfläche und Acker kommt hierzu ein Muldenkipper zum Einsatz.<br />
Mit Anschaffung des Forstmulchgerätes konnten knapp 90 Hektar seit 2003 gebrannt<br />
werden. Speziell das Birkwild sucht diese Brandflächen besonders gerne auf. Auch die<br />
ersten Nachweise eines Bärlappes (Lycopodium clavatum) in der offenen Heide<br />
(KAISER 2003a) sowie das Auftreten der Quendel-Seide (Cuscuta epithymum) auf ehemaligen<br />
Brandflächen lassen hoffen, dass von der Etablierung dieser Maßnahme im<br />
Gebiet weitere angepasste Arten profitieren werden.<br />
Heidemahd<br />
Wie der Heidebrand wurde die Durchführung der Heidemahd im Rahmen des Naturschutzgroßprojektes<br />
als Dauerpflegeverfahren nicht gefördert. Auch dieses Pflegeverfahren<br />
wurde jedoch in Ergänzung der Beweidung als wichtige und besonders ökonomische<br />
Methode der Heidepflege eingeschätzt. Somit war es dem VNP über Projektmittel<br />
möglich, einen Kreiselmäher sowie einen Schwader zur Durchführung der Heidemahd<br />
anzuschaffen. Diese Anschaffung wurde auch vor dem Hintergrund der durch<br />
die militärischen Übungsflächen stark angewachsenen Heideflächen beantragt, bei denen<br />
dieses Pflegeverfahren aufgrund des geringeren Vergrasungsgrades besonders effektiv<br />
angewandt werden kann.<br />
Die Heidemahd ist das Pflegeverfahren, welches nach der Beweidung den größten<br />
Umfang in Bezug auf das jährliche Flächenvolumen einnimmt. Im Gegensatz zur<br />
Mahd vor einigen Jahren, als diese noch vollständig durch Fremdfirmen durchgeführt<br />
wurde, wird heute bei der Mahd in hohem Umfang auf einen Flächenzuschnitt geachtet,<br />
der die Altheidebestände sehr kleinräumig strukturiert und ein Mosaik verschiedenster<br />
Altersstufen der Heide auf kleinster Fläche schafft.
86 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
Entkusselung<br />
Große Bereiche der historischen Wacholder-Heideflächen im Raum Heidetal, der<br />
Wolfsschlucht und im Steingrund nahe Wilsede waren innerhalb der vergangenen<br />
Jahrzehnte so dicht zusammengewachsen, dass eine Durchweidung mit Heidschnucken<br />
nicht mehr möglich war. Die extreme Verkusselung kam hier durch eine übertriebene<br />
Rücksichtnahme auf den in anderen Bereichen gefährdeten Wacholder zustande.<br />
In den vor Beginn der durch das Großprojekt geförderten Auflichtung bereits<br />
als Wald anzusehenden Wacholder-Heiden kam es durch die Beschattung eingewanderter<br />
Baumarten zum flächigen Absterben der Wacholder.<br />
Insgesamt wurden etwa 120 ha durchgewachsener Wacholderbestände aufgelichtet<br />
und wieder zu lichte Wacholder-Heiden entwickelt. Diese Maßnahmen kamen einer<br />
Reihe von bedrohten Arten wie dem Birkhuhn zugute, die bereits relativ kurz nach<br />
Beendigung der Pflegemaßnahmen wieder in den genannten Gebieten beobachtet werden<br />
konnten.<br />
Nach anfänglicher, zum Teil harscher Kritik an den Pflegemaßnahmen werden die nun<br />
offenen Wacholder-Heiden mit vielfältigen Blickbeziehungen auch von den aufmerksamen<br />
Besuchern des Gebietes als sehr positiv empfunden.<br />
Bekämpfung von Neophytenbeständen<br />
Neben der Spätblühenden Traubenkirsche (Prunus serotina) beginnen einige weitere<br />
Neubürger unter den Pflanzenarten sich im Gebiet zu etablieren. Nur wenige dieser<br />
Arten breiten sich unter den Bedingungen der Nährstoffarmut der Lüneburger Heide<br />
nennenswert aus. Neben einigen Spireen ist hier vor allem für die Moorrandbereiche<br />
die Kulturheidelbeere (Vaccinium angustifolium x V. corymbosum) zu nennen. Zumeist<br />
gelang es bisher, die Vorkommen durch frühzeitige Entdeckung neuer Wuchsorte<br />
recht bald und ohne großen Aufwand zu eliminieren.<br />
Bei Wilsede konnte sich ein Bestand des Japanischen Staudenknöterichs (Fallopia<br />
japonica) in Kombination mit der Fiederspiere (Sorbaria sorbifolia) über mehrere 100<br />
m² ausbreiten. Diese Arten sind an Waldrändern und in lichten Waldbeständen auf<br />
etwas lehmhaltigen Standorten auch in der Heide sehr konkurrenzstark. Im Rahmen<br />
des Projektes wurde der Bestand mit dem Bagger abgeplaggt und das Material wurde<br />
in eine Bodendeponie eingebracht. Einzelne nach dieser Maßnahme wieder austreibende<br />
Pflanzen wurden in den beiden Folgejahren nochmals händisch gerodet.
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 87<br />
Heideerweiterung und –neuanlage<br />
Der Pflege- und Entwicklungsplan sieht die Umwandlung von etwa 950 ha Wald in<br />
Heideflächen vor. Während der Projektlaufzeit konnten hiervon jedoch nur 44,2 ha<br />
umgesetzt werden. Würden die Planungen des Pflege- und Entwicklungsplanes tatsächlich<br />
zukünftig umgesetzt, so ließe sich der Anteil der Heiden an der Gesamtfläche<br />
des Naturschutzgebietes immerhin wieder auf 28,6 % steigern.<br />
Die Akzeptanz für entsprechende Maßnahmen ist in weiten Teilen der Bevölkerung<br />
jedoch sehr gering. Obschon das Konzept des Pflege- und Entwicklungsplanes auf sehr<br />
breiter Basis diskutiert und letztendlich von allen Vertretern in der Planungsgruppe mit<br />
getragen wurde, zeigte sich bei der konkreten Umsetzung im Bereich Eickhofforst,<br />
welch massivem öffentlicher Druck ein Projektträger ausgesetzt sein kann. Immer<br />
wieder wurde neben dem allgemeinen Sinn dieser Maßnahme auch die Erfolgschance<br />
einer Rückverwandlung über 80-jähriger Waldbestände in Heide angezweifelt. Von<br />
Seiten der Forstbehörden wurde ein Ausgleich für die gerodeten Flächen gefordert,<br />
obschon in diesem Falle ein allseitig abgestimmtes Planwerk vorlag, das aufgrund der<br />
Besonderheit des Gebietes und der räumlichen Situation die Rückverwandlung der<br />
einst illegalen Aufforstung forderte.<br />
Es zeigte sich, dass in Fragen des Walderhaltes einer bestehenden<br />
Naturschutzgebietsverordnung zum Trotz die Entwicklung von Heide in Wald in der<br />
realen Umsetzung eine Einbahnstraße darstellt. Obgleich die Aufforstungen der<br />
meisten der im Rahmen des Pflege- und Entwicklungsplanes vorgesehenen<br />
Heideerweiterungsflächen nach dem Erlass der Polizeiverordnung von 1921 illegal<br />
erfolgten, wird für ihre Rückführung in Heide ein Waldausgleich in gleicher<br />
Größenordnung gefordert.<br />
Neben diesen heftigen Widerständen wäre der <strong>Verein</strong> mit der Rückführung der über<br />
2.000 ha verwüsteter militärischer Übungsflächen parallel zu Waldumwandlungen<br />
solch enormen Größenordnungen schlichtweg überfordert gewesen.<br />
Dass es möglich ist, Heideflächen aus Waldflächen der ersten Waldgeneration innerhalb<br />
weniger Jahre wieder zu entwickeln, zeigt sowohl das heutige Landschaftsbild in<br />
der Eickhofforst als auch die Erweiterungsfläche am Tönshop. Auf anderen Flächen<br />
wie etwa in der Sahrendorder Heide, wo aufgrund der geringen Humusauflage auf ein<br />
Abziehen dieser Schicht verzichtet wurde, keimt die Heide nicht ganz so üppig, doch<br />
auch diese Flächen weisen bereits größere Heidebestände auf.<br />
Die Heideerweiterungsflächen sind heute beispielsweise Brut- und/oder Nahrungsbiotop<br />
für Steinschmätzer, Schwarzkehlchen, Raubwürger, Neuntöter und Birkhuhn. Erste<br />
Wacholder keimen hier genauso wie das Schöne Johanneskraut (Hypericum pulch-
88 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
rum), der Keulenbärlapp (Lycopodium clavatum), Englischer oder Behaarter Ginster<br />
(Genista anglica, G. pilosa) und zahllose Filzkräuter (Filago minima, F. arvensis).<br />
Auch wenig agile Arten wie Zauneidechse und Kreuzotter haben die Flächen bereits<br />
für sich entdeckt.<br />
Bau eines Lärmschutzwalles zur Hörpler Heide<br />
Die Hörpler Heide liegt direkt an der Autobahn A 7 (Hannover - Hamburg). Die Autobahn<br />
verläuft hier auf einem flachen Damm über die Talmulde der Schmalen Aue.<br />
Verkehrslärm bis weit in die Flächen des Naturschutzgebietes und optische Beunruhigung<br />
waren die ärgerlichen Begleiterscheinungen, die bis weit in das Naturschutzgebiet<br />
wirkten. Aufgrund der Lage am Fließgewässer beziehungsweise an Feuchtgrünland<br />
und Heideflächen sind hier in der Vergangenheit eine Reihe von Straßenopfern<br />
bei Fledermäusen und Wiesenbrütern aufgetreten. Dies allein wäre bereits Grund genug<br />
für die Anlage eins Lärmschutzwalles.<br />
Der tragendere Grund für die Beantragung und Bewilligung dieser Maßnahme war<br />
jedoch die drängende Lösung des Problemes der Biomassenentsorgung aus Plagg- und<br />
Schopperflächen und den Heideerweiterungsflächen auf ehemaligen Waldstandorten.<br />
Über Jahre war das Plaggmaterial mit der Begründung einer Strukturanreicherung der<br />
Heiden am Rande der Heideflächen konzentriert worden. So konnte zwar ein Großteil<br />
der heutigen Kosten des Plaggens durch die Einsparung der Materialabfuhr eingespart<br />
werden. Mit der Etablierung dieser Pflegemethode in einem flächenhaften Ansatz<br />
wurde dieser Ansatz in Bezug auf das Landschaftsbild und eine typische Ausprägung<br />
der Heide nicht mehr tragbar.<br />
Die Planungen des Pflege- und Entwicklungsplanes sahen darüber hinaus große Waldumwandlungen<br />
zu Heideflächen vor, die nur durch einen Abtrag von Streuschicht und<br />
Rohhumusauflage in den geräumten Flächen zu realisieren waren. Das bei beiden Arbeiten<br />
anfallende Material weist jedoch aufgrund des hohen Humusanteiles in Folge<br />
der Mineralisierung starke Sackungen auf, wodurch es für die meisten Erdbauarbeiten<br />
als Füllmaterial ungeeignet ist. Vor diesem Hintergrund war mit der Anlage des Lärmschutzwalles<br />
eine sinnvolle Ablagerungsstätte gefunden worden. Insgesamt wurden<br />
hier über 20.000 m² verbaut.<br />
4.3.6 Entwicklung der ehemaligen militärischen Übungsbereiche (Rote Flächen)<br />
Große Teile des Naturschutzgebietes „Lüneburger Heide“ wurden mit Abschlus des<br />
Soltau-Lüneburg-Abkommens Kernübungsgebiet britisch-kanadischer Streitkräfte.
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 89<br />
Den Höhepunkt der intensiven Nutzung dieses Geländes zwischen Schneverdingen,<br />
Niederhaverbeck und Deimern bildete die Vorbereitungsphase für den 1. Golfkrieg<br />
Ende der achtziger Jahre, in der es durch den Fahrbetrieb tatsächlich gelang, wüstenähnliche<br />
Landschaften mit entsprechenden Sandstürmen zu schaffen.<br />
Diese intensivste Nutzungsphase des Übungsgeländes deckte sich zeitlich mit den<br />
Vorverhandlungen für das Naturschutzgroßprojekt Lüneburger Heide. So waren die<br />
Arbeiten am Pflege- und Entwicklungsplan bereits im vollen Gange, als sich recht überraschend<br />
der Abzug der Briten aus diesem Übungsgebiet abzeichnete.<br />
Aufgrund einer Klage wurde in diesem Zeitraum deutlich, dass für die Abgrenzung<br />
des Naturschutzgebietes keine rechtsgültige Grundlage mehr Bestand, da die historische<br />
Verordnungskarte im Laufe der Jahrzehnte verschollen war. Sowohl die Situation,<br />
die sich durch den Abzug der Briten im Randbereich des damaligen Schutzgebietes<br />
ergab, als auch die fehlende Rechtsicherheit erforderten eine rasche Neuausweisung<br />
des Schutzgebietes. Dieser kam die Bezirksregierung 1993 mit einer Schutzgebietsflächenerweiterung<br />
unter anderem um die bis dahin nicht im Schutzgebiet liegenden Teile<br />
der Roten Flächen nach (V.ROEDER 1997).<br />
So waren die Planungen des Pflege- und Entwicklungsplanes bereits weitgehend abgeschlossen<br />
und auch der finanzielle Rahmen des Großprojektes war ausgehandelt, als<br />
sich die Fläche, die aufgrund ihres Entwicklungspotenzials besonders interessant für<br />
ein Kerngebiet des Großprojektes erschien, nochmals um 1.400 ha vergrößerte. Der<br />
VNP erarbeitete vorab für die Roten Flächen eine gesonderte Pflege- und Entwicklungsplanung<br />
(LÜTKEPOHL et al. 1996, PFLUG et al. 1997). Da die Roten Flächen 3a<br />
und 3b als ehemalige militärische Übungsflächen nach Abschluss der Planungsphase<br />
des Großprojektes in das Naturschutzgebiet und das Projektgebiet aufgenommen wurden,<br />
fehlte für diesen Bereich eine grundlegende Bestandsaufnahme. Mit dieser konnte<br />
im Jahr 2003 die Arbeitsgruppe Land & Wasser (ALW) –Dr. Thomas Kaiser beauftragt<br />
werden (BÜSCHER et al. 2002). Die Biotoptypenkartierung diente als Grundlage<br />
für die Pflegeplanung und –umsetzung in diesem Bereich.<br />
Da sich die Restaurierung des Gebietes in der regulären Laufzeit des Großprojektes<br />
nicht realisieren ließ, beantragte der VNP eine Verlängerung des Projektes sowie eine<br />
Mittelaufstockung, die bewilligt wurden. Die Restaurierung der Roten Flächen war<br />
somit bezüglich des Gesamtgröße der Flächen, der umgesetzten Ankaufe, Anpachtungen<br />
und der biotoplenkenden Maßnahmen ein eigenes Großprojekt im Projekt.<br />
Auch die Briten hatten sich bei der Wiederherrichtung des verwüsteten Übungsgeländes<br />
sehr entgegenkommend gezeigt. Entsprechend den Vorgaben des VNP wurden<br />
viele Erosionsschutzpflanzungen beseitigt, Erosionsrinnen und Panzertrecks eingeeb-
90 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
net, Stauteiche beseitigt und große Flächen zur Festlegung des Bodens mit<br />
Feinschwingel (Festuca filiformis) eingesät. Dennoch mussten im Rahmen des Großprojektes<br />
zunächst unzählige Erosionsschutzpflanzungen, die häufig in ihrer Artenzusammensetzung<br />
einem Arboretum glichen, beseitigt werden. Die geometrischen Anpflanzungen<br />
zerschnitten nicht nur optisch den Zusammenhang der angestrebten Heide,<br />
von ihnen ging auch eine reale Gefahr für die Entwicklung von Heideflächen aus,<br />
da mit Kartoffelrose (Rosa rugosa), Grauerle (Alnus incana) und Spätblühender Traubenkirsche<br />
(Prunus serotina) bewusst besonders invasive Arten für die Ränder der<br />
Erosionsschutzpflanzungen ausgewählt worden waren, die sich nach dem Wegfall der<br />
Fahrverwüstungen durch die Panzer rasch in die offenen Flächen aussamten.<br />
Die bis dahin im Naturschutzgebiet als Mangelfaktor beschriebenen Rohbodenflächen<br />
standen nun in gewaltigen Flächendimensionen zur Verfügung. Bei der Einsaat der<br />
Panzerwüsten waren bewusst große Flächen ausgespart geblieben, auf andere Flächen<br />
bestand zu diesem Zeitpunkt noch kein Zugriff.<br />
Leider zeigte sich bald, dass die Sukzession der Flächen nicht wie erhofft über lückige<br />
Sandmagerrasen und Heidestadien zum Wald verlief, sondern häufig bereits vor der<br />
Etablierung erster Moos- und Flechtenrasen Kiefernsämlinge sehr dicht aufkamen. Der<br />
Kiefernpionierwald wuchs ohne Pflegemaßnahmen zumeist in Dichten auf, die bereits<br />
bei einer Größe der Pflanzen von nur 30 cm einen volständigen „Kronenschlus“ mit<br />
sich brachten. Entsprechende Kiefernwälder (die es auf einigen Privatparzellen heute<br />
noch gibt) sind bereits im Alter von nur zehn Jahren zu monotonen Stangenhölzern<br />
ohne Unterwuchs herangewachsen.<br />
Besonders durch Großprojektmittel wurden ab 1999 über 1.200 ha Kiefernkusseln gemulcht<br />
und über 1.800 ha motormanuell zumeist mit Motorsensen entkusselt (einige<br />
Flächen wurden hierbei doppelt bearbeitet).<br />
Da sich in den meisten Flächen keine Sandmagerrasenvegetation etablieren ließ und<br />
die Kosten für die ständige Gehölzentnahme dauerhaft nicht tragbar sind, entschloss<br />
sich der <strong>Verein</strong>, durch Großprojektmittel Heideaussaaten über Heidemahdgut und<br />
Schoppermaterial in Problemflächen, die einen besonders intensiven Gehölzaufwuchs<br />
zeigen, durchzuführen. In den meisten dieser Aussaatflächen ist die Heide zwischenzeitlich<br />
aufgegangen und sorgt durch den beginnenden Schluss der Vegetationsdecke<br />
für einen deutlichen Rückgang der aufkeimenden Kiefernsämlinge.<br />
Die Kiefern stellen zumeist die Pioniervegetation der Offensandflächen. In ihrem<br />
Schutz und nach erster Humusanreicherung entwickeln sich jedoch auch zahllose Birkensämlinge.<br />
Gerade auf den Mulchflächen, bei denen die Kiefern dem Anschein nach<br />
große Mengen an fliegenden Birkensamen aus der Luft kämmten, begann nach Ab-
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 91<br />
schluss der Mulcharbeiten (und in der Masse auch nach Abschluss der Projektförderung<br />
des Großprojektes) ein dichter Aufwuchs vieler Tausender von Birkensämlingen.<br />
Ein Mulchen dieser austriebsfähigen Baumart ist zumindest bei jüngeren Pflanzen<br />
nicht zielführend, da sich diese in der folgenden Vegetationsperiode mit mehreren<br />
Sprossen aus dem Stock regenerieren und jedes bodennahe Mulchen eine erneute Verletzung<br />
der noch sensiblen Vegetationsdecke bedeutet. Da die Birken somit sehr aufwendig<br />
und personalintensiv als Sämlinge von Hand oder mit dem Spaten gerodet<br />
werden müssen, stellt ihre Bekämpfung heute finanziell eine wesentlich größere Belastung<br />
dar als die der Kiefer. Durch das Naturschutzgroßprojekt wurden daher Rodungsarbeiten<br />
an Birkenbeständen mit dem Minibagger sowie Fällarbeiten älterer Saatträger<br />
am Rande großer Offensandflächen gefördert.<br />
In den gereifteren Heiden der Roten Flächen ist die Vegetationsdecke heute wieder so<br />
weit geschlossen, dass die Birken nicht mehr in einem Maße aufkeimen, dass eine<br />
dauerhaften Entwicklung der Flächen zur Heide als undenkbar erscheinen lässt. Vielfach<br />
werden Birken und Birkengruppen heute wieder wachsen gelassen, so dass trotz<br />
der intensiven Birkenbekämpfung diese Art heute bereits wieder auch mit größeren<br />
Bäumen das Landschaftsbild der Heiden der ehemaligen militärischen Übungsbereiche<br />
prägt.<br />
Aus den Erosionsschutzpflanzungen ausgesamte Grauerlen und Traubenkirschen stellten<br />
für einige Jahre eine weitere Bedrohung der Roten Flächen dar. Durch Projektmittel<br />
wurden auch diese Bäume mit Hilfe des Minibaggers oder als Sämlinge von Hand<br />
gerodet. Der Saatdruck beider Arten lässt innerhalb der Flächen nun allmählich nach,<br />
da sich die Samenbank im Boden über die Jahre erschöpft.<br />
Im Rückblick waren die Maßnahmen, die im Rahmen des Naturschutzgroßprojektes in<br />
den militärischen Übungsflächen gefördert wurden, der maßgebliche Grundstein für<br />
den Erfolg einer Heideerweiterung im Naturschutzgebiet von über 2.000 ha in nur<br />
zehn Jahren. Heute sieht sich der <strong>Verein</strong> mit der Unterstützung des Landes Niedersachsen<br />
und den Förderungen durch Naturschutzprogramme der Europäischen Union<br />
in der Lage, diese neuen Heideflächen dauerhaft als strukturreiche Heiden zu erhalten.<br />
Schon jetzt übersteigt das floristische Arteninventar der neuen Heiden aufgrund der<br />
geringeren Rohhumusbelastung dasjenige der Altheiden (KAISER & MERTENS 2003),<br />
auch wenn einige Leitarten wie die Niedrige Schwarzwurzel (Scorzonera humilis) oder<br />
die Quendel-Seide (Cuscuta epithymum) noch fehlen. Auch die für die Lüneburger<br />
Heide so charakteristischen Wacholderbeständen treten noch sehr lückig und in Größenordnungen<br />
um 30 cm auf. Doch immerhin - der Wacholder vermehrt sich im Gegensatz<br />
zu anderen Heideregionen auch hier.
92 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
4.3.7 Anlage von Kleingewässern<br />
Noch vor wenigen Jahren waren in allen Roten Flächen - ausgelöst durch die Bodenverdichtungen<br />
der Panzer - viele Stillgewässer vorhanden. Erfreulicherweise lösten<br />
sich diese Bodenverdichtungen in den vergangenen Jahren durch eine Fortentwicklung<br />
des Bodenlebens bereits weitgehend auf.<br />
Diese insgesamt positive Entwicklung bedeutet jedoch auch, dass die vielfältigen Organismen,<br />
die sich an die zahlreichen Kleingewässer innerhalb der Panzerflächen anpassten,<br />
heute hier keinen Lebensraum mehr finden, da kein Wasser mehr oberflächlich<br />
in Mulden zusammenströmt. Der Panzerbetrieb und die nachfolgende Herrichtung<br />
der Flächen nivellierte das Relief in weiten Bereichen so stark, dass auch natürlicherweise<br />
hier vorkommende Ausblasungswannen bis an die Grundwasserschicht nicht<br />
mehr vorhanden sind.<br />
Durch Großprojektmittel wurde eine Mulde im Gelände weiter vertieft, so dass sich<br />
hier ein neues Stillgewässer bildete. Obschon auch dieses Gewässer im Sommer weitgehend<br />
austrocknet, bot es im ersten Bestandsjahr bereits Lebensraum für Hunderte<br />
von Kreuzkröten (Bufo calamita).<br />
Ein weiteres Stillgewässer wurde im Rahmen der Gewässerrenaturierung am Wilseder<br />
Bach angelegt. Bei diesem Stillgewässer konnten im Frühjahr 2006 Moorfrösche (Rana<br />
arvalis), alle Molcharten des Gebietes sowie Grasfrösche (Rana temporaria) und<br />
Erdkröten (Bufo bufo) beim Laichen beobachtet werden.<br />
4.3.8 Maßnahmen in Mooren<br />
Renaturierung des Pietzmoor-Komplexes<br />
Eine besonders erfolgreiche erstinstandsetzende Maßnahme konnte im letzten Jahr des<br />
Naturschutzgroßprojektes mit der Wiedervernässung großer Teile des Pietzmoor-<br />
Komplexes durchgeführt werden.<br />
Bedingt durch die bäuerlichen Abtorfungen sowie eingelagerte Mineralbodeninseln<br />
weist der Pietzmoor-Komplex sehr große Höhenunterschiede auf. Dies erschwert eine<br />
Wiedervernässung, da die Wirkung eines Anstaues häufig nicht abschätzbar ist. Da es<br />
im Rahmen des Naturschutzgroßprojektes noch nicht gelang, alle Flächen innerhalb<br />
des Moores aufzukaufen, war es zur Abschätzung der Beeinflussung von Fremdgrundstücken<br />
durch die geplanten Anstaumaßnahmen erforderlich, eine möglichst exakte<br />
Vorstellung von der Topografie des Geländes zu erhalten. Da eine Geländever-
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 93<br />
messung vom Boden aus aufgrund des Baumbewuchses und der eingeschränkten Begehbarkeit<br />
des Moores kaum realisierbar erschien, entschied sich der VNP für eine<br />
Vermessung aus der Luft.<br />
Die Firma TopoSys wurde mit der Aufgabe betraut, ein digitales Höhenmodell zu<br />
entwickeln. Der Pietzmoor-Komplex ist in der Folge durch Laserstrahlen, die Anfang<br />
September 2004 aus einem in einer Höhe von etwa 1.100 Metern fliegenden Flugzeug<br />
abgeschickt wurden, vermessen worden. In einem 1 m-Raster trafen die Strahlen sowohl<br />
auf Acker- und Wasserflächen als auch auf Wälder und Straßen. Aus den jeweiligen<br />
Laserentfernungswerten konnten Punkte berechnet werden, denen eine genaue<br />
Lage im Raum und in der Höhe über Normal Null (ü. NN) zugeordnet werden konnten.<br />
Die Ungenauigkeit der Höhenmessung liegt bei unter 15 cm und die Lageungenauigkeit<br />
der Messpunkte bei unter 50 cm. Wenn Laserstrahlen nicht bis zum Erdboden<br />
durchdringen konnten, weil die Strahlen einen Ast trafen oder dichte Belaubung<br />
ein zu großes Hindernis darstellte, wurden die tatsächlichen Höhen der Erdoberfläche<br />
auf der Grundlage genauer, benachbarter Messpunkte errechnet. Das Fachbüro entwickelte<br />
aus dieser Fülle von Informationen ein Digital Terrain Model (DTM), welches<br />
einem Höhenmodell mit herausgefilterter Vegetationsdecke entspricht. Leider erbrachte<br />
dieses Verfahren nicht in allen Fällen ein befriedigendes Ergebnis, da der Baumbewuchs<br />
teilweise sehr dicht ist, und Wellen auf spiegelnden Wasserflächen die Vermessung<br />
erschweren. Somit existieren auch kleine Bereiche, denen keine Messwerte zugeordnet<br />
werden konnten. Auf den farbigen Kartendarstellungen treten sie als weiße Flächen<br />
auf, sind jedoch glücklicherweise zur Einschätzung der Folgen einer Wasserstandsanhebung<br />
in einem Bereich nicht zwingend erforderlich.<br />
Dank des digitalen Höhenmodells (Abb. 13) war es möglich, zusätzlich zur Ausbesserung<br />
inzwischen undicht gewordener Verfüllungen neue Kammerungen anzulegen.<br />
Denn bereits vor Beginn der Maßnahmen konnte eine Abschätzung der sich einstellenden<br />
Wasserstände vorgenommen und eine Gefährdung besiedelter Bereiche und<br />
angrenzender landwirtschaftlicher Nutzflächen ausgeschlossen werden.<br />
Die klassische Methode zur Reduzierung des Wasserabflusses aus einem Hochmoor<br />
besteht in der Kammerung der Entwässerungsgräben (EIGNER & SCHMATZLER 1991).<br />
Im vorrangig bearbeiteten Kernbereich des Pietzmoores war diese Methode schon in<br />
den achtziger Jahren in großem Umfang zum Einsatz gekommen. Zusätzlich wurden<br />
jedoch auch viele der Torfstiche durch Dämme gekammert, da auch von ihnen aufgrund<br />
ihrer Länge eine Dränwirkung angenommen werden musste. Die 2005 erstellten<br />
rund 200 Stauvorrichtungen wurden hauptsächlich durch den Einsatz von Minibaggern<br />
geschaffen, die über 200 Mitte der achtziger Jahre eingebrachten Verfüllungen noch<br />
vollständig durch den Einsatz von Muskelkraft. Aber es wurden nicht nur neue Kammerungen<br />
geschaffen, sondern auch 120 der alten Kammerungen ausgebessert.
94 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
Warum es erforderlich ist, die gesamte Länge eines Entwässerungsgrabens innerhalb<br />
eines Moores abschnittsweise zu verfüllen und es nicht ausreicht, die Entwässerungsgräben<br />
nur beim Verlassen eines Moorkörpers zu stauen, erklärt sich durch die Uhrglasform<br />
eines Hochmoores. Besonders im Pietzmoor, das durch die zahlreichen Torfstiche<br />
bereits stark geschädigt wurde, ist es wichtig, das Wasser im Zentrum zu halten,<br />
dort wo der Torfkörper am höchsten aufgewachsen ist. Deshalb ist die durchgeführte<br />
abgestufte Kammerung, die das Wasser Stufe für Stufe höher staut, unabdingbar um<br />
die hydrologischen Verhältnisse im Moorkern zu optimieren.<br />
Abb. 13: Die Höhenschichten des Pietzmoores sind auf der Grundlage einer Lasermessung<br />
ermittelt worden.<br />
Obschon in den meisten Torfstichen keine Fließbewegungen zu erkennen sind und ihre<br />
Abflüsse bereits vor 20 Jahren abgedichtet wurden, ließ das sehr unterschiedliche Höhenniveau<br />
der Wasserstände auch direkt benachbarter Torfstiche auf Abflüsse in den<br />
Untergrund beziehungsweise immer noch vorhandene Tonröhrenverbindungen zwischen<br />
den Torfstichen schließen. Und tatsächlich stieg der Wasserstand in einigen geteilten<br />
Torfstichen bereits nach wenigen Tagen einseitig enorm an. Demnach existieren<br />
nicht erkennbare Wasserabflüsse, die auch kaum zu stoppen sein werden und lediglich<br />
ausgegrenzt werden können. Die Dämme wurden in der Regel, nachdem die
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 95<br />
Minibaggerfahrer ihre Arbeit erledigt hatten, wieder mit der zuvor entnommenen Vegetationsdecke<br />
versehen, um sie vor Ausspülung durch den Niederschlag zu schützen.<br />
Die Bagger flachten die Kanten der in der unmittelbaren Umgebung der Dämme entstandenen<br />
und sich mit Wasser füllenden Aushublöcher zumindest zu einer Seite hin<br />
stark ab, um den Torfmoosen ein möglichst schnelles Anwachsen zu ermöglichen. Die<br />
Teilung der Torfstiche bewirkt aber nicht nur ein halbseitiges Ansteigen der Wasserstände,<br />
sondern reduziert zudem den windbedingten Wellenschlag, der dem Anwachsen<br />
der Torfmoose ebenso abträglich ist wie einige steile Torfstichkanten. Das Abflachen<br />
dieser Kanten war zwar angedacht, doch konnte es aus Zeit- und Kostengründen<br />
nicht umgesetzt werden.<br />
Reduzierung der Verdunstung<br />
Bedingt durch die „Trockenphase“ des Pietzmoores während des Torfabbaues bis 1970<br />
und die Aufgabe der Beweidung ab 1980 wuchsen auf dem gesamten Torfkörper des<br />
Pietzmoores Kiefern und Birken auf. Die Wiedervernässung der zentralen Bereiche in<br />
den achtziger Jahren sorgte zwar für ein Absterben der Bäume in den Torfstichen,<br />
doch erst nachdem in zwei Teilflächen des Gebietes das Gehölzaufkommen nahezu<br />
komplett entnommen wurde, kam es auch in diesen nicht abgetorften Bereichen zu<br />
einer Revitalisierung der Torfmoose. Hier wurde die Beweidung zur Reduzierung des<br />
Gehölzsämlingsaufkommens zwischenzeitlich wieder aufgenommen.<br />
Auch wenn durch die Vernässung Kiefern heute im Moor kaum noch keimen, konnten<br />
sich die in der Trockenphase angesiedelten Kiefern heute zu stattlichen Bäumen entwickeln.<br />
Unter der Annahme, dass auch die extrem hohe Verdunstung der Nadelbäume ein<br />
Wiederauffüllen des Wasserspiegels verhindert und durch die Beschattung die Initialisierung<br />
eines erneuten Torfmooswachstums in vielen Torfstichen gehemmt wird, wurde<br />
in einem weiteren Teilbaustein des Projektes mit der Entnahme von Bäumen aus<br />
dem Moorzentrum begonnen. Zunächst wurde eine Kiefernwaldfläche, die unmittelbar<br />
an den Emmely-Weg angrenzte, mit dem Harvester geerntet. Der Bagger, welcher mit<br />
extra breiten Moorketten ausgestattet im Anschluss daran weiter im Kernbereich des<br />
Pietzmoores mit einem Spezialwerkzeug Bäume entnahm, konnte die bereits bestehende<br />
große Freifläche im Moor um gute 2,5 Hektar erweitern. Die entnommenen<br />
Bäume wurden zum einen im Moor verbrannt, zum anderen in benachbarten Torfstichen<br />
abgelegt, wo sie, vom Wasser umschlossen, keinen negativen Einfluss auf die<br />
Nährstoffverhältnisse des Hochmoores ausüben. Ein positiver Nebeneffekt dieser Ablagerung<br />
in den Torfstichen ist, dass den Torfmoosen günstigere Anlagerungsmöglichkeiten<br />
geboten werden.
96 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
Auch die Minibagger kamen beim Zurückdrängen der Gehölze noch einmal zum Einsatz.<br />
Durch ihren Einsatz konnten die bis zu vier Meter hohen Birken, die eine bereits<br />
aufgelichtete Fläche östlich des Emmely-Weges wieder besiedelt hatten, noch einmal<br />
zurückgedrängt werden, indem die Birken mit ihren Wurzelballen ausgegraben, abgeschüttelt<br />
und haufenweise zusammengelegt wurden. Die entstandenen Löcher wurden<br />
mit dem abgeschüttelten torfigen Material wieder verfüllt. Auf Dauer können nur erhöhte<br />
Wasserstände solche Flächen sichern. Bis dahin ist der VNP aber auf den Gehölzhunger<br />
der Heidschnucken und vor allen Dingen der Ziegen angewiesen.<br />
Am Nordrand des Pietzmoores wurde ein anmooriger, noch lichter Bereich, der allerdings<br />
zuzuwachsen drohte, wieder aufgelichtet. Die mit der Motorsäge gefällten Kiefern<br />
und Birken mussten aufgrund des nassen Untergrundes, welcher der Moorlilie<br />
(Narthecium ossifragum) gute Wuchsbedingungen bietet, mit der Seilwinde herausgezogen<br />
werden. Am östlichen Rand des Pietzmoores ist ein Waldrand stark aufgelichtet<br />
und auf einigen hundert Metern Länge tief gestaffelt worden, wodurch eine reichhaltige<br />
Verzahnung mit der angrenzenden Heidelandschaft geschaffen werden konnte.<br />
Weiterhin entstand am Nordrand des Bockheberer Moores ein dem lichten Wald des<br />
Moorrandes entsprechender, locker gestalteter Wald-Heide-Übergangsbereich. Den<br />
naturfremden, sehr dicht gepflanzten Erosionsschutzstreifen, der sich unter anderem<br />
aus nicht heimischen Baumarten wie Bergkiefer (Pinus mugo), Spätblühender Traubenkirsche<br />
(Prunus serotina) und Grauerle (Alnus incana) zusammensetzte, entfernte<br />
ein Kneifer bis auf einen lockeren Kiefernbestand vollständig.<br />
Die Durchwanderbarkeit lichter Wälder der Moorrandbereiche verhindern auch die<br />
nicht autochthonen Fichten, die besonders im Möhrer und Bockheberer Moor durch<br />
die Naturverjüngung aus Fichtenforsten heraus sehr zahlreich geworden sind. Die einwandernden<br />
Fichten sind im Stande, lichte Kiefern-, Birken und Eichenwälder vollständig<br />
auszudunkeln. Die Folge ist, dass lichtbedürftige Arten nicht mehr von der<br />
Heide durch diese Wälder bis hin zum Moor wandern können. Daher wurden in Bereichen,<br />
die aufgrund ihres moorigen Untergrundes keine Holznutzung zulassen, zahlreiche<br />
Fichten geringelt, die in der Folge absterben werden.<br />
Die im Herbst 2004 durchgeführten vielfältigen Renaturierungsmaßnahmen im Pietzmoor,<br />
im Möhrer Moor und im Bockheberer Moor haben die Bedingungen für die<br />
Moorentwicklung in weiten Teilen dieser Moore nachhaltig verbessert. Dennoch wird<br />
es auch in der Zukunft notwendig sein, den Zustand der Kammerungen im Auge zu<br />
behalten und im Bedarfsfall Ausbesserungsmaßnahmen vorzunehmen.<br />
Die Heidschnuckenbeweidung in den Mooren muss genau geplant und dem jeweiligen<br />
Vegetationszustand angepasst durchgeführt werden. Denn die Beweidung ist ganz ent-
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 97<br />
scheidend für den dauerhaften Erfolg der Entkusselungs- und Auflichtungsmaßnahmen,<br />
zumindest solange, bis allein der angehobene Wasserspiegel für das Zurückdrängen<br />
der Gehölze sorgen kann.<br />
Die Wasserstände in den gekammerten Arealen sind überraschend schnell angestiegen.<br />
Teilweise wurden großräumig Wasserstandsanhebungen über 20 cm erreicht. Das<br />
Wasser sucht sich jedoch in ergiebigen Niederschlagphasen an einigen Stellen bereits<br />
heute wieder neue Abflusswege. Somit zeigt sich bereits heute wieder, wo Maßnahmen<br />
ergriffen werden könnten, um das Wasser noch besser als nun bereits möglich im<br />
Moorkern zu halten.<br />
Gehölzentnahme Möhrer Moor<br />
Das Möhrer Moor ist Teil des Pietzmoorkomplexes und grenzt unmittelbar an die ehemaligen<br />
militärischen Übungsflächen westlich von Schneverdingen an. Der Moorkern<br />
ist von einem Moorwaldgürtel umgeben, der an die trockeneren Heideflächen<br />
anschließt und abrupt endet. Der Wald-Heide-Übergang wurde einerseits stark aufgelichtet,<br />
um eine vielgestaltige Verzahnung mit hohen Grenzlinieneffekten zu erreichen.<br />
Zum anderen wurde die Verbindung zwischen dem Moorkern und der Offenlandschaft<br />
verbessert. Der dichte Waldgürtel wirkte als Barriere für den Artenaustausch zwischen<br />
Moor und Heide.<br />
Auflichtungsmaßnahmen im Kernbereich des Moores sollen in den kommenden Jahren<br />
unter anderem die Wuchsbedingungen für die großen Moorlilienbestände (Narthecium<br />
ossifragum) verbessern.<br />
Entkusselung Hammoor<br />
Das Hammoor befindet sich an der Nordgrenze der Döhler Fuhren in einem Waldrandbereich<br />
und hat eine direkte Verbindung zur offenen Heidelandschaft. Allerdings<br />
litten die lichtbedürftigen Arten der Moore unter einer zunehmenden Verkusselung<br />
und Bewaldung. Aus diesem Grund wurden starke Auflichtungsmaßnahmen durchgeführt.<br />
Das Entkusselungsmaterial musste aufgrund des hoch anstehenden Grundwassers<br />
mit der Seilwinde geborgen werden. In der Folge haben nicht nur die Moorlilien-<br />
Bestände (Narthecium ossifragum), sondern auch diejenigen des Sonnentaus (Drosera<br />
spec.), der Moosbeere (Vaccinium oxycoccos) und des Lungen-Enzians (Gentiana<br />
pneumonanthe) stark zugenommen.
98 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
4.4 Anschaffung von Gerät zur Durchführung von Pflegemaßnahmen<br />
Der größte Teil der im Rahmen des Großprojektes umgesetzten Arbeiten wurde an<br />
entsprechende Fachfirmen vergeben. Vielfach werden durch eine solche Vergabe jedoch<br />
große zusätzliche Kosten gegenüber einer Umsetzung durch das vereinseigene<br />
Fachpersonal generiert. So sind in der offenen Heide fremden Arbeitern Grenzen zu<br />
anderen Flächeneignern oft nicht ersichtlich und ökologisch besonders sensible Bereiche<br />
müssen mit Erfahrung und Fingerspitzengefühl bearbeitet werden. In Arealen, die<br />
durch Munitionsreste kontaminiert sind, kann nur mit einer entsprechenden Geländekenntnis<br />
sicher gearbeitet werden. All diese Probleme sind sicherlich durch eine intensive<br />
Betreuung vor Ort zu lösen, doch verursacht dieser Betreuungsaufwand enorme<br />
Zusatzkosten. Häufig sind die Arbeiten in der Landschaftspflege an bestimmte Witterungsverhältnisse<br />
gebunden. Hier ist ein bestehender Eigenpersonalgrundstock wesentlich<br />
flexibler als die vollständige Fremdvergabe.<br />
Aus diesem Gründen wurde dem Anliegen des <strong>Verein</strong>s, das eigene Fachpersonal zur<br />
Landschaftspflege bei entsprechende Arbeiten einsetzen und abrechnen zu dürfen, entsprochen.<br />
Obschon ein effektives Arbeiten dieses Personals die Anschaffung einer<br />
Reihe teurer Maschinen für den <strong>Verein</strong> zur Folge hatte (und hat), ist eine Dauerpflege<br />
eines Gebietes in den hier gegebenen Größendimensionen auf anderem Wege nicht<br />
kostengünstig umsetzbar.<br />
Durch Großprojektmittel wurden die nachfolgenden Anschaffungen zur Umsetzung<br />
konkreter Projekte getätigt.<br />
Anschaffung eines Mulchgerätes<br />
Die Anschaffung eines Forstmulchers wurde durch Großprojektmittel gefördert, da die<br />
lückige Vegetationsdecke auf den ehemaligen militärischen Übungsflächen das Aufkommen<br />
von Abertausenden von Kiefernsämlingen begünstigte, die den Erfolg einer<br />
Entwicklung zur Sandheide bedrohten. Großräumig konnten hier Aufträge an Lohnunternehmen<br />
vergeben werden, Grenzbereiche, Wald-Heide Übergänge oder isoliert liegende<br />
kleinere Flächen werden jedoch durch den Forstmulcher des <strong>Verein</strong>s gepflegt.<br />
Obgleich die Anschaffung des Mulchers erst in den letzen Jahren vor Großprojektabschluss<br />
erfolgte, wurden bis heute durch dieses Gerät über 250 ha bearbeitet.<br />
Neben der Bekämpfung flächigen Kiefernaufwuchses wird der Forstmulcher auch zur<br />
Gestaltung von Wald-Heide-Übergängen verwandt. So werden in Bereichen mit hohem<br />
Birken-Verkusselungsgrad im Rhythmus einiger Jahre immer wieder einzelne<br />
Birken durch Mulchen auf den Stock gesetzt. Die Birken treiben dann buschartig aus
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 99<br />
und bieten durch ihre Mehrstämmigkeit und Dichte gute Deckung und Brutbedingungen.<br />
Die Erhöhung des Flächenanteiles des Heidebrandes an der Heidpflege wurde erst<br />
durch den Forstmulcher möglich. Durch ihn werden Brandschneisen um die Brandflächen<br />
gelegt, die gegenüber den durch einen leichten Mulcher oder durch einen Kreiselmäher<br />
geschaffenen Sicherheitsstreifen den Vorteil haben, dass auch die Rohhumusschicht<br />
aufgerissen wird, die bei trockener Witterung selbst brandfähig ist.<br />
Heute wird bei der Anlage der Brandschneisen ein Schlepper eingesetzt, der den<br />
Forstmulcher in der Fronthydraulik führt, während parallel durch einen sehr robusten<br />
Kreiselschwader im Heckbetrieb Aufwuchs und Rohhumus in den Schwad gelegt werden.<br />
Die Aufnahme der Schwaden erfolgt durch einen landwirtschaftlichen Ladewagen.<br />
Kommt aufgrund starker Rohhumusauflagen ein hoher Humusanteil in die Schwaden,<br />
so wird zur Aufnahme alternativ ein Anbauhäcksler eingesetzt, der die Biomasse direkt<br />
auf einen Anhänger bläst. Durch diese Technik werden die landschaftsuntypisch<br />
wirkenden Grasstreifen um die Brandflächen vermieden, die sich bei einem Mulchvorgang<br />
ohne Abfahrt einstellen. Das anfallende Pflegematerial wird auf den Ackerflächen<br />
des Landschaftspflegehofes Tütsberg ausgebracht.<br />
Auch wenn der Forstmulcher entsprechend der normal gültigen Abschreibungszeiten<br />
noch einige Jahre Lebenszeit hätte, so musste er aufgrund des Verschleißes durch die<br />
hohe Arbeitsbelastung im vergangenen Winter gegen ein neues Gerät ersetzt werden.<br />
Anschaffung eines Minibaggers<br />
Der durch das Großprojekt geförderte Minibagger erfüllt als vorrangige Aufgaben die<br />
Rodung unerwünschter austriebsfähiger Gehölze. Die Klauen der Grabeschaufel wurden<br />
für diese Arbeit gegenüber käuflichen Schaufeln um einige Zentimeter verlängert.<br />
In den Waldflächen ist vor allem die Spätblühende Traubenkirsche (Prunus serotina)<br />
zu bekämpfen. Bis heute wurden hier einige Tausend fruktifizierender Bäume und<br />
Sträucher auf mehreren hundert Hektar Waldfläche gerodet. Während der Minibagger<br />
bei diese Arbeit vorrangig während des Sommers zum Einsatz kommt, stellen im<br />
Herbst und Winter die Heideflächen das Hauptarbeitsumfeld des Baggers. Neben den<br />
Traubenkirschen werden hier Grauerlen (Alnus incana) gerodet, die den Resten der<br />
Erosionsschutzpflanzungen entstammen.
100 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
Auch die Rodung von Birken muss immer noch in großen Umfang durchgeführt werden.<br />
Birkensämlinge kommen besonders dicht in den militärischen Übungsflächen auf,<br />
deren Pflegezugriff durch den VNP erst seit einigen Jahren besteht. Zumeist ist die<br />
Vegetation der Flächen allerdings bereits so weit gereift, dass Einzelbäume und Gruppen<br />
in den Flächen belassen werden können. Es erscheint paradox, doch gerade dadurch,<br />
dass mit dem Minibagger heute ein effektives Instrument zur Bekämpfung zu<br />
großer Birkendichten zur Verfügung steht, können wieder mehr Altbirken innerhalb<br />
der Heiden zugelassen werden.<br />
Zu besonderen Einsätzen kommt der Minibagger im nassen Gelände. Aufgrund des<br />
geringen Gewichtes und Bodendruckes kann der Minibagger im Gelände eingesetzt<br />
werden, in dem das Begleitpersonal oft bereits versinkt. So konnten viele Dämme zur<br />
Kammerung der Moorabzugsgräben oder gar zur Unterteilung großer Torfstiche angelegt<br />
oder repariert werden.<br />
Einige Nasswiesen sind durch Schlepper nicht befahrbar. Reicht auch die Reichweite<br />
der Winde nicht aus, um Mahdgut von ihnen zu bergen, so ist der Minibagger das Mittel<br />
der Wahl, um diese durch Planen zum Rande der Nasswiesen zu bringen. Leider<br />
muss dieses Gerät in Einzelfällen zur Gewässerunterhaltung eingesetzt werden. Doch<br />
wenn entsprechende Forderungen durch Oberlieger an den VNP herangetragen werden,<br />
so wird heute kein Unternehmen mehr beauftragt, sondern die Unterhaltung kann<br />
durch den eigenen Minibagger auf das absolut nötige Maß reduziert werden.<br />
Anschaffung eines Wannenkippers<br />
Heideerhalt und Heidepflege bedeuten in jedem Fall Biomassenaustrag aus der Heide.<br />
Egal, ob es sich um den Schafmist handelt, der von den Schnucken zwar freundlicherweise<br />
in den Stall getragen wird, doch irgendwann von diesem wieder zu den Ackerflächen<br />
gebracht werden muss oder ob Rohhumusauflagen aus den Heideflächen abgefahren<br />
werden, ob Hackschnitzel und Mulchmaterial durch Gehölzbekämpfung anfällt<br />
oder Schnittgut von den Feuchtwiesen zusammengetragen wurde - immer sind große<br />
Mengen an organischer Substanz über weitere Strecken zu transportieren.<br />
Der Biomassenaustrag aus den Heiden lag in den vergangenen vier Jahren bei über<br />
30.000 m³. Auch wenn ein großer Teil diese Volumens durch spezialisierte Firmen<br />
abgefahren wird, so ist eine Umsetzung eines Pflegekonzeptes, welches neben der<br />
Beweidung auf mechanische Austräge setzt, ohne entsprechendes Transportgerät nicht<br />
denkbar. Selbst beim Heidebrand fallen durch die Brandsicherheitsstreifen große Volumina<br />
an Biomasse an.
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 101<br />
Der Wannenkipper reduziert durch die Möglichkeit eines großen Volumentransportes<br />
die Kosten dieser Maßnahmen und die Umweltbelastungen erheblich. Aufgrund der<br />
Niederdruckbereifung ist die Belastung des Bodens geringer als bei den bisher eingesetzten<br />
Zweiachshängern.<br />
Anschaffung einer Seilwinde<br />
Im Rahmen des Naturschutzgroßprojektes, jedoch auch nach seinem Abschluss, wurde<br />
eine Reihe von Moorbereichen entkusselt. Da das Gelände für den maschinellen Einsatz<br />
nicht tragfähig ist, wurden die Bäume zumeist motormanuell gefällt. Durch die<br />
Winde konnten sie in trockene Bereiche gezogen und dort verbrannt werden.<br />
Neben dem Einsatz im Moor wird die Winde bei der Pflege von Nasswiesen eingesetzt.<br />
Durch Planen kann hier mit Balkenmäher oder Freischneider gemähtes Schnittgut<br />
auch von extrem nassen Grünlandflächen geworben werden, um diese als artenreiches<br />
Nassgrünland zu erhalten oder zu entwickeln. Bei Fällarbeiten kommt die Winde<br />
in Hofgehölzen und Alleen zum Einsatz, wo besonders Eichen von einwachsenden<br />
Buchen oder Fichten freigestellt werden. Fällungen sind so ohne Beschädigungen an<br />
den zu fördernden Bäumen und ohne den Kostenaufwand von Arbeitsbühnen möglich.<br />
Anschaffung eines Vakuumpumpwagens<br />
Heidebrand wird seit 1993 wieder im Naturschutzgebiet „Lüneburger Heide“ als Pflegemaßnahme<br />
betrieben. In den ersten Jahren des Projektzeitraumes wurde der Brand<br />
zur Schaffung von Akzeptanz und zum Abbau von Vorbehalten aus Sicht verschiedenster<br />
Interessengruppen nur in sehr geringen Größenordnungen durchgeführt. Erst<br />
die im Rahmen eines Forschungsprojektes des Bundesforschungsministeriums<br />
(KEIENBURG & PRÜTER 2004) gewonnen Erkenntnisse und Erfahrungen schafften die<br />
Grundlage zur Anwendung des Heidebrandes in pflegerelevanten Größendimensionen.<br />
Seit dem Jahr 2002 ist der Heidebrand fester Bestandteil der Heidepflege in der<br />
Herbst- und Wintersaison. Aufgrund ungenügender technischer Ausrüstung kam es in<br />
der Vergangenheit immer wieder zu gefährlichen Situationen, wenn das Feuer einen<br />
Brandsicherheitsstreifen übersprang. Einige Male konnte nur ein Eingreifen der Feuerwehr<br />
einen unkontrollierten Flächenbrand verhindern. Neben der Anschaffung des<br />
Forstmulchers ermöglichte der Einsatz des durch Projektmittel mitfinanzierten Vakuumpumpwagens<br />
erst den Heidbrand in nahezu allen Einsatzgebieten. Allein die Anwesenheit<br />
des vollen Wagens gibt Beruhigung für die Mitarbeiter und erhöht die Akzeptanz<br />
für diese Art der Heidepflege. Durch das Benetzen der Brandsicherheitsstreifen
102 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
sowie die Möglichkeit, intensives Feuer mit einigem Abstand zu bekämpfen, konnte<br />
das Feuer in letzten Jahren nicht ausufern.<br />
Die Hauptaufgabe des Vakuumpumpwagens liegt in der vorbeugenden und aktiven<br />
Brandbekämpfung. Im Hochsommer diente der Wagen jedoch auch zur Wässerung<br />
einiger Hundert Alleebäume, die der VNP zur Strukturanreicherung entlang vieler<br />
Wege in der Offenlandschaft anpflanzte. Auch zur Wässerung der in den vergangenen<br />
drei Jahren in zwei Streuobstwiesen gepflanzten über 100 Obstbäume alter Sorten, die<br />
auf dem kargen Boden ohne diese Förderung während der Dürrephasen nur mit großen<br />
Ausfällen aufwachsen würden, wurde er eingesetzt.<br />
Anschaffung eines Kreiselmähers und eines Schwaders<br />
Innerhalb der vergangenen Jahre wurden große Flächen im Naturschutzgebiet geplaggt<br />
und geschoppert. Auf diesen Flächen sowie innerhalb der ehemaligen militärischen<br />
Übungsflächen wird in den kommenden Jahren die Besenheide besonders rasch aufwachsen.<br />
Das Pflegekonzept des <strong>Verein</strong>s sieht für den Erhalt einer großräumig strukturreichen<br />
Heide eine Unterbeweidung weiter Teile vor, die durch die maschinelle<br />
Pflege aufgefangen wird. Das günstigste Pflegeverfahren ist hierbei aufgrund der teilweisen<br />
Vermarktungsfähigkeit des Mahdgutes neben dem Brand die Heidemahd. Die<br />
Flächen, welche jährlich zu mähen sind, werden in den kommenden Jahren stetig ansteigen.<br />
Eine Vergabe von Mahdflächen an spezialisierte Firmen - und somit eine kostenneutrale<br />
Mahd - ist jedoch nur dann möglich, wenn die Heide die hohen Qualitätsansprüche<br />
der Reetdachdecker erfüllt, die Mahdflächen nicht zu klein sind und nicht<br />
zu weit von einander entfernt liegen.<br />
Um die Pflege im Gesamtgebiet für die kommenden Jahre sicherstellen zu können,<br />
wurden über das Großprojekt ein Kreiselmäher und ein Schwader zur Heidemahd angeschafft.<br />
Vor allem der Schwader hat bei der Heidepflege jedoch noch eine Reihe von<br />
Arbeiten über das Zusammenziehen des Heidemahdgutes hinaus zu leisten.<br />
In stark vermooste Mahdflächen findet nach der Mahd nur sehr eingeschränkt eine<br />
generative Wiederansiedlung der Besenheide und anderer heidetypischer Arten statt.<br />
Oft setzt sich einseitig die Drahtschmiele (Deschampsia flexuosa) durch. Durch intensives<br />
Schwaden wird das Moos und ein Teil der Rohhumusauflage von diesen Flächen<br />
gekratzt, ohne dabei jedoch wie etwa beim Plaggen oder Schoppern das Mikrorelief zu<br />
nivellieren. Bereits bei mittlerer Bearbeitungsintensität liegt das Volumen der so neben<br />
dem Mahdgut zusätzlich von den Flächen ausgetragenen Biomasse bei 100 bis 300 m³.<br />
Eine entsprechende Nachbearbeitung vermooster Flächen ist jedoch nur im ersten Jahr<br />
nach der Mahd möglich, da ein Abkratzen des sich verdichtenden Gasfilzes die Ma-
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 103<br />
schine zu sehr in Mitleidenschaft zieht. Das gleiche Verfahren dient in Kombination<br />
mit dem Forstmulcher auch zur Anlage der Brandsicherheitsstreifen.<br />
Aufgrund der großen Belastung, die der Schwader bei dieser Art der Heidepflege ausgesetzt<br />
ist, musste das über das Großprojekt angeschaffte Gerät zwischenzeitlich gegen<br />
eine etwas teurere robustere Variante eingetauscht werden.<br />
5. Ergebnisse begleitender Monitoring-Untersuchungen<br />
5.1 Bestandsentwicklung ausgewählter Leitvogelarten<br />
Die Erhebungen zur Bestandsentwicklung ausgewählter Leitvogelarten im Naturschutzgebiet<br />
„Lüneburger Heide“ wurden durch die ornithologische Arbeitsgruppe im<br />
Naturschutzgebiet „Lüneburger Heide“ durchgeführt (vergleiche PRÜTER &<br />
WÜBBENHORST 2005). Bei den im nachfolgenden Text dargestellten Grafiken (Abb.<br />
14 ff.) handelt es sich um erweiterte Darstellungen der Alfred Toepfer Akademie für<br />
Naturschutz (NNA). Für die freundliche Erlaubnis zur Verwendung der Abbildungen<br />
danken wir Herrn Prof. Dr. J. SCHREINER (NNA).<br />
Birkhuhn (Tetrao tetrix)<br />
Der Bestand des Birkhuhns im Naturschutzgebiet „Lüneburger Heide“ befindet sich<br />
seit 1998 in einem deutlichen Aufwärtstrend (Abb. 14). Die Frühjahrszählung 2006<br />
ergab einen Bestand von mindestens 65 Birkhühnern (40 Birkhähne und 25 Birkhennen).<br />
Seit 1975 ist dies der höchste Bestand an Birkhühnern im Naturschutzgebiet und<br />
entspricht dem Bestand Mitte der 1920er Jahre (vergleiche LÜTKEPOHL & PRÜTER<br />
2000, PRÜTER et al. 2004, PRÜTER & WÜBBENHORST 2004, 2005).<br />
Nachdem die Heidebauernwirtschaft im ersten Drittel diesen Jahrhunderts aufgegeben<br />
und die Beweidung mit Heidschnucken eingestellt beziehungsweise stark eingeschränkt<br />
wurde, nahmen die Bestandszahlen der Birkhühner bis Mitte der 1950er Jahre<br />
stark zu. Die durch die Verkusselung entstandene reich strukturierte Landschaft bot<br />
den Birkhühnern offensichtlich einen optimalen Lebensraum und die Anzahl der Tiere<br />
wurde auf 150 Birkhühner geschätzt. Birkhühner brauchen als Biotopkomplexbewohner<br />
halboffenes Gelände mit niedriger Vegetation genauso wie reiche Kraut- und<br />
Strauchschichten und lockere Baumbestände. Vor allen Dingen sind sie im Winter auf<br />
Birkenknospen als Nahrungsquelle angewiesen.
104 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
Anzahl der Birkhühner<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
1987<br />
1988<br />
1989<br />
1990<br />
1991<br />
1992<br />
1993<br />
1994<br />
1995<br />
1996<br />
1997<br />
1998<br />
Jahreszahl<br />
Anzahl der Birkhühner Anzahl der Männchen Anzahl der Weibchen<br />
Abb. 14: Bestandsentwicklung des Birkhuhns (Tetrao tetrix).<br />
Die Bestandszahlen der Birkhühner, die seit dem Jahr 1973 kontinuierlich erfasst werden,<br />
sanken bis 1981 (16 Birkhühner) dramatisch ab, nachdem die Schnuckenhaltung<br />
wieder auflebte, der Verkusselung entgegengewirkt wurde und sogar Altbirken - als<br />
Samenträger nicht gern gesehen - gefällt wurden. Die Landwirtschaft wurde intensiviert<br />
und der Tourismus breitete sich ungelenkt aus. Der Bestand sank nach zwischenzeitlich<br />
leicht steigenden Zahlen 1985 auf das Bestandsminimum von nur 13 Tieren (6<br />
Birkhähne und 7 Birkhennen).<br />
Doch glücklicherweise konnte das Verschwinden der seltenen Raufußhühner aus dem<br />
Naturschutzgebiet „Lüneburger Heide“ verhindert werden. Der Bestand wuchs innerhalb<br />
von drei Jahren wieder auf 49 Tiere an. Diese Entwicklung war auch in fast allen<br />
anderen noch vom Birkhuhn besiedelten Gebieten festzustellen (vergleiche<br />
WÜBBENHORST 2005: 52), weshalb von überregionalen Einflussfaktoren wie Klimaveränderungen<br />
ausgegangen werden muss. Doch trug sicherlich auch die Halbierung<br />
der Heidschnuckenzahlen, die Ausweisung von Beweidungsruhezonen, die Extensivierung<br />
der Landwirtschaft und die Besucherlenkung mit zu dieser erfreulichen Entwicklung<br />
bei. Warum die Bestandszahlen in der Folge dennoch erneut sanken, ist nicht genau<br />
geklärt. Im Jahr 1998 konnten lediglich 23 der großen Raufußhühner erfasst werden<br />
(8 Birkhähne und 15 Birkhennen). Die zunehmende Isolierung und Prädation wurden<br />
als mögliche Gründe angeführt.<br />
Im Jahr 2005 wurde ein Artenhilfsprogramm zum Schutz des Birkhuhns im Naturschutzgebiet<br />
„Lüneburger Heide“ ins Leben gerufen. Die drei Bausteine dieses Programmes<br />
bestehen aus der gezielten Prädatorenbejagung, aus dem Birkhuhnmonito-<br />
1999<br />
2000<br />
2001<br />
2002<br />
2003<br />
2004<br />
2005<br />
2006
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 105<br />
ring und aus der Entwicklung von geradlinigen Waldrändern zu tief gestaffelten Wald-<br />
Heide-Übergangsbereichen.<br />
Das Niedersächsische Umweltministerium finanziert die Durchführung der Landschaftspflegemaßnahmen.<br />
Für die Durchführung der Prädatorenbejagung und das<br />
Birkhuhnmonitoring ist eine volle Stelle eingerichtet worden, die je zur Hälfte durch<br />
die Niedersächsischen Landesforsten und durch die Jagdabgabemittel des Landes Niedersachsen<br />
finanziert wird.<br />
Rebhuhn (Perdix perdix)<br />
Die Abb. 15 zeigt die deutlichen Schwankungen unterliegende Bestandsentwicklung<br />
des Rebhuhns. Eine deutliche Tendenz ist nicht erkennbar.<br />
Anzahl Reviere<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
1988<br />
1989<br />
1990<br />
1991<br />
1992<br />
1993<br />
1994<br />
1995<br />
1996<br />
1997<br />
1998<br />
1999<br />
2000<br />
2001<br />
2002<br />
2003<br />
2004<br />
Abb. 15: Bestandsentwicklung des Rebhuhns (Perdix perdix).<br />
Wachtel (Coturnix coturnix)<br />
Die Anzahl der besetzten Wachtelreviere ist in der Zeitspanne zwischen 1990 und<br />
2004 deutlich angestiegen (Abb. 16). Gebietsspezifische Ursachen für den plötzlichen<br />
Anstieg der Wachtelbestände in 1997 sind nicht zu erkennen.<br />
Nach LÜTKEPOHL (1998) befanden sich 29 Reviere in Sandheiden, 13 in Getreideschlägen,<br />
vier Reviere in Magerrasenflächen und drei auf Grünlandbrachen. Lediglich<br />
zwei Reviere befanden sich auf Ackerbrachen und sieben rufende Wachteln waren<br />
nicht genau zu lokalisieren.
106 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
Anzahl Reviere<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
1990<br />
1991<br />
1992<br />
1993<br />
1994<br />
1995<br />
1996<br />
1997<br />
1998<br />
1999<br />
2000<br />
2001<br />
Abb. 16: Bestandsentwicklung der Wachtel (Coturnix coturnix).<br />
Kranich (Grus grus)<br />
2002<br />
2003<br />
2004<br />
Die Bestände des Kranichs in Mitteleuropa begannen sich nach starkem Bestandsverlust<br />
im 19. und 20. Jahrhundert seit den 1970er Jahren dank intensiver Schutzbemühungen<br />
wieder zu erholen (BAUER et al. 2005). Im Naturschutzgebiet „Lüneburger<br />
Heide“ kam es nach Brutversuchen 1969 und 1994 (LÜTKEPOHL & PRÜTER 2000) zu<br />
einer Brut im Jahr 2000. Die Anzahl der Kranichbrutpaare ist inzwischen auf zehn gestiegen<br />
(Abb. 17).<br />
Anzahl der Paare<br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
1995 1997 1999 2001 2003 2005<br />
Abb. 17: Bestandsentwicklung des Kranichs (Grus grus).<br />
Anzahl der Kranichbrutpaare<br />
Anzahl der Kranichrevierpaare<br />
gesamt
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 107<br />
Kiebitz (Vanellus vanellus)<br />
Die Bestandszahlen des Kiebitzes sind im Naturschutzgebiet „Lüneburger Heide“ sehr<br />
schwankend (Abb. 18). Eine gebietsspezifische Erklärung ist nicht zu finden.<br />
Anzahl der Reviere<br />
18<br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004<br />
Abb. 18: Bestandsentwicklung des Kiebitzes (Vanellus vanellus).<br />
Großer Brachvogel (Numenius arquata)<br />
Der Große Brachvogel wies 1989, zwei Jahre nach Beginn der Erfassung, mit zehn<br />
Paaren die höchste Anzahl von Revierpaaren im Naturschutzgebiet „Lüneburger Heide“<br />
im Zeitraum von 1987 bis 2005 auf. In dem besagten Jahr wurden das Pietzmoor,<br />
der Nordrand des Pietzmoores, die Roten Flächen am Wulfsberg, das Wümmemoor,<br />
das Twieselmoor (zwei Paare), das Brunautal, das Radenbachtal (zwei Paare) und die<br />
Hörpeler Heide besiedelt. Der Bestand des Großen Brachvogels schwankte bis in das<br />
Jahr 1998 zwischen sieben und neun Revierpaaren, fiel 1999 auf nur sechs Paare ab,<br />
verzeichnete im darauf folgenden Jahr allerdings wieder sieben Paare. Doch der Bestand<br />
hielt sich nicht auf diesem Niveau und sank bis in das Jahr 2003 auf zwei Brutpaare<br />
ab. Im Jahre 2006 wurden lediglich noch der Bereich Twieselmoor/Brunautal<br />
und die ehemaligen Roten Flächen westlich des Wulfsberges besiedelt (Abb. 19).
108 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
Eine eindeutige Erklärung für diesen Bestandseinbruch gibt es bislang nicht, denn die<br />
Lebensbedingungen scheinen sich für den Großen Brachvogel nicht wesentlich verschlechtert<br />
zu haben. Die Erhöhung der Strukturvielfalt innerhalb der Heideflächen,<br />
die sich für einige Arten sehr positiv auswirkt, scheint für den Großen Brachvogel eher<br />
von Nachteil sein. Das Radenbachtal wurde beispielsweise zwischen 1987 und 1995<br />
jährlich von einem oder zwei Paaren des Großen Brachvogels besiedelt. In den folgenden<br />
Jahren wurde die Beweidung in der Sahrendorfer Heide fast vollständig eingestellt<br />
und erst im Jahr 2001 wieder aufgenommen. Seit 1996 konnte bis in das Jahr 2005<br />
lediglich im Jahr 2000 ein Revierpaar des Brachvogels im Radenbachtal festgestellt<br />
werden.<br />
Erfreulicherweise ist der Bestand in den Jahren 2004 und 2005 wieder leicht auf je<br />
fünf Revierpaare angestiegen. Der Bestand, der nur noch halb so hoch liegt wie Ende<br />
der achtziger Jahre, ist allerdings weiterhin stark gefährdet.<br />
Anzahl der Paare<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
1987<br />
1988<br />
1989<br />
1990<br />
1991<br />
1992<br />
Großer Brachvogel<br />
1993<br />
1994<br />
1995<br />
1996<br />
1997<br />
1998<br />
1999<br />
2000<br />
2001<br />
2002<br />
2003<br />
2004<br />
2005<br />
Abb. 19: Bestandsentwicklung des Großen Brachvogels (Numenius arquata).<br />
Ziegenmelker (Caprimulgus europaeus)<br />
Die Erfassung des Ziegenmelkers ist, wie bei anderen Arten auch, sowohl von der Beobachtungsintensität<br />
als auch von den Witterungsbedingungen abhängig. So ist es<br />
nicht verwunderlich, dass im Jahr 2003 die höchste Revierzahl des Ziegenmelkers seit<br />
Beginn der regelmäßigen Erfassung im gesamten Naturschutzgebiet im Jahr 1997 ermittelt<br />
werden konnte. Der Erfassungsgrad lag durch die landesweite Ziegenmelkererfassung<br />
bedingt sehr hoch (95 %) und der heiße und trockene Sommer 2003 bot darüber<br />
hinaus beste Erfassungsbedingungen. Ein Blick auf die Verbreitungskarte aus
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 109<br />
diesem Jahr macht deutlich, dass der Ziegenmelker die Wald-Heide-<br />
Übergangsbereiche und die gehölzreichen Heideflächen als Lebensraum bevorzugt.<br />
Den Wald als Lebensraum nutzt der Ziegenmelker immer seltener, wie die Grafik von<br />
WÜBBENHORST & RÖHRS (2004, Abb. 20) verdeutlicht. Der erhöhte Laubholzanteil<br />
der Wälder dürfte ebenso seinen Teil zur Verschlechterung des Ziegenmelker-<br />
Lebensraumes beitragen wie die Ausdunkelung der ehemals lichten Kiefern-Wälder<br />
durch die Fichte.<br />
Anzahl<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
1982<br />
NSG<br />
Wald<br />
Anteil Wald<br />
1988<br />
1989<br />
1990<br />
1991<br />
1992<br />
1993<br />
1994<br />
1995<br />
1996<br />
1997<br />
1998<br />
1999<br />
2000<br />
2001<br />
2002<br />
2003<br />
Abb. 20: Bestandsentwicklung des Ziegenmelkers (Caprimulgus europaeus).<br />
Wendehals (Jynx torquilla)<br />
Der Wendehals wird im Naturschutzgebiet „Lüneburger Heide“ seit 1989 regelmäßig<br />
erfasst. Die Art bevorzugt die alten Hofgehölze, die Eichenstühbüsche und die reich<br />
strukturierten Heideflächen mit Einzelbäumen als ihren Lebensraum. Die Anzahl der<br />
erfassten Revierpaare schwankte im Naturschutzgebiet zwischen 1991 und 2001 zwischen<br />
24 im Jahr 2000 und 34 Paaren im Jahr 1993. Es folgte im Jahr 2002 ein Bestandsrückgang<br />
auf nur noch zwölf Revierpaare. Der Grund für den Bestandseinbruch<br />
ist nicht geklärt, doch weisen PRÜTER et al. (2003) darauf hin, dass sich die Habitatstrukturen<br />
für die Nahrungsquelle des Wendehalses, die Ameisen, negativ verändert<br />
haben könnten. Der Grund für das schlechte Kartierergebnis ist möglicherweise aber<br />
auch durch den Weggang von MANFRED LÜTKEPOHL zu erklären, der seit dem Jahr<br />
2002 für die avifaunistische Datenerhebung im Naturschutzgebiet „Lüneburger Heide“<br />
nicht mehr zur Verfügung steht. Erst im Jahr 2003 konnte das Beobachternetz wieder<br />
geschlossen werden. Bereits im Jahr 2005 konnten erfreulicherweise wieder 21 Revierpaare<br />
verzeichnet werden, doch waren mit diesem Ergebnis die Bestandszahlen der<br />
1990er Jahre noch nicht erreicht (Abb. 21).<br />
%<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0
110 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
Im April 2006 wurden von FRANK-ULRICH SCHMIDT und UWE RÖHRS in Abstimmung<br />
mit dem VNP an drei Standorten mit ausreichenden Ameisenvorkommen auf den ehemaligen<br />
Roten Flächen 3a und 3b je fünf Nistkästen für den Wendehals aufgehängt.<br />
Eine Nistkastenkontrolle wird im Juni 2006 durchgeführt.<br />
Anzahl der Reviere<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Wendehals<br />
1989<br />
1990<br />
1991<br />
1992<br />
1993<br />
1994<br />
1995<br />
1996<br />
1997<br />
1998<br />
1999<br />
2000<br />
2001<br />
2002<br />
2003<br />
2004<br />
2005<br />
Abb. 21: Bestandsentwicklung des Wendehalses (Jynx torquatus).<br />
Grünspecht (Picus viridis)<br />
Der Grünspecht findet innerhalb des Naturschutzgebietes in der historischen Kulturlandschaft<br />
die besten Lebensbedingungen. Die Anzahl der Reviere innerhalb der Hofgehölze,<br />
der Eichenstühbüsche, der Alleen und reich strukturierten Waldränder ist<br />
scheinbar sehr von der Erfassungsintensität abhängig, die im Jahr 2004 bei 90 % lag.<br />
In den großen Wäldern des Naturschutzgebietes ist er kaum zu finden.
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 111<br />
Anzahl der Reviere<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Grünspecht<br />
1992<br />
1993<br />
1994<br />
1995<br />
1996<br />
1997<br />
1998<br />
1999<br />
2000<br />
2001<br />
2002<br />
2003<br />
2004<br />
Abb. 22: Bestandsentwicklung des Grünspechtes (Picus viridis).<br />
Kleinspecht (Picoides minor)<br />
WÜBBENHORST & RÖHRS (2004) gehen davon aus, dass die tatsächliche Anzahl der<br />
Revierpaare bei bis zu 20 Paaren liegt. Im Vergleich zwischen den Revieren aus 2001<br />
und aus den vergangenen Jahren gehen sie davon aus, dass sieben bis zehn Paare übersehen<br />
worden sind (Abb. 23).<br />
Im Jahr 2001 lagen elf Reviere in Hof- und Dorfgehölzen sowie in Stühbüschen. In<br />
wegbegleitenden Birkenbeständen befanden sich vier Reviere und ein Revier befand<br />
sich im Bereich bachbegleitender Eichen und Erlen. Außerdem wurden Baumreihen<br />
und Alleen aus Birken besiedelt(LÜTKEPOHL 2002).<br />
Anzahl der Reviere<br />
18<br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
1992<br />
1993<br />
1994<br />
1995<br />
Kleinspecht<br />
Abb. 23: Bestandsentwicklung des Kleinspechtes (Picoides minor)<br />
1996<br />
1997<br />
1998<br />
1999<br />
2000<br />
2001<br />
2002<br />
2003<br />
2004
112 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
Heidelerche (Lullula arborea)<br />
Die Heidelerche hat an vielen Stelen im Naturschutzgebiet „Lüneburger Heide“ einen<br />
optimalen Lebensraum gefunden und findet besonders auf den ehemaligen Roten Flächen,<br />
die sich vom vegetationslosen Panzerübungsgelände zu strukturreichen, lückenhaft<br />
bewachsenen Heideflächen entwickelt haben, die besten Brutbedingungen.<br />
Strauch- und baumlose Heideflächen werden von der Heidelerche gemieden<br />
(LÜTKEPOHL & PRÜTER 2000). Sie benötigt als Teil ihres Brutlebensraumes Feldgehölze,<br />
Baumreihen und Waldränder. Das seit Mitte der 1980er Jahre durchgeführte<br />
Heidemanagement trug nach LÜTKEPOHL & PRÜTER (2000) möglicherweise auch seinen<br />
Teil zur positiven Entwicklung der Heidelerche im Offenland bei.<br />
Die Anzahl der singenden Männchen stieg in Folge der sich günstig entwickelnden<br />
Lebensbedingungen von 1992 bis 2003 um 92 % auf 183 Vögel an (Abb. 24). Im Jahr<br />
2004 erhöhten sich die Bestände der Heidelerche noch einmal enorm und lagen, gegenüber<br />
dem Vorjahr um 39 % erhöht, bei 254 Revieren. Die Anzahl von „nur“ 127<br />
Revieren im Jahr 2002 ist auf eine lückenhafte Erfassung der Bestände zurückzuführen<br />
und nicht zuletzt mit dem Weggang von MANFRED LÜTKEPOHL zu erklären.<br />
Die Roten Flächen 3a/b finden in diesen Zahlen noch keine Berücksichtigung. Die<br />
Heidelerche wurde auf den genannten Flächen erst seit 1996 (34 Reviere) erfasst. Allerdings<br />
blieb die Rote Fläche 3a Süd im Jahr 1996 unberücksichtigt. In den Folgejahren<br />
wurde die Heidelerche auf den Roten Flächen 3a/b nur sehr lückenhaft erfasst, eine<br />
vollständigere Erfassung setzte erst wieder im Jahr 2002 ein. Überraschenderweise<br />
lagen die Bestandszahlen in den Jahren 2002 (13 Reviere) und 2003 (zwölf Reviere)<br />
aber deutlich unter denen aus dem Jahr 1996. Im Jahr 2004, in dem eine landesweite<br />
Heidelerchenerfassung der Niedersächsischen Ornithologischen <strong>Verein</strong>igung stattfand,<br />
wurden bei einer nahezu vollständigen Erfassung der Heidelerchen 50 Revierpaare<br />
ermittelt.<br />
Der absolute Höchststand wurde im Jahr 2004 mit insgesamt 304 Revieren<br />
(einschließlich Rote Flächen 3a/b, Abb. 25) erreicht. Das zwischenzeitliche Hoch der<br />
Bestandszahlen im Jahr 1996 ist auf die Einbeziehung der ehemaligen Roten Flächen<br />
3a/b (36 Reviere) zurückzuführen.
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 113<br />
Anzahl singender<br />
Männchen<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
1992<br />
Heidelerche<br />
NSG ohne "Rote Flächen" 3a und 3b<br />
1993<br />
1994<br />
1995<br />
1996<br />
1997<br />
Abb. 24: Bestandsentwicklung der Heidelerche (Lullula arborea) ohne Berücksichtigung<br />
der Roten Flächen 3a/b.<br />
Anzahl singender<br />
Männchen<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
1992<br />
1993<br />
1998<br />
1999<br />
2000<br />
Heidelerche<br />
NSG Lüneburger Heide gesamt<br />
1994<br />
1995<br />
1996<br />
1997<br />
Abb. 25: Bestandsentwicklung der Heidelerche (Lullula arborea) mit Berücksichtigung<br />
der Roten Flächen 3a/b.<br />
Der Anteil der Heidelerchen, die Wälder bewohnen, hat stark abgenommen. So schreiben<br />
LÜTKEPOHL & PRÜTER (2000): „In den zum Forstamt Selhorn gehörenden Waldflächen<br />
ermittelten HANSTEIN und STURM (1986) im Jahre 1982 45 Reviere, 1988<br />
wurden auf denselben Flächen rund 15 bis 20 Reviere gefunden (STURM 1988), 1993<br />
nurmehr 5 (STEINBORN mdl.).“ Die Heidelerchenkartierung 2004 konnte keinen<br />
Heidelerchennachweis innerhalb von Wäldern mehr erbringen, wenn von einem<br />
Nachweis auf einer Wildwiese, die rund 850 m vom Waldrand entfernt liegt, abgesehen<br />
wird.<br />
1998<br />
1999<br />
2000<br />
2001<br />
2001<br />
2002<br />
2002<br />
2003<br />
2003<br />
2004<br />
2004
114 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
Braunkehlchen (Saxicola rubetra)<br />
Das Braunkehlchen tritt in wesentlich geringerer Anzahl als das Schwarzkehlchen im<br />
Naturschutzgebiet auf. Es besiedelt vorzugsweise die feuchten Niederungen im Naturschutzgebiet.<br />
Die Bestandsentwicklung ist in Abb. 26 dargestellt.<br />
Anzahl Reviere<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Braunkehlchen<br />
1988<br />
1989<br />
1990<br />
1991<br />
1992<br />
1993<br />
1994<br />
1995<br />
1996<br />
1997<br />
1998<br />
1999<br />
2000<br />
2001<br />
2002<br />
2003<br />
2004<br />
Abb. 26: Bestandsentwicklung des Braunkehlchens (Saxicola rubetra).<br />
Schwarzkehlchen (Saxicola torquata)<br />
Das Schwarzkehlchen hat die Heideflächen des Naturschutzgebietes „Lüneburger Heide“<br />
für sich erobert. Besiedelten die Schwarzkehlchen 1988 bis 1991 noch Biotope mit<br />
frischen bis feuchten Bodenverhältnissen, bevorzugten sie seit 1992 trockenere Heiden<br />
mit einem gewissen Verkusselungsgrad (LÜTKEPOHL & PRÜTER 2000).<br />
Im Jahr 2004 lag der Erfassungsgrad des Schwarzkehlchens im Naturschutzgebiet<br />
„Lüneburger Heide“ bei 98 % und die Anzahl von 132 Revieren lag so hoch wie nie<br />
zuvor. WÜBBENHORST & RÖHRS (2004) führen die enorme Bestandszunahme auf ein<br />
deutlich differenzierteres Konzept der Heidepflege seit dem Jahr 2003 und die daraus<br />
resultierende Verbesserung der Habitatstrukturen zurück.<br />
Der zwischenzeitliche Rückgang im Jahr 2002 (Abb. 27) lässt sich auf einen Personalwechsel<br />
in diesem Jahr und daraus resultierender Erfassungsdefizite im Frühjahr<br />
zurückführen.
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 115<br />
Anzahl Reviere<br />
140<br />
115<br />
90<br />
65<br />
40<br />
15<br />
-10<br />
Schwarzkehlchen<br />
1988<br />
1989<br />
1990<br />
1991<br />
1992<br />
1993<br />
1994<br />
1995<br />
1996<br />
1997<br />
1998<br />
1999<br />
2000<br />
2001<br />
2002<br />
2003<br />
2004<br />
Abb. 27: Bestandsentwicklung des Schwarzkehlchens (Saxicola torquata).<br />
Steinschmätzer (Oenanthe oenanthe)<br />
Der Steinschmätzer ist ein Bewohner offener Lebensräume mit kurzer Vegetation wie<br />
intensiv beweidete Heideflächen, Kahlschläge, Truppenübungsplätze oder Ruderalflächen.<br />
Er benötigt zur Anlage seines Nestes Nischen und Höhlen, die er beispielsweise<br />
in Lesesteinhaufen oder in Wurzeltellern findet.<br />
Im Naturschutzgebiet „Lüneburger Heide“ hat der Steinschmätzer seinen Optimalebensraum<br />
scheinbar in den von Kaninchen bewohnten Binnendünen nördlich des<br />
Pietzmoores gefunden. Nur dieser Teil des Naturschutzgebietes ist von den<br />
Steinschmätzern seit Beginn der regelmäßigen Erfassung im Jahr 1988 (Angabe für<br />
1995 liegt nicht vor) durchgängig als Brutzeitlebensraum genutzt worden (Abb. 28).<br />
Die Zahl schwankt zwischen einem und fünf Revieren pro Jahr (im Durchschnitt 2,65<br />
Reviere pro Jahr).<br />
In den Jahren 1988 bis 1993 konnten jährlich zwischen 21 und 38 Reviere des<br />
Steinschmätzers im gesamten Naturschutzgebiet „Lüneburger Heide“ ermitelt werden.<br />
Eine Ausnahme bildete das Jahr 1990 mit nur 13 kartierten Revieren. LÜTKEPOHL &<br />
PRÜTER (2000) verweisen darauf, dass die Bestandszahlen durchaus jährlich schwanken<br />
können. Allerdings hat sich der im Jahr 1994 einsetzende, negative Entwicklungstrend<br />
bislang nicht umgekehrt. Der Steinschmätzer ist als Brutvogel bislang zwar nicht<br />
aus dem Naturschutzgebiet verschwunden, doch stagniert sein Bestand lediglich auf<br />
einem sehr niedrigen Niveau. Im Jahr 2005 sind vom Steinschmätzer wie im Vorjahr<br />
fünf Reviere besetzt worden.
116 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
Der starke Rückgang des Steinschmätzers im Naturschutzgebiet steht sicherlich mit<br />
dem starken Rückgang der Bestände in Mitteleuropa seit den 1950er Jahren (BAUER et<br />
al. 2005) im Zusammenhang. Doch lassen sich, abgesehen von überregionalen Tendenzen,<br />
auch Rückgangsursachen innerhalb des Naturschutzgebietes erkennen. Vermutlich<br />
ist das Beweidungsmanagement der entscheidende Faktor für die Erhaltung<br />
geeigneter Steinschmätzer-Lebensräume.<br />
Die Wehsandbereiche zwischen dem Wulfsberg und dem Tütsberg sowie die ehemaligen<br />
militärischen Übungsflächen nördlich des Tütsberges und die Hörpeler Heide<br />
scheinen über die Jahre mehr oder weniger regelmäßig als Brutlebensraum genutzt<br />
worden zu sein. Die Beweidungsintensität ist in den genannten Gebieten in Bezug auf<br />
die gesamten Heideflächen im Naturschutzgebiet sehr hoch. Die Inzmühlener Heide<br />
und der Wehsandbereich in der Bockelmanns Heide wurden bis 1994 nahezu jährlich<br />
und die Ackerflächen westlich von Bockheber mit eingestreuten Heideinseln und<br />
Sandwegen bis 1993 durchgehend genutzt. In der Bockelmanns Heide existiert zwar<br />
immer noch ein verhältnismäßig großer Wehsandbereich, doch existieren kaum noch<br />
Übergangsbereiche zwischen Offensand und hoher, alter Heide in der Bockelmanns<br />
Heide. Dieser Entwicklungszustand könnte der Grund für das Verschwinden des<br />
Steinschmätzers aus diesen ehemaligen Brutgebieten sein.<br />
Auch der Nutzungsvergleich der ehemaligen militärischen Übungsflächen mit den<br />
Altheidebeständen durch den Steinschmätzer im Zeitraum zwischen 1994 und 2005<br />
gibt einen Hinweis auf die Präferenz des Steinschmätzers von kurzer Bodenvegetation<br />
im Wechsel mit offenen Bodenstellen. Im dem umrissenen Zeitraum befanden sich 71<br />
% der erfassten Reviere auf den ehemaligen militärischen Übungsflächen und lediglich<br />
29 % in den Altheideflächen.<br />
Auffällig ist weiterhin, dass der Steinschmätzer sich aus den gesamten Heideflächen<br />
des Naturschutzgebietes, die sich nördlich von Undeloh befinden, seit dem Jahr 2000<br />
zurückgezogen hat. In den restlichen Altheideflächen zwischen Undeloh und der ehemaligen<br />
Panzerbahn am Wulfsberg (ausgenommen ist die Hörpeler Heide) konnten in<br />
sieben Jahren (1988 bis 1994) 59 Steinschmätzerreviere ermittelt werden, während es<br />
in den zehn Jahren von 1996 bis 2005 (Ortsangaben aus 1995 liegen nicht vor) lediglich<br />
zwölf Reviere waren. In nur sechs Jahren konnten auf das gesamte Naturschutzgebiet<br />
bezogen zwischen 1988 und 1993 159 Reviere (57 %) und in der doppelten Anzahl<br />
der Jahre bis 2005 lediglich 43 % der insgesamt festgestellten Reviere dokumentiert<br />
werden.<br />
Im Frühjahr 2006 beteiligte sich der VNP an einem Artenschutzprojekt für den<br />
Steinschmätzer. Die Staatliche Vogelschutzwarte förderte die Anlage von Nisthilfen in<br />
aktuellen Steinschmätzer-Lebensräumen mit günstigen Habitatbedingungen. Im Natur-
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 117<br />
schutzgebiet „Lüneburger Heide“ wurden drei neue Lesesteinhaufen mit je zwei Nistkästen<br />
für den Steinschmätzer aufgebaut und zwei weitere Nistkästen in bereits bestehende<br />
Lesesteinhaufen eingebaut.<br />
Anzahl Reviere<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Steinschmätzer<br />
1988<br />
1989<br />
1990<br />
1991<br />
1992<br />
1993<br />
1994<br />
1995<br />
1996<br />
1997<br />
1998<br />
1999<br />
2000<br />
2001<br />
2002<br />
2003<br />
2004<br />
2005<br />
Abb. 28: Bestandsentwicklung des Steinschmätzers (Oenanthe oenanthe).<br />
Neuntöter (Lanius collurio)<br />
Bislang sind keine gebietsspezifischen Erkenntnisse für die Schwankungen des Neuntöters<br />
(Abb. 29) erkennbar. Die Beobachtungsintensität spielt bei dieser Art sicherlich<br />
eine herausragende Rolle. WÜBBENHORST & RÖHRS (2004) gehen von einer fast vollständigen<br />
Erfassung im Jahr 2004 aus.
118 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
Anzahl Reviere<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
1981<br />
Neuntöter<br />
1987<br />
1988<br />
1989<br />
1990<br />
1991<br />
1992<br />
1993<br />
1994<br />
1995<br />
1996<br />
1997<br />
1998<br />
1999<br />
2000<br />
2001<br />
2002<br />
2003<br />
2004<br />
2005<br />
Abb. 29: Bestandsentwicklung des Neuntöters (Lanius collurio).<br />
Raubwürger (Lanius excubitor)<br />
Der Raubwürger, ein Bewohner offener und halboffener Landschaften mit Gebüschgruppen<br />
und Einzelbäumen, bewohnt ganzjährig das Naturschutzgebiet „Lüneburger<br />
Heide“. Entgegen dem landesweiten Trend haben die Bestände des seit 1988 jährlich<br />
im Naturschutzgebiet erfassten Raubwürgers zugenommen. Die Zahl der Paare stieg<br />
bis 1993 um mehr als die Hälfte auf 16 Revierpaare an und erreichte 1996 einen zwischenzeitlichen<br />
Höchststand von 18 Revierpaaren. Nach einem zwischenzeitlichen<br />
Rückgang stieg die Anzahl der Revierpaare 2002 auf einen neuen Höchststand von 20<br />
Revierpaaren an. Die Reviere verteilten sich über das gesamte Naturschutzgebiet, eine<br />
Konzentration war nicht zu erkennen.<br />
Im Frühjahr 2003 brach der Bestand allerdings wahrscheinlich aufgrund des starken<br />
Winters auf neun Brutpaare zusammen. Die Erholung erfolgte schnell. Während der<br />
Brutzeit 2005 hielten sich bereits wieder 16 Paare im Naturschutzgebiet auf (Abb. 30).
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 119<br />
Anzahl Reviere<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Raubwürger<br />
1989<br />
1990<br />
1991<br />
1992<br />
1993<br />
1994<br />
1995<br />
1996<br />
1997<br />
1998<br />
1999<br />
2000<br />
2001<br />
2002<br />
2003<br />
2004<br />
2005<br />
Abb. 30: Bestandsentwicklung des Raubwürgers (Lanius excubitor).<br />
Zusammenfassung der avifaunistischen Entwicklung im Projektzeitraum<br />
Das Naturschutzgebiet „Lüneburger Heide“ bietet einigen besonders bedrohten Vogelarten<br />
einen Lebensraum. Besonders für das Birkhuhn existieren in ganz Mitteleuropa,<br />
abgesehen von den Truppenübungsplätzen bei Munster und Bergen und der Schießbahn<br />
Unterlüß kaum noch geeignete Lebensräume. Umso erfreulicher ist der aktuelle<br />
positive Entwicklungstrend dieser Art im Naturschutzgebiet. Es besteht die Hoffnung,<br />
dass weitere ehemalige militärische Übungsflächen vom Birkhuhn angenommen und<br />
verwaiste Altheideflächen wiederbesiedelt werden. Der durch die Heidepflegemaßnahmen<br />
gestaltete Lebensraum scheint ganz offensichtlich für das Birkhuhn sehr günstig<br />
zu sein.<br />
Die Heidelerchen, Schwarzkehlchen und Ziegenmelker haben besonders auf den sich<br />
langsam entwickelnden ehemaligen militärischen Übungsflächen einen Optimallebensraum<br />
gefunden. Eine reich strukturierte Heidelandschaft mit Heide unterschiedlichster<br />
Altersstufen, offener Bodenstellen und verkusselten Bereichen sowie verzahnter Waldränder,<br />
die vom VNP entwickelt und gepflegt wird, ist für diese Arten von unschätzbarem<br />
Wert. Auch der stark bedrohte Raubwürger, der Neuntöter und der Grünspecht<br />
profitieren von dieser Vielgestaltigkeit.<br />
Dem Wendehals kommt die Erhaltung und die Schaffung der Eichenstühbüsche und<br />
lichter Kieferngruppen durch den VNP ebenso entgegen, wie die Neuanpflanzung von<br />
Baumreihen und Birkenalleen in der Heidelandschaft.
120 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
Es bleibt zu hoffen, dass sich auch die Bestände des Steinschmätzers durch gezielte<br />
Pflege- und Artenschutzmaßnahmen wieder erholen werden und der überregionale<br />
Abwärtstrend der Art die Bemühungen nicht ins Leere laufen lassen.<br />
Erst bei näherer Anschauung der Habitatnutzung einzelner Arten wird deutlich, dass<br />
durch das Naturschutzgroßprojekt ein positiver Entwicklungseffekt bei den Beständen<br />
mehrerer Arten eintrat, auch wenn dies anhand der Grafiken nur bei einzelnen Arten<br />
ablesbar ist. Legt man den Anteil der Reviere vieler „Heidearten“, die sich zu Projektbeginn<br />
im Wald fanden, zugrunde, so zeigt sich bei mehreren Arten, dass, obschon der<br />
Gesamtgebietsbestand relativ konstant blieb, der Prozentsatz der im Wald nachgewiesen<br />
Tiere deutlich zurückging. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass die Revierdichte<br />
innerhalb der Heiden stieg, während sie im Wald sank.<br />
Entsprechende Entwicklungstendenzen lassen sich mit hoher Wahrscheinlichkeit auf<br />
die strukturelle Anreicherung der Heiden zurückführen. Interpretationen dieser Art<br />
sind jedoch immer auf eine einheitliche Erfassungsintensität in beiden Lebensraumtypen<br />
angewiesen, die sicherlich nur in einigen Untersuchungsjahren gegeben war.<br />
5.2 Floristische Daueruntersuchungen an ausgewählten Zielarten<br />
Die Ergebnisse langjähriger vegetationskundlicher Daueruntersuchungen wurden von<br />
KAISER & STUBBE (2004) ausgewertet und publiziert. KAISER (2005) berichtet darüber<br />
hinaus über aktuelle vegetationskundliche und floristische Erfolgskontrollen im Naturschutzgebiet<br />
„Lüneburger Heide“. KAISER & MERTENS (2003) beschreiben unter anderem<br />
die floristischen Entwicklungen auf den Roten Flächen. Im Jahre 1998 wurde<br />
erstmals eine Florenliste für das Naturschutzgebiet publiziert (KAISER & V.HARLING<br />
1998). Diese Liste wurde seitdem mehrfach fortgeschrieben (KAISER 2003c, KAISER &<br />
MERTENS 2005, 2006). Ergänzend dazu wird nachfolgend über einige noch unpublizierte<br />
Untersuchungen berichtet.<br />
Bestandsentwicklung des Lungen-Enzians (Gentiana pneumonanthe)<br />
Nachdem die Lungenenzianbestände im Naturschutzgebiet über Jahre rückläufig waren,<br />
deutet sich für einige Bestände, in denen eine gezielte intensive Frühjahrsbeweidung<br />
durchgeführt wurde (Inzmühlen, Hammoor), eine Trendwende an (Abb. 31).<br />
Aufgrund der natürlichen jährlichen Bestandsschwankungen dieser Art ist eine gesicherte<br />
Aussage allerdings nicht möglich. Die Bestandserhöhung im Hammoor ist außer<br />
auf die Beweidung vor allem auf die Freistellung der Moorsenke im Waldbereich<br />
im Rahmen des Naturschutzgroßprojektes zurückzuführen.
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 121<br />
Anzahl Pflanzen<br />
Anzahl Pflanzen<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
900<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
A: Rehmbach<br />
F: Pietzmoor<br />
Bestandsentwicklung Standorte A-E<br />
C: Hammoor<br />
D: Kienmoor<br />
Bestandsentwicklung Standorte F-I<br />
E: Radenbachweide<br />
I: Schierhorn<br />
1997<br />
1998<br />
1999<br />
2000<br />
2001<br />
2002<br />
2004<br />
2005<br />
Standorte<br />
1997<br />
1998<br />
1999<br />
2000<br />
2001<br />
2002<br />
2004<br />
2005<br />
Standorte<br />
Abb. 31: Bestandsentwicklungs des Lungen-Enzians (Gentiana pneumonanthe) im<br />
Naturschutzgebiet „Lüneburger Heide“.
122 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
Die Bestände des Enzian-Ameisenbläulings (Maculinea alcon) scheinen rückläufig zu<br />
sein (Abb. 32). Die Anzahl der durch den Bläuling besiedelten Enzianwuchsorte (patches)<br />
ging in den vergangenen Jahren deutlich zurück, was zu einer genetischen Verarmung<br />
der verbliebenen Restpopulationen im Gebiet führen kann.<br />
Die Abb. 31 und 32 verdeutlichen den hohen Anteil an Standorten des Lungen-<br />
Enzians, die nur durch wenige Exemplare besiedelt sind. 2005 konnten an vier<br />
Wuchsorten, die in den vergangenen acht Jahren durch Lungen-Enziane besiedelt waren,<br />
keine Pflanzen mehr nachgewiesen werden.<br />
Der VNP hat im vergangenen Jahr mit der Nachahmung einer Streuwiesennutzung in<br />
einem Pfeifengrasbereich an der Schwarzen Beeke begonnen, der in den fünfziger Jahren<br />
ebenfalls einen Enzian- (und Arnika-) Standort darstellte. Eventuell ist es über derartige<br />
Maßnahmen möglich, neue Wuchsorte des Enzians zwischen den isoliert bestehenden<br />
Restpopulationen zu erhalten.<br />
Gesamtzahl besiedelte Patches<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006<br />
Jahre<br />
Abb. 32: Bestandsentwicklung beim Enzian-Ameisenbläuling (Maculinea alcon).<br />
Bestandsentwicklung bei der Quendel-Seide (Cuscuta epithymum)<br />
Die Quendel-Seide ist sicherlich die Art, die durch das Naturschutzgroßprojekt am<br />
meisten profitierte. Im Rahmen der Erfassungen für den Pflege- und Entwicklungsplan<br />
gelangen nur zwei Nachweise der Art. Im Rahmen der Flächenbegehung für die Pflegeplanung<br />
wurden 2005/06 etwa 2.000 Pflanzen erfasst (Abb. 33).
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 123<br />
Abb. 33: Aktuelle Wuchsorte der Quendel-Seide (Cuscuta epithymum) (2005 und<br />
2006).<br />
Die Art ist auf nahezu allen Plagg- und Schopperflächen vorrangig in einer Alterphase<br />
der Heide zwischen zwei und fünf Jahren anzutreffen. Darüber hinaus besiedelt sie<br />
Brandflächen und mit deutlich geringerer Stetigkeit auch Mahdflächen. Außerhalb
124 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
dieser Pflegebereiche ist die Quendel-Seide auch heute noch extrem selten anzutreffen.<br />
Das Fehlen der Art in den Roten Flächen mit Ausnahme einzelner Pflanzen in der<br />
Benninghöfener Heide ist auffällig. Der Südteil der Weseler Heide hingegen wurde zur<br />
Blütezeit nicht begangen.<br />
Bestandsentwicklung bei der Niedrigen Schwarzwurzel (Scorzonera humilis)<br />
Die Niedrige Schwarzwurzel ist die zweite Art, die während der Projektlaufzeit eine<br />
erfreuliche Bestandszunahme im Gebiet erfuhr. Die Art scheint von Mahd- und<br />
Schoppermaßnahmen zu profitieren, auch wenn die Bindung an diese Flächen längst<br />
nicht so ausgeprägt ist wie diejenige der Quendel-Seide. Die Bestandszunahme ist<br />
vermutlich auf die Freilegung der Samenbank und vorrangig auf die Abnahme der<br />
Beweidungsintensität zurückzuführen. Gegen diese These spricht allerdings das beständige<br />
Auftreten dieser Art in der Hörpler Heide, da diese durchgehend eine recht<br />
hohe Beweidungsintensität erfuhr.<br />
Bestandsentwicklung weiterer Pflanzensippen<br />
Seit dem Jahr 2003 erfolgen Bestandszählungen auch für das Torfmoos-Knabenkraut<br />
(Dactylorhiza sphagnicola). Andere gefährdete Heidearten wie die Niedrige<br />
Schwarzwurzel (Scorzonera humilis), die Quendel-Seide (Cuscuta epithymum) oder<br />
die Ginster-Arten (Genista pilosa, G. anglica) werden jährlich flächig in einem Teilareal<br />
der Heide mit Hilfe eines GPS-Gerätes erfasst. Angestrebt ist ein vierjähriger<br />
Turnus für die Gesamtfläche.<br />
Einzelpflanzenzählungen erfolgen darüber hinaus für die Bestände des Breitblättrigen<br />
Knabenkrautes (Dactylorhiza majalis) und der Mondraute (Botrychium lunaria). Die<br />
Wuchsorte der Bärentraube (Arctostaphylos uva-ursi), der Arnika (Arnica montana)<br />
und des Waldläusekrautes (Pedicularis sylvatica) werden ebenfalls jährlich aufgesucht.
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 125<br />
Abb. 34: Aktuelle Vorkommen der Schwarzwurzel (Scorzonera humilis) (2005 und<br />
2006).
126 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
6. Ausblick auf die zukünftige Entwicklung des Projektgebietes<br />
6.1 Fortsetzung der Pflegemaßnahmen<br />
Alle im Rahmen des Großprojektes erworbenen Flächen mit Ausnahme kleiner bachbegleitender<br />
Bruchwaldkomplexe bedürfen auch nach Abschluss des Projektes einer<br />
Folgepflege. Dies gilt auch für die im Rahmen des Projektes erworbenen Wälder und<br />
Moorbereiche. In beiden Fällen ist zumindest eine Überwachung des Einwanderns besonders<br />
unduldsamer Neophyten wie Spätblühender Traubenkirsche (Prunus serotina)<br />
oder Kulturheidelbeere (Vaccinium angustifolium x V. corymbosum) erforderlich.<br />
Die Grundpflege der Heideflächen und Magerrasen wird in Anlehnung an das historische<br />
Vorbild weiterhin über die Beweidung mit der Grauen gehörnten Heidschnucke<br />
erfolgen. Dieser Pflegegrundstock, der in seiner Intensität in der Fläche bewusst stark<br />
variiert, wird durch mechanische Pflegemaßnahmen sowie Entkusselung und Brand<br />
ergänzt.<br />
Die durch Projektmittel erworbenen Ackerflächen des <strong>Verein</strong>s, für die der Pflege-<br />
und Entwicklungsplan aufgrund der historischen Ackerstandorte keine Überführung<br />
in Grünland vorsieht, werden entsprechend den durch KOOPMANN<br />
& MERTENS (2004) dargelegten Behandlungsgrundsätzen bewirtschaftet, wodurch<br />
sich in den ungedüngten Randstreifen bei den vorherrschenden Bodenbedingungen<br />
zumeist Lammkrautfluren entwickeln.<br />
Die Grünlandflächen dienen mit Vorrang einer möglichst ökonomischen Heidschnuckenhaltung<br />
im Gebiet. Eine Düngung erfolgt hier nur in Ausnahmefällen durch<br />
Stallmist oder Koppelung der Schafe, der Großteil der Flächen wird über Mahd und<br />
Hütehaltung über die Jahre ausgehagert. Floristisch oder faunistisch besonders wertvolle<br />
Grünlandparzellen werden jährlich in ihren Beständen erfasst, um das Bewirtschaftungsmanagement<br />
den Bedürfnissen der Arten anpassen zu können. Dies betrifft<br />
besonders Nassgrünlander entlang von Radenbach und Schmaler Aue sowie Sandmagerrasen<br />
bei Wilsede und Niederhaverbeck, die sich aus ehemaligen Ackerflächen<br />
entwickelten.<br />
Einen weiteren Schwerpunkt stellt die Biotopgestaltung zugunsten des Birkhuhnes im<br />
Rahmen des Birkhuhnprojektes dar. Hier sollen die Habitatpräferenzen der Art im Jahresverlauf<br />
durch gezieltes Monitoring für die Lüneburger Heide herausgearbeitet werden.<br />
Festgestellten Defiziten kann im Rahmen des Projektes durch gezielte Maßnahmen<br />
entgegengewirkt werden. Eines dieser Habitatdefizite sind die bereits im Rahmen<br />
des Pflege- und Entwicklungsplanes bemängelten steilen Wald-Heide-Übergangs-
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 127<br />
bereiche. Hier knüpfen die Maßnahmen des Birkhuhnprojektes nahtlos an die bereits<br />
durch das Großprojekt eingeleiteten Waldrandgestaltungen an.<br />
In den Kernbereichen des Pietzmoores wird 2006/07 ein weiterer Waldbereich extrem<br />
aufgelichtet, um der hohen Verdunstung entgegen zu wirken.<br />
Für 2007 ist der Aufbau einer Ziegenherde im Hof Bockheber geplant, um dem Gehölzdruck<br />
in den Heideflächen der ehemaligen militärischen Übungsbereiche sowie<br />
der offen gestellten Moorbereiche effektiv entgegenwirken zu können.<br />
Neben den Mitteln der öffentlich-rechtlichen <strong>Verein</strong>barung - mit denen der VNP stellvertretend<br />
für das Land Niedersachsen einen Teil der Pflegemaßnahmen in den Heideflächen,<br />
eine Nachahmung der historischen Heidebauernwirtschaft sowie die Pflege<br />
artenreicher extremer Nassgrünländer im Naturschutzgebiet umsetzt - bemüht sich der<br />
<strong>Verein</strong> kontinuierlich um weitere Förderungen. Den finanziellen Grundpfeiler zur<br />
Pflege der Heiden bildet die Förderung im Kooperationsprogramm Biotoppflege. Mit<br />
Ausnahme der dauerhaften Weideruhezone haben der <strong>Verein</strong> und die beiden auf vereinseigenen<br />
Flächen wirtschaftenden privaten Heidschnuckenhalter alle Heiden und<br />
Magerrasen des Gebietes zur Förderung durch Kooperationsprogramm Biotoppflege<br />
angemeldet. Einen besonders großen Finanzierungsposten bilden auch die Mittel der<br />
allgemeinen Agrarförderung. Acker- und Grünlandflächen sowie die von ihnen umschlossenen<br />
zahlreichen Landschaftselemente erhalten hierbei eine Grundförderung<br />
für ihre Bewirtschaftung. Der vereinseigene Landschaftspflegehof Tütsberg ist darüber<br />
hinaus mit seinen Betriebsflächen in das Niedersächsische Agrar-Umweltprogramm<br />
eingestiegen. Für die extensive Bewirtschaftung der Grünlandflächen des <strong>Verein</strong>s wird<br />
der Erschwernisausgleich in Anspruch genommen. Zur Besucherinformation und zur<br />
Lenkung der Besucherströme wurden 2006 erstmals Fördermittel aus dem Landesprogramm<br />
“Natur Erleben“ beantragt.<br />
Neben all diesen Förderungen ist der <strong>Verein</strong> auf Spenden seiner Mitglieder und die<br />
Hilfsbereitschaft ehrenamtlicher Mitarbeiter zum Erhalt der Kulturlandschaft angewiesen.<br />
6.2 Erfolgskontrollen<br />
Vogelwelt<br />
Im Naturschutzgebiet „Lüneburger Heide“ kan in Bezug auf viele Bestandsgrößen<br />
der aus Sicht des Artenschutzes besonders interessanten Vogelarten auf nahezu durchgängige<br />
Erhebungsdatenreihen bis 1982 zurückgeschaut werden. Aufgrund der Konti-
128 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
nuität der Aufnahme dieser Datenreihen wird der Erfassung der Avifauna im Gebiet<br />
seitens des <strong>Verein</strong>s größte Bedeutung zugemessen. Die Daten werden sowohl durch<br />
Mitarbeiter des <strong>Verein</strong>s als auch durch viele Ehrenamtliche im Rahmen einer naturkundlichen<br />
Arbeitsgemeinschaft erhoben. Die Qualität dieser Erfassungen wird durch<br />
gezielte Bestandsdokumentation einzelner Arten, die durch Ornithologen im Rahmen<br />
geförderter Projekte durch die Staatliche Vogelschutzwarte erfolgen und den Anspruch<br />
einer weitestgehend vollständigen Bestandswiedergabe haben, immer wieder bestätigt.<br />
Heute erfolgt die Dokumentation der Vogelbestandsdaten über eine eigens für das Naturschutzgebiet<br />
modifizierte Access-Eingabemaske direkt in ein GIS. Somit sind nicht<br />
nur Daten über die Brutreviere der meisten Arten sofort abgreifbar, es ist ebenso möglich,<br />
die Habitatpräferenzen einzelner Arten im jahreszeitlichen Verlauf abzulesen.<br />
Im Rahmen des Forschungs- und Entwicklungsvorhabens „Monitoring von Vogelarten<br />
in Deutschland“, welches vom Bundesamt für Naturschutz mit Miteln des Bundesministeriums<br />
für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit gefördert wird, wurde<br />
durch den Dachverband Deutscher Avifaunisten ein Projekt zum Schutz der häufigen<br />
Brutvögel in der Normallandschaft entwickelt. Die Grundlage für diese Erfassung bildeten<br />
1.000 Zufallsflächen im Bundesgebiet, die jeweils eine Größe von 100 ha besitzen.<br />
In Zusammenarbeit mit dem Statistischen Bundesamt wurden zudem 1.679 Landesmonitoringflächen,<br />
die auf die Initiative der einzelnen Bundesländer zurückgehen,<br />
ausgewählt. Über 1.000 der insgesamt 2.679 Zufallsflächen konnten bis Anfang 2006<br />
an Kartierer vergeben werden (GEDEON et al. 2006). Auch im Naturschutzgebiet „Lüneburger<br />
Heide“ werden 100 ha Flächen untersucht.<br />
Im Jahr 1994 wurde das ADEBAR-Projekt zur Erstellung eines Atlas deutscher Brutvogelarten<br />
ins Leben gerufen. Die Stiftung Vogelmonitoring Deutschland und der<br />
Dachverband Deutscher Avifaunisten setzten dabei auf die tatkräftige Unterstützung<br />
zahlreicher ehrenamtlicher Helfer und wurden belohnt. Denn bereits jetzt beteiligen<br />
sich rund 2.000 Avifaunisten und Hobbyornithologen an der bundesweiten Kartierung.<br />
Die Bundesfläche wird in 3.003 Topografische Karten im Maßstab 1:25.000 (TK 25)<br />
unterteilt und ein/e Betreuer/-in für jede TK 25 gesucht. Bereits im ersten der auf vier<br />
Jahre angelegten Kartierung, fanden sich für 61 % der 3.003 bundesweiten TK 25 Verantwortliche.<br />
Die Auswertung der Daten wird im Jahr 2009 erfolgen (GEDEON et al.<br />
2006).<br />
Im Rahmen der ADEBAR-Kartierung werden weder die Bestandszahlen der allgemein<br />
verbreiteten und häufigen Brutvögel in genauen Bestandszahlen noch die seltenen Arten<br />
erhoben. Die ADEBAR-Kartierer legen ihr Hauptaugenmerk auf die mittelhäufigen<br />
Arten, Arten mit großen Revieren und punktuell konzentriertem Vorkommen<br />
(MITSCHE & GEDEON in SÜDBECK et al. 2005). Die Fläche des Naturschutzgebietes
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 129<br />
„Lüneburger Heide“ erstreckt sich über acht TK 25. Der Anteil von drei TK 25 ist allerdings<br />
nur sehr gering. Lediglich für eine Topografische Karte mit nennenswerten<br />
Flächenanteilen am Naturschutzgebiet fehlt bislang noch ein Betreuer.<br />
Die Vorkommen des Birkhuhns bilden gemeinsam mit den Populationen der benachbarten<br />
Truppenübungsplätze die größte der verbliebenen Restpopulation im mitteleuropäischen<br />
Tiefland. Dieser Art kommt daher bei der Planung von Pflegemaßnahmen<br />
aber auch beim Monitoring des Bestandes besondere Bedeutung zu. Alljährlich werden<br />
die bekannten Balzplätze im Naturschutzgebiet durch Mitarbeiter des VNP, des<br />
Forstamtes Sellhorn und einer Vielzahl von Ehrenamtlichen, die durch den VNP koordiniert<br />
werden, bewacht. So gelingt es, Störungen zu vermeiden und den Frühjahrsbestand<br />
der Art im Gebiet jeweils mit hoher Genauigkeit zu erfassen. Im Anschluss an<br />
das Naturschutzgroßprojekt konnte in Zusammenarbeit mit dem Niedersächsischen<br />
Umweltministerium ein auf fünf Jahre angelegtes Birkhuhnprojekt für das Naturschutzgebiet<br />
begründet werden. Ziel des Projektes ist es, Daten zur Habitatnutzung des<br />
Birkhuhns im Gebiet über den Jahresverlauf zusammen zu tragen, die Lebensräume im<br />
Gebiet endsprechend den Ansprüchen des Birkhuhnes optimal zu gestalten und Prädatoren<br />
dieser Art gezielt zu bejagen. Seit März 2006 steht dem Projekt gefördert durch<br />
Landesmittel eine volle Stelle für diese Arbeit zur Verfügung.<br />
Sonstige Tierartengruppen<br />
Kontinuierliche Erfassungen sind im Rahmen der Proland-Erfolgskontrollen für das<br />
Kooperationsprogramm Biotoppflege innerhalb der Heiden für die Artengruppen der<br />
Reptilien, Heuschrecken sowie für Solitärbienen und Grabwespen in ausgesuchten<br />
Referenzflächen angedacht. Amphibien, Reptilien, Großschmetterlinge und Heuschrecken<br />
werden darüber hinaus jährlich im Rahmen der Pflegeplanung beziehungsweise<br />
durch unregelmäßige Nachtfänge erfasst.<br />
Durch die tierökologische Arbeitsgruppe des Institutes für Ökologie und Umweltchemie<br />
der Universität Lüneburg soll die Bestandsentwicklung des Enzian-Ameisenbläulings<br />
(Maculinea alcon) im Gebiet jährlich erfasst werden, um Rückschlüsse auf<br />
Isolationseffekte ziehen zu können.<br />
Gefäßpflanzen<br />
Da in den kommenden Jahren keine grundlegend neuen Erkenntnisse durch die Fortführung<br />
der von KAISER & STUBBE (2004) ausgewerteten jährlichen pflanzensoziologischen<br />
Bestandserfassungen zu erwarten sind, wurde beschlossen diese für einige
130 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
Jahre auszusetzen. Um später die Möglichkeit zu haben, die Langzeitentwicklung der<br />
durch unterschiedlichste Pflegemaßnahmen bearbeiteten Flächen miteinander zu vergleichen,<br />
wurden Markierungsmagneten in den einzelnen Flächen vergraben. Sollten<br />
grundlegend neue Methoden in der Heidepflege zum Einsatz kommen, so werden auch<br />
diese Arbeiten wieder durch entsprechende Bestandserfassungen in ihrer Wirkung<br />
untersucht werden.<br />
Die Hamburger Wasserwerke sind im Norden des Naturschutzgebietes im Rahmen des<br />
Beweissicherungsverfahrens zu den Auswirkungen der Grundwasserentnahme zur<br />
kontinuierlichen Erstellung einer ganzen Reihe von pflanzensoziologischen Bestandsaufnahmen<br />
verpflichtet.<br />
Beginnend mit dem Jahr 2002 wurde es durch den Einsatz eines GIS möglich, auch<br />
innerhalb der großen Heideflächen relativ standortgenau die Wuchsorte bedrohter Arten<br />
zu erfassen. 2005 erfolgte die Standortbestimmung innerhalb der Heideflächen<br />
zum größten Teil durch Einsatz eines GPS-Gerätes. Diese Methode, durch die sich ein<br />
sehr genaues räumliches Verteilungsmuster innerhalb der Heiden dokumentieren lässt,<br />
wird, verschnitten mit den Daten zur mechanischen Heidepflege, in den kommenden<br />
Jahren sicherlich eine ganze Reihe abgesicherter Rückschlüsse zum Erfolg der Pflegemaßnahmen<br />
ermöglichen. 2005 konnten auf diese Weise über 15.000 Standorte gefährdeter<br />
Gefäßpflanzen innerhalb der Heiden dokumentiert werden, wobei 90 % dieser<br />
Fundpunkte auf Standorte des Englischen Ginsters (Genista anglica), des Behaarten<br />
Ginsters (Genista pilosa), der Niedrigen Schwarzwurzel (Scorzonera humilis) und<br />
der Quendel-Seide (Cuscuta epithymum) entfielen. Die Bestandserfassungen erfolgen<br />
in der Regel bei den Durchgängen zur Planung der Pflegemaßnahmen für die kommende<br />
Wintersaison. Der große Vorteil dieser Arbeitsweise liegt in der Möglichkeit<br />
einer einfachen Berücksichtigung der Ergebnisse der floristischen (und faunistischen)<br />
Erfassungsdaten gefährdeter Arten.<br />
Die Ergebnisse der Bestandserfassung sowie die im Gelände aufgenommenen Planungen<br />
zur Pflege der Heiden werden am GIS vor der endgültigen Aufnahme in den für<br />
die entsprechende Saison vorgesehenen Pflegeplan miteinander abgeglichen. So ist es<br />
trotz des extrem großen Pflegevolumens möglich, Rücksichten auf die Standorte einzelner<br />
Zielarten (und über sie hoffentlich auch auf die entsprechenden Zönosen) zu<br />
nehmen. Flächen in kritischer Nähe zu besonders gefährdeten Arten, bei denen eine<br />
Bearbeitung dennoch sinnvoll erscheint, werden dann bei der Umsetzung durch Eigenpersonal<br />
oder Firmen besonders intensiv durch das Fachpersonal mit betreut.<br />
Basierend auf den Daten, die im Rahmen des Pflege- und Entwicklungsplanes zusammengetragen<br />
und erhoben wurden, wird seit 1993 eine Flora des Gebietes fortgeschrieben<br />
(KAISER & V.HARLING 1998). Die Fortschreibung erfolgt heute nahezu jähr-
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 131<br />
lich (zuletzt KAISER & MERTENS 2006). Sobald eine entsprechende Anzahl von Neufunden<br />
oder abgesicherten Verlusten von Arten im Gebiet zusammengekommen ist,<br />
wird sie in der Zeitschrift „Floristische Notizen aus der Lüneburger Heide“ veröfentlicht.<br />
Zusammengetragen werden die Daten außer durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
des VNP auch durch ehrenamtliche Botaniker.<br />
Während in der Vergangenheit aus Zeitgründen (auch wegen der erforderlichen umfangreichen<br />
Arbeit zur Abwicklung des Naturschutzgroßprojektes) auf die Aufarbeitung<br />
und Weitergabe floristischer Funddaten an die niedersächsische Fachbehörde für<br />
Naturschutz verzichtet werden musste, wurde die Zusammenarbeit mit der Fachbehörde<br />
ab 2004 intensiviert. Zukünftig wird die Minutenfeldkartierung zumindest für die<br />
vereinseigenen Flächen intensiviert werden, um das Verbreitungsbild der Arten im<br />
Naturschutzgebiet besser dokumentieren zu können.<br />
Die Bewirtschaftung fast aller Heideflächen des Naturschutzgebietes (mit Ausnahme<br />
der absoluten Weideruhezonen) durch Heidschnuckenherden wird aktuell im Rahmen<br />
des Kooperationsprogrammes Biotoppflege gefördert. Um den Erfolg des Einsatzes<br />
der Gelder dieses durch EU-Mittel kofinanzierten Programmes zu dokumentieren,<br />
wurden durch das Land Niedersachsen Erfolgskontrollen zu verschiedensten Tierartengruppen<br />
sowie zur Flora durchgeführt. Die Bestandsaufnahmen werden durch Beauftragung<br />
entsprechender Experten für die jeweilige Artengruppe durchgeführt. In<br />
Absprache mit der Fachbehörde für Naturschutz werden seit 2003 Zwischenberichte<br />
zum Erfolg der Biotopschutzmaßnahmen für die einzelnen Artengruppen erstellt. Den<br />
Zuschlag für die floristischen Erfolgskontrollen erhielt die Arbeitsgruppe Land &<br />
Wasser (ALW). Neben pflanzensoziologischen Bestandsaufnahmen auf repräsentativen<br />
Einzelflächen werden in zweijährigem Abstand Transektbegehungen in den Heiden<br />
durchgeführt, bei denen Strukturparameter für Einzelabschnitte der Transekte aufgenommen<br />
werden (KAISER 2005). Neben den Ergebnissen der Heidschnuckenbeweidung<br />
erfolgt so auch eine Erfolgskontrolle für die Heideflächen des Rinderbeweidungsprojektes.<br />
Um den Ist-Zustand der Flächen des Großvieh-Beweidungsprojektes zu dokumentieren,<br />
wurde eine Reihe von Untersuchungen in Auftrag gegeben. So wurde das gesamte<br />
Areal im Rahmen einer Biotoptypenkartierung bezüglich der Verteilung der Biotope<br />
kartografisch erfasst. Im Rahmen dieser Arbeit wurden alle Artnachweise von Pflanzenarten<br />
der niedersächsischen Roten Liste dokumentiert. Aus Mitteln des<br />
Großprojektes wurde eine Biotoptypenkartierung im Bereich der Roten Flächen 3a und<br />
3b finanziert. Auch hierbei wurden Fundpunkte gefährdeter Pflanzenarten mit erfasst.<br />
Im Rahmen der aktuell durch den VNP beauftragten Erstellung eines Pflege- und Entwicklungsplanes<br />
für die Wälder des VNP sind im Zuge der Bestandsaufnahmen floristische<br />
Besonderheiten der Wälder mit dokumentiert worden. Für zwei Bereiche, die
132 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
durch das Aufkommen zahlreicher Flechten gekennzeichnet waren, wurde eine Bestandserfassung<br />
der Flechtenbestände beauftragt.<br />
Durch den VNP geförderte Forschungs- und Diplomarbeiten<br />
Eine der satzungsgemäßen Aufgaben des <strong>Verein</strong>s ist die Förderung der Forschung zu<br />
Themen des Natur- und Umweltschutzes. Um dieser Aufgabe für das Naturschutzgebiet<br />
nachzukommen, wurde durch den VNP die Gründung der Niedersächsischen Naturschutzakademie<br />
(jetzt Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz) in Schneverdingen<br />
initiiert. Der <strong>Verein</strong> stellte zu diesem Zweck dem Land den Hofkomplex Möhr zur<br />
Verfügung. Während der vergangenen Jahrzehnte wurde von hier aus ein ganzes Bündel<br />
von Forschungsarbeiten im Naturschutzgebiet betreut. Besonders der internationale<br />
Austausch zu Fragen der Heideentwicklung und -pflege wird durch die Naturschutzakademie<br />
koordiniert.<br />
Aufgrund der Verwaltungsreform sind die Aufgaben und Zuständigkeiten der Alfred<br />
Toepfer Akademie für Naturschutz (NNA) aktuell in Bezug auf die Forschungsarbeit<br />
im Gebiet nicht abschließend geklärt. Seitens des VNP bleibt die NNA jedoch das<br />
Bindeglied zwischen der praktischen Arbeit im Gebiet und der Forschung; speziell auf<br />
internationaler Ebene.<br />
Zur Zeit werden in Zusammenarbeit zwischen dem VNP und der Universität Lüneburg<br />
die folgenden Forschungsansätze verfolgt:<br />
Zur Klärung der Frage, wie Wanderkorridore zwischen durch Wäldern getrennten Heideflächen<br />
am effektivsten zu gestalten sind, wird am Beispiel von zwei stenöken<br />
Laufkäferarten die Annahme unterschiedlich gestalteter Korridore im Rahmen einer<br />
auf drei Jahre angelegten Dissertation untersucht. Die Ergebnisse dieser Arbeit können<br />
einen wichtigen Baustein im Hinblick auf eine Vernetzung der Heideflächen im Gebiet,<br />
besonders jedoch über dieses hinaus mit den Heidearealen der benachbarten<br />
Truppenübungsplätze bilden. Vor dem Hintergrund der Entwicklung der zwischen den<br />
Gebieten gelegenen Kiefernforsten, die aktuell fast vollständig in Schattbaumwälder<br />
mit Buche, Fichte oder Douglasie umgewandelt werden, kommt dieser Fragestellung<br />
besondere Bedeutung zu.<br />
Auch der Problematik des Pfeifengraszunahme wird seitens des VNP durch Beobachtungen<br />
im Gebiet große Bedeutung in Bezug auf den Artenschutz zugemessen. Glockenheideanmoore<br />
sind heute im Gebiet bereits wesentlich seltener als noch vor einigen<br />
Jahrzehnten. Sie wurden zu einem großen Teil durch Dominanzbestände des Pfeifengrases<br />
abgelöst. Ähnlich verhält es sich mit vielen Heidelbeer-Kiefernwäldern, in
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 133<br />
denen die Heidelbeere zwischenzeitlich weitgehend zugunsten des Pfeifengrases zurückgedrängt<br />
wurde. Eine Promotionsarbeit soll die Frage der Zunahme des Pfeifengrases<br />
in trockenen Sandheiden und Anmooren vor dem Hintergrund der sich permanent<br />
durch atmogene Einträge verschiebenden Nährstoffverhältnisse zwischen Phosphor<br />
und Stickstoff beleuchten.<br />
Im Rahmen einer Diplomarbeit sollen 2006 die Grünlandbestände des VNP in Bezug<br />
auf ihre Bewirtschaftung und das resultierende Arteninventar der Gefäßpflanzen untersucht<br />
werden. Im Rahmen einer weiteren Untersuchung sollen Habitatmodelle für die<br />
Zinnoberrote Röhrenspinne (Eresus cinnaberinus) erstellt werden.<br />
Aus den oben aufgelisteten Arbeiten lassen sich für viele Fragestellungen einer Erfolgskontrolle<br />
Ergebnisse ableiten. Eine auf die Projekte des Naturschutzgroßprojektes<br />
abgestimmte Erfolgskontrolle ist nicht angedacht. Die Förderung der Forschungsarbeiten<br />
zum Arteninventar des Gebietes und zur Effizienz der Maßnahmen ist dem VNP<br />
allerdings ein wichtiges Anliegen, um die permanent erforderlichen Landschaftspflegemaßnahmen<br />
sowohl unter ökologischen als auch ökonomischen Aspekten entsprechend<br />
dem aktuellsten Wissenstand umzusetzen.<br />
7. Zusammenfassung<br />
Das Naturschutzgroßprojekt Lüneburger Heide lief von 1991 bis Dezember 2004. In<br />
das Kerngebiet dieses Großprojektes wurde eine Fläche von 12.078 ha aufgenommen,<br />
die komplet im Naturschutzgebiet „Lüneburger Heide“ liegt. Insgesamt wurden im<br />
Rahmen des Projektes 8.947.171,03 € für Flächenankäufe sowie 1.352.397,50 € für<br />
langfristige Pachten verausgabt. Durch diese Mittel konnten 363,63 ha Heide, 178,14<br />
ha Grünland sowie 877,12 ha Wald angekauft werden. Die langfristige Anpacht beläuft<br />
sich auf ein Volumen von 931,93 ha. Ersteinrichtende Biotopschutzmaßnahmen<br />
wurden auf diesen Flächen mit einem Finanzvolumen von 3.199.995.40 € umgesetzt.<br />
Im Rahmen der Pflege- und Entwicklungsplanung wurden erstmalig für das Gebiet<br />
Bestandsaufnahmen von Tier- und Pflanzenarten erhoben, die eine Bewertung des Ist-<br />
Zustandes, der Defizite und, daraus abgeleitet, der erforderlichen biotoplenkenden<br />
Maßnahmen ermöglichten. Das Naturschutzgroßprojekt ermöglichte die Renaturierung<br />
langer Abschnitte der meisten Fließgewässer im Schutzgebiet. Durch Renaturierungsmaßnahmen<br />
im Pietzmoor-Komplex wurden deutliche Wasserstandsanhebungen in<br />
den zentralen Moorkörpern des Pietzmoores, des Möhrer Moores und des Bockheberer<br />
Moores erreicht. Nach Jahrzehnten der Nährstoffanreicherung in den Heiden durch<br />
atmogene Einträge gelang es durch die Mittel des Naturschutzgroßprojektes, durch<br />
Biomassenentnahme über ein breites Maßnahmenspektrum eine positive Austragsbi-
134 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
lanz zu erreichen. Die Altheideflächen zeigen sich nach Abschluss des Projektes heute<br />
strukturreich und weisen in allen Arealen Teilflächen mit geringer Rohhumusbelastung<br />
auf.<br />
Durch Abzug der militärischen Übungskräfte aus einem über 3.500 ha großen Areal<br />
des heutigen Naturschutzgebietes ergab sich während der Projektlaufzeit die große<br />
Chance zur Renaturierung der durch Panzer verwüsteten Übungsflächen. Die im Rahmen<br />
des Großprojektes durchgeführten Maßnahmen zur Gehölzentnahme, zur Heideeinsaat<br />
und zur Sicherung der Dauerpflege durch eine Heidschnuckenherde bilden eine<br />
entscheidende Grundlage für die Vergrößerung der Heideflächen im Gebiet auf heute<br />
über 5.200 ha.<br />
Infolge der biotoplenkenden Maßnahmen konnten sich die Bestände der meisten bestandsgefährdeten<br />
Arten im Gebiet der Lüneburger Heide erhalten oder deutlich stabilisieren.<br />
Hervorzuheben ist hier besonders die positive Bestandsentwicklung des Birkhuhns.<br />
Eine Besonderheit des Projektes liegt darin, dass vorrangig Kulturlandschaften (besonders<br />
Heiden) gesichert und gepflegt wurden. Somit ist der <strong>Verein</strong> <strong>Naturschutzpark</strong><br />
als Projektträger gemeinsam mit dem Land Niedersachsen nach Abschluss des Projektes<br />
in besondern Maße gefordert, die durch Projektmittel erworbenen und erstinstandgesetzten<br />
Flächen in eine Dauerpflege zu überführen und somit langfristig einen guten<br />
Erhaltungszustand zu sichern. Die Sicherung dieser Dauerpflege ist durch die Übernahme<br />
der Nutzung durch den <strong>Verein</strong> und dem vereinseigenen Landschaftspflegehof<br />
Tütsberg dauerhaft gewährleistet.<br />
8. Quellenverzeichnis<br />
BAUER, H.-G., FIEDLER, W., BEZZEL, E. (2005): Das Kompendium der Vögel Mitteleuropas –<br />
Alles über Biologie, Gefährdung und Schutz. 2. vollständig überarbeitete Auflage. - Wiebelsheim.<br />
BELTZ, H. (2000): Versuchserfahrungen mit Schopper-Kompost als Subrat für Ericaceen. -<br />
Landwirtschaftskammer Weser-Ems, Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau; Bad Zwischenahn.<br />
BÜSCHER, E., KAISER, T., HEINTZMANN, A. (2002): Biotoptypenkartierung im Bereich der<br />
ehemaligen Roten Flächen 3a und 3b im Naturschutzgebiet „Lüneburger Heide“. –Arbeitsgruppe<br />
Land & Wasser, Gutachten im Auftrage des <strong>Verein</strong>s <strong>Naturschutzpark</strong> e.V.; Niederhaverbeck.<br />
CLAUSNITZER, C., CLAUSNITZER, H.-J. (2005): Die Auswirkung der Heidepflege auf das Vorkommen<br />
der vom Aussterben bedrohten Heideschrecke (Gampsocleis glabra, Herbst 1786) in<br />
Norddeutschland. –Articulata 20 (1): 23-35; Erlangen.
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 135<br />
CORD-LANDWEHR, K. (2001): Laborversuche zur Kompostierung von Choppermaterial aus<br />
der Heidepflege. –Gutachten im Auftrage des <strong>Verein</strong>s <strong>Naturschutzpark</strong> e.V.<br />
CORDES, H., KAISER, T., V.D.LANCKEN, H., LÜTKEPOHL, M., PRÜTER, J. (Hrsg.) (1997): Naturschutzgebiet<br />
Lüneburger Heide. Geschichte - Ökologie - Naturschutz. - Bremen.<br />
CORING, E., SCHOSSIG, A. (2004): Strukturgütekartierung in Radenbach, Schmaler Aue und<br />
Bohnenkorbbach. - ECO Ring, Gutachten erstellt im Auftrag des Umweltinstitut Höxter; Hardegsen.<br />
DIEMONT, W.H., JANSEN, J., BEIJE, H. (1997): Fire as a management tool in Dutch heathlands.<br />
–NNA-Berichte 10 (5): 130 –134; Schneverdingen.<br />
EIGNER, J., SCHMATZLER, E. (1991): Handbuch des Hochmoorschutzes. –Naturschutz aktuell<br />
4: 158 S.; Greven.<br />
FOTTNER, S., NIEMERYER, T., SIEBER, M., HÄRDTLE, W. (2004): Einfluss der Beweidung auf<br />
die Nährstoffdynamik von Sandheiden. –NNA-Berichte 17 (2): 80-91; Schneverdingen.<br />
GARVE, E. (1993): Rote Liste der gefährdeten Farn- und Blütenpflanzen in Niedersachsen und<br />
Bremen. –Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen 13 (1): 1-37; Hannover.<br />
GARVE, E. (2004): Rote Liste und Florenliste der Farn- und Blütenpflanzen in Niedersachsen<br />
und Bremen. –Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen 24 (1): 1-76; Hildesheim.<br />
GEDEON, K., MITSCHKE, A., SUDFELDT, C. (Hrsg.) (2006): Brutvögel in Deutschland. Erster<br />
Bericht. - Hohenstein-Ernstthal.<br />
HABEL, J.C. (2003): Auswirkungen der Fragmentierung von Lebensräumen am Beispiel von<br />
Maculinea alcon. - Diplomarbeit am Institut für Ökologie und Umweltchemie - Universität<br />
Lüneburg.<br />
HAGIUS, A. (1997): Das Naturschutzgroßprojekt. –In CORDES et al. (1997): 337-340; Bremen.<br />
HANSTEIN, U., STURM, K. (1986): Waldbiotopkartierung im Forstamt Sellhorn - Naturschutzgebiet<br />
Lüneburger Heide.- Aus dem Walde 40: 197 S.; Hannover.<br />
HÄRDTLE, W., FRISCHMUTH, M. (1998): Zur Stickstoffbilanz nordwestdeutscher Zwergstrauchheiden<br />
und ihre Störung durch atmogene Einträge (dargestellt am Beispiel des NSG<br />
Lüneburger Heide). –Jahrbuch des Naturwissenschaftlichen <strong>Verein</strong>s für das Fürstentum Lüneburg<br />
41: 197 –204; Lüneburg.<br />
HÄRDTLE, W., FOTTNER, S., NIEMEYER, T., SIEBER, M., MOHAMED, A. (2004): Nährelementaustrag<br />
aus Hedeökosystemen durch verschiedene Pflegeverfahren –eine integrierende Betrachtung.<br />
–NNA-Berichte 17 (2): 123-125; Schneverdingen.<br />
HOFMEISTER, H., GARVE, E. (1998): Lebensraum Acker, 2. Auflage. –322 S.; Hamburg.<br />
HÜBNER, G. (1999): Renaturierung von Schmaler Aue und Sprengebach - Gewässerökologische<br />
Untersuchungen nach Umsetzung der Maßnahmen. –Gutachten der Alfred Toepfer Akademie<br />
für Naturschutz; Schneverdingen.<br />
ING.-BÜRO BEUSSE & DR. SCHMIDT (2002): Kompostierung von Humusmaterialien aus der<br />
Heidepflege, Abschätzung und Beurteilung möglicher Auswirkungen auf das Grundwasser. –<br />
Gutachten im Auftrage des <strong>Verein</strong>s <strong>Naturschutzpark</strong> e.V.; Tostedt.<br />
KAISER, T. (1997): Der Pflege- und Entwicklungsplan. - In CORDES et al. (1997): 341-352,<br />
Bremen.
136 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
KAISER, T. (1999a): Konzeptioneller Aufbau eines Pflege- und Entwicklungsplanes - dargestellt<br />
am Beispiel des Naturschutzgroßprojektes „Lüneburger Heide“. - Angewandte Landschaftsökologie<br />
18: 7-27; Bonn - Bad Godesberg.<br />
KAISER, T. (1999b): Bewertungen im Rahmen eines Pflege- und Entwicklungsplanes - dargestelt<br />
am Beispiel des Naturschutzgroßprojektes „Lüneburger Heide“. - Angewandte Landschaftsökologie<br />
18: 55-68; Bonn - Bad Godesberg.<br />
KAISER, T. (2003a): Der Keulenbärlapp kehrt zurück. - Naturschutz- und Naturparke 188: 24;<br />
Niederhaverbeck.<br />
KAISER, T. (2003b): Biotoptypenkartierung im Bereich geplanter Weideflächen bei Wilsede<br />
und im Radenbachtal im Naturschutzgebiet „Lüneburger Heide“. –Arbeitsgruppe Land &<br />
Wasser, Gutachten im Auftrage des <strong>Verein</strong>s <strong>Naturschutzpark</strong> e.V.; Beedenbostel.<br />
KAISER, T. (2003c): Nachträge zur Florenliste für das Naturschutzgebiet „Lüneburger Heide“.<br />
- Floristische Notizen aus der Lüneburger Heide 11: 13-18; Beedenbostel.<br />
KAISER, T. (2004): Feuer und Beweidung als Instrumente zur Erhaltung magerer Offenlandschaften<br />
in Nordwestdeutschland –Operationalisierung der Forschungsergebnisse für die naturschutzfachliche<br />
Planung. - NNA-Berichte 17 (2): 213-221; Schneverdingen.<br />
KAISER, T. (2005): Floristische und vegetationskundliche Erfolgskontrolle auf den Sandheiden<br />
und Magerasen im Projekt „Lüneburger Heide“. –Naturschutz und Biologische Vielfalt<br />
22: 23-34; Bonn –Bad Godesberg.<br />
KAISER, T., HARLING, H.-J.V. (1998): Die Farn- und Blütenpflanzen des Naturschutzgebietes<br />
„Lüneburger Heide“. - Braunschweiger Naturkundliche Schriften 5 (3): 667-683; Braunschweig.<br />
KAISER, T., MERTENS, D.: (2003): Die Entwicklung der ehemaligen Roten Flächen im Naturschutzgebiet<br />
„Lüneburger Heide“ neun Jahre nach Einstelung des militärischen Übungsbetriebes.<br />
- Jahrbuch 2004 Landkreis Soltau-Fallingbostel, S. 186-194; Soltau.<br />
KAISER, T., MERTENS, D. (2005): Zweiter Nachtrag zur Florenliste für das Naturschutzgebiet<br />
„Lüneburger Heide“. –Floristische Notizen aus der Lüneburger Heide 13: 9-20; Beedenbostel.<br />
KAISER, T., MERTENS, D. (2006): Dritter Nachtrag zur Florenliste für das Naturschutzgebiet<br />
„Lüneburger Heide“. –Floristische Notizen aus der Lüneburger Heide 14: 9-14; Beedenbostel.<br />
KAISER, T., STUBBE, A. (2004): Mittelfristige Vegetationsentwicklung auf Pflegeflächen in<br />
Sandheiden des Naturschutzgebietes „Lüneburger Heide“. - NNA-Berichte 17 (2): 137-144;<br />
Schneverdingen.<br />
KAISER, T., WOHLGEMUTH, J. (2002): Schutz-, Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen für Biotoptypen<br />
in Niedersachsen; beispielhafte Zusammenstellung für die Landschaftsplanung. –<br />
Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen 22 (4): 169-242; Hildesheim.<br />
KAISER, T. et al. (1995): Pflege- und Entwicklungsplan Lüneburger Heide. –Gutachten im<br />
Auftrage des <strong>Verein</strong>s <strong>Naturschutzpark</strong> e.V., 16 Bände, 2940 S.; Celle.<br />
KEIENBURG, T., PRÜTER, J. (Hrsg.) (2004): Feuer und Beweidung als Instrumente zur Erhaltung<br />
magerer Offenlandschaftenin in Nordwestdeutschland –Ökologische und sozioökonomische<br />
Grundlagen des Heidemanagements auf Sand- und Hochmoorstandorten. –NNA-<br />
Berichte 17 (2): 221 S.; Schneverdingen.
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 137<br />
KOOPMANN, A. (2001): An Naturschutzzielen und historischer Heidebauernwirtschaft orientierte<br />
Landwirtschaft auf Sandböden. Fallstudie Landschaftspflegehof Tütsberg (Lüneburger<br />
Heide). –Göttinger Bodenkundliche Berichte 114: 247 S.; Göttingen.<br />
KOOPMANN, A., MERTENS, D. (2004): Ofenlandmanagement im Naturschutzgebiet „Lüneburger<br />
Heide“ –Erfahrungen aus Sicht des <strong>Verein</strong>s <strong>Naturschutzpark</strong>. - NNA-Berichte 17 (2):<br />
44-61. Schneverdingen.<br />
LÜTKEPOHL, M. (1993): Maßnahmen zur Pflege von Heidelebensräumen in Nordwestdeutschland.<br />
–Naturschutz und Landschaftspflege in Brandenburg 2 (4) 15-18; Potsdam.<br />
LÜTKEPOHL, M (1998): Die naturkundliche Arbeitsgruppe im Naturschutzgebiet Lüneburger<br />
Heide. - Naturschutz- und Naturparke 163: 37-38; Niederhaverbeck.<br />
LÜTKEPOHL, M. (2001): Die Entwicklung von Sandheiden, Moorheiden und Ackerbrachen<br />
unter dem Einfluss der Beweidung durch Heidschnucken. –Natur- und Kulturlandschaft 4:<br />
217-223; Höxter.<br />
LÜTKEPOHL, M. (2002): Die Heidelandschaft im Naturschutzgebiet Lüneburger Heide –Entwicklungsgeschichte,<br />
Ökologie und Management. –Oldenburger Geoökologische Studien 5:<br />
135-160; Oldenburg.<br />
LÜTKEPOHL, M., KAISER, T. (1997): Die Heidelandschaft. –In CORDES et al. (1997): 87-100;<br />
Bremen.<br />
LÜTKEPHOL, M., PRÜTER, J. (2000): Die Vögel im Naturschutzgebiet Lüneburger Heide. –<br />
200 S.; Bremen.<br />
LÜTKEPOHL, M., PRÜTER, J., PFLUG, W., TÖNNIESSEN, J., HANSTEIN, U. (1996): Entwicklungskonzept<br />
für die im Eigentum des <strong>Verein</strong>s <strong>Naturschutzpark</strong> befindlichen militärischen<br />
Übungsflächen im Naturschutzgebiet „Lüneburger Heide“. –NNA-Berichte 9 (1): 105-121;<br />
Schneverdingen.<br />
LÜTKEPOHL, M. (2002): Die Heidelandschaft im Naturschutzgebiet Lüneburger Heide –Entwicklungsgeschichte<br />
, Ökologie und Management. –Oldenburger Geoökologische Studien 5:<br />
135-160; Oldenburg.<br />
MOCKENHAUPT, M. (2003): Untersuchungen des Stickstofftransfers durch Schnuckenbeweidung<br />
im Naturschutzgebiet Lüneburger Heide. - Diplomarbeit im Studiengang „Angewandte<br />
Umweltwisenschaften“ an der Universität Trier; Trier.<br />
NATURKUNDLICHE ARBEITSGEMEINSCHAFT DES NATURSCHUTZGEBIETES LÜNEBURGER HEIDE<br />
(1987 - 2004). Vogelkundliche Jahresberichte der Naturkundlichen Arbeitsgemeinschaft des<br />
Naturschutzgebietes Lüneburger Heide (1987 - 2004). - Unveröffentlichte Gutachten; Schneverdingen<br />
–Niederhaverbeck.<br />
NIEMEYER, T., FOTTNER, S., MOHAMED, A., SIEBER, M., HÄRDTLE, W. (2004): Einfluss kontrollierten<br />
Brennens auf die Nährstoffdynamik von Sand- und Moorheiden. - NNA-Berichte<br />
17 (2): 65-79; Schneverdingen.<br />
NLWKN –Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz<br />
(2006): Stickstoffeinträge nach Eintragspfaden und ihre Anteile an den Gesamteinträgen. –<br />
Hannover.<br />
PELZER, H. (1975): Untersuchungen zur Entwicklung des Landschaftsbilds im Naturpark Lüneburger<br />
Heide –Erläuterung zur Entwicklung einer Karte der Landnutzung um 1850. - Unveröffentlichtes<br />
Manuskript, Institut für Landschaftskunde und Naturschutz, Universität<br />
Hannover.
138 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007<br />
PFLUG, W., PRÜTER, J., HANSTEIN, U., TÖNNIESSEN, J., LÜTKEPOHL, M., WILLENBOCKEL, C.<br />
(1997): Das ehemalige Militärgelände. –In CORDES et al. (1997): 145-154; Bremen.<br />
PODLOUCKY, R., FISCHER, C. (1994): Rote Listen der gefährdeten Amphibien und Reptilien in<br />
Niedersachsen und Bremen (3. Fassung). –Informationsdienst Naturschutz Niedersachsen 14:<br />
109-120; Hannover.<br />
PRÜTER, J., LÜTKEPOHL, M., WÜBBENHORST, J. (2004): Untersuchungen zur Bestandsentwicklung<br />
ausgewählter Brutvogelarten im NSG „Lüneburger Heide“ als Beitrag zur Entwicklungskontrolle<br />
im Heidemanagement. - NNA-Berichte 17 (2): 165-175; Schneverdingen.<br />
PRÜTER, J., RÖHRS, U., WÜBBENHORST, J. (2003): Brutbestandserfassung im Rahmen des<br />
Monitorings im EU-Vogelschutzgebiet und NSG „Lüneburger Heide“ (V24) im Jahre 2003. -<br />
Erstellt durch die Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz im Auftrag des Niedersächsischen<br />
Landesamtes für Ökologie; Schneverdingen.<br />
PRÜTER, J., RÖHRS, U., WÜBBENHORST, J. (2005): Brutbestandserfassung im Rahmen der<br />
Effizienskontrollen von Naturschutzprogrammen unter ProLand Niedersachsen –hier Kooperationsprogramm<br />
Biotoppflege –im EU-Vogelschutzgebiet und NSG „Lüneburger Heide“<br />
(V24). - Erstellt durch die Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz im Auftrag des Niedersächsischen<br />
Landesamtes für Ökologie; Schneverdingen.<br />
PRÜTER, J., WÜBBENHORST, J. (2004): Zur Situation des Birkhuhns (Tetrao tetrix) im Naturschutzgebiet<br />
Lüneburger Heide. –Jahrbuch des Naturwissenschaftlichen <strong>Verein</strong>s für das Fürstentum<br />
Lüneburg 43: 73-82; Lüneburg.<br />
PRÜTER, J., WÜBBENHORST, J. (2005): Langfristige Bestandserfassung ausgewählter Brutvogelarten<br />
als Beitrag zur Erfolgskontrole im Projektgebiet „Lüneburger Heide“. –Naturschutz<br />
und Biologische Vielfalt 22: 155-167; Bonn –Bad Godesberg.<br />
REUSCH, H. (1994): Dokumentation der Veranstaltung: Ökologisches Großpraktikum „Gewäserökologie“.<br />
Bericht des Kompaktkurses vom 13.07. –22.07.1994. - Universität Lüneburg.<br />
REUSCH, H. (2004): Limnofaunistische Untersuchungen zum „Beweidungsprojekt Radenbach/Schmale<br />
Aue“ im Naturschutzgebiet Lüneburger Heide. - Büro für angewandte Limnologie<br />
und Landschaftsökologie (BAL), Gutachten im Auftrag des <strong>Verein</strong>s <strong>Naturschutzpark</strong><br />
e.V.; Suhlendorf.<br />
ROEDER, B.V. (1997): Die Naturschutzgebietsverordnung. –In CORDES et al. (1997: 317-322;<br />
Bremen.<br />
SIEBER, M., FOTTNER, S., NIEMEYER, T., HÄRDTLE, W. (2004): Einfluss maschineller Pflegeverfahren<br />
auf die Nährstoffdynamik von Sandheiden. –NNA-Berichte 17 (2): 92-107; Schneverdingen.<br />
STUBBE, A. (2000): Die Entwicklung der Roten Flächen im Naturschutzgebiet Lüneburger<br />
Heide. Beispiele der Roten Flächen 1 und 2. –<strong>Verein</strong> <strong>Naturschutzpark</strong>, Fotodokumentation.<br />
STURM, K. (1988): Untersuchungen zur Brutvogel-Siedlungsdichte in Wäldern des Forstamts<br />
Sellhorn mit Artenliste der Brutvögel des Forstamts Sellhorn. - Unveröffentlichtes Manuskript;<br />
Bispingen.<br />
SÜDBECK, P., ANDRETZKE, H., FISCHER, S., GEDEON, K., SCHIKORE, T. SCHRÖDER, K.,<br />
SUDFELDT, C. (Hrsg.) (2005): Methodenstandards zur Erfassung der Brutvögel Deutschlands.<br />
- Radolfzell.
VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007 139<br />
UMWELT INSTITUT HÖXTER GRUPPE ÖKOLOGIE UND PLANUNG (2005): Faunistische Bestanderhebung<br />
der Nachtfalterfauna im Bereich des Radenbachtals und Wilsede im NSG Lüneburger<br />
Heide –als Teilbaustein zum LEADER+-Projekt „Überprüfung und Weiterentwicklung<br />
der bisherigen Entkusselungsverfahren unter ökonomischen und ökologischen Gesichtspunkten.<br />
- Gutachten erstellt im Auftrag des <strong>Verein</strong>s <strong>Naturschutzpark</strong> e.V.; Höxter.<br />
UMWELT INSTITUT HÖXTER GRUPPE ÖKOLOGIE UND PLANUNG/ARGE WEIDETIERE &<br />
LANDSCHAFT (2004): Gutachterliche Stellungnahme zur Einschätzung der Beweidungsfolgen<br />
im NSG Lüneburger Heide im Bereich des zukünftigen Beweidungsvorhabens „Radenbachtal“<br />
und „Schmale Aue“. - Gutachten erstellt im Auftrag des <strong>Verein</strong>s <strong>Naturschutzpark</strong> e.V.;<br />
Höxter.<br />
WILKENS, H. (1981): Faunistisch-ökologische Charakterisierung und Bewertung der Heidegebiete<br />
im „<strong>Naturschutzpark</strong> Lüneburger Heide“. –Band 1: Zusammenfassende Darstellung,<br />
ökologischer Intaktheitsgrad, Leitlinien eines Pflegeplanes. –Gutachten im Auftrag der Bezirksregierung<br />
Lüneburg; Hamburg.<br />
WORMANNS, S. (2004): Das Beweidungsprojekt mit Rindern und Pferden im Radenbachtal. -<br />
Naturschutz- und Naturparke 192: 29-34; Bispingen.<br />
WÜBBENHORST, J. (2005): Grundlagen für ein Artenhilfsprogramm „Birkhuhn in Niedersachsen“.<br />
- Gutachten der Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz im Auftrag des Niedersächsischen<br />
Landesamtes für Ökologie; Schneverdingen.<br />
WÜBBENHORST, J., RÖHRS, U. (2004): Vogelkundlicher Jahresbericht. –Unveröffentliches<br />
Manuskript, Niederhaverbeck.
140 VNP-Schriften 1 –Niederhaverbeck 2007