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ARD-Sonntagskrimi Der Münster-»Tatort« im Schnellcheck

Paranoia auf die putzige Art: In einer Laubenkolonie mit Ökospießern stoßen Boerne und Thiel auf ein Terrornetzwerk mit Bio-Gütesiegel. Dieser »Tatort«-Ulk kann Restspuren von Wahrheit enthalten.
Darsteller Axel Prahl und Jan Josef Liefers: Paranoia auf die putzige Art

Darsteller Axel Prahl und Jan Josef Liefers: Paranoia auf die putzige Art

Foto: Thomas Kost / WDR

Das Szenario:

Kompostieren und konspirieren: In einem Schrebergarten wird die Leiche einer älteren Dame gefunden, die offenbar überall auf der Welt Anschläge begangen hat. Bei ihren Ermittlungen finden Boerne (Jan Josef Liefers) und Thiel (Axel Prahl) unter dem Möhrchenbeet der Toten auch noch die Leiche eines Polizisten, der vor 30 Jahren als »Horst, der rote Bulle« Revolutionärinnenherzen höher schlagen ließ. Beim Wühlen im ökologisch korrekten Kleingartenbetrieb tun sich linke Umtriebe und Agententerror auf.

Der Clou:

Die Laube ist nicht genug. Amüsant, wie hier die Spießerscholle zur Operationsbasis für ein Terrornetzwerk Bond'schen Ausmaßes wird - mit interessanten Parallelen zur Zeitgeschichte und zur unmittelbaren Gegenwart: Eine Spur führt zu den Zwei-plus-vier-Gesprächen, die 1990 bei einem Treffen des damaligen deutschen Außenministers Hans-Dietrich Genscher mit seinem sowjetischen Amtskollegen Eduard Schewardnadse im Rathaus von Münster vorbereitet wurden. Und das Terrornetzwerk mit Gütesiegel in der Gartenlaube erinnert ein bisschen ans Berliner Biotop der gerade aufgeflogenen RAF-Frau Daniela Klette auf .

ChrisTine Urspruch als Silke Haller: Mein Garten, mein Giftschrank

ChrisTine Urspruch als Silke Haller: Mein Garten, mein Giftschrank

Foto: Thomas Kost / WDR

Das Bild:

Mein Garten, mein Giftschrank. Gerichtsmedizinerin Silke Haller (ChrisTine Urspruch) streunt durch die Laubenbeete des Mordopfers und zählt dem Kollegen Boerne am Telefon auf, was dort alles wächst: Schwarze Tollkirsche, Herbstzeitlose, Engelstrompete. Boernes Reaktion: »Hat diese Dame irgendwas angepflanzt, was nicht tödlich ist?«

Der Dialog;

Der Proll Thiel wurde in der Laube des Opfers überfallen, der Snob Boerne versorgt seine Wunde.

Boerne: »Überfallen im Schrebergarten? Das waren einmal proletarische Oasen hemdsärmeliger Kameradschaft, wo fleißige Arbeiter liebevoll Spalierobst schnitten und dem kargen Boden die Rüben für den abendlichen Eintopf abrangen. Und was ist heute los? Da sind irgendwelche Wohlstandsverwahrlosten und betreiben Urban Gardening.«

Thiel: »Sie überraschen mich doch immer wieder, Boerne. Dass ausgerechnet Sie sich zum Fürsprecher des kleinen Mannes aufschwingen.«

Boerne: »Wenn der kleine Mann weiß, wo seine Scholle endet, dann hat der große Mann auf dem Golfplatz des Lebens seine Ruhe.«

Der Song:

»Little Drop Of Poison« von Rebecca Bakken . Der Gothic-Jazz, den die norwegische Sängerin frei nach Tom Waits interpretiert, wird angespielt, als die Ermittler nachts im giftig wuchernden Schrebergarten die zweite Leiche ausbuddeln.

Die Bewertung:

8 von 10 Punkten. Paranoia auf die putzige Art: Dieser toxische »Tatort«-Ulk kann Restspuren von Wahrheit enthalten.

Die Analyse:

Lesen Sie bitte hier weiter !

»Tatort: Unter Gärtnern«, Sonntag, 20.15 Uhr, Das Erste

Fotostrecke

Kommissar-Karussell: Alle »Tatort«-Teams im Überblick

Foto: Claudia Konerding / dpa