Königsleiten

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Der Speicher Durlaßboden mit Blickrichtung nach Nordwesten. Rechts unten Teile von Hochkrimml, darüber die Gerlos Alpenstraße und darüber ein Teil von Königsleiten.
Karte
Konigsleiten - Planetarium Sterngucker

Königsleiten ist eine Ortschaft der Gemeinde Wald im Pinzgau am Gerlospass im Bezirk Zell am See.

Geschichte

Entstehung

Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde aus dem bis dahin aus nur einigen Almhütten bestehende Teil von Wald im Pinzgau ein Feriendorf für Zweitwohnbesitzer. Stefan Kruckenhauser, ein Skipionier und "Vater" des Wedeln, meinte bereits 1958, "dass das Gebiet um den Gerlospass wintersportmäßig außerordentlich attraktiv wäre, aber leider Raum ohne Volk" sei. Daraufhin wurde vom damaligen Bürgermeister der Gemeinde Wald im Pinzgau, Melchior Stöckl, und dem Gemeindesekretär Alois Hölzl erstellten in mit der Landesregierung Salzburg einen Entwicklungsplan für ein "Feriendorf mit almdörflichem Charakter".

1962 wurde dann ein Bebauungsplan von von Helmut Sylvester-Keidl erstellt, der Häuser für etwa 1 500 bis 1 800 Feriengäste vorgesehen hatte. Neben den Wohnungen waren auch ein Verwaltungsbau, ein Tennisplatz, eine Minigolfanlage, eine Post, ein Gendarmerieposten und sogar ein Hubschrauberlandeplatz vorgesehen. Die Landschaft sollte nur locker verbaut werden, dazwischen sollen Skiabfahrten bzw. Skizufahrten zu den einzelnen Häuserblöcken möglich sein. Gebaut werden sollte auf der südlichen Seite der Königsleitenspitze, wo sich die Kothalpe befand. Die Kothalpe war im Besitz der Bergbauern Fritz Kröll (Mitterhausbauer) und Andreas Bachmeier (Steigerbauer). Die Familien Strasser und Eberharter besaßen die für die Errichtung der Skiliftanlagen erforderlichen Grundstücke.

Erster Ausbau

Königsleiten-Liftanlage

Die heutige Königsleiten Dorfbahn wurde am 12. Oktober 1968 als ein-Sessellift in Betrieb genommen. Im Dezember des gleichen Jahres dann wurden die ersten zwölf Skihütten an neue Königsleitener Bürger übergeben. Die einzige gastronomische Verpflegungseinrichtung für sie betrieb Fritz Kröll in seinem Liftstüberl neben der Talstation. Schon 1969 wurde aus dieser ehemaligen Almhütte der Alpengasthof Kröll, der auch über einigen "Fremdenbetten" verfügte, wie das damals noch genannt wurde (Fremdenzimmer, Fremdenbetten). Das erste Appartementhaus konnte um Weihnachten 1969 eröffnet werden. Es gehörte Melchior Stöckl Hochleger. 32 neue Königsleitner konnten die bereits voll eingerichtet Appartements inklusive Geschirr, Töpfe und Bettwäsche übernehmen. Nun siedelten sich auch weitere Pinzgauer Familien in Königsleiten an.

Marianne Scarazzini baute auf den Resten des vor Jahren abgebrannten Gästehauses der Wiesbadener Heil- und Kurgesellschaft eine Holzhütte, in der später der erste Spar-Markt der Familie Vorderegger Platz fand. Dann entstanden ein Sportgeschäft von Bergfüher Toni Hölzl, die Skischule Manfred Obermoser und der Gasthof "Ursprung" von Thomas Hölzl. Etwas unterhalb des Gasthofes Ursprung war schon 1968 aus einem Ferienhaus durch Trudl Strasser das "Sonneckalm Kaffeehaus" mit einem kleinen Kramerladen entstanden. Dieser wurde dann schon 1971 durch einen Neubau ersetzt. Neue Eigentümerin wurde Maria Rottensteiner, die neben einem Restaurant auch einen Sportartikelverleih betrieb. Und eine Besonderheit hatte die Sonneckalm vorzuweisen: das erste öffentliche Telefon in Königsleiten.

Der bekannte Skibuchautor Walter Pause kaufte sich eine Skihütte. 1969 begann die Oesterreichische Alpenvereinssektion Edelweiß aus Wien mit dem Bau des Edelweißhauses (1 685 m ü. A.), das 1970 fertiggestellt wurde.

Verbot des Verkaufs an Ausländer

Durch den stetige Ausbau von Königsleiten untersagte im Frühjahr 1972 zunächst die Grundverkehrskommission den Erwerb von österreichischem Grund und Boden durch ausländische Käufer wegen "drohender Überfremdung". Eine von der Österreichischen Nationalbank am 22. November 1972 erlassene Deviseneinfuhrsperre bereitete dann zunächst einmal ein Ende des Aufschwungs.

1973 errichtete die Merkurbau Ges.m.b.H., die bereits Jahre vorher als Gesellschafter in die "Gerlospass-Königsleiten Bergbahnen Gesellschaft m.b.H." eingetreten war, damals noch mit Sitz in München, Bayern, nunmehr in Wald im Pinzgau, das Bergrestaurant "Panoramablick". Pächter wurde die Walder Familie Scarazzini. Familie Scarazzini begann im selben Jahr noch mit dem Bau des "Almhofs Königsleiten". Finanzielle Schwierigkeiten stoppten aber das Vorhaben wieder. Merkurbau übernahm das Objekt, aber die immer noch bestehende Deviseneinfuhrsperre verzögerten die Fertigstellung des Almhofs und anderer im Bau befindlicher Ferienhäuser, sowie die weitere Entwicklung von Königsleiten, noch bis 1977.

Auch der Almhof konnte mit einer Premiere aufwarten. Im Keller entstand der "Alm-Stadl", die erste Diskothek Königsleitens, später Night-Shift, heute Pizzeria.

Die weitere Entwicklung

1986 begannen die Planungen für eine Kapelle begonnen, zu deren Bauausführung 1987 Pinzgauer Betriebe gewonnen werden konnten, die ihre Bauleistungen unentgeltlich erbrachten. Königsleitner Ferienwohnungsbesitzern spendete kräftig, der Merkurbau stellte das Grundstück kostenlos zur Verfügung und durch die tatkräftige Eigenleistung der Königsleitner Einwohner konnte am 4. September 1988 die Christkönigskapelle von Weihbischof Jakob Mayr eingeweiht werden.

In den folgenden Jahren entstanden ein moderner Flachbau mit einem großen Supermarkt, eine Filiale der Raiffeisenbank Wald im Pinzgau und die Hausverwaltung der Appartementhäuser.

Neuerlich gab es etwas Ungewöhnliches im äußersten Westen des Bundeslandes Salzburg zu bestaunen: 1996 wurde mit der Errichtung des Komplexes "Sterngucker" begonnen, in dem neben einem Hotel und Appartementwohnungen auch eine Sternwarte entstand. Dieses höchstgelegene Planetarium Europas wurde vom Potsdamer Astronomen Heinz Tiersch gebaut, der die Sternwarte in diverse weltweite Forschungsarbeiten einbezog. Nach der Pensionierung von Tiersch wurde die Sternwarte von Jürgen Huber betreut.

Internationaler Konflikt um einen Dorfwald 2011 und 2012

Anlass

Da es in Königsleiten nach wie vor zu wenig Hotelbetten gibt, wollte man ein neues Hotel errichten: Skurriler Weise unmittelbar neben der heiß umstrittenen 380-kV-Salzburgleitung. Dazu müsste ein Waldstück gerodet werden. Die dazu notwendigen 0,9 ha liegen in einem Rodungsbereich, für den bereits eine Rodungsbewilligung vorliegt. Nach einem Antrag in den 1990er-Jahren auf Bewilligung von sieben Hektar Rodungsfläche für ein neues räumliches Entwicklungskonzept wurden 3,5 Hektar genehmigt, in denen sich auch dieses Waldstück befindet.

Streitpunkt

Neben nur wenigen Pinzgauern (= Einheimischen) wohnen in Königsleiten aber sehr viele Deutsche und Niederländer (= Ausländer) in ihren Zweitwohnungen. Diese wollten nicht nur Kanalgebühren und Grundsteuern bezahlen. Sie verlangten nun auch, unter der Führung des deutschen Steuerberaters Walter Becker aus München, ein Mitspracherecht. Das wie folgt aussehen würde: In der Wegegenossenschaft meinte bei einer Versammlung der niederländische Baumeister, dass bei ihnen in Utrecht das so gemacht wird. Worauf der Deutsche erwiderte, aber bei ihnen macht man das anders, und die Einheimischen die Auffassung vertreten, dass in Österreich es immer noch so gemacht wird, wie es die Österreicher machen!

Die von Becker gegründete Initiative "Rettet den Königsleitner Wald" zählte 1 748 Mitglieder und war der Auffassung, Königsleiten benötige keine Hotels. Becker gibt auch regelmäßig die Zeitschrift "Der Königsleitner" heraus und würde auch als Bürgermeister kandidieren, hätte er nicht seine Steuerkanzlei in München.

Die Streithähne

Becker gegenüber stand Michael Obermoser, Hotelier in Königsleiten und ÖVP-Landtagsabgeordneter. Er fand es gar nicht lustig, dass Becker in einer der Ausgaben des "Königsleitners" im Jahr 2011 zum an der Salzburgleitung geplanten Hotel meinte, "das sei Elektro-Wellness in Austria, wo der Gast seine Batterien wieder richtig aufladen könne". Und verleitete Obermoser zu einem verbalen Schreianfall gegenüber Becker, der seinerseits seine Aussage, Obermoser hätte eine "wahnsinnige Bauabsicht", wieder zurücknehmen musste.

Becker wollte aber mit dem Argument mitreden, dass Handwerker und Geschäfte zum Großteil von den Zweitwohnungsbesitzern lebten. Dem konterte Obermoser, dass Zweitwohnbesitzer den Einheimischen nichts vorschreiben könnten. Obermoser sah zwar Zweitwohnbesitzer nicht als Eindringlinge, erwähnte aber, dass die Familie Becker seit Jahren über ihn herzog.

Etwas diplomatischer verhielt sich der von den Niederländern gegründete "Almdorfverein". Auch dieser möchte den Wald in Königsleiten erhalten. Doch laut den Statuten des Vereins müssen im Vorstand immer zwei Einheimische, zwei Deutsche und zwei Niederländer sitzen.

2012: Obermoser klagte Becker

Die Diskussion um Zweitwohnsitze nahm 2012 kuriose Auswüchse an. Hotelier Obermoser klagte den deutschen Zweitwohnungsbesitzer Walter Becker wegen übler Nachrede und ehrenrühriger Beleidigung. Becker warf Obermoser vor, illegale Zweitwohnsitze errichtet zu haben. Konkret ging es um Obermosers "Residenz Königsleiten", ein Appartementhaus mit 22 Wohneinheiten. Becker schrieb in seiner zwei Mal jährlich erscheinenden Zeitung "Der Königsleitner", Obermoser habe um eine Betriebserweiterung angesucht und dann still und heimlich elf Wohnungen über einen niederländischen Makler verkauft (in der Gemeinde Wald im Pinzgau würden keine Zweitwohnsitze mehr genehmigt). "Bauspekulanten haben wieder freie Bahn" schrieb Becker.

Obermoser wies die Vorwürfe zurück "Ich habe nie um eine Betriebserweiterung angesucht. Das Haus hat mehrere Eigentümer. Zur Finanzierung haben wir elf Wohnungen verkauft." Das seien keine Zweitwohnungen, sondern Ertragswertwohnungen.[1] "Die Käufer müssen für immer vermieten. Das Vermietrecht liegt bei mir und ich bekommen zehn Prozent Provision. Selbst die die Käufer die Wohnungen nur sechs Wochen im Jahr benützen und sie müssen sich dafür ein Jahr vorher bei mir anmelden." Obermoser sagte gegenüber den SN, Becker stelle ihn permanent als Gesetzesbeuger hin.

Über den Ausgang dieser Geschichte konnten noch keine Quellen gefunden werden.

Geografie

Einwohnerentwicklung

bis 1965 gab es in Königsleiten keine Einwohner im Sinne von Ortsansässigen. Die in der Almwirtschaft tätigen Bergbauern waren nur im Sommer oben in Königsleiten. Durch den Fremdenverkehr waren dann rund 70 echte Bewohner zu zählen. In den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts gab es dann rund 5 000 Gästebetten und mehr als 1 000 Zweitwohnungs-Bewohner.

Wirtschaft

In Königsleiten, das ausschließlich vom Fremdenverkehr lebt, wird der Großteil des Umsatzes durch den Winterurlaub erwirtschaftet. Obwohl Königsleiten ein guter Standort für einen Sommerurlaub wäre (Bergwanderungen, Klettern, aber auch Ausflüge in den Oberpinzgau, auf die Großglockner Hochalpenstraße oder ins Zillertal), sind nicht alle Betriebe während der Monate Juni bis September geöffnet.

Alexander Obermoser ist Gastronom in Königsleiten.

Verkehr und Infrastruktur

Zunächst war Königsleiten nur über die eher steile alte Gerlosstraße, auch "alte Königsleitner Straße" genannt, erreichbar. Die Einwohnerentwicklung machte dann eine neue, deutlich flachere Straße notwendig. Diese wurde von der neuen Gerlos Alpenstraße in den Ort geführt.

Um den Erhalt der Verkehrssicherheit der bis dahin teilweise in Privatbesitz befindlichen Straßen sicherzustellen, wurde Anfang 2000 eine Wegegenossenschaft gegründet. Nach einigen juristischen Problemen begann man 2003 mit der Sanierung des Großteils der Straßenflächen. Dieser Wegegenossenschaft gehören rund 400 Mitglieder an, fünf sind Österreicher, der Rest Deutsche und Niederländer.

Um den steigenden Bedarf an Wasser wie auch Anfall von Abwasser gerecht zu werden, investierte man in den Ausbau der Wasserversorgung. 1996 konnte eine neue Wasserversorgungsanlage mit Ozon-Desinfektion in Betrieb genommen werden.

50 Jahre Alm- und Skidorf Königsleiten

Der Obmann des Verkehrsvereins Königsleiten Alexander Obermoser hält die Festrede, 18.08. 2018

2018 wurde Königsleiten 50 Jahre alt.

Mit einem von der Trachtenmusikkapelle Wald im Pinzgau und der Bundesmusikkapelle Gerlos musikalisch sowie von zahlreichen Vereinen aus Wald im Pinzgau und Gerlos feierlich umrahmten Festakt mit Wortgottesdienst haben die Königsleitner am 18. August 2018 ihr 50-Jahr-Jubiläum begangen.

Der Verkehrsverein Königsleiten lud zu den Feierlichkeiten und begrüßte unter den Festgästen die Bürgermeister Mag. Erich Czerny aus Krimml, Peter Nindl aus Neukirchen am Großvenediger und Hannes Enzinger aus Bramberg am Wildkogel, den Landtagsabgeordneten Michael Obermoser aus der Muttergemeinde Wald im Pinzgau sowie die Vertreter der benachbarten Tourismusverbände. Im Zentrum des Jubiläumsfestes aber standen die Pioniersfamilien, die seit der Gründerzeit bis herauf in die Gegenwart maßgeblich an der Dorfwerdung Anteil nahmen und dem Dorf Leben geben.

Alexander Obermoser, der Obmann des Verkehrsvereins Königsleiten, führte durch das Programm und erinnerte in seiner Festrede daran, dass es ohne den Einsatz der Dorfgründer, der Almbauern und Investoren sowie der ersten Siedler, die sich hier mit ihren Familien niederließen, kein Alm- und Skidorf Königsleiten geben würde. Er richtete seinen Dank an die Gemeinde Wald, an die Gerloser Nachbarn und an alle, die ihren Beitrag zur Entwicklung Königsleitens leisteten, und schloss mit dem Wunsch, dass das Alm- und Skidorf auch in den kommenden 50 Jahren eine lebenswerte Heimat für die Nachkommenden sein möge.

Anton Hölzl überreichte Ehrenbänder an die Obmänner und Obfrauen der Vereine und Bürgermeister Michael Obermoser, der selbst in Königsleiten aufgewachsen ist, verwies in seinen herzlichen Gratulationsworten auf die Besonderheit dieses Ortes und die günstige Fügung des Schicksals für all jene, die Königsleiten heute ihr Zuhause nennen dürfen.

Pünktlich zum Jubiläum gab der Verkehrsverein auch ein neues Buch über die Geschichte Königsleitens heraus. "Königsleiten. Vom Werden eines Alm- und Skidorfes" titelt das Werk, das die Historikerin Sonja Nothdurfter-Grausgruber verfasste und dem Publikum während des Festaktes präsentierte. Auf die Ehrensalve der Gerloser Schützen folgte ein traditioneller Festzug durch das Dorf, der Ehrengäste und Publikum gleichermaßen begeisterte. Musik und Unterhaltung bildeten den Abschluss eines strahlenden Festtages, der den Teilnehmern in schöner Erinnerung verblieb.

Weblink

Quellen

  • Sonja Nothdurfter-Grausgruber, Beitrag über das 50-Jahr-Jubiläum von Königsleiten 2018, 12. September 2018

Einzelnachweis