©Floristisch-soziologische Arbeitsgemeinschaft; www.tuexenia.de; download unter www.zobodat.at
Tuexenia6:127-143. Göttingen 1986
Floristisch —vegetationskundliche Untersuchungen an Pflanzen
gesellschaften des Caricion davallianae Klika 1934 in der nördlichen
Kalkeifel1)
- Walter F. Müller -
ZUSAMMENFASSUNG
Untersucht werden die Cav'ic'Lon davallianae-Geseilschaften in der nördlichen
Kalkeifel unter besonderer Berücksichtigung des nordrhein-westfälischen Tei
les. An Hand von über 50 Vegetationsaufnahmen werden die Assoziationen dieses
Verbandes sowie ihre Kontaktgesellschaften vorgestellt, standörtlich charakte
risiert und die soziologische Feingliederung diskutiert. Einleitend werden
Verbreitung und Standortansprüche seltener Arten der Kalksümpfe des Untersu
chungsgebietes beschrieben.
ABSTRACT
This paper examines the Caricion davallianae plant communities of the northern
Kalkeifel, especially the North Rhine-Westphalian part. The communities (asso
ciations) of this group (alliance), as well as neighboring communities, are
described on the basis of more than 50 vegetation samples. In addition, their
habitats are characterized and their phytosociological subdivisions discussed.
The paper begins by describing the distribution.and habitat requirements of
rare species in the alkaline wetlands (fens) of the area.
EINLEITUNG
Kalkreich-oligotrophe Niedermoore und Sümpfe sind für die Eifel
von mehreren Autoren beschrieben worden (LAVEN & THYSSEN 1959,
Th. MÜLLER 1962, SCHWAAR 1966, KERSBERG 1968, SCHUMACHER 1977,
MÜLLER & SCHUMACHER 1986, u.a.). Die zum Teil kleinflächigen
Sümpfe kommen ganz überwiegend in den Kalkmulden der Eifel im
Bereich flächig austretenden Hang- oder Stauwassers vor. Infolge
von Intensivierung der Landwirtschaft, Wasserwirtschaftsmaßnah
men, Aufforstungen u.a. sind diese schon immer relativ seltenen
Biotope (BOEKER 1957, KLAPP 1965 u.a.) in den letzten Jahrzehn
ten allgemein stark im Schwinden begriffen (SUCCOW 1971, MEISEL
1983) .
NATURRÄUMLICHE GRUNDLAGEN DES UNTERSUCHUNGSGEBIETES
Wegen der engen Bindung der untersuchten Pflanzengesellschaften
an kalkreiche geologische Formationen läßt sich das Untersu
chungsgebiet im wesentlichen auf die mitteldevonischen Bereiche
der Mitteleifel-Senke eingrenzen. Dieser Raum wird nach PAFFEN
(1963) als Kalkeifel bezeichnet. Im Mittelpunkt der Untersuchun
gen stand zunächst der nordrhein-westfälische Teil dieses Gebie
tes (W. MÜLLER 1984). Zur Zeit werden vergleichende Untersuchun
gen in den angrenzenden rheinland-pfälzischen Teilen der Eifel
durchgeführt.
Auszug aus einer am Botanischen Institut der Universität Bonn unter Leitung
von Prof. Dr. A. SCHWARTZ angefertigten Diplom-Arbeit. Besonderer Dank gilt
Herrn Prof. Dr. W. SCHUMACHER für die Betreuung der Arbeit.
127
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Die Eifel-Kalkmulden sind im Untergrund relativ einheitlich auf
gebaut. An der Basis bestehen sie aus den etwa 20 m mächtigen
roteisenhaltigen, klastischen und karbonatischen Gesteinen der
Heisdorfer Schichten (STOLTIDIS & KRAPP 1977). Unter dieser
Schicht befinden sich wasserstauende Quarzite, Sand- und Tonstei
ne des Unterdevons. Über den Heisdorfer Schichten sind die Gestei
ne der bereits stark kalkhaltigen und zum Teil verkarsteten Eifel
Stufe abgelagert. Dieser Stufe folgt nach oben die zum größten
Teil aus Massenkalken bestehende Givet-Stufe des Oberen Mittelde
vons. Im Bereich des an der Oberfläche anstehenden, weitgehend
dolomitisierten und stark verkarsteten Givet sind ausgedehnte
Trockentäler, Dolinen und Karsthöhlen anzutreffen. Die gute Was
serdurchlässigkeit dieser Gesteine bedingt den minimalen oberirdi
sehen Abfluß in den Zentren der Kalkmulden, die größtenteils von
Gesteinen der Givet-Stufe in Mächtigkeiten von bis zu 150 m (STOL
TIDIS & KRAPP 1977) bedeckt sind.
Diese geologischen Verhältnisse führen zum schwerpunktmäßigen Auf
treten von Kalksümpfen in den Randbereichen der Kalkmulden über
tonig-mergeligen Böden.
ERGEBNISSE
1.
S e l t e n e
u n d
b e m e r k e n s w e r t e
d e r
K a l k s ü m p f e
A r t e n
Aus den Kalksümpfen der Eifel und den angrenzenden Gebieten sind
in den letzten Jahrzehnten eine Reihe seltener und gefährdeter
Arten bekannt geworden (LAVEN & THYSSEN 1959, Th. MÜLLER 1962,
SCHWAAR 1966, SCHWICKERATH 1966, KERSBERG 1968), insbesondere
aber seit Mitte der siebziger Jahre (SCHUMACHER 1977, 1984, KREMER 1984, W. MÜLLER 1984, W. MÜLLER & SCHUMACHER 1986). Tabelle 1
zeigt die Einstufung seltener Arten der Eifel-Kalksümpfe nach der
Roten Liste von NRW (FOERSTER et al. Mskr. 1984) und der Bundes
republik Deutschland (KORNECK et al. 1984). Insgesamt fünf der
von uns aufgefundenen Arten sind in NRW vom Aussterben bedroht,
13 Arten stark gefährdet und fünf Arten gefährdet.
T a belle 1
G e f ä h r d u n g s g r a d s e ltener Art e n der K a l k s ü m p f e der Eifel
G e f ä h r d u n g s g r a d nach Rote Liste
NRW
BRD
B l ysmus compre s s u s
Carex t o m entosa
Liparis loeselii
Pingui c u l a vulgaris
Schoenus nigricans
Carex ap p r o p i n q u a t a
C. flava s.str.
C. lepidocarpa
C. h ostiana
C. p u l icaris
D a c t y l o r h i z a maj a l i s
Eleoc h a r i s q u i n q u e f l o r a
E p i pactls p a l ustris
E r i o p h o r u m l atif o lium
Juncus subnod u l o s u s
P a r n assia p a l ustris
S e r ratula t i n ctoria
Trigl o c h i n pal u s t r e
C. d a v a l l i a n a
Cir s i u m tube r o s u m
Eleoc h a r i s unig l u m i s
Gym n a d e n i a co n o p s e a ssp.
Men y a n t h e s trifol i a t a
Seli n u m c a r v i folia
Ophioglossum vulgatum
densiflora
1
1
1
1
1
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
2
3
3
3
3
3
3
3
* K o rneck m d l .
A n g a b e n zu F u n d o r t e n (TK 25 und Quadranten)
siehe MÜLLER, W. & SCHUMACHER, 1986.
128
2
2*
2
3
2
3
3
3
2
3
2.
3
3
3
3
3
3
3
3
3
2
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In der folgenden Aufstellung sind neben den Vorkommen in der Ei
fel auch Ginnicker Bruch und Thielenbruch aus der angrenzenden
Niederrheinischen Bucht aufgeführt.
B l y s m u s c o m p r e s s u s
wird bei Th. MÜLLER (1962)
noch für das Kalkarer Moor angegeben. Das Vorkommen dürfte jedoch
inzwischen erloschen sein. Bei Alendorf, Blankenheimerdorf und
Ripsdorf kommt die Art auf extensiv beweideten oder durch austre
tendes Sickerwasser offen gehaltenen Stellen vor. Größere Bestän
de der Art wurden von uns in der Hillesheimer Kalkmulde (Rhein
land-Pfalz) gefunden und mit Vegetationsaufnahmen belegt.
C a v e x t o m e n t o s a
konnte bisher nur in Kalksümpfen
bei Blankenheim, Nettersheim und Ripsdorf auf mäßig feuchten
Standorten gefunden werden. Daneben kommt die Filzige Segge in
einigen wechseltrockenen Kalkmagerrasen der Eifel vor.
L i p a r i s L o e s e l i i , im Rheinland auf einen Wuchsort
beschränkt, kommt im Kalkarer Moor fast jedes Jahr mit wenigen
Exemplaren zur Blüte. Zwischen Polstern von Calliergonella cuspidata findet sich diese seltene Orchidee auf zeitweilig über
schwemmten Böden neben Eleocharis quinqueflora.
P i n g u i c u l a v u l g a r i s
besiedelt vor allem sicker
feuchte Stellen der mittleren und höheren Berglagen. In der Nord
eifel sind zur Zeit zwei Vorkommen bekannt. Bei LAVEN & THYSSEN
(1959) werden Vorkommen aus dem Kalkarer Moor beschrieben, wo
auch heute noch einige Exemplare existieren. Der zweite Fundort
liegt bei Blankenheim in einem kleinen, aber voll intakten Kalk
sumpf (SCHUMACHER 1984).
S c h o e n u s
n i g r i c a n s
bildet einen kleinen Bestand
im Kalkarer Moor, der jedoch durch eindringende Molinietalia-Arten gefährdet ist. Nach SCHUMACHER (mdl.) besteht dieses Vorkom
men erst seit 1950, nachdem die Art vermutlich aus dem Ginnicker
Bruch (Zülpicher Börde) eingeschleppt wurde.
C a r e x a p p r o p i n q u a t a
war im Untersuchungsgebiet
früher im Eschweiler Tal (PATZKE, zit. bei Th. MÜLLER 1962) und
bei Gilsdorf (SCHUMACHER mdl.) zu finden. Durch Wasserwirtschafts
maßnahmen sind beide Vorkommen inzwischen nicht mehr vorhanden.
Es ist zweifelhaft, ob sich einige ins Kalkarer Moor umgesetzte
Individuen dort halten können. Weitere Vorkommen der Art befinden
sich zwischen Schwerfen und Sinzenich (SCHUMACHER mdl.) sowie im
rheinland-pfälzischen Teil der Eifel.
C a r e x f l a v a
s. str. wächst im Kalkarer Moor, Thielen
bruch, bei Satzvey sowie in einem Kalksumpf bei Ormont/RheinlandPfalz. Die Art scheint ihren Schwerpunkt im Untersuchungsgebiet
weniger in basischen Kalkflachmooren (vgl. OBERDÖRFER 1977), son
dern eher auf leicht sauren bis neutral reagierenden Böden zu ha
ben.
C a r e x l e p i d o c a r p a , eine Kleinart aus der Carex
flava-Gruppe, ist in vielen Kalksümpfen der Eifel vertreten. Sie
besiedelt bevorzugt dauernasse Stellen, die mehrere Monate im
Jahr überstaut sind bzw. von Wasser überrieselt werden. Häufig
tritt C . lepidocarpa zusammen mit Chara vulgaris oder anderen
Kalktuff bildenden Algen auf.
C a r e x
ho s t i a n a
wurde von uns bisher in zehn Kalksümp
fen im nordrhein-westfälischen Teil der Eifel gefunden. Als stete
Art der typischen Ausbildung des Caricetum davallianae besiedelt
Carex hostiana die weniger nassen bis wechselfeuchten Bereiche
der Kalksümpfe.
C a r e x
p u l i c a r i s
hat auf den weniger feuchten Böden
der Kalksümpfe ihren Verbreitungsschwerpunkt. In diese Bestände
129
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greifen bereits mehrere Arten aus dem Molinion über. Daneben
tritt die Floh-Segge gelegentlich auch in nordexponierten, wech
seltrockenen Kalkmagerrasen (Mesobromion) sowie bodensauren Borstgrasrasen (Violion oaninae) auf.
D a c t y l o r h i z a
m a j a l i s ist hochstet in den Kalk
sümpfen der Eifel vertreten. Daneben kommt die Art auch in Molinietalia-Ge.Seilschaften vor. In West- und Nordwestdeutschland hat
Dactylorhiza majalis im Gegensatz zu Süddeutschland (OBERDÖRFER
1983) ihren Schwerpunkt in Flachmooren und basenreichen Sümpfen.
Daher kann die Art hier als Scheuchzerio-Caricetea-Y,enna.rt. einge
stuft werden (siehe Vegetationstabellen).
E l e o c h a r i s
q u i n q u e f l o r a
besiedelt im Kalkarer Moor längere Zeit überstaute, relativ offene Schlenken. Weite
re sehr reiche Vorkommen sind zur Zeit nur aus dem Thielenbruch
bei Köln bekannt.
E p i p a c t i s
p a l u s t r i s
ist in sämtlichen intakten
Kalksümpfen mit unterschiedlichen Mengenanteilen vertreten. Ein
Vorkommen bei Ripsdorf umfaßt mehrere tausend Individuen, die vor
allem auf den nicht zu nassen Böden eine optimale Entwicklung zei
gen.
E r i o p h o r u m
l a t i f o l i u m
weist eine ähnliche Ver
breitung wie Epipactis palustris auf. Vor allem in den gut wasser
versorgten Kernbereichen der Kalksümpfe kann die Art hohe Dekkungsgrade erzielen, während sie an weniger feuchten oder gestör
ten Stellen fehlt.
J u n c u s s u b n o d u l o s u s
kommt in der Eifel zur Zeit
nur im Kalkarer Moor und bei Mechernich-Roggendorf (GERSTBERGER
1984) auf basenreichem Niedermoortorf vor. Einige wenige Vorkom
men sind aus der angrenzenden Niederrheinischen Bucht (Niederel
venich, Schwerfen und Sinzenich (SCHUMACHER mdl.) sowie aus dem
Ginnicker Bruch bei Zülpich bekannt.
P a r n a s s i a
p a l u s t r i s
findet sich erstaunlicher
weise nur in sehr wenigen Kalksümpfen der Eifel. In wechseltrocke
nen nordexponierten Kalkmagerrasen (Mesobromion) (vgl. SCHUMACHER
1977) hingegen ist die Art zum Teil massenhaft zu finden.
T r i g l o c h i n
p a l u s t r e
zeichnet sich durch ähnli
che Standortansprüche wie Blysmus compressus aus. Die unscheinba
re Art besiedelt bevorzugt offene Stellen, die durch Tritt oder
periodisch wasserführende kleine Quellen und Rinnsale geschaffen
werden.
C a r e x d a v a l l i a n a
ist in der Nordeifel zur Zeit von
26 Wuchsorten bekannt. Rund 50% dieser Bestände sind jedoch rela
tiv klein und beherbergen weniger als 10 Horste der Davall-Segge.
Die Art weist innerhalb des Verbandes Caricion davallianae eine
recht weite ökologische Amplitude auf und kommt sowohl auf dauer
nassen als auch auf wechselfeuchten Standorten vor. Daneben ist
Carex davalliana auch in lückigen Hochstaudenfluren (Filipendulion), Molinion- und Magnocaricion-GeSeilschaften anzutreffen.
C i r s i u m t u b e r o s u m , eine Kennart aus dem Verband
Molinion, kommt im Kalkarer Moor vor. Weitere Fundorte konnten
bei Ripsdorf und Dahlem ermittelt werden, wo die Knollige Kratz
distel auf weniger feuchten Stellen zusammen mit anderen Molinion-Arten wächst. Daneben kommt die Art im Untersuchungsgebiet
auch in wechseltrockenen Kalkmagerrasen vor.
E l e o c h a r i s
u n i g l u m i s
wächst bei Ripsdorf auf
stark durchnäßten, relativ offenen Böden neben Blysmus compressus.
Weitere Fundorte der Art liegen im Weyerer Wald sowie bei Alen
dorf .
130
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G y m n a d e n i a
c o n o p s e a
ssp. d e n s i f l o r a
tritt in den meisten Kalksümpfen auf. Diese Subspezies der in
ihrer Verbreitung noch wenig bekannten Orchidee besiedelt wech
selfeuchte bis wechselnasse Böden.
M e n y a n t h e s
t r i f o l i a t a
hat im Untersuchungsge
biet ihre Hauptvorkommen in den kalkarmen Regionen. Die Art konn
te jedoch auch in Kalksümpfen mit zum Teil sehr hohen Deckungs
graden festgestellt werden. Sie besiedelt bevorzugt anmoorige Bö
den.
S e l i n u m c a r v i f o l i a
und S e r r a t u l a
t i n c t o r i a
kommen als Molinietalia-Kennarten vorwiegend
an wechselfeuchten Stellen der Kalksümpfe vor.
O p h i o g l o s s u m
v u l g a t u m
wurde von uns in mehre
ren Kalksümpfen nachgewiesen. Die Mo U n i o n -Kennart wächst vor al
lem an wechselfeuchten Stellen mit etwas lückiger Vegetation in
Kalksümpfen bei Blankenheim, Nettersheim, Ripsdorf, Schmidtheim,
im Kalkarer Moor sowie in wechseltrockenen Kalkmagerrasen (Meso
bromion) . In verfilzten Beständen wird die konkurrenzschwache Art
zurückgedrängt und verschwindet allmählich.
Aus dem Arteninventar der Moosschicht sind vor allem zwei Taxa zu
nennen:
C a m p t o t h e c i u m
n i t e n s konnte bisher nur in zwei
der von uns bearbeiteten Kalksümpfe nachgewiesen werden. Die äusserst seltene Art (DÜLL 1980) wurde bei Mürlenbach und Ormont
(Salmer Kalkmulde/Schneifel Kalkmulde) gefunden. Ein Vorkommen
bei Nettersheim (DÜLL 1980) konnte nicht mehr bestätigt werden.
P h i l o n o t i s
c a l c a v e a
wurde von uns an vier Stel
len nachgewiesen. Nach DÜLL (1980) existierten seit 1950 im gesam
ten Rheinland nur noch zwei Vorkommen. Wir fanden die Art darüber
hinaus zwischen Schmidtheim und Blankenheimerdorf, am Kaucherbach
bei Dahlem, bei Mürlenbach sowie bei Ormont.
2.
P f l a n z e n g e s e l l s c h a f t e n
Kennarten der Kalksumpf-Gesellschaften waren schon immer Bestand
teil der natürlichen Vegetation der Sumpf- und Bruchwälder des
Untersuchungsgebietes. Erst durch die Schaffung ausgedehnter wald
freier Formationen konnten sie sich zu eigenen HemikryptophytenGesellschaften zusammenschließen und größere Bestände bilden. Heu
te werden die Kernbereiche der Kalksümpfe von Gesellschaften des
Verbandes Caricion davallianae Klika 1934 (= Eriophorum latifolii
Br.-Bl. et T x . 1943) eingenommen, während Gesellschaften des Cratoneurion commutati ausschließlich an quelligen Stellen und Molinion-GeSeilschaften in wechselfeuchten Randbereichen auftreten.
2.2
C r a t o n e u r i o n
c o m m u t a t i
C r a t o n e u r e t u m
c o m m u t a t i
(Tabelle 2)
Starknervmoos-Gesellschaft
W. Koch 1928
Walther 1942
Die Ufer kleiner Rinnsale werden gesäumt von Moosgesellschaften
mit fehlender oder nur spärlich entwickelter Krautschicht. Diese
Kryptogamen-Gesellschaften bezeichnet man wegen ihrer Fähigkeit,
Kalk zwischen dem Rhizoidfilz abzulagern, auch als Quelltuff-Gesellschaften. In verarmter Form dringen sie in bultige Kleinseg
genbestände ein, sofern der Wasserstand dauernd nahe der Oberflä
che liegt.
Gesellschaften des Starknervmooses (Cratoneuretum commutati) wur
den von mehreren Autoren aus dem Alpenraum beschrieben (KOCH 1928
WALTHER 1942 u.a.), wo die Gesellschaft mit einer durchschnittli
chen Gesamtartenzahl von 25 (WALTHER 1942) auftritt. Demgegenüber
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Tabelle 2
C r a t o n e u r e t u m commutati
Nr. der Aufnahme:
Aufnahmefläche (qm):
D e c k u n g s g r a d %:
Artenzahl:
Assozi a t io n s k e n n a r t e n
Cratoneuron commutatum
Cr a t o n e u r o n fili c i n u m
P h i l o n o t i s calca r e a
Verbands-, K l assen- und
Orndnungskennarten
Plagiomnium ellipticum
Bry u m p s e u d o t r 1quet r u m
A n eura pinguis
D r e p a n o c l a d u s revolvens
Beglei ter
C a l l i e r g o n e l l a c u s p idata
Crepis paludosa
C 1 r s i u m pa l u s t r e
Va l e r i a n a diolca
Caltha p alustris
Juncus acutif l o r u s
C a r d a m i n e p r a tensis
E r l o p h o r u m l a t lfolium
R a n u n c u l u s repens
Chara v u lgaris
Walther
1942
1
0,2
100
8
2
0,1
100
10
3
1
3
0,2
100
11
4
0,1
98
5
5
0,2
100
5
5
5
4
+
1
1
1
1
r
r
3
2
1
2
1
5
r°
r°
1
1
2
+
+
+
+
+
+
2
2
+
(1 )
A u s s e r d e m je einmal in A u f n a h m e 2:
Carex pan i c e a 1, Juncus a r t i c ulatus +, C l i m a c i u m den d r o i d e s
in A u f n a h m e 3:
Mol i n l a coe r u l e a 1, F e stuca rubra a g g . +, Holcus lanatus +,
Agr o s t i s s t o l o nlfera +;
in A u f n a h m e 4:
Carex pan i c u l a t a r;
in A u f n a h m e 5:
Juncus inflexus +.
1;
Legende:
A u f n a h m e 1, 2 und 4 bei B l a n k e n h e i m / K r . Euskirchen, Auf n a h m e 3
bei Dahlem/Kr. Euskirchen, A u f n a h m e 5 bei N e t t e r s h e i m /
Kr. E u s k i r c h e n
sind die untersuchten Flächen aus der Eifel mit einer mittleren
Artenzahl von sieben (vgl. v. HÜBSCHMANN 1967, SCHWAAR 1966) re
lativ artenarm.
In den untersuchten Gebieten konnten wir das Cratoneuretum commu
tati nur relativ kleinflächig finden. Der größte zusammenhängende
Bestand bedeckt eine Fläche von etwa zwei Quadratmetern. Als As
soziationskennarten sind Cratoneuron commutatum, C. filicinum und
Philonotis calcarea vertreten. Unter den Verbands-, Ordnungs- und
Klassenkennarten ist Plagiomnium ellipticum mit hoher Stetigkeit
vorhanden. Ferner kommen Bryum pseudotriquetrum, Aneura pinguis,
Pellia endivifolia sowie Drepanocladus revolvens vor.
Als Begleiter fällt vor allem Calliergonella cuspidata auf. Sie
findet sich im Gegensatz zu den bei SCHWAAR (1966), v. HÜBSCH
MANN (1967) und BRAUN (1968) wiedergegebenen Aufnahmen in den
Kalksümpfen der Eifel mit auffallend großer Stetigkeit und hohem
Deckungsgrad.
2.2
C a r i c i o n
d a v a l l i a n a e
Klika 1934
(Eriophorion latifolii Br.-Bl. et Tx. 1943)
Der Verband Caricion davallianae umfaßt mit dem Caricetum daval
lianae , Caricetum hostianae, der Carex lepidocarpa-GeSeilschaft
sowie dem Orchio-Schoenetum nigricantis die Kern-Gesellschaften
der Kalksümpfe.
Die Entstehung dieser Assoziation ist in unserem Raum zunächst
auf Entwaldung von ursprünglich mit Erlenbruch- und -Sumpfwäldern
bestockten Flächen zurückzuführen. Durch extensive Nutzung wur
den diese Flächen vor der Wiederbewaldung bewahrt. Im Laufe der
Zeit entwickelten sich infolge regelmäßiger Mahd (Nutzung des
Schnittgutes als Heu oder Einstreu) charakteristische Rasen-Ge132
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Seilschaften, in denen Kleinseggen, Binsen und Wollgräser vor
herrschten. Durch den Mangel an hochwüchsigen Konkurrenten konn
ten sich in diesen Seggenrieden viele seltene Helophyten der mit
teleuropäischen Flora erhalten.
Heute werden diese Flächen auf überwiegend hydromorphen Böden
(Anmoorgleye, Naßgleye, Gleye und Pseudogleye) kaum mehr landwirt
schaftlich genutzt und liegen brach. Die oft unscheinbaren, aber
ökologisch und floristisch sehr interessanten Gesellschaften be
sitzen ihre artenreichsten Vorkommen an Sumpfquellen der subalpi
nen Stufe. Den Kleinseggenrieden der tieferen Lagen fehlen die
alpinen und subalpinen Elemente. Statt dessen treten Feuchtwie
senarten wie Valeriana dioica, Succisa pratensis und Molinia coerulea auf.
Bei ausbleibender Nutzung und sinkendem Grund- oder Stauwasser
können Molinia, Succisa sowie weitere Molinion- und Filipendulion-Arten zur Dominanz gelangen.
C a r i c e t u m
(Tabelle 3)
Davallseggen-Ried
d a v a l l i a n a e
W. Koch 1928
Die Bestände des Caricetum davallianae der Eifel entsprechen im
wesentlichen der bei GÖRS (1963) aufgeführten montanen Form in
nerhalb der alpinen Rasse. BRAUN (1968) untergliedert die Typi
sche Subassoziation weiter in eine Reine Variante sowie in eine
Variante von Valeriana dioica mit den Trennarten Valeriana dioic a , Ranunculus acris und Climacium dendroides. Unser Aufnahmema
terial aus der Eifel entspricht in der Artenzusammensetzung weit
gehend dieser bei BRAUN (1968) aufgeführten Variante. Da Valeria
na dioica in der Eifel als hochsteter Begleiter auftritt, er
scheint eine Abtrennung dieser Variante hier jedoch nicht sinn
voll .
Aufgrund unterschiedlicher Standortansprüche lassen sich in der
Eifel zwei Ausbildungen des Caricetum davallianae unterscheiden.
Die Typische Ausbildung des Davallseggen-Riedes (Aufnahme 1-12)
besiedelt Böden mit relativ engem Schwankungsbereich des Grund
wassers (zwischen ca. 10 und 20 cm unter Flur; W. MÜLLER 1987a)
und vergleichsweise geringem Gehalt an organischer Substanz.
Mit einer mittleren Artenzahl von 29 läßt sich sowohl durch floristische als auch standörtliche Untersuchungen die Typische Aus
bildung von einer Juncus acutiflorus-AMshLlävinq (Aufnahme 13-19)
mit durchschnittlich 25 Arten unterscheiden. Diese besiedelt die
nässeren und stärker mit organischer Substanz angereicherten Bö
den mit noch geringeren Schwankungen des Grundwasserstandes und
wird in der Eifel durch die Trennarten Juncus acutiflorus , Galium
palustre und vermutlich Polygonum bistorta von der Typischen Aus
bildung abgegrenzt. Innerhalb letzterer kann eine Variante mit
Carex pulicaris (Aufnahme 8-12) unterschieden werden, welche die
weniger nassen Stellen der Kalkmoore besiedelt. Trennarten die
ser Variante gegen die Typische Variante sind Lotus uliginosus ,
Carex pulicaris, Trifolium montanum und Luzula multiflora. In den
Aufnahmen der Typischen Ausbildung (Aufnahme 1-12) sind Verbands-,
Ordnungs- und Klassenkennarten der Kalksumpf-Gesellschaften gut
vertreten.
Auffällig ist die hohe Stetigkeit, mit der Molinia coerulea in
den Aufnahmen erscheint. Insbesondere nach au§bleibender Nutzung
(Streuwiese oder Weide) tritt sie als Brachezeiger auf und er
reicht zum Teil hohe Deckungsgrade. Molinia kann aber erst dann
zur Dominanz gelangen, wenn der Grundwasserspiegel absinkt.
133
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Tabe l l e 3
C a r i c e t u m d a v a l l i a n a e W.
Koch
Nr. der Aufnahme:
Aufnahmefläche (qm):
D e c k u n g s g r a d %:
Artenzahl :
Assozi a t io n s k e n n a r t
Carex d a v a l liana
V e r b a n d s k e n n arten
Carex h o stiana
E r i o p h o r u m latifolium
Epip a c t i s p a lustris
Carex lepidocarpa
Pol y g a l a a marella agg.
1928
1
2
16
16
1 00 100
27
30
ty p i s c h e A u s b i l d u n g
3
4
5
6
7
9
10
8
20
8
3
25
1
12
8
12
85 100 100
90
85
85 100
90
26
36
22
29
25
35
21
28
2
3
3
+
(+ )
+
+
1
+
+
1
1
3
2
3
3
1
+
1
+
+
+
+
1
1
+
3
Brachezei ger
Moli ni a c o e r u l e a
O r d n u n g s - und K l a s s e n k e n n a r t e n
Carex pani c e a
E r i o p h o r u m a n g u s t ifo í ium
D a c t y l o r h i z a m a jalis
Carex fusca
Carex ech i n a t a
M e n y a n t h e s tri f o i iata
Carex flava s. str.
P i n g u i c u l a v ulgaris
übergrei f ende
Moli n i e t a l i a - A r t e n
Cirsium palustre
E q u i s e t u m palus t r e
S u c d s a p r atensis
Crepi s p aludosa
A n g e l i c a s ylvestris
F i l i p é n d u l a ul m aria
Caltha palu s t r i s
G y m n a d e n i a c onopsea
Lychnis f l o s - c u c u H
G a H u m uliginosum
Si l a u m s1laus
C o l c h i c u m autu m n a l e
M y o s o t l s p a l u stris
S a n g u i s o r b a offic i n a l i s
so n s t i g e Be g l e i t e r
Va l e r i a n a dioica
P o t e n t 1 11a erecta
C a r d a m i n e p r a t ensis
Carex f lacea
B riza m edia
R a n u n c u l u s acris
V icia cr a c c a
Holcus lanatus
F e s t u c a o vina agg.
Ajuga reptans
D e s c h a m p s i a cae s p l t o s a
E q u i s e t u m arv e n s e
L athyrus prat e n s i s
Ce n t a u r e a Jacea
Poa pr a t e n s i s
G e u m rivale
Fest u c a rubra agg.
Juncus arti c u l a t u s
D a c t y l o r h i z a macul a t a
V a l e r i a n a repens
T u s s l l a g o farfara
Epiloblum parviflorum
G a l i u m mol lugo
Moose
C a 11 i e r g o n e l 1a cusp l d a t a
M n i u m a f f i n e agg.
C 1 I m a c i u m dendr o i d e s
Lop h o c o l e a b identata
H y l o c o m i u m splendens
R h y t l d i a d e l p h u s squarrosus
C r a t o n e u r o n f i l i cinum
134
4
+
1
1
1
1
1
1
2
2
1
+
4
3
2
1
+
1
1
2
(r)
1
+
1
1
+
r
+
+
+
+
+
+
+
+
+
2
2
1
+
2
1
+
1
+
2
1
(r)
2
1
+
2
+
r
2
+
+
+
2
+
3
+
2
+
+
+
+
+
+
+
3
+
(+ )
1
1
1
+
+
+
1
+
+
+
1
3
3
3
2
1
+
+
+
+
1
+
(+ )
2
2
2
3
3
2
i
3
3
i
1
1
1
+
1
+
2
1
+
+
+
2
1
1
+
1
+
+
3
+
+
2
+
+
+
2
1
r
+
+
Juncus acutiflorus-AusbiIdung
14
13
15
16
17
18
19
4
12
4
4
10
4
70 1 00
80 100
95
80
80
22
40
23
20
29
25
18
+
Tre n n a r t e n der A u s b i l d u n g
von Juncus a c u tifTorus
Juncus acut i f T o r u s
P o l y g o n u m bistorta
Galium palustre
Tre n n a r t e n der V a r i a n t e
von Carex p u licaris
Carex p u l i caris
Lotus uligin o s u s
Luzula m u l t i f l o r a
T M fo l i u m m o n t a n u m
2
12
11
4
8
75 100
34
29
5
(r)
+
+
+
1
(r)
+
(+ )
(+ )
(r)
1
1
1
+
1
+
1
+
2
+
+
+
+
+
1
+
+
r
+
2
1
+
.1
+
+
r
1
1
+
+
+
1
+
1
+
+
1
+
+
+
1
1
1
1
+
+
1
1
+
+
+
+
2
r
+
r
+
+
r
+
+
+
i
i
+
+
2
+
1
1
r°
1
+
+
r°
1
1
r
1
1
+
+
1
+
1
1
1
1
1
1
+
i
r
+
+
+
1
+
+
+
+°
i
1
(+)
2
+
+
+
1
3
1
+
2
1
+
+
+
+
+
1
+
1
1
1
4
+
+
3
+
+ +
1
+
+
+
1
3
1
+
+
+
+
+
+
2
2
+
1
1
1
1
+
1
3
1
+
1
+ + + + + + +
+ + +
r
+
+ +
1
1
1
+
+ 1
1
+ +
+
1
1
+
+ +
+
r
r
+
+ +
+
+
2
+
+
2
+
1
■ +
1
r
+
+
+ +
+
+
+
1
1
1
1
r
+
+
1
+
+
1
1
r
+
1
(r)
+
+
+ +
+
-r
+
+
1
1
+
1
+
r
1
2
+
+
r
1
+
1
1
1
1
1
r°
1
+
+ + + + 2
+ 1
+ +
+
2
+
+
+
r
+
+
+
+
+
3
1
2
1
(+ )
+
r
+
2
+
+
+ +
2
+ 1
r
+
+
+
2
2
1
+
r
2
1
+
+
2
+
r
1
2
2
©Floristisch-soziologische Arbeitsgemeinschaft; www.tuexenia.de; download unter www.zobodat.at
Fiss i d e n s taxlfollus
Bry u m p s e u d o t r i q u e t r u m
Cratoneuron commutatum
H o m a l o t h e d u m nitens
B r a c h y t h e d u m a l bicans
C a m p y 1ium stel l a t u m
M n i u m undu l a t u m
1
. .
1
+
.
1
.
A u s s e r d e m J e weils einmal 1n A u f n a h m e 1:
P runella v u lgaris +,
in A u f n a h m e 3: An e u r a pinguis +, G a l i u m a p a r i n e +,
in A u f n a h m e 4: Poa trivial is +,
in A u f n a h m e 5: Ran u n c u l u s repens +,
Sen e c i o jacobaea
Listera ovata
in A u f n a h m e 8: H y p e r i c u m te t r a p t e r u m +, Bromus erectus
in A u f n a h m e 9: S c l e r o p o d i u m pur u m +,
Linum c a t h a r t i c u m
O p h i o g l o s s u m v u l g a t u m r, Salix c i nerea juv. r, Populus tremula ju
in A u f n a h m e 10
Juncus effusus +, Phi l o n o t i s calca r e a +, C h r y s a n t h e m u m leucan t h e m u m + ,
in A u f n a h m e 11
A n t h o x a n t h u m o d o r a t u m +, G a l i u m saxat i l e +,
in A u f n a h m e 12
M n i u m pu n c t a t u m +, Viola hirta r, Sonchus o l eraceus r,
in A u f n a h m e 14
Ga l e o p s i s tetra hit r,
in A u f n a h m e 16
C i r s i u m a r v e n s e +,
in A u f n a h m e 17
in A u f n a h m e 18
Daucus carota +,
P l a n t a g o lanceolata 1, Tara x a c u m offic i n a l i s 1, Primula veris + , Capse l l a b u r s a - p a s t o r is
in A u f n a h m e 19
Legende:
A u f n a h m e 1 u.
zwi s c h e n Esch und F e u s d o r f / G m d e . Blankenheim,
13: zwisc h e n B l a n k e n h e i m u. S c h m i d t h e i m / G m d e . B l a n k e n h e i m
Auf n a h m e 3, 7 i
A u f n a h m e 4 u. 5: Genfbachtal bei N e t t e r s h e i m / G m d e . Nettersheim,
Auf n a h m e 6 u. 9: S c h n e i f e l m u l d e bei Ormo n t
A u f n a h m e 8 u. 10: NSG R i p s d o r f / G m d e . B l a n k e n h e i m
Auf n a h m e 11: Seitental der Prüm bei Ormont
A u f n a h m e 12: Nähe B l a n k e n h e i m - W a l d / G m d e . Bl a n k e n h e i m
Auf n a h m e 14: B l a n k e n h e i m
A u f n a h m e 15: Gmde. D a h l e m Nähe Mic h e l s h o f
Auf n a h m e 16: Kallbachtal bei Straßbüsch/Gmde. Kall
A u f n a h m e 17: Ka u c h e r b a c h bei Dahlem/Gmde. Da h l e m
A u f n a h m e 18 u. 19: G i 1s d o r f /Stadt Bad Münstereifel
C a r i c e t u m
Saumseggen-Ried
h o s t i a n a
Issler 1932 (Tabelle 4)
Die Gesellschaft der Saumsegge wird von BRAUN (1968) aus bayer
ischen Kalksümpfen beschrieben. Ihr Assoziationsrang ist nicht
unumstritten (OBERDÖRFER 1957). SCHWAAR (1966) stellt Aufnahmen
aus der Salmer-Wald-Mulde zum Molinietum in einer Subassoziation
von Carex hostiana. KLÖTZLI (1969) führt eine Ranúnculo-Carie et um
hostianae auf, das die Grundwasserflutmulden des Schweizer Mittel
landes besiedelt. In einer Zusammenstellung vergleicht KLÖTZLI
die Aufnahmen von KOCH (1926: Molinietum caricetosum hostianae) ,
ISSLER (1932: Caricetum hornschuchianae) mit eigenem Aufnahmema
terial. Allen Aufnahmen sind die Kennarten des Caricion davallianae gemeinsam, so daß eine Einordnung in diesen Verband gerecht
fertigt ist.
Das von ISSLER und KLÖTZLI beschriebene Caricetum hostianae kann
aufgrund erster Messungen des Grundwasserganges (W. MÜLLER 19874)
auch für die Eifel als eigene Assoziation bezeichnet werden. Es
besiedelt hier die weniger nassen Stellen innerhalb des Caricion
davallianae-Wuchsbereiches.
Die Assoziationskennart tritt in unserem Aufnahmematerial (Tabel
le 4) hochstet auf. Auch Car ex davalliana ist als Verbandskennart
in allen Aufnahmen vertreten. Weitere Kennarten des Caricion da
vallianae sind Epipactis palustris, Eriophorum latifolium und Carex pulicaris. Aus den Feuchtwiesen greifen die üblichen Molinietalia-Arten über. Daneben können bereits einige Festuco-BrometeaArten wie Bromus erectus, Frunella grandiflora u.a. auftreten und
damit die zeitweilige Trockenheit des Wuchsortes anzeigen. Moose
sind im Caricetum hostianae deutlich weniger vertreten.
Die bisher nur aus einigen Gebieten der Eifel bekannte Gesell
schaft muß standörtlich noch näher untersucht werden, ehe eine
eindeutige Abgrenzung an Hand von Standortsfaktoren gewagt werden
kann. Es hat sich immerhin gezeigt, daß das Caricetum hostianae
im Grundwassergang deutlich von anderen Gesellschaften des Cari
cion davallianae unterschieden werden kann. Dauermessungen des
Grundwasserstandes in den Böden der Gesellschaften des Caricion
135
©Floristisch-soziologische Arbeitsgemeinschaft; www.tuexenia.de; download unter www.zobodat.at
T a belle 4
C a r i c e t u m host i a n a e
Issler
Nr. der Aufnahme:
A u f n a h m e f l ä c h e (qm):
Deckungsgrad % :
Artenzahl :
Assozi a t 1o ns k e n n a r t
Carex h ostiana
V e r b a n d s k e n n a r t en
Carex d a v a l liana
Epip a c t i s p alustris
Carex pu 11 caris
E r i o p h o r u m latifolium
Klassenkennart
Carex pani c e a
D a c t y l o r h i z a majalis
E r i o p h o r u m angustí f o l 1 um
übergrei fende
Mol i n i e t a ! i a - K e n n a r t e n
Moli n i a coeru l e a
Vale r i a n a dioica
E q u i s e t u m pal u s t r e
Succ i s a p r a t ensis
Crépis p aludosa
C i r s l u m pal u s t r e
Juncus acuti f l o r u s
Caltha p a l u strls
Lotus u l i glnosus
Lychnis flos-cuculi
S a n g u i s o r b a of f i c i n a l i s
Cent a u r e a Jacea
Colchicum autumnale
Jun cus ef f u s u s
My o s o t i s p a l u strls
Si l a u m silaus
we i t e r e Be g l e i t e r
P o t e n t i l l a erecta
Ran u n c u l u s acris
Car ex flacca
Vic i a cracca
Bromus erec t u s
H o lcus lanatus
Briza media
C a r d a m i n e p r a t ensis
Pru n e l l a g r a n d i f l o r a
Trifolium montanum
Phyte u m a ni g r u m
P l a n t a g o media
G a l i u m alb u m
Anthoxanthum odoratum
D a c t y l o r h i z a ma c u l a t a
E p i l o b i u m hirsu t u m
Fest u c a ovi n a a g g .
G a U u m apa r i n e
G e u m rivale
L i stera o vata
M e n t h a aquat i c a
Pol y g a l a am a r e l l a agg.
P r í m u l a v eris
A cer p s e u d o p l a t a n u s juv.
C i r s l u m arve n s e
Moo s e
Cal 1 i e r gonella cusp i d a t a
Climacium dendroides
Bryum pseudotriquetrum
Cratoneuron commutatum
Fi s s i d e n s taxif o l i u s
M n i u m a f fine agg.
M n i u m u n d u latum
1932
1
20
85
33
2
5
80
27
3
10
85
23
4
10
85
28
2
2
2
2
3
3
+
+
3
1
2
+
1
1
r
+
+
3
1
+
1
3
2
+
2
1
r
1
3
1
1
1
+
+
1
+
+
1
1
2
1
+
2
+
1
1
1
2
2
1
+
1
1
1
+
2
1
+
+
+
+
+
+
+
+
1
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
r
+
+
1
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
r
r
+
+
1
1
+
+
+
+
+
L e gende :
A u f n a h m e 1 : z w i s c h e n B l a n k e n h e i m und Schmidtheim,
545 m ü.NN, 2: NSG Ripsdorf, 507 m ü .N N , 3: B l ankenheim, 500 m ü .N N , 4: wie A u f n a h m e 3.
136
©Floristisch-soziologische Arbeitsgemeinschaft; www.tuexenia.de; download unter www.zobodat.at
davallianae werden zur Zeit mit einem eigens zu diesem Zweck kon
struierten Grundwasserpegelmeßgerät durchgeführt (W. MÜLLER
1987b) .
C a r e x
l e p i d o c a r p a - G e s e l l s c h a f t
(Tabelle 5)
Gesellschaft der Schuppenfrüchtigen Segge
BRAUN (1968) beschreibt aus dem bayerischen Alpenvorland ein Cari
cetum paniceo-lepidocarpae, das meist durch dichte Rasen von Ca
rex panicea und hochstetes Vorkommen von C, lepidocarpa auffällt.
Letztere kommt in dieser Gesellschaft jedoch nur selten zur Vor
herrschaft. Im Alpenraum findet man die Assoziation im Kontakt zu
Großseggenrieden (Scorpidio-Caricetum dissolutae) , sowie in
Schlenken zwischen anderen Caricion davallianae-Gesellschaften.
Nach BRAUN (1968) erweist sich die Assoziation als sehr konkur
renzschwach und repräsentiert den nässesten Flügel des Verbandes
Caricion davallianae. Auf dauernassen Böden kann sich Carex lepi
docarpa optimal entwickeln, solange keine konkurrenzkräftigeren
Arten wie z.B. Juncus acutiflorus von dem Standort Besitz ergrei
fen.
Bisher ist ein Caricetum paniceo-lepidocarpae aus der Eifel noch
nicht beschrieben worden. Wir konnten Bestände mit reichlich Ca
rex lepidocarpa in mehreren Gebieten nachweisen. Sie siedeln zum
Teil zwischen Cratoneuretum communati und der Juncus acutiflorusAusbildung des Caricetum davallianae sowie in dauernassen Schlen
ken, die längere Zeit überstaut oder überrieselt werden. Die
Wuchsorte der Gesellschaft wirken häufig leicht "gestört", weil
der Boden nur zum Teil vegetationsbedeckt ist. Solche offene
Stellen ermöglichen es konkurrenzschwachen Arten wie Triglochin
palustre, dort zu siedeln. Wegen der starken Abhängigkeit von
einem dauernd hohen Grundwasserstand ist die Gesellschaft meist
nur kleinflächig ausgebildet. Hier erreicht Carex lepidocarpa
höchste Stetigkeit, während die übrigen Kennarten des Caricion
davallianae deutlich seltener sind. Molinietalia-Arten sind nur
schwach vertreten.
In den Kalksümpfen der Eifel können zwei Untereinheiten der Ge
sellschaft unterschieden werden (Tabelle 5). Dauernasse, humus
reiche Anmoorgleye werden von der Juncus acutiflorus-Ausbildung
der Carex lepidocarpa-Gesellschaft (Aufnahme 7-12) besiedelt.
Trennarten gegen die Typische Ausbildung sind Juncus acutiflorus ,
Cratoneuron communatum und C. filicinum. Innerhalb der Ausbildung
von Juncus acutiflorus läßt sich eine Variante mit der Trennart
Triglochin palustre unterscheiden. Wuchsorte dieser Variante
(Aufnahme 7-10) sind relativ offen, werden aber weniger stark von
Grund- oder Hangwasser beeinflußt. Die Typische Ausbildung (Auf
nahme 1-6) ist ebenfalls auf dauernasse Standorte mit jedoch
deutlich weniger humosem Substrat angewiesen. Im Gegensatz zur
Juncus acutiflorus-Ausblldung besiedelt diese oft die Ufer klei
ner Rinnsale, selten auch von Wasser überrieselte Wagenspuren.
Ein abschließender Vergleich der Bestände aus der Eifel mit den
von BRAUN (1968) aus dem Voralpen-Raum beschriebenen zeigt, daß
Carex lepidocarpa in der Eifel deutlich stärker vertreten ist,
während Carex panicea in den Aufnahmen von BRAUN mit größerer
Stetigkeit und höheren Deckungsgraden zu finden ist. Darüberhinaus fehlen unseren Aufnahmen erwartungsgemäß die subalpinen und
alpinen Elemente sowie einige azidophile Begleiter wie Drosera
rotundifolia, Andromeda polifolia u.a.
BRAUN gibt für das Caricetum paniceo-lepidocarpae ähnliche Stand
ortbedingungen an, wie wir sie an den Wuchsplätzen der Carex le
pidocarpa-Gesellschaft gefunden haben. Wegen der unterschiedli
chen Physiognomie und floristischen Zusammensetzung des subalpi-
137
©Floristisch-soziologische Arbeitsgemeinschaft; www.tuexenia.de; download unter www.zobodat.at
Tabelle 5
Carex 1epi d o c a r p a - G e s e l 1Schaft
Nr. der Aufnahme:
Aufnahmefläche (qm):
D e c k u n g s g r a d %:
Artenzahl :
Kennart der G e s e l l s c h a f t
C arex lepidocarpa
typ i s e h e A u s b i l d u n g
1
5
6
2
4
3
1
4
3
20
8
6
90 100
80
90
70
98
34
24
17
17
9
20
2
2
3
2
3
1
T r e n n a r t e n der A u s b i l d u n g
von Juncus a c u t i fTorus
Juncus a c u t i florus
Cratoneuron commutatum
C r a t o n e u r o n fi H e i n u m
übergrei fende
Moli n i o - A r r h e n a t h e r e t e a - A r t e n
C i r s i u m pa l u s t r e
Va l e r i a n a dioica
Mol ini a coeru l e a
Crepis p a ludosa
E q u i s e t u m pal u s t r e
Holcus lanatus
S u ccisa p r atensis
Caltha p alustris
Ranun c u l u s acris
Fi l i p é n d u l a ulmaria
C e n t aurea jacea
Vic i a cracca
Ang e l i c a sylvestris
Fest u c a rubra agg.
Sangu i s o r b a offi c i n a l i s
Juncus con g l o m e r a t u s
Lychnis flos-cuculi
Prune l l a vulgaris
Galium uliginosum
P o l y g o n u m bistorta
Rumex acetosa
C o l c h i c u m au t u m n a l e
G a l i u m mol lugo
T r i f o l i u m pra t e n s e
Dactyl is glom e r a t a
4
+
138
2
+
2
2
1
2
4
+
3
3
2
2
2
4
+
+
(+ )
+
2
1
1
+
1
+
(r)
2
2
+
1
1
(r)
+
2
1
4
+
+
1
2
+
4
1
2
1
+
1
+
+
1
1
r
1
+
+
r
+
2
1
1
r
1
1
1
+
+
1
+
+
2
+
1
+
+
1
1
1
1
+
r
+
1
+
1
+
1
2
1
1
+
+
+
1
2
3
1
3
1
2
+
+
+
+
+
+
1
r
r
+
r
2
1
3
+
+
r
+
1
+
1
+
1
+
1
+
+
1
1
1
+
+
+
r
+
übergrei fende
Magnocarici o n - K e n n a r t e n
Carex dis t i c h a
Eleoch a r i s u n i glumis
Carex ve s i c a r i a
s onstige Begl e i t e r
M e ntha aquat i c a
Ca r d a m i n e p ratensis
Carex flacca
P o t e n t i l l a erecta
Briza med i a •
Juncus a r ticulatus
Phrag m i t e s a u s t ralis
E q u i s e t u m arvense
Ep i l o b i u m p a r v i f l o r u m
Tu s s i l a g o farfara
Juncus inflexus
Salix c i nerea juv.
Carex hirta
Cerasti um f o ntanum
G e u m rivale
E q u i s e t u m flu v i a t i l e
L inum c a t h a r t i c u m
G a l i u m aparine
Ajuga reptans
E p i l o b i u m h irsutum
1
1
Ordnungskennarten
Ele o c h a r l s q u i n q u e f lora
Pa r n a s s i a palustris
Klassenkennarten
Carex p a nicea
Eriophorum angustifolium
D a c t y l o r h i z a majalis
M e n y a n t h e s trifo l i a t a
Carex ech i n a t a
3
1
Trenna r t e n der V a r i a n t e
von Tri g l o c h i n pal u s t r e
Trigl o c h i n palus t r e
Verbandskennarten
Carex d a v a l H a n a
E r i o p h o r u m latifolium
Carex pu l.icaris
Carex h o s t 1 ana
Liparis loeselii
Juncus acuti f l o r u s Ausb
7
8
9
10
11
12
1
10
30
1
1
7
50
80 100 100
30
70
28
21
1 1 21
5
26
+
1
(+ ) (+ )
2
+
1
+
1
+
+
+
+
1
+
r
1
3
+
+
+
r
1
r
1
1
+
3
+
1
2
1
1
2
1
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+
+
+
+
r
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1
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r
r
+
r
+
+
+
+
+
+
r
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P r imula veris
Juncus bufonius
B r a c h y p o d i u m sylva t l c u m
Ran u n c u l u s repens
Moose
Ca 11i e r g o n e l 1a c u s p idata
M n i u m aff i n e agg.
Campylium stellatum
D r e p a n o c l a d u s revolvens
Phiio n o t i s calca r e a
C l i m a c i u m den d r o i d e s
R h y t i d l a d e l p h u s s quarrosus
Lop h o c o l e a b identata
A n eura p i nguls
M n i u m punc t a t u m
F i s s idens t a x i folius
r
+
r
+
+
1
2
1
+
1
3
2
1
+
4
2
3
3
3
1
+
+
1
1
+
+
1
1
+
Legende:
A u f n a h m e 1: Kalka r e r Moor, 210 m ü .N N , 2: L o r b a c h / G e m e i n d e M e c h e r n i c h 375 m ü.NN,
3: Blankenheim, 500 m ü.NN, 4: S ülchesbachtal bei B u i r / G e m e i n d e Nettersheim, 410 m
m ü.NN, 5: NSG R i p s d o r f / G m d e . B l a n k e n h e i m 507 m ü.NN, 6: z w ischen B l a n k e n h e i m
und Schmidtheim, 555 m ü.NN, 7: Ka u c h e r b a c h bei S c h m i d t h e i m / G m d e .D a h l e m , 535 m
ü.NN, 8: wie A u f n a h m e 6, 9: wie A u f n a h m e 4, 10: zwisc h e n Esch und F e u s d o r f / G m d e .
Blankenheim, 540 m ü.NN, 11: wi e A u f n a h m e 1, 12: Zilsd o r f bei Hillesheim, 510 m
ü . NN.
Tabe l l e 6
B l ysmus c o m p r e s s u s - G e s e l 1schaft
Nr. der Aufnahme:
Aufnahmefläche (qm):
D e c k u n g s g r a d %:
Artenzahl:
A s s o z i a t i o n s kennarten
Carex d a v a l liana
Blysmus compr e s s u s
Triglo c h i n pal u s t r e
1
2
85
25
2
6
3
1
90
20
80
21
1
1
+
3
+
+
Verbandskennart
Carex lepidocarpa
Ordnungskennarten
E r i o p h o r u m a n g u s t ifo í ium
Carex fusca
Carex ec h i n a t a
D a c t y l o r h i z a m a j a l 1s
3
3
B e g l elter
Ca 11 ie r g o n e l 1a cusp l d a t a
Ca r d a m i n e p r atensis
Ranunc u l u s acris
Caltha palustris
Clr s l u m palus t r e
Va l e r i a n a dioica
Holcus lanatus
C arex hirta
Eq u i s e t u m a r vense
Ranun c u l u s repens
A u s s e r d e m je einmal in A u f n a h m e 1:
Carex f lacea 2, Juncus acut i f l o r u s 1, M n i u m stell a r e 1,
Succisa p r a tensis +, Lychnis flos-cuculi +, Gali u m
u H g i n o s u m +, Pot e n t i l l a erecta +, Lotus u l i ginosus ++,
E l e ocharis u n l glumis +, Vicia sativa r, M e n t h a a rvensis r,
Vicia c r acca r, Cr a t o n e u r o n fili c i n u m r,
1n A u f n a h m e 2:
F e stuca p r a tensis 1, S a n g u isorba of f i c i n a l i s 1, Poa t rivialis 1,
Lathyrus pratensis +, Tara x a c u m o f f i c i n a l i s +, Cerasti um fon ta n u m r,
G eum rivale r, Ep i l o b i u m p a r v i f l o r u m r, G a l i u m a p arine r,
1n A u f n a h m e 3:
Juncus e f fusus 2, Ele o c h a r i s p a l u stris 1, Crepis palud o s a 1, M n ium
a f fine a g g . 1, Fi l i p é n d u l a ulmaria +, Ver o n i c a bec c a b u n g a +, Mentha
longifolia +, Cirs i u m o l e r a c e u m r.
Legende:
A u f n a h m e 1: ö s t l . NSG R i p s d o r f / G m d e .B l a n k e n h e i m
A u f n a h m e 2: Z i 1s d o r f / G m d e . H i l l e s h e i m
A u f n a h m e 3: A l e n d o r f / G m d e . Bl a n k e n h e i m
139
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nen Carioetum panioeo-lepidocarpae und der Cavex lepidocarpa- Ge
Seilschaft der Eifel, stellt sich die Frage, ob unser Aufnahmematerial als floristisch verarmte Mittelgebirgsrasse behandelt
werden sollte.
B l y s m u s
(Tabelle 6)
c o m p r e s s u s - G e s e l l s c h a f t
Sehr selten konnte eine Gesellschaft mit Blysmus oompressus ge
funden werden, die besonders nasse und zeitweilig überstaute,
relativ offene Standorte besiedelt. Kennarten der Kalksümpfe so
wie übergreifende Molinietalia-Arten sind nur mäßig vertreten.
Caliergonella cuspidata kommt jedoch mit hohem Deckungsgrad in
diesen mit durchschnittlich 23 Taxa etwas artenärmeren Beständen
v or.
Nach den bisherigen Erfahrungen scheint diese Blysmus oompressus
Gesellschaft nicht identisch zu sein mit dem von KOCH (1928) aus
den Schweizer Alpen beschriebenen Initialstadium des Carioetum
davallianae, das besonders Bachquellgebiete besiedelt. Weitere
Tab e l l e 7
O r c h i o - S c h o e n e t u m n l g r i cantis Oberd.
Nr. der Aufnahme:
Aufnahmefläche (qm):
D e c k u n g s g r a d %:
Artenzahl :
Assoziationskennart
S c hoenus n i g ricans
Verbandskennarten
Carex h ostiana
Parn a s s i a p a lustris
Carex p u l i caris
Carex lepidocarpa
Or d n u n g s - und K l a s s e n
kenn a r t e n
Carex p a nicea
D a c t y l o r h i z a majal is
übergrei fende
Mol 1 ni étali a-Arten
Cirsium oleraceum
S u e d sa p ratensis
Sel i n u m c a r v i f o l i a
C i r s i u m palus t r e
Juncus e f fusus
Juncus a c u t i florus
E q u i s e t u m pa l u s t r e
Caltha palus t r e
Vale r i a n a dioica
son s t i g e Begl e i t e r
Mol i ni a coe r u l e a
Eupatorium cannabinum
P o t e n t i l l a erecta
Ang e l i c a sylvestris
Phr a g m i t e s a u s tralis
Fráng u l a alnus juv.
Juncus subnod u l o s u s
Men t h a a quatica
Co n v o l v u l u s sepium
P o pulus trémula juv.
G a l i u m mol lugo
G a l i u m palus t r e
C a r d a m i n e p r a tensis
Linum c a t h a r t i c u m
Salix c i n e r e a juv.
P o t e n t i l l a reptans
Ca 11iergo n e l l a cusp i d a t a
F l s s i d e n s t a x 1fol1us
M n i u m af f i n e a g g .
M n i u m un d u l a t u m
1
2
15
98
18
8
85
4
2
+
+
+
+
2
+
+
+
1
2
1
1
+
r
1
+
r
r
r
2
2
1
1
+
+
4
+
+
+
+
+
1
+
+
+
+
+
+
+
Legende :
B e i d e A u f n a h m e n auf gle i c h e r
Fläche
Ka l k a r e r M oor bei Eus k i r c h e n
D a t u m der Aufnahmen: Nr. 1: 5.7.74
(W. Schumacher)
N r . 2: 1.7.84 (Autor)
140
30
r
r
+
+
+
+
im
©Floristisch-soziologische Arbeitsgemeinschaft; www.tuexenia.de; download unter www.zobodat.at
Untersuchungen zur Soziologie dieser in der Eifel sehr seltenen
Bestände müssen zeigen, ob möglicherweise von einer Blysmus compressus-Assoziation des Caricion davallianae gesprochen werden
kann, oder ob es sich hier um eine Ausbildung des Blysmo-Juncetum
compressi handelt.
O r c h i o - S c h o e n e t u m
1957 (Tabelle 7)
Orchideen-Kopfriedsumpf
n i g r i c a n t i s
Oberd.
Der sehr seltene Orchideen-Kopfriedsumpf ist in der Eifel nur aus
dem Kalkarer Moor bekannt. Nach SCHUMACHER (mdl.) wurde die Asso
ziationskennart Schoenus nigricans erst gegen 1950 aus dem in der
niederrheinischen Bucht gelegenen Ginnicker Bruch, in dem die
Gesellschaft ebenfalls vorkommt, eingeschleppt.
Die vor allem im Alpenvorland vertretene Assoziation kommt im
Kalkarer Moor nur fragmentarisch vor. Der relativ niedrige Grund
wasserstand des Gebietes führt zum verstärkten Vorkommen von
Wechselfeuchtezeigern. OBERDÖRFER (1977) sieht das Auftreten von
Molinietalia-Arten in dieser Gesellschaft nicht nur unter dem As
pekt anthropogener Beeinflussung sondern auch unter klimatischen
Gesichtspunkten; denn das Orchio-Schoenetum nigricantis kommt vor
allem in sommerwarmen Gebieten wie dem Oberrhein-Graben, warmen
Tälern der Alpen und dem nördlichen Alpenvorland vor. An diesen
Wuchsorten kann es wegen der größeren Sommertrockenheit zu einer
zeitweiligen Oberflächenaustrocknung (OBERDÖRFER 1977) kommen,
die zum natürlichen Auftreten von Wechselfeuchtezeigern führt.
Die 1974 von SCHUMACHER erstellte Aufnahme 1 weist für Schoenus
nigricans noch hohe Deckungsgrade aus. Andere Caricion davallianae-Arten sind mit nur geringer Individuenzahl vertreten. In der
Aufnahme von 1984 haben neben Schoenus nigricans weitere Kennar
ten des Caricion davallianae deutlich gegenüber der zehn Jahre
älteren Aufnahme 1 abgenommen. Vor allem Kennarten der Ordnung
Molinietalia treten stärker hervor und prägen mit hochwüchsigen
Stauden das Erscheinungsbild der Gesellschaft. Der hohe Deckungs
grad von Molinia coerulea weist auf den stark abgesunkenen Grund
wasserstand hin, der auch für das Auftreten weiterer MolinietaliaArten verantwortlich sein dürfte.
K o n t a k t g e s e l l s c h a f t e n
Neben dem Cratoneurion commutati treten im Untersuchungsgebiet
vor allem Molinion- , Filipendulion- und Magnocaricion-GeSeilschaf
ten im Kontakt zu Kalksümpfen auf. Bei ausbleibender extensiver
Nutzung (Mahd oder Beweidung) können vor allem Molinion-Ge.Seil
schaften aus weniger nassen Randbereichen in die Caricion daval
lianae -Bestände eindringen und - wie oben erwähnt - diese inner
halb weniger Jahre unter bestimmten Voraussetzungen abbauen.
Magnocaricion- und Fi lipendu
n-Gesellschaf ten hingegen zeigen
nach den bisherigen Erfahrungen offenbar deutlich geringere Ten
denzen zum Abbau des Caricion davallianae.
3.
S c h u t z
-
u n d
P f l e g e m a ß n a h m e n
Kalksümpfe sind Wuchsorte einer großen Zahl seltener, gefährdeter
und ökologisch interessanter Arten, die auf Grund ihres engen
Spektrums anfällig gegenüber Störungen und daher im Schwinden be
griffen sind (SUCCOW 1971). In der Nordeifel konnte im Rahmen
floristisch-soziologischer Untersuchungen (SCHUMACHER 1977, 1983,
W. MÜLLER 1984) gezeigt werden, daß in diesem Gebiet insgesamt
noch etwa 45 Kalksümpfe vorhanden sind (W. MÜLLER & SCHUMACHER
1986). Damit liegt heute die Gesamtzahl der bekannten Vorkommen
deutlich höher als vor etwa 25 Jahren.
141
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Erfreulicherweise sind im nordrhein-westfälischen Teil der Eifel
die meisten Kalksümpfe inzwischen unter Schutz gestellt oder im
Rahmen der Flurbereinigungsverfahren in die öffentliche Hand
überführt worden. In Rheinland-Pfalz laufen zur Zeit erste Maß
nahmen zur Sicherstellung der größten intakten Kalksümpfe an.
Eine Sicherstellung der Gebiete reicht jedoch im allgemeinen
nicht aus, um die Erhaltung dieser seltenen Biotope auf Dauer zu
gewährleisten. Die Kalksümpfe der Eifel unterliegen heute kaum
noch der ursprünglichen landwirtschaftlichen Nutzung als Mäh
oder Streuwiese, so daß vor allem Hochstauden und Pfeifengras in
die Kleinseggenriede eindringen und die konkurrenzschwachen Arten
verdrängen.
Zum Schutz der noch verbliebenen Kalksümpfe müssen daher Pflege
maßnahmen durchgeführt werden, welche die ursprüngliche Bewirt
schaftung ersetzen können. In Nordrhein-Westfalen werden seit ca.
5 Jahren die wertvollsten Kalksümpfe von ehrenamtlichen Natur
schützern und Angestellten der Kommunen und Kreise im Rahmen von
Pflegemaßnahmen sowie seit 1985 im Rahmen eines Programmes zur
Extensivierung der Landwirtschaft auch von interessierten Land
wirten gepflegt. Wichtig ist eine einschürige Mahd im August-Sep
tember mit Einachsmähern oder Freischneidegeräten, wobei das an
fallende Mähgut zusammengerecht und abtransportiert werden muß.
Diese Maßnahme hat sich als recht wirkungsvoll erwiesen, da auf
diese Weise das Verfilzen der Krautschicht verhindert wird und
gleichzeitig Hochstauden und Pfeifengras zurückgedrängt werden
können. Diese reagieren besonders empfindlich, wenn eine solche
Mahd bereits im Sommer durchgeführt wird.
Es bleibt zu hoffen, daß die zum Teil überregional bedeutsamen
Vorkommen der Eifel-Kalksümpfe wirksam geschützt und durch sorg
fältige Pflege dauerhaft erhalten werden.
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Anschrift des Verfassers:
Walter F. Müller
Institut für Landwirtschaftliche Botanik
Abteilung für Geobotanik und Naturschutz
Meckenheimer Allee 176
D - 5300 Bonn
143
ZOBODAT - www.zobodat.at
Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database
Digitale Literatur/Digital Literature
Zeitschrift/Journal: Tuexenia - Mitteilungen der Floristischsoziologischen Arbeitsgemeinschaft
Jahr/Year: 1986
Band/Volume: NS_6
Autor(en)/Author(s): Müller Walter F.
Artikel/Article: Floristisch - vegetationskundliche Untersuchungen an
Pflanzengesellschaften des Caricion davallianae Klika 1934 in der
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